Nie wieder Schüsse auf dem Campus
Unmittelbar nach dem Schulmassaker vom 14. Februar in Parkland, Florida, bei dem drei Lehrer und vierzehn SchülerInnen getötet wurden, hat sich eine Gruppe von Überlebenden zu einer politischen Bewegung gegen Waffengewalt namens Never Again (Nie wieder) zusammengeschlossen. Die jungen AktivistInnen mussten so rasch handeln, weil sie wussten, dass das Medieninteresse an ihrer Tragödie nur kurz anhalten würde.
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Zwei der überlebenden 17-jährigen Schüler David Hogg und Cameron Kasky, die am 24. März einen Marsch auf Washington vorbereiten.
Die VertreterInnen der neuen Antiwaffenbewegung sind gewissermassen Profis, was Massenerschiessungen in US-Bildungseinrichtungen angeht. Sie kennen nichts anderes. Viele von ihnen waren noch gar nicht geboren, als im April 1999 zwei Schüler an der Columbine High School im US-Bundesstaat Colorado dreizehn Menschen töteten. Seither sind solche Schulschiessereien im US-Alltag traurige Routine geworden. Erst kommt jeweils das grosse Entsetzen nach dem Blutbad, dann folgt das kollektive Achselzucken von Politik und Medien: Da kann man leider nichts machen.
Massaker als Routine
Die AugenzeugInnen des Massakers von Parkland wollten diese Gleichgültigkeit nicht länger hinnehmen. Leidenschaftlich, sachkundig und kommunikationsgewandt starteten sie ihre Kampagne gegen Waffengewalt. Innerhalb kurzer Zeit hatte #NeverAgain rund drei Millionen US-Dollar gesammelt. Auf Twitter verzeichneten sie bald doppelt so viele FollowerInnen wie die mächtige Waffenlobbyorganisation National Rifle Association (NRA). Als Reaktion darauf haben bereits etliche US-amerikanische Fluglinien, Autovermieter, Versicherungen und Banken ihre Privilegien für NRA-Mitglieder aufgehoben. Die Verbindung zur Waffenlobby ist offenbar anrüchig geworden.
Wieso eigentlich erst jetzt? Schliesslich sind die WaffennärrInnen auch in den USA eine numerische Minderheit. Zwei Drittel der Bevölkerung sprechen sich in Umfragen regelmässig für strengere Kontrollen aus. Doch der Fanatismus des dritten Drittels, die Waffenindustrie, vertreten durch die NRA, und die Stimmen der mit Waffengeld gekauften PolitikerInnen verhindern seit Jahrzehnten pragmatische Lösungen und Kompromisse. Die NRA hatte im Kongress sogar durchsetzen können, dass der Forschung zu Waffengewalt Subventionen entzogen wurden und dass mit Staatsgeldern keine Werbung für Waffenkontrolle gemacht werdendarf. Die Datenlage zum persönlichen Waffenbesitz ist bewusst äusserst lückenhaft gehalten. Jedes Auto muss säuberlich registriert werden, neue FahrzeuglenkerInnen werden selbstverständlich geprüft. Bezüglich Waffen gibt es so gut wie keine Vorschriften. Auch nicht für die etwa fünfzehn Millionen Sturmgewehre, die sich zurzeit im Umlauf befinden.
Den harten Kern der WaffenfanatikerInnen werden die SchülerInnen aus Parkland kaum erreichen. Eine Waffenschau in Florida nur zehn Tage nach dem Massaker verzeichnete einen BesucherInnenrekord, wie das nach solchen Tragödien leider üblich ist, weil die Leute allfällige Einschränkungen ihrer totalen Waffenfreiheit befürchten. Präsident Donald Trump selbst entpuppte sich nach erstem Zögern als treue Stimme seines NRA-Herrn und verbreitete mit frischer Begeisterung eine alte Lieblingsidee der Waffenlobby: die Militarisierung der Schulen und die Bewaffnung zumindest eines Teils der LehrerInnen.
Die Opferrolle überwinden
Eine Woche nach der Tat waren SchülerInnen aus Parkland nach Tallahassee gereist, um eine Parlamentsdebatte zum Thema Waffengesetzreform mitzuverfolgen. Einige der Jugendlichen wischten sich Tränen ab, als die PolitikerInnen unbeeindruckt von der jüngsten Tragödie jegliche Verschärfung der Gesetze ablehnten. Nun erhielten sie Unterstützung von unerwarteter Seite. Am Mittwoch gab einer der grössten US-Waffenhändler bekannt, er werde den Verkauf von Sturmgewehren ganz einstellen und keine Waffen an unter 21-Jährige mehr abgeben. Und zwar aus Solidarität mit den Parkland Kids.
Für den 24. März ist ein nationaler Protestmarsch in Washington D. C. geplant. Ob die Bewegung darüber hinaus Bestand hat und wie sehr sie auf die Zwischenwahlen im Herbst Einfluss nehmen kann, ist schwer vorauszusehen. Die starken persönlichen Gefühle, die das politische Engagement in diesen ersten Wochen antrieben, werden ermüden. Andere Themen und Probleme und vielleicht sogar neue Bewegungen werden auf die politische Bühne der USA drängen. Doch das kann auch eine Stärke sein.
#NeverAgain ist nicht in einem politischen Vakuum entstanden, sondern im Umfeld von Bewegungen wie Occupy und Black Lives Matter. Die Bewegung stützt sich auf den Aktivismus der Dreamers, dieser über drei Millionen jungen Menschen, die als Kinder undokumentiert in die USA gekommen sind und denen nun die Ausweisung droht. Und unvergessen ist auch der Widerstand gegen umweltgefährdende Ölleitungen im IndianerInnenreservat Standing Rock.
Alle diese Bürgerrechtsbewegungen haben den Boden für #NeverAgain bereitet. Doch keine Gruppierung ist in dieser Hinsicht wohl bedeutsamer als #MeToo. Nicht zufällig überwiesen Promis aus dem #MeToo-Zentrum Hollywood wie Oprah Winfrey und Steven Spielberg als Erste 500 000-US-Dollar-Spenden an die neue Bewegung. Hier wie dort haben Direktbetroffene ihre Opferrolle überwunden und den gesellschaftlichen Notstand hinter ihrer persönlichen Erfahrung aufgedeckt
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Dieser Text erschien erstmals in der WochenZeitung.
Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors
Keine
Aus folgendem Artikel sei zitiert:
https://www.rubikon.news/artikel/progressive-kriegstreiber
"An Teilproblemen orientierte Protestbewegungen – zum Schutz der Umwelt, gegen die Globalisierung, für den Frieden, für die Rechte von Frauen, Schwulen, Lesben, Bi- und Transsexuellen – werden gezielt und großzügig gefördert, um eine Massenbewegung gegen den globalen Kapitalismus zu verhindern."
–> Durch das Unterstützen kleiner Splittergruppen verlieren wir das Zusammengehörigkeitsgefühl, das nötig wäre, um die Nutzniesser der bestehenden Ordnung zur Rechenschaft zu ziehen und daran langfristig etwas zu ändern, dass die wenigen Superreichen immer reicher werden (vor allem durch von ihnen selbst herbeigeführte Kriege) und die Armen immer ärmer werden, denn darum geht es doch im Endeffekt, oder?
Dass diese Atomisierung der Bevölkerung nicht nur zufällige Begleiterscheinung des Systems ist, sondern von Anfang an gezielt von «den Herrschenden», mit dem Ziel ihre eigene Machtposition zu zementieren, so vorbereitet wurde, hat Professor Rainer Mausfeld von der Universität Kiel für uns anhand von historischen Fakten aufgearbeitet:
https://www.youtube.com/watch?v=Rx5SZrOsb6M
U.a. 2 größe Probleme gibt es in der USA.
1. Die Massenschießereien
https://www.massshootingtracker.org/data
Schießereien 2018
http://www.gunviolencearchive.org/reports/mass-shooting
Schießereien 2017
http://www.gunviolencearchive.org/reports/mass-shooting?year=2017
Karte dazu
http://www.gunviolencearchive.org/charts-and-maps
2. Die Abhängigkeit von billigen Schmerzmitteln auf Opium
http://www.deutschlandfunk.de/opioidkrise-in-den-usa-die-betaeubte-nation.724.de.html?dram:article_id=399032
Das bekanntes Opfer ist Prince Roger Nelson !
https://de.wikipedia.org/wiki/Prince
An irgendeiner Stelle muss man sparen. Für die 3 Kriege in Irak, Afghanistan und Libyen, wird mit Kosten von mehr als 8 Billionen US$ gerechnet.
8 Billionen alleine für die USA versteht sich.
siehe dazu
http://watson.brown.edu/costsofwar/papers/summary
"The cost of the Iraq, Afghanistan, Pakistan, and Syria wars totals about $5.6 trillion. This does not include future interest costs on borrowing for the wars, which will add an estimated $8 trillion through 2054."