Medien schüren Kriegsstimmung gegen Iran
Am 1. Oktober hatte «New York Times»-Kolumnist Bret Stephens den Ton vorgegeben. Der Titel seines Frontseite-Beitrags lautete (Infosperber hatte darüber berichtet):
«Wir müssen unbedingt in den Iran eskalieren […] Angefangene Kriege müssen bis zu einem eindeutigen Sieg fertiggekämpft werden.»
In der «Sonntags-Zeitung» vom 6. Oktober 2024 forderte Markus Somm:
«Die Atomanlagen im Iran müssen zerstört werden, solange das noch möglich ist – nie war die Gelegenheit günstiger. Die 181 Raketen rechtfertigen jeden Gegenschlag.»
Der Münchner «Merkur» titelte am gleichen Tag:
«Es ist an der Zeit, Irans Nuklearanlagen zu vernichten.»
Auf der Titelseite der «NZZ» verkündete Chefredaktor Eric Gujer am 5. Oktober 2024 mit grossen Buchstaben:
«Die Zeit der Mässigung ist vorbei»
Im seinem Leitartikel meinte Gujer, seit den «erfolgreichen Schlägen gegen die Hamas und den Hisbollah» habe «Israel Spielraum gewonnen». Seine technologische, nachrichtendienstliche und militärische Übermacht seien erdrückend:
«Der Gedanke ist so verführerisch wie gefährlich, ein für alle Mal mit dem Regime in Teheran aufzuräumen.»
Gujer folgerte daraus:
«Für den Nahen Osten ist der Moment der Wahrheit gekommen […] Im Nahen Osten tanzen die Machtverhältnisse.»
Zwei Tage später, am 7. Oktober, stand für die NZZ fest:
«Israel steht vor Krieg mit Iran»
Israel kämpfe nicht nur im Gazastreifen und im Libanon, «sondern steht kurz vor einem grossen Krieg mit der Regionalmacht Iran».
Einen Tag später, am 8. Oktober, wusste Georg Häsler, der in der NZZ konsequent den Standpunkt der Nato vertritt und regelmässig zum Aufrüsten aufruft:
«Die Eskalation in Nahost ist kalkuliert […] Israel scheint einem Operationsplan zu folgen.»
Die USA hätten einen Flugzeugträger mit Begleitschiffen in den Nahen Osten entsandt: «Israel hätte damit für eine Luftoffensive gegen Iran die Rückendeckung der USA.» Das strategische Ziel Israels sei, die einzige Atommacht in der Region zu bleiben. Häsler weiss noch mehr: «Der israelische Operationsplan dürfte das Zeitfenster der Eskalation gezielt auf das Ende der Amtszeit von US-Präsident Joe Biden gelegt haben.»
In einem Gastbeitrag auf der Titelseite der «New York Times» erklärte Israels früherer Verteidigungsminister – und im Juli 2024 aus dem Kriegskabinett Israels ausgeschiedene – Benny Gantz am 7. Oktober 2024:
«Jetzt ist der Moment gekommen, gegen Iran vorzugehen.»
Der SRF-Tagesschau kann es nicht schnell genug gehen. Am 10. Oktober 2024 verbreitete sie die Schlagzeile:
«Israels Vergeltungsschlag gegen Iran lässt auf sich warten»
In Talkshows im deutschsprachigen Fernsehen wird nicht mehr darüber diskutiert, ob Israel mit Hilfe der USA den Iran angreifen soll, sondern fast nur noch über die verschiedenen Angriffsziele: Die Atomanlagen oder doch nur die näher gelegenen Erdöl-Installationen? Oder ein Schlag gegen die Führung der Revolutionsgarden und deren Eliteeinheit der Quds?
Eine Zerstörung von Erdöl-Anlagen hätte weltweite Folgen
Die Preise von Benzin, Heizöl, Schweröl, Düngemitteln und Plastik würden spekulativ in die Höhe klettern. Betroffen wären in erster Linie afrikanische Länder sowie China, welches gegenwärtig das meiste Öl Irans importiert. Profitieren würden die Erdölkonzerne und die USA, welche ihr Fracking-Öl noch teurer exportieren könnten. Der grösste Profiteur wäre allerdings ausgerechnet Russland. Es könnte sein Öl teurer verkaufen, seinen Krieg finanzieren und auch Iran noch stärker unterstützen..
Vereinfachte Schuldzuweisungen
In Kriegszeiten neigen Aggressoren dazu, die Gegenseite als besonders gefährlich darzustellen. Im Fall Israels verbreiten westliche Think-Tanks, finanziert durch Rüstungskonzerne und das Pentagon, Narrative, die Iran als Drahtzieher sämtlicher Aktionen der Hisbollah und Huthis darstellen und verantwortlich macht. Diese Vereinfachung ignoriert die kulturellen Unterschiede zwischen diesen Gruppen.
Unbestreitbar finanziert Iran die ebenfalls schiitischen Kampftruppen der Hisbollah und der Huthis und versorgt sie mit Waffen. Doch diese als einfache Befehlsempfänger Irans darzustellen, greift zu kurz. Die Schiiten haben untereinander ähnlich viele Konflikte und Strömungen wie die Sunniten oder die Christen.
Ähnlich könnte man die USA für alle Vergehen ihrer militärisch unterstützten Verbündeten Ägypten oder Saudi-Arabien verantwortlich machen.
Verhandlungsangebot in den Wind geschlagen
Die Erzählung, Iran strebe seit jeher die Vernichtung Israels an, übergeht, dass es westliche Sanktionen waren, welche die Hardliner in Iran gestärkt haben. Westliche Sanktionen waren wesentlich daran beteiligt, dass sich die radikalen Kräfte in Iran gegen die gemässigten durchsetzen konnten. Schon 1995 hatte die Clinton-Regierung scharfe Sanktionen verhängt, obwohl Iran damals keine militärische Bedrohung darstellte. Das Land war schwer geschwächt durch den langen Krieg mit dem Irak.
Im Jahr 2003, kurz nach dem Sturz des irakischen Diktators Saddam Hussein, bot Iran unter dem reformorientierten Präsidenten Mohammad Khatami den USA ein weitreichendes Verhandlungsangebot an. Es ist heute als «Teheraner Verhandlungsangebot» bekannt. Das Angebot, welches die Schweizer Botschaft in Teheran der US-Regierung übermittelte, hätte die Beziehungen zwischen den beiden Ländern deutlich verbessern können. Iran hätte Israel im Rahmen einer Zweistaatenlösung als Staat anerkannt.*
Nahostexperte Michael Lüders kommentierte in seinem Buch «Krieg ohne Ende?»:
«Wäre Washington auf diesen konstruktiven Vorschlag eingegangen, könnten Hunderttausende Menschen noch leben. Doch israelische Politiker, die AIPAC und andere proisraelische Lobbygruppen setzten alle Hebel in Bewegung, um sowohl die Regierung Clinton als auch die Regierung Bush von Verhandlungen mit dem Iran abzuhalten, und sie setzten sich in fast allen Fällen durch.**»
Israel tat fast immer alles, um eine Zweitstaatenlösung zu verhindern. Der Atomvertrag von 2015 («Joint Comprehensive Plan of Action») brachte das letzte Mal etwas Hoffnung, aber Präsident Donald Trump stieg drei Jahre später vom Vertrag aus.
Selten wird darüber informiert, dass die Likudpartei, als sie im Jahr 1977 zum ersten Mal an die Macht kam, in ihrem Parteiprogramm festschrieb:
«Zwischen dem Mittelmeer und dem Jordanfluss wird es nur eine israelische Souveränität geben.»
Das schliesst eine Zweistaatenlösung aus. Seither ist die Likudpartei dabeigeblieben, zwischen dem Jordan bis zum Meer keine territorialen Zugeständnisse einzugehen. Diese Haltung gründet auf historischen, sicherheitspolitischen und ideologischen Überzeugungen, die tief in der Parteigeschichte und -philosophie verwurzelt sind.
Militärisch und finanziell bleibt Israel von den USA abhängig. Der Nahostexperte Ali Fathollah-Nejad betont: «Ohne gelbes oder grünes Licht aus Washington sind manche israelische Aktionen undenkbar.»
Öffentliche Mobilisierung für die Kriege in Afghanistan und Irak
Afghanistan
Neben dem Verfolgen von angeblichen Al-Qaida-Drahtziehern des Attentats von 9/11, dem Bekämpfen von Terroristen im «Krieg gegen den Terror» und der Erhaltung der Sicherheit der USA gaukelte der militärisch-industrielle Komplex der Öffentlichkeit vor, es ginge auch um die Rechte der unterdrückten Frauen, um Menschenrechte allgemein, um Demokratie sowie um das Zerstören des Opium-Geschäfts.
Im Vorfeld des Nato-Angriffs auf Afghanistan im Jahr 2001 waren westliche Medien voller Erzählungen über Missstände in Afghanistan.
Resultat: 240’000 Tote und mehr als doppelt so viele Verwundete.
Irak
Die US-Regierung präsentierte der nationalen und internationalen Öffentlichkeit folgende Erzählungen:
Der irakische Diktator Saddam Hussein verfüge über chemische, biologische und möglicherweise nukleare Waffen. Diese Waffen seien eine unmittelbare Bedrohung für die USA und ihre Verbündeten.
Zudem unterhalte der Irak Verbindungen zu terroristischen Gruppen wie Al-Qaida und unterstütze diese möglicherweise. Präsident Bush und seine Berater versuchten, eine Verbindung zwischen dem irakischen Regime und den Terroranschlägen von 9/11 herzustellen, obwohl es dafür keine Beweise gab.
Ausserdem gaukelten die US-Regierung und «Think-Tanks» des militärisch-industriellen Komplexes vor, mit einem Regimewechsel könne im Irak eine Demokratie eingeführt werden. Ein demokratischer Irak könne «ein Modell für die gesamte Region werden und den Nahen Osten stabilisieren» – so beispielsweise Verteidigungsminister Donald Rumsfeld und Vizepräsident Dick Cheney.
Die Befreiung des irakischen Volkes von Saddam Husseins brutaler Herrschaft sei deshalb ein humanitäres Ziel und eine moralische Verpflichtung der USA. Das Regime war für massive Menschenrechtsverletzungen, wie den Chemieangriff gegen die kurdische Bevölkerung, bekannt. Die USA präsentierten den Krieg als eine Chance, das irakische Volk von einer Tyrannei zu befreien.
Man stellte den Krieg auch als präventive Massnahme dar, um zukünftige Konflikte und Bedrohungen in der Region zu verhindern.
Im Vorfeld des Einmarschs in Irak im Jahr 2003 waren westliche Medien voller Erzählungen über Missstände im Irak und über die hohe Wahrscheinlichkeit, dass Saddam Hussein über chemische, biologische und möglicherweise nukleare Waffen verfüge.
Resultat: 190’000 Tote und mehr als doppelt so viele Verwundete.
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FUSSNOTEN
* Inhalt des iranischen Verhandlungsangebots im Jahr 2003
Das Verhandlungsangebot des Iran umfasste mehrere bedeutende Punkte, darunter:
1. Nuklearprogramm:
Der Iran war bereit, sein Atomprogramm transparent zu machen und in vollem Umfang mit der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) zusammenzuarbeiten, um Bedenken hinsichtlich der Entwicklung von Atomwaffen auszuräumen.
2. Terrorismus und Qaida:
Der Iran bot an, terroristische Organisationen, einschliesslich der Hisbollah und palästinensischer Gruppen wie Hamas und Islamischer Dschihad, nicht mehr zu unterstützen, wenn sie von iranischem Boden aus operieren. Iran würde auch Druck auf diese Organisationen ausüben, keine Anschläge auf israelische Zivilisten mehr auszuüben. Darüber hinaus bot der Iran die Zusammenarbeit im Kampf gegen Al-Qaida an. Der Iran hatte bereits zuvor einige Mitglieder von Al-Qaida verhaftet und war zu weiteren Massnahmen bereit.
3. Nahost-Friedensprozess und Anerkennung Israels:
Ein besonders bemerkenswerter Punkt war die Bereitschaft des Iran, den arabischen Friedensplan (bekannt als die «Zwei-Staaten-Lösung») zu akzeptieren, der die Anerkennung Israels und die Schaffung eines unabhängigen palästinensischen Staates vorsah. Dies wäre ein bedeutender Schritt gewesen, da die offizielle iranische Politik zu diesem Zeitpunkt (und bis heute) die Ablehnung der Existenz Israels war.
4. Unterstützung für Irak und Afghanistan:
Der Iran bot an, bei der Stabilisierung des Iraks und Afghanistans zu helfen. Dies hätte die Zusammenarbeit bei der Bekämpfung der Taliban in Afghanistan und der Unterstützung der neuen irakischen Regierung nach dem Sturz Saddam Husseins bedeutet.
5. Beziehungen zwischen den USA und Iran:
Der Iran signalisierte seine Bereitschaft, direkte diplomatische Beziehungen mit den USA aufzunehmen und Schritte zur Normalisierung der Beziehungen zu unternehmen. Dies wäre ein historischer Schritt gewesen, da die diplomatischen Beziehungen zwischen beiden Ländern seit der Geiselnahme in der US-Botschaft in Teheran 1979 abgebrochen waren.
Die Reaktion der USA
Trotz des weitreichenden Angebots wurde es von der US-Regierung unter Präsident George W. Bush ignoriert. Zu dieser Zeit war die US-Regierung stark auf ihre militärischen Erfolge im Irak und Afghanistan fokussiert und verfolgte eine harte Linie gegenüber dem Iran. Elemente der US-Regierung, insbesondere Vizepräsident Dick Cheney und Verteidigungsminister Donald Rumsfeld, bevorzugten eine aggressive Haltung gegenüber dem Iran und betrachteten das Regime als Teil der «Achse des Bösen». Das Angebot wurde als unglaubwürdig oder unzureichend betrachtet.
Zusätzlich gab es in Washington den Glauben, dass der Iran aufgrund der Schwäche nach der US-Intervention im Irak gezwungen wäre, in Zukunft ohne Verhandlungen nachzugeben. Diese Annahmen erwiesen sich jedoch als falsch, und die Spannungen zwischen den USA und dem Iran nahmen in den folgenden Jahren weiter zu.
Das Teheraner Verhandlungsangebot von 2003 wird oft als verpasste Chance betrachtet, die Beziehungen zwischen den USA und dem Iran grundlegend zu verbessern und möglicherweise einige der Konflikte zu vermeiden, die in den folgenden Jahrzehnten auftraten. Obwohl das Angebot aus heutiger Sicht bemerkenswerte Zugeständnisse enthielt, entschied sich die US-Regierung damals, es zu ignorieren, was den Grundstein für die anhaltenden Spannungen legte.
**Vergleiche John J. Mearsheimer/Stephen M. Walt: «Die Israel-Lobby. Wie die amerikanische Aussenpolitik beeinflusst wird», Franfurt am Main 2007, S. 396
Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors
Keine
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Meinungen in Beiträgen auf Infosperber entsprechen jeweils den persönlichen Einschätzungen der Autorin oder des Autors.
Solange die us-amerikanischen Märchenonkels die Meinungslandschaft total dominieren, wird die geneigte Öffentlichkeit den Lügen wie so oft auch Glauben schenken. Ist doch die Teheraner Mullah-Regierung kein Sympathieträger, genausowenig wie der Irak unter Hussein, Afghanistan unter den Taliban und Serbien mit Milosevic. Der aggressive US-Imperialismus sucht sich stets außenpolitisch und medial isolierte Zwerge als Gegner. Falls sie doch Sympathien genießen wie einst Allende oder Castro, wird die Wirtschaft ruiniert. Das Muster ist immer gleich. Gujer, von bürgerlich bis anarchistisch, von links bis rechts, stehen bereit, zu sekundieren. Gujer mit seiner vermeintlich bieder-bürgerlichen Art ist ein Beispiel, wie sehr sich die us-amerikanische Propaganda erfolgreich in die Mitte der Gesellschaft gefressen hat.
►Weltwoche 13.9.2024: Pentagon prüft: Welche Auswirkungen hat ein Atomkrieg für Europa
►Friedensnobelpreisträger Präsident Barack Obama, der sieben Kriege geführt hat und in einer Rede vor der Militärakademie in Westpoint die USA als die «einzige unverzichtbare Nation» bezeichnete. (Globalbridge.ch 18.7.2024 titelt: Langzeitstrategie und unipolarer Anspruch der USA: «Zum Teufel mit dem Rest der Welt»)
►Buch «Verhängnisvolle Freundschaft – Wie die USA Europa eroberten» Wolfgang Bittner. Globalbridge.ch (29.7.2023 zwischentitelt: «State Department: Anspruch auf jeden Winkel der Erde»
Journalisten befürworten, dass Israel den Iran angreift. Der Krieg im Gazastreifen und im Libanon ist schon furchtbar genug. Das Stockholmer Friedensforschungsinstitut Sipri hat kürzlich dargelegt, wie drei Länder der weltweit zehn grössten Waffenexporteure ‒ die USA, Deutschland und Italien ‒ im Zeitraum 2019 bis 2023 grosse Waffen an Israel geliefert haben. Grossbritannien, Frankreich und Spanien steuerten, wie viele weitere Länder auch, militärische Komponenten, bei. Ohne diese Kriegsmateriallieferungen könnte Israel im Gazastreifen und jetzt im Libanon nicht Krieg führen. Die USA, Deutschland und Italien sind im Gaza- und dem Krieg im Libanon mit ihren Waffenlieferungen Kriegsparteien
Die USA, Deutschland und Italien sind gute Kunden der Rüstungsindustrie in der Schweiz. Die USA, Deutschland und Italien sind heute mit ihren Waffenlieferungen an Israel Kriegsparteien. Waffen aus der Schweiz dürften laut dem Kriegsmaterialgesetz nicht an solche Staaten geliefert werden.
Artikel schreiben allein wird die Adressaten nicht erreichen und wenn doch, nicht umstimmen. Dazu kommt, dass wir es in Europa (EU plus Schweiz) mit einer sehr dynamischen Umgestaltung der Parteienlandschaft zu tun haben. In Deutschland positionieren sich AfD und BSW inzwischen als Anti-Kriegsparteien, während sich CDU/CSU, Grüne, FDP und SPD im Sinne von Deutschlands Westbindung verharren.
Anklagen gegen Israel und die USA alleine bewirken nichts. Russland, China und Iran betreiben die gleiche expansionistische Politik wie die USA. Oder anders gesagt: Beide Seiten meinen, dass Angriff die beste Verteidigung sei, und ein Sieg die Grundprobleme lösen würde.
Die Folgen: Millionen Menschen werden wieder auf der Flucht sein.
Daher müssen die Bürger Europas zu Millionen auf die Straße gehen und von a l l e n Staaten mit Vetorecht im Sicherheitsrat u n d den gegenwärtigen Kriegsparteien Deeskalation fordern.
Die Lunte brennt.
Alle wahren Freunde Israels müssten laut aufschreien. Putin hat sich bei seinem Angriff auf die Ukraine verschätzt. Was, wenn sich Israel ebenfalls verrechnet? Russland konnte sich ein Scheitern leisten. Israel müsste wohl tatsächlich «bis zum Ende» kämpfen. Ein Scheitern wäre das Ende des Staates. Was aber hiesse in diesem Fall «bis zum Ende»? Nichts anderes als der Einsatz von Atomwaffen.
Sind die denn alle vollkommen irre?
… und wieder wird eine Hochkultur zerstört werden…
… und wie immer können wir normal Sterblichen nichts dagegen unternehmen…
… nur werden wir den Preis dafür zu bezahlen haben…
… wir rennen sehenden Auges und mit gebundenen Händen in unseren Untergang…
Natürlich wünsche sich einige Journalisten und Kommentatoren einen Angriff auf den Iran, andere warnen auch davor oder lehnen den Krieg grundsätzlich ab. Ein Regime, das vorzugsweise Teenager ins Jenseits prügelt, einen nicht geringen Teil der eigenen Bevölkerung drangsaliert und Frauen- und Menschenrechte mit Füssen tritt, erfreut sich nun mal keiner grossen Beliebtheit.
«Unbestreitbar finanziert Iran die ebenfalls schiitischen Kampftruppen der Hisbollah und der Huthis und versorgt sie mit Waffen», schreibt Herr Gasche. Ja, genau, ob sie nun immer einer Meinung sind oder nicht, ist völlig nebensächlich und sicher auch nicht zu erwarten. Das Regime in Teheran schön zu reden, finde ich völlig seltsam.
Woher wissen sie, dass das sogenannte «Teheraner Verhandlungsangebot» vor allem aus den von ihnen aufgezählten Gründen nicht weiterverfolgt wurde? Weshalb denken sie, dass Wort in diesem Zusammenhang das bedeuten, was mit ihnen gesagt wird?
«Wir müssen unbedingt in den Iran eskalieren […] Angefangene Kriege müssen bis zu einem eindeutigen Sieg fertiggekämpft werden.» sagte einer, der aus einem Land kommt, das sämtliche Kriege der letzten 50 Jahre verloren hat. Und dabei einzelne Regionen der Erde so instabil gemamcht hat, dass hundertausende Tote und Milliarden USD Schäden daraus folgerten.
Grundsätzlich gebe ich Ihnen recht.
an einem Punkt stimme ich Ihnen nicht zu.
Sie schreiben: ein Land, das sämtliche Kriege der letzten 50 Jahre verloren hat.
Es stimmt, dass die USA die Kriege auf dem Schlachtfeld verloren hat.
Finanziell zahlen sich jedoch die Kriege der USA langfristig gesehen immer aus.
oft gibt es auch ganz rasche Gewinne, wie im Casino.
das läuft dann direkt über Rüstungsexporte.
Der aussenpolitische Mechanismus der USA ist viel besser und raffinierter, als sie sich das denken.
Das oberste Ziel der USA ist es, Geld zu verdienen.
Dazu dienen die Kriege.
«Es ist an der Zeit, Irans Nuklearanlagen zu vernichten.» Man könnte den Satz genau so gut umdrehen und sagen, dass es Zeit sei, Israels Nuklearanlagen zu vernichten. Aber da redet dann die grosse, ‹friedliche› Weltmacht USA noch mit.
Hervorragender Artikel. Einmal mehr, Infosperber sieht, was andere übersehen. (Besser wäre noch: verschweigen [wollen]).
Die multiplen, elendiglichen Kriegstreiber geben ein düsteres Bild des sogenannten «Wertewestens» wider, dessen politischer Verstand offensichtlich die Vernunft verloren hat. Um aufzuzeigen, wo die Sympathien und Verachtungen hingehen müssen, ohne dabei ein eindeutiges Bild von Gut und Böse zu suggerieren, möchte ich bei dieser Gelegenheit als ein geradezu «Muss» die beiden Filme empfehlen: «Atrocity Inc. How Israel Sells Its Destruction Of Gaza» von Max Blumenthal und «Investigating war crimes in Gaza / Al Jazeera Investigations».
Auch bei internationalen Themen ist Herr Gasche einer der besten, sachkundigsten, mutigsten und aufrichtigsten Journalisten der Schweiz. Infosperber ist ein wahrer Leuchtturm in der leider zunehmend trüben Schweizer Medienlandschaft. Ich sage Danke.
Da wollte ich, ich könnte einen Daumen hoch platzieren, ich bin absolut gleicher Meinung.
Deshalb zwei Punkte @ Herr Gasche
1. Danke!
2. Könnte man nicht überlegen, ob die Kommentarfunktion Daumen hoch/runter wieder eingeführt wird?
In einer Rede Anfang September sprach der israelische Premierminister Benjamin Netanyahu davon, dass man den sog. „Philadelphi Corridor“ (Grenze zwischen Ägypten und dem Gazastreifen), nicht verlassen werde. Dabei zeigte er eine Karte Israels, wo die Westbank nicht zu sehen war. Es war alles Israel. „From the river to the sea“? Quelle: „Netanyahu Philadelphi Speech“ googeln oder zB. den folgenden Satz bei Google eingeben und man kommt dabei auf einen Artikel der BBC, mit Bild. „Netanyahu doubles down on control of Gaza’s border with Egypt“
=>Uwe Mannke, Stuttgart am 10.10.2024:
zit.(«..Daher müssen die Bürger Europas zu Millionen auf die Straße gehen….»). Dem ist unbedingt zuzustimmen. Aber es geschieht nicht, jedenfalls nicht zu Millionen. Die Friedensdemo in Berlin am 3.10.2024 umfaßte ca 30.000, aber immerhin. Ich vermisse die konzertierte Aktion der europäischen Gewerkschaften. Denn sie könnten noch am ehesten die Menschen unter einer gemeinsamen Fahne versammeln – ihre Klientel ist es schließlich, die vor allem geopfert werden wird.
UND =>Daniel Wacek, Solothurn am 10.10.2024 :
zit.(«…Was aber hiesse in diesem Fall «bis zum Ende»? Nichts anderes als der Einsatz von Atomwaffen…»). Das ist in der Tat zu befürchten und vermutlich ist es das, wofür Israel eine Berechtigung zu schaffen sucht. Vergessen wir nicht, wer Israel überhaupt seine Militärstrategie ermöglicht und vergessen wir nicht, wer Atombomben auf eine Bevölkerung abgeworfen hat.
Ich kenne bis heute kein Forum, in dem alle Kommentarschreiber:innen derart einhellig einer Meinung sind, das ist ja gruselig. Kennt hier niemand den Zweifel? Im Artikel von Herrn Gasche wird in meiner Wahrnehmung vor allem behauptet, interpretiert und unterstellt (Zeitungstitel ausgenommen), mit Wissen im Sinne dieses Wortes über einen Sachverhalt hat das wenig zu tun. Sich auf andere Leute und ihrer Bücher zu berufen bringt ja auch wenig, da diese ebenfalls vor allem interpretieren, behaupten und unterstellen. Niemand sass beispielsweise in der Sitzung, in der der iranische Vorschlag diskutiert wurde oder hat das korrekte Protokoll erhalten, nehme ich an. Wenn ich lese, was hier geschrieben wird, sehe ich ausgeprägte Ressentiments ausschliesslich gegenüber den USA und Israel. Weshalb seid ihr euch eurer Meinung so sicher? Wir alle irren uns ja immer wieder.
Denjenigen die mit der US und israelischen Politik nicht einverstanden sind, müssen nicht von Ressentiments geprägt sein.
mir gefällt Ihr Einwand.
Sie haben recht, denn man sollte sich die Dinge und Vorgänge genau und analytisch anschauen, bevor man sich Urteile erlaubt.
=>Roland Gnädinger, Wil,am 11.10.2024 :
Ihr Kommentar hat viel Verständnis bei mir gefunden.Zu den Artikeln von infosperber selbst : m.M.n. sollte es nicht verwundern, wenn eine gewisse Tendenz beobachtet wird. infosperber will ja gerade die Themen auflegen, die in den Standardmedien «vernachlässigt» werden – was im Umkehrschluß bedeutet, daß dort eine bestimmte Tendenz «bevorzugt» wird die dann eben bei infosperber wenig aufgelegt wird. Sodann zu den Kommentaren : vergessen Sie bitte nicht, daß man ohne einen bestimmten Standpunkt keine Meinung haben kann – und das infosperber-forum ist – und kann nichts anderes sein – ein MEINUNGSFORUM .Bedenken Sie aber, wie wir normalen Bürger (weder Historiker noch Geheimdienstmitarbeiter) mühsam unsere Meinung erarbeiten müssen. Die KANN nur SEKTORAL sein. Sie unterstellen, daß damit andere Meinungen ausgeschlossen werden. Dem ist nicht so, es sei denn die Autoren schließen das aus. Sie sind gleichsam immer implizit akzeptiert.
die weltweiten kriege wären schnell zuende wenn die söhne der superreichen mit an die front müssten.
Globalbridge.ch (11.Okt.2024) titelt: «Die USA leisten mehr Militärhilfe an Israel als je zuvor»
Obwohl Dutzende von Staaten und zahlreiche Organisationen auch in den USA selber die noch amtierende Biden-Regierung auffordern, mehr Druck auf Israel auszuüben, um endlich einen Waffenstillstand zu erreichen (…).
Russischer Aussenminister Lawrow (Rede UN-Sicherheitsrat 16.7.2024):
Wir werden nicht in der Lage sein, die zunehmenden Konflikte zu lösen, wenn wir nicht ihre Ursachen verstehen. (…) Amerika, herrscht! Das ist die Ausrichtung der sogenannten «regelbasierten Ordnung», die eine direkte Bedrohung für den Multilateralismus und den internationalen Frieden darstellt.