Atomwaffen Eskalation

Am Schluss einer Eskalation des Krieges steht der Einsatz von Atomwaffen. © Montage Canova

Kräfte in der Ukraine wollen die USA in den Krieg verwickeln

Urs P. Gasche /  Das geht aus dem neusten Narrativ der CIA zur Nord-Stream hervor – wieder fehlen harte Beweise, aber Indizien verdichten sich.

Hohe US-Beamte befürchten, die USA könnten die Ukraine von einer rücksichtslosen Eskalation nicht abhalten. Das schrieb «The Nation» am 20. Juni und stützte sich auf Angaben der CIA, auf Dokumente, die von Jack Teixeira geleakt wurden sowie auf Informationen verschiedener Zeitungen. Schon Mitte Juni berichtete das «Wall Street Journal» (WSJ) unter dem Titel «Die USA haben die Ukraine vor einem Angriff auf Nord-Stream gewarnt», die CIA habe die Regierung Selensky davor gewarnt, die Pipelines anzugreifen.

«Die Zeit» berichtete am 13. Juni:

«Bereits im Sommer 2022 warnte die US-Regierung die Ukraine davor, die Gas-Pipeline zu sprengen. Kannte [auch] die deutsche Regierung den schwerwiegenden Verdacht?».

Weiter berichtete die Zeitung:

«Recherchen der ZEIT, des ARD-Magazins Kontraste, des SWR, des ARD-Hauptstadtbüros sowie des niederländischen Fernsehens NOS/Nieuwsuur zufolge warnte der US-Geheimdienst CIA die ukrainischen Behörden im Juni 2022 […] vor einer militärischen Operation gegen die auf dem Grund der Ostsee verlaufenden Gasröhren. Die Botschaft, welche die CIA auf Arbeitsebene überbrachte, habe sinngemäss gelautet: Don’t do it, tut es nicht. So schildern es mehrere Beteiligte aus verschiedenen Ländern mit Kenntnis des Vorgangs. Die CIA wollte sich auf Anfrage der ZEIT nicht äussern.»

Bereits vier Tage vor der «Zeit» informierte Infosperber über einen Bericht der «Washington Post», wonach Präsident Biden über den Anschlag auf die Nord-Stream-Pipeline informiert gewesen sei.

Laut neuen Angaben des «Wall Street Journal» hätten Akteure der Ukraine geplant, «den Angriff nach der Übung der NATO-Militärübung namens Baltic Ops durchzuführen, die in dem Gebiet oberhalb der Pipelines stattfand und am 17. Juni endete». Laut «The Nation» wollte die Ukraine den Angriff der NATO in die Schuhe schieben, «was leicht zu einem grösseren Konflikt hätte führen können». Und weiter:

«Sollte das neue CIA-Narrativ stimmen, so ergibt sich ein Schreckensszenario, in dem die USA mit der Ukraine einen Verbündeten haben, der zu einer rücksichtslosen, eskalierenden bewaffneten Aggression bereit ist. Wenn die CIA die Wahrheit sagt, könnten die USA verantwortlich werden für einen Krieg mit einem nuklearen Rivalen, der nicht mehr kontrolliert oder eingedämmt werden kann. Denn falls die USA oder die NATO eine Politik der Deeskalation verfolgen wollen, könnten sie leicht von ihrem Verbündeten ausgebremst werden.»

Präzedenzfälle in russischem Hoheitsgebiet

Die Sabotage von Nord-Stream-II wäre nicht das erste Mal, dass die Ukraine militärisch weiter geht, als es die USA für klug halten. US-Geheimdienste sorgten sich schon seit längerem «über aggressive Operationen der Ukraine, die den Krieg zu einem direkten Konflikt zwischen Russland und den USA und ihren NATO-Verbündeten eskalieren könnte», schrieb die «Washington Post» und erinnerte an einige Provokationen, die ein anderes Mal zu einer von den USA ungewollten Eskalation führen könnten:

«Nachdem im August in der Nähe von Moskau eine Autobombe Daria Dugina getötet hatte, ein Anschlag, der offenbar ihrem Vater galt – einem prominenten russischen Nationalisten, dessen Schriften dazu beigetragen hatten, das Narrativ des Kremls über die Ukraine zu prägen –, erklärten westliche Beamte, sie hätten Selensky deutlich gemacht, Agenten seiner Regierung seien dafür verantwortlich […] Doch die Ukraine führte weitere Angriffe innerhalb Russlands durch, darunter Drohnenangriffe auf einen Flugplatz sowie auf Ziele in Moskau, die von US-Beamten mit Kiew in Verbindung gebracht wurden.»

«The Nation» zitiert «National Review»-Kolumnist Michael Brendan Dougherty, wonach Berichte grosser Medien darauf hindeuten, dass Selensky möglicherweise nicht die volle Kontrolle über diese ukrainischen Operationen habe: «Das würde bedeuten, dass in der Ukraine kriminelle militärische Akteure die Politik bestimmen.» Diese Aussagen seien zwar spekulativ, doch sie beruhten auf Darstellungen von US-Regierungsvertretern gegenüber seriösen Presseorganen.

Schlusskommentar von «The Nation»: «Kein vernünftiger Mensch kann den Ukrainern verübeln, dass sie einen existenziellen Krieg mit allen Mitteln führen. Aber die USA und die NATO-Länder haben ihre eigenen Interessen, zu denen das Interesse gehört, eine Eskalation zu vermeiden.»


Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors

Keine
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Zum Infosperber-Dossier:

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6 Meinungen

  • am 23.06.2023 um 12:03 Uhr
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    Die USA haben bisher nicht direkt mit Truppen eingegriffen. Es gibt in den USA einige politische Kräfte, die darauf hinarbeiten – man provoziert Russland weiterhin, bis es dem Westen den ‹casus belli› liefert. Zum Leidwesen dieser Grahams und Konsorten, hat sich Russland bisher zurückgehalten und den Grund nicht geliefert. Die USA haben allerdings auch nicht Lust, die Hauptlast zu tragen – das wird dann von den NATO/EU Mitgliedern erwartet. Die sollen die Soldaten liefern – die Waffen zum Kampf gegen Russland verkauft ihnen dann die USA.

  • am 23.06.2023 um 12:18 Uhr
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    Könnte sein, könnte nicht sein. Ich glaube nicht, dass die Ukraine, die finanziell, logistisch, nachrichtendienstlich so völlig in der Hand der USA und ihrer Verbündeten ist, ohne weiteres über die Stränge schlagen darf. Sollten die Dugina, Vladen Tatarski u.a. ohne US-Autorisierung ermordet worden sein, wären sicher Köpfe gerollt. Ähnlich wird es sich mit der mutmaßlichen massenhaften Verschiebung von Waffen auf den Schwarzmarkt und der mutmaßlichen Veruntreuung von Milliardensummen westlicher Hilfsgelder sein; möglicherweise sind aber gewisse Leute noch zu wichtig, als dass es ihnen an den Kragen geht. Möglicherweise bereiten die USA aber auch eine Rückzugsstrategie vor, die einen Sündenbock braucht und ihre eigene Beteiligung verschleiern soll. Rätselhaft ist auch, warum der russischstämmige, russischsprachige Jude Selenski, dessen Großvater heldenhaft in der Roten Armee gegen die Nazis kämpfte, mit nazi-affinen Nationalisten paktiert.Die CIA wird es uns eines Tages erklären.

    • am 25.06.2023 um 13:35 Uhr
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      „Möglicherweise bereiten die USA aber auch eine Rückzugsstrategie vor, die einen Sündenbock braucht“, dass dachte ich irgendwie auch.

  • am 23.06.2023 um 15:22 Uhr
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    Es gibt auch die Möglichkeit, dass die USA/NATO einen Ausweg aus dem Ukraine Abenteuer suchen und der Ukraine die Schuld an NordStream in die Schuhe schieben um ohne Gesichtsverlust sich langsam aus der (teuren) Unterstützung der Ukraine zurückziehen zu können. Man wird sehen wie das weiter geht. Die Idee mit einer 15 m Yacht 2-3 450 kg Bomben zu transportieren und in dieser Tiefe der Pipeline genau platzieren zu können und dann auch noch fernzünden zu können ist albern. So jemand war noch nie auf einem Segelboot dieser Grösse.

  • am 23.06.2023 um 22:04 Uhr
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    Die Aufgabe eines Geheimdienstes ist es, die Wahrheit zu vernebeln und so dem eigenen Staat neue Optionen zu schaffen. Genau das geschieht hier: Man stellt neuestens die Ukrainer als Täter dar, um sie bei Gelegenheit fallen zu lassen oder in die richtige Richtung zu drängen, nämlich in diejenige, welche Biden bei den Wahlen am meisten nützt. Und die EU- Mainstreammedien machen fleissig mit beim Werfen von Nebelgranaten.

  • am 24.06.2023 um 07:27 Uhr
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    RND 21.06.2023, 23:48 Uhr:: «Baerbock: Ukraine muss Vetternwirtschaft und Korruption beenden… „30 Jahre Vetternwirtschaft und Korruption“ https://www.rnd.de/politik/baerbock-ukraine-muss-vetternwirtschaft-und-korruption-beenden-CRVZBBFYVFJDVEIULMV6TJRNMU.html

    Krieg ist ein lukratives Geschäft je länger ein Krieg dauert und er sich ausweitet, desto mehr Kohle wird in ein korruptes Vetternsystem fliessen. Es ist an der Zeit, dass Präsident Selenskyj seinen Laden aufräumt zum Wohle seines Landes und seiner Bevölkerung.
    Gunther Kropp, Basel

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