Intransparente Schweizer Schokolade-Produzenten
Mitte Oktober verschickte die Erklärung von Bern (EvB) einen Fragebogen an 19 Schweizer Schokolade-Produzenten. Thema der Befragung war die Beschaffungspolitik mit dem Fokus auf die Arbeits- und Menschenrechte, insbesondere die Kinderarbeit. Mit den erhobenen Daten will die EvB vergleichbare Firmenporträts erstellen, welche Ende Februar 2013 publiziert werden, um als Orientierungshilfe beim Osterhasenkauf zu dienen. Laut EvB blieb mehr als die Hälfte der Angeschriebenen «ihre Antworten schuldig».
Nur Lindt, Frey, Stella, Halba, Bernrain und Maestrani haben den EvB-Fragebogen fristgerecht beantwortet. «Wenigstens ein Vertröstungsschreiben» geschickt haben Nestlé, Camille Bloch, Pronatec und Kraft Foods (neu Mondelez). Alle anderen Firmen haben sich «entweder gar nicht gemeldet oder verweigerten explizit jegliche Auskunft (z.B. Läderach)», wie die EvB schreibt.
«Leider hat die Kakaobranche versagt»
Laut EvB ist die Kinderarbeit und Kindersklaverei in der Kakaoproduktion Westafrikas (Elfenbeinküste, Ghana) «seit langem bekannt». Bereits 2001 haben sich die Schokoladen-Hersteller – inklusive Nestlé – mit der Unterzeichnung des sogenannten Harkin-Engel-Protokolls dazu verpflichtet, den schlimmsten Formen von Kinder-und Zwangsarbeit in der Kakaoproduktion ein Ende zu setzen. Neun Jahre später zeigte eine Studie der Tulane University auf, dass die Kinderarbeit in der Kakaoproduktion von Westafrika nach wie vor ein grosses Problem ist (siehe Link unten). Fazit der EvB: «Leider hat die Kakaobranche versagt. In zehn Jahren wurde keines der selbst gesteckten Ziele erreicht.»
Intransparente internationale Kakaokonferenz
Die Erklärung von Bern wirft nicht nur den Schweizer Firmen Intransparenz vor, sondern auch der Internationalen Kakao-Organisation, welche kürzlich die internationale Kakaokonferenz in der Elfenbeinküste organisiert hat. Die Empfehlungen der Abschlusserklärung seien «hauptsächlich hinter verschlossenen Türen und ohne Berücksichtigung der Kernprobleme Menschenrechte und Kinderarbeit» entworfen worden. Fragwürdig sind auch die Eintrittspreise für die einheimischen Kakaobauern: Sie mussten 295 Dollar Eintrittsgebühr zahlen, was einem Drittel ihres durchschnittlichen Jahreseinkommens von 900 Dollar entspricht.
Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors
keine