Kommentar
Interessen hinter dem Kriegseintritt der USA 1917
US-Präsident Trump nahm am 14. Juli in Paris zusammen mit seinem Amtskollegen Macron an einer Parade zum französischen Nationalfeiertag teil. Zum ersten Mal beteiligen sich in diesem Jahr auch US-Soldaten an der Parade. Als Anlass für ihre Teilnahme wurde der vor hundert Jahren erfolgte Eintritt der USA in den Ersten Weltkrieg genannt – eine gute Gelegenheit, um einen kritischen Blick auf die damalige Rolle der USA zu werfen.
Der Erste Weltkrieg – von langer Hand vorbereitet
Auslöser für den Ersten Weltkrieg war der Mord am österreichisch-ungarischen Thronfolger Erzherzog Ferdinand und seiner Gattin in der bosnischen Hauptstadt Sarajewo im Juni 1914. Ursache des Krieges aber war eine tektonische Verschiebung im Verhältnis der Grossmächte.1
Grossbritannien, mit seinem britischen «Empire» bis zur Jahrhundertwende unangefochtene Weltmacht Nr. 1, war – vor allem wegen des kostspieligen Burenkrieges – finanziell angeschlagen. Das 1871 im Gefolge des Deutsch-Französischen Krieges gegründete Deutsche Reich dagegen war zu einem mächtigen Industriestaat herangewachsen. Auch die USA hatten einen gewaltigen wirtschaftlichen Aufstieg hinter sich.
Beide Länder verfolgten beim anschliessenden Kampf um die Weltmacht verschiedene Strategien: Während Deutschland im Kampf um Rohstoffe, Absatzmärkte und Gebietszugewinne offen Krieg führte, hielten sich die USA zurück, waren aber alles andere als inaktiv: Obwohl offiziell neutral, fachte die Regierung in Washington das Kriegsgeschehen hinter dem Rücken der Weltöffentlichkeit an, indem sie den US-Grossbanken gestattete, an die verschiedenen gegeneinander kämpfenden Parteien Kredite zu vergeben.2 Diese als «Lieferantenkredite» getarnten Kriegskredite brachten nicht nur Zinsen, sondern auch lukrative Aufträge für die boomende US-Rüstungsindustrie. Das heisst: Der Krieg entwickelte sich für die Finanz- und Rüstungselite der USA zu einer höchst profitablen Angelegenheit.3
Als 1916 Präsidentschaftswahlen stattfanden, sicherte sich Wilson die Wiederwahl, indem er seinen Landsleuten versprach, die USA auch weiter aus dem Krieg herauszuhalten. Kurz nach seiner Amtseinführung aber nahm der Krieg eine unvorhergesehene Wende: Plötzlich schien es, als könne Deutschland gewinnen.4
An der Wall Street läuteten die Alarmglocken: Die US-Banken drohten auf ihren an Grossbritannien, Frankreich und Italien vergebenen Krediten sitzen zu bleiben. In dieser Situation zeigte sich, wer in den USA die Macht in Händen hielt: Die Wall Street verlangte vom ihrem Präsidenten den Krieg.
Die US-Regierung zeigt, wie man ein Volk auf Kriegskurs bringt
Wie aber sollte er dem amerikanischen Volk klarmachen, dass er seine Meinung so plötzlich geändert hatte? Wilson fand eine Antwort, die bis heute als die «Mutter aller Irreführungs-Kampagnen» gelten muss: Er erklärte Deutschland am 6. April 1917 den Krieg und rief am 13. April das Committee on Public Information (Komitee für Öffentlichkeitsinformation) ins Leben, dessen einziges Ziel darin bestand, die Bevölkerung der USA im Interesse von Politik und Finanzindustrie auf Kriegskurs zu bringen.5
Wilson berief die Aussen-, Verteidigungs- und Marineminister der USA in den Vorstand des Komitees. Dann stellte er ihnen führende Vertreter der Presse, des Universitätsbetriebes und der Künste an die Seite. Schliesslich liess er die Beteiligten ein Feuerwerk an patriotischen Parolen entfachen und einseitig gegen Deutschland gerichtete «Informationen» verbreiten.
Da es noch kein Radio und kein Fernsehen gab, wurden über die Presse gezielte Gräuelmeldungen über die Untaten deutscher Soldaten in Umlauf gebracht. Im gesamten Land wurden Plakate aufgehängt, auf denen gegen das Deutsche Reich gehetzt und den Menschen das Gefühl gegeben wurde, die eigene Sicherheit sei durch den deutschen Militarismus gefährdet. Auch Hollywood wurde eingespannt und leistete mit Filmen wie «In den Klauen der Hunnen», «Der Kaiser, die Bestie von Berlin» und «Der preussische Hundesohn» seinen Beitrag.
Hemmungsloser Kriegsgewinner: Die Wall Street
Dass die Kampagne ein Erfolg wurde, lag vor allem am niedrigen Bildungsniveau vieler Einwanderer, deren oft schwierige soziale Lage sie für simple Parolen und ein leicht verständliches Feindbild empfänglich machte. Hunderttausende arbeitslose junge Männer traten der Armee bei, da sie sich in ihren Rängen eine bessere Zukunft erhofften. Einige zehntausend von ihnen fanden auf den europäischen Schlachtfeldern den Tod.
Am Ende besiegten die USA Deutschland zusammen mit ihren Verbündeten. Da diese aber wegen der hohen Kriegsausgaben zahlungsunfähig waren, griff die US-Regierung erneut ein: Sie sorgte mit dafür, dass Deutschland im Vertrag von Versailles zu Reparationszahlungen an Grossbritannien, Frankreich und Italien verurteilt wurde. Diese Zahlungen gingen aber nicht etwa an die Kriegsopfer dieser Länder, sondern mussten von den Regierungen in London, Paris und Rom unverzüglich an die US-Banken weitergeleitet werden, um die dort offenen Kredite zu begleichen.
Die Hemmungslosigkeit der Wall Street endete hier aber noch nicht: Da auch Deutschland nicht zahlen konnte, vergaben die US-Banken erneut Kredite – diesmal an den besiegten Kriegsgegner. Als sie diese Kredite dann nach dem Börsencrash von 1929 zurückforderten, destabilisierten sie Deutschland zusätzlich und schufen so den idealen Nährboden für die immer weiter erstarkende NSDAP.
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FUSSNOTEN
1 Siehe Engdahl, William: Gods of Money», mine books, 2011
2 Siehe: Persönliches Schreiben von John Pierpont Morgan an Präsident Woodrow Wilson, 4. September 1914, Wilson Papers, Bd. 30.
3 Siehe Engdahl, William: «Gods of Money», mine books, 2011
4 Siehe Bihl, Wolfdieter: Der Erste Weltkrieg 1914 – 1918, Böhlau-Verlag, 2010
5 Siehe Creel, George: «How We Advertised America» , Harper & Brothers, 1920
Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors
Keine. Ernst Wolff ist freier Journalist und Autor des Buches «Weltmacht IWF – Chronik eines Raubzugs», erschienen im Tectum-Verlag, Marburg, 26.90 CHF.
Aus meiner Sicht hat sich bis heute nichts daran geändert. Ich stelle immer wieder fest, dass völlig parteiisch berichtet wird. Mal werden diese in den Himmel gelobt, mal jene verteufelt. Eine kritische Berichterstattung fehlt.
Die sogenannte «Indexing"-Hypothese besagt, dass Journalisten dazu tendieren, politischen Meinungsführern zu folgen, und zwar sowohl in der Themenagenda, als auch in deren Sichtweisen und Bewertungen. Siehe dazu die Medien-Studie von Prof. Michael Haller der Otto-Brenner-Stiftung «Die ‹Flüchtlingskrise in den Medien: Tagesaktueller Journalismus zwischen Meinung und Information»
Erfahren wir 100 Jahre später die Wahrheit über den verbrecherischen Betrug an unseren Vorfahren? Auch in Prof. Münklers «Der grosse Krieg» wird Wilson nur im Zusammenhang mit dem 14-Punkte-Friedensplan der USA erwähnt, der von den Deutschen noch abgelehnt wurde. Dann scheint die Wallstreet kalte Füsse bekommen zu haben und Wilson wurde zum Kriegseintritt gezwungen. Lieber Tote als Gefährdung der US-Kredite bei einem deutschen Sieg.
Entscheidend für den Umschwung der Öffentlichen Meinung gegen Deutschland war in den USA die Versenkung der Lusitania am 7. Mai 1915 durch ein deutsches U-Boot vor der Südküste Irlands, wobei 1’198 Menschen ums Leben kamen, davon 128 Amerikaner. Bis heute ist ungeklärt, ob das englische Passagierschiff entgegen der internationalen Seegesetze auch Kriegsmaterial wie Munition für Grossbritannien mitführte, was die gewaltige Explosion nach dem Torpedobeschuss und das sehr rasche Sinken des Schiffes erklären würde.
Fakt hingegen ist – und belegt durch entsprechende Notizen von Winston Churchill -, dass diese Katastrophe dem damaligen Ersten Lord der Admiralität und späteren Munitionsminister äusserst gelegen kam: Sie beschleunigte den Eintritt der USA in den Ersten Weltkrieg, was die britische Armee entlasten sollte.
Einige Historiker bezeichnen die These, die Lusitania sei als Provokation absichtlich den deutschen U-Booten ausgeliefert worden, um in den USA die öffentliche Meinung vom notwendigen Kriegseintritt zu überzeugen, als «revisionistisch». Tatsache ist indessen die nach dem Schiffsuntergang einsetzende gewaltige Propagandalawine, in der sogar nicht davor zurückgeschreckt wurde, das elende Ertrinken der Schiffbrüchigen in nachträglich im Studio produzierten Wochenschaubeiträgen darzustellen, um die Emotionen der Bevölkerung gegen die gegnerische Kriegspartei aufzuheizen. Vom Untergang der Lusitania gibt es keine originalen Filmaufnahmen.