«In der Ukraine kommt es zu einem endlosen Stellungskrieg»
upg. Diese Prognose machte John J. Mearsheimer am 22. Mai 2023 in einem Vortrag beim «Committee for the Republic». Mearsheimer ist Professor für die Theorie internationaler Beziehungen an der Universität Chicago und erforscht geopolitische Gesetzmässigkeiten.*
Über seine aktuelle Analyse des Ukraine-Kriegs informierten grosse Medien nicht. Deshalb dokumentieren wir diese hier sinngemäss auf Deutsch. Berücksichtigt sind auch seine Antworten in der anschliessenden Diskussion.
Das Befinden und die Ziele der drei Hauptakteure
Die drei Hauptakteure des Krieges sind Russland, die Ukraine und die USA mit deren Verbündeten in Europa. Ich analysiere zuerst das Befinden und die Kriegsziele dieser drei Akteure.
1. Die Ukraine sieht sich existenziell bedroht
Die angegriffene Ukraine ist in ihrer bisherigen Existenz bedroht.
Als Kriegsziel möchte Kiew alle verlorenen Gebiete zurück und erreichen, dass Russland nie mehr in der Lage sein wird, die Ukraine anzugreifen.
Ende 1994 hatte die Ukraine sämtliche auf ihrem Territorium stationierten Atomwaffen an Russland zurückgegeben. Im Gegenzug garantierten Russland, die USA, Grossbritannien und andere Länder der Ukraine im Budapester Memorandum die bestehenden Grenzen und ihre Souveränität.
2. Russland glaubt ebenfalls, existenziell bedroht zu sein
Russland sieht sich existenziell bedroht – unabhängig davon, ob die Nato und der Westen je im Sinne hatten und haben, Russland anzugreifen. Relevant ist, wovon die russische Führung und die Mehrheit der Russen überzeugt sind.
Schon lange wirft Russland der Nato vor, sie wolle die Ukraine zu einem westlichen Bollwerk an der Grenze zu Russland machen.
Dass dies unakzeptierbar sei, macht Russland seit 2008 dem Westen wiederholt klar. Als Russland schliesslich an der Grenze zur Ukraine Truppen aufmarschieren lässt, schreibt Präsident Putin am 17. Dezember 2021 ein letztes Mal an Präsident Biden und Nato-Generalsekretär Stoltenberg, sie sollten auf eine Nato-Mitgliedschaft der Ukraine endgültig verzichten. Einen Monart später, am 17. Januar 2022, lehnt US-Aussenminister Antony Blinken Russlands Forderung ab: Die USA würden an ihrer Politik festhalten.
Seit Kriegsbeginn am 24. Februar lässt der Westen mehrfach verlauten, das russische Militär müsse in der Ukraine so besiegt werden, dass Russland den Status einer Grossmacht verliert und nie mehr in der Lage ist, ein anderes Land militärisch anzugreifen. Auch von einem Regime Change in Moskau ist die Rede und von einer Anklage gegen Putin vor einem internationalen Gericht.
All dies bestärkt den Kreml in der Überzeugung, dass der Westen Russland existenziell bedrohe.
Russlands Kriegsziele sind folgende:
Russland will die Kontrolle aller ukrainischen Gebiete mit einer russischsprachigen Bevölkerung, die mehrheitlich schon immer russlandfreundlich war. Es handelt sich neben der Krim um weite Gebiete östlich des Flusses Dnjepr – neben den im Donbas seit 2014 bereits kontrollierten vier Verwaltungsbezirken (Oblasts) noch vier weitere dazu. Das von Russland anvisierte Gebiet umfasst 46 Prozent des Landes, einschliesslich der Städte Odessa und Charkiw. Eine Kontrolle der Schwarzmeerküste bis Odessa würde den Rest der Ukraine endgültig schwächen.
Aus russicher Sicht darf sich der Bürgerkrieg von 2014 bis 2022 nicht wiederholen, bei dem im Donbas über 10’000 Menschen umkamen.
Nicht interessiert ist Russland dagegen an den ethnisch-ukrainischen und seit langem westlich orientierten Gebieten westlich des Flusses Dnjepr. Die Kontrolle über eine total feindlich gesinnte Bevölkerung könnte Russland auch gar nicht erlangen.
Ob Russland in der Lage ist, diese Kriegsziele zu erreichen, ist eine ganz andere Frage.
3. Der Westen erklärt Russland plötzlich zur Bedrohung
Bei der Haltung des Westens spielen die USA zweifellos den Leader. Sie haben das Sagen in der Nato. Der Einfluss der EU ist geringer.
Vor 2014 hatte der Westen Russland nie als eine Bedrohung betrachtet. Auch die Erweiterung der Nato Richtung Osten erfolgte nicht, um eine russische Bedrohung abzuwehren.
Erst seit dem Putsch auf dem Maidan im Jahr 2014 erklärten die USA plötzlich, Russland sei eine imperialistische Macht, die den Westen bedrohe. Polen und die baltischen Staaten erklärten sich bedroht. Mit diesem neuen Feindbild möchten die USA davon ablenken, dass der Westen mit der ständigen Erweiterung der Nato in Richtung Osten die Krise auslöste.
Seit Russland die Ukraine Anfang 2022 angriff, verbreitet der Westen noch vehementer, Russland sei für den Westen eine existenzielle Bedrohung. Erstens bestehe eine Gefahr eines russischen Angriffs auf Polen und die baltischen Staaten. Deshalb würde die europäische Sicherheit und der Weltfriede von einem Sieg in der Ukraine abhängen.
Zweitens stünden die demokratischen Werte auf dem Spiel. Es gehe um den Kampf zwischen den Demokratien und autoritären Staaten.
Deshalb soll Russland als Grossmacht ausgeschaltet und die Ukraine erst recht in die Nato aufgenommen werden.
«Es reicht nicht aus, dass die Ukraine den Krieg gewinnt – Russland muss ihn in desaströser Weise verlieren. Alles andere würde den russischen Imperialismus fördern und Autokraten auf der ganzen Welt ermutigen […] Russland muss die Lektion lernen, dass die Ukraine dauerhaft und vollständig verloren ist […] Russlands Armee zu besiegen ohne das Blut eines einzigen amerikanischen Soldaten zu fordern, das wäre ein erstaunliches strategisches Schnäppchen.»
Eliot A. Cohen, Professor für Internationale Studien an der privat finanzierten Johns-Hopkings-Universität, die ihre Arbeit u.a. auch vom Pentagon und vom US-Verteidigungsministerium finanzieren lässt (in NZZ vom 31.,5.2023)
Die Lage auf den Schlachtfeldern
In der Ukraine ist ein klassischer Abnützungskrieg im Gang. Rasche Erfolge sind auf keiner Seite zu erwarten.
Im Jahr 2022 behielt die angegriffene Ukraine die Oberhand und konnte Gebiete zurückerobern. Das Jahr 2023 lief bisher für Russland besser. Die Russen konnten die völlig zerstörte Stadt Bachmut1 mit Wagner-Söldnern zurückerobern, obwohl die Ukraine von ihren besten Kräften einsetzte.
Damit hat Russland den Krieg längst nicht gewonnen. Doch längerfristig bleiben die Vorteile auf russischer Seite – was auch immer westliche Regierungen, Think-Tanks und mit ihnen die meisten Medien suggerieren.
Es sind drei Faktoren, die einen Stellungs- und Abnützungskrieg entscheiden:
1. Der Kriegswille
Dieser ist auf beiden Seiten gleich stark. Berichte über russische Ermüdungserscheinungen sind Propanda. Freilich suchen in beiden Ländern viele junge Männer dem Krieg zu entfliehen.
2. Die Zahl der einsatzfähigen Soldaten
Bei einer Mobilmachung in beiden Ländern kann Russland etwa fünfmal mehr Soldaten aufbieten.
Über die bisherigen Verluste wird viel Falsches verbreitet. Einem toten Ukrainer sollen bisher sieben tote Russen gegenüberstehen. Das ist Wunschdenken und Propaganda.
Bei Stellungskriegen verlieren die Angreifer erfahrungsmässig etwa dreimal mehr Soldaten als die Verteidiger. In der Ukraine führten die Ukrainer ähnlich viele Gegenangriffe wie die Russen Angriffe. Das war auch in Bachmut der Fall, wo die Ukrainer immer wieder versuchten, verlorene Stadtteile zurückzugewinnen.
Bisher sind die Russen grossen Schlachten ausgewichen und nutzen ihre Infanterie sehr selektiv. Der «Economist» räumte kürzlich ein: «Die russischen Taktiken werden besser, aber die Ukraine kann immer noch gewinnen.»
Es ist am wahrscheinlichsten, dass die Russen bisher insgesamt etwa doppelt so viele Militärpersonen verloren wie die Ukraine. Aber Russland kann rund fünfmal mehr Soldaten aufbieten.
3. Die Stärke der Artillerie
Ein Stellungs- und Abnützungskrieg wird von der Artillerie mit ihren grosskalibrigen Geschützen und Raketenwaffen entschieden. Das Stärkeverhältnis bei der Artillerie beträgt mindestens 5:1 zugunsten Russlands.
Die westliche Lieferung von F-16-Kampfflugzeugen wird den Ausgang am Boden nicht entscheidend beeinflussen. Es geht lange, bis ukrainische Piloten genügend ausgebildet sind und Russland verfügt über ein sehr gutes Flugabwehrsystem. Ein grösseres Risiko besteht darin, dass die Ukrainer diese Kampfflugzeuge trotz gegenteiliger Auflagen des Westens für Ziele in Russland einsetzen. Die Ukraine ist interessiert daran, dass die USA in den Krieg hineingezogen werden.
*John J. Mearsheimers Einschätzungen
Auf seiner Webseite stellt sich Mearsheimer selber vor:
«Ich bin vor allem ein Theoretiker der internationalen Beziehungen. Genauer gesagt bin ich Realist, das heisst, ich glaube, dass die Grossmächte das internationale System beherrschen und sich ständig in einem Sicherheitswettbewerb miteinander befinden, der manchmal zum Krieg führt.
Obwohl ich mein Leben der Wissenschaft widmete, habe ich auch versucht, mich an den aktuellen politischen Debatten zu beteiligen. So gehörte ich beispielsweise zu den entschiedensten Gegnern des Irak-Krieges 2003, bevor dieser stattfand.»
Bereits im März 2014 veröffentlichte Mearsheimer in «Foreign Affairs» eine Analyse unter dem Titel «Warum ist die Ukraine-Krise die Schuld des Westens?» und kam zum Schluss, dass die damalige westliche Politik «die Feindseligkeiten mit Russland verschärfen und die Ukraine zerstören wird – ein Szenario, bei dem alle als Verlierer dastehen werden».
Düstere Zukunft
Ein Friedensabkommen ist nicht einmal am Horizont sichtbar. Die territorialen Forderungen sind unvereinbar. Russland will die Krim und den Donbas auf jeden Fall unter Kontrolle behalten. Die Ukraine will diese Gebiete erklärtermassen unbedingt wieder zurückerhalten. Weitere Hindernisse für ein Friedensabkommen sind Sicherheitsgarantien für die Ukraine. Wer soll diese leisten können? Dann der Hyper-Nationalismus auf beiden Seiten und auch das fehlende gegenseitige Vertrauen.
Ein Waffenstillstand könnte den Konflikt lediglich einfrieren, so dass er jederzeit wieder entflammen kann.
China, Indien oder Brasilien stehen als Vermittler auf verlorenem Posten. Sie können den grundlegenden territorialen Konflikt nicht lösen.
Aus allen diesen Gründen wird der Stellungs- und Abnützungskrieg auf absehbarer Zeit andauern – mit vielen Opfern, Verletzten und Zerstörungen.
Zwei mögliche Endpunkte
Sollte Russland diesen Zermürbungskrieg trotz der stärkeren Artillerie verlieren, wird das Land wahrscheinlich oder sogar sehr wahrscheinlich zu Atomwaffen greifen. Grossmächte greifen zu allen Mitteln, wenn sie sich existenziell bedroht fühlen.
Sollte es Russland umgekehrt gelingen, vier weitere Verwaltungsbezirke (Oblasts) östlich des Dnjeprs zu erobern und zu halten, wird Russland in den nächsten 25 bis 30 Jahren damit beschäftigt sein, diese Gebiete wieder aufzubauen und in die russische Föderation zu integrieren. Denn fast alle Städte und Industrien werden ähnlich zerstört sein wie die eroberte Stadt Bachmut1.
Es ist für Russland militärisch und ökonomisch bereits heute unmöglich und es wird in Zukunft ganz unmöglich werden, etwa Polen oder baltische Staaten anzugreifen. Russland hat ohnehin null Interesse daran, diese Länder mit einer total feindlichen Bevölkerung zu besetzen und zu verwalten. Fast alle Menschen dort hassen Russland.
Es ist zwar eine Tatsache, dass die meisten Polen und Balten Angst vor Russland haben. Aber diese Angst ist mit Tatsachen nicht begründbar.
Ebensowenig hatte Russland je ein Interesse daran oder die Absicht, die gesamte Ukraine zu erobern. Als Indiz des Gegenteils wird angeführt, dass Putin bei einem Treffen mit Biden – laut Biden – gesagt haben soll, dass die Ukraine kein richtiges Land sei. Als weiteres Indiz wird ein Artikel von Putin vom 12. Juli 2021 angeführt. Doch in diesem Artikel steht überhaupt nichts dergleichen. Bis heute konnte mir noch niemand ein dokumentiertes Zitat Putins angeben, mit dem dieser die Absicht bekundete, die gesamte Ukraine unter Russlands Kontrolle zu bringen.
Für Putins Krieg gegen die Ukraine gibt es keine Entschuldigung
upg. Es kann sein, dass es ohne Osterweiterung der Nato und ohne Absicht, die Ukraine in die Nato aufzunehmen zu keinem Krieg gekommen wäre. Doch auch wenn sich Russland von der Nato eingeschnürt fühlte, war Russland existenziell nicht bedroht. Angegriffen wurde Russland schon gar nicht. Deshalb gibt es nichts, das den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine rechtfertigt.
1Hier hiess es anfänglich irrtümlicherweise Charkiw
Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors
Keine
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Meinungen in Beiträgen auf Infosperber entsprechen jeweils den persönlichen Einschätzungen der Autorin oder des Autors.
Für mich ist wohl klar, dass dies nicht ein Konflikt zwischen Russland und der Ukraine ist, sondern einer zwischen Russland und der NATO/EU und die Ukraine darin lediglich der Rammbock der NATO/EU ist, mit dem das Gebäude Russische Föderation zum Einsturz gebracht werden soll.
Die Lösung für den Konflikt ist deshalb eine tragfähige, von allen Seiten akzeptierte neue Sicherheitsarchitektur für Europa. Welche Rolle die Ukraine darin haben wird, falls überhaupt eine, wird in Moskau, Washington, London und Brüssel entschieden. Deshalb bringen Verhandlungen alleine mit Kiew auch nichts.
Herzlichen Dank für diese aufschlussreiche und Analyse. Hinzufügen möchte ich, dass es die Pflicht einer Regierung ist, Minderheiten zu schützen und zu integrieren. In der Ukraine geschieht das Gegenteil – russische Sprache und Kultur werden qua Gesetz ausgegrenzt. M.E. wären deshalb etwaige rückeroberten Gebiete Krim und Donbas nur mit Unterdrückung der Bevölkerung regierbar. Entsprechende Verlautbarungen waren aus ukrainischen Regierungskreisen zu hören. Ferner denke ich auch, dass in den noch verbleibenden mehrheitlich russischsprachigen Gebieten ein Bürgerkriegs möglich ist.
Interessanterweise zitiert Frau Gabriele Krone-Schmalz den Schriftsteller Boris Jewsejw schon in ihrem in 2007 verfassten Buch (das ich übrigens jedem empfehle der eine andere, informierte Sichtweise akzeptieren kann) ungefähr wie folgt: «viele Menschen in Russland glauben dass ein blutiger Krieg bevorstehe, nicht mit China. Diejenigen die so denken sind keine Militaristen, sondern einfache Leute, Bauern, auch Menschen aus der gebildeten Schicht und viele kleine Beamte. Russland fühlt sich umzingelt von Militärbasen und Raketen und wie in einer Bärenhöhle in die Enge getrieben.»
Der Satz «Doch auch wenn sich Russland von der Nato eingeschnürt fühlte, war Russland nicht existenziell bedroht» erscheint mir allzu verharmlosend, denn:.- zumindest strafrechtlich gesehen, ist eine Handlung dann eine Drohung, wenn der Adressat oder die Adressatin damit in Angst und Schrecken versetzt wurde.
Danke für die Zusammenfassung vom Artikel John J. Mearsheimers’s!
Die westlichen Demokratien, deren Führerschaften und Medienlenker müssten die Frage beantworten, weshalb solch wichtige Stimmen zensiert werden.
Unser «freier» Westen zensiert nicht weniger als deren Feindbild-Regime!
Es gibt sehr viele hohe Offiziere und Geheimdienstler – meist im Pensionsalter – die sich sachlich und kritisch zur US geführten Herrschaftspolitik äussern.
Es ist nicht notwendig RT zu hören, es gibt in den USA einige freie Sender, welche Leute wie McGovern, Ritter – um nur zwei von vielen zu nennen – zu Wort kommen lassen.
Auch in Deutschland gibt es hohe Offiziere wie bsw Florian Pfaff, sie erhalten bei den Hauptmedien NIE Sendezeit.
Der Schweizer Jaques Baud wird von unseren Hauptmedien ebenso zensiert.
Ausgezeichneter Artikel, das er in der in „unseren“ westlichen Medien ingnoriert wird spricht für sich.
Einen Widerspruch zum Artikel will ich jedoch anbringen: Mit der NATO-Osterweiterung, die entgegen der Zusage von USA und Deutschland gemacht wurde, dem Regime Change dur USA 2014, dem Verrat der Minskerverträge durch die Garantiemächre Deutschland und Frankreich und und der extremen Aufrüstung der Ukraine durch USAund NATO sowie den massiven Drohungen des US – Präsidentn hat Russland allen Grund, sich durch USA NATO massivst bedroht zu sehen.
Danke für diesen guten Artikel. Tatsächlich, es war nie die Absicht Putins, die Ukraine einzunehmen, sondern den Donbass, der während 8 Jahren von der Ukraine angegriffen wurde, zu beschützen. Laut J. Baud, ist Russland weder an Cherson noch an Bachmuth interessiert, er wollte – wie er’s gesagt hat – die Ukraine entmilitarisieren, s.h. so viele Soldaten wie möglich töten. Nur dazu dienten diese beiden Städte:
https://www.agoravox.tv/tribune-libre/article/jacques-baud-chine-russie-le-97668 (ein hervorragendes Interview von J. Baud auf Youtube, über Strategie und Taktik der Kriegsparteien).
Was aber geschehen könnte, falls noch mehr Waffen aus dem Westen kommen, dass Putin auch Transnistrien einnimmt. Deshalb wären sofortige Verhandlungen wünschenswert!
Guter Beitrag, aber zwei Kritiken:
Mearsheimer: «Es ist für Russland militärisch und ökonomisch bereits heute unmöglich und es wird in Zukunft ganz unmöglich werden, etwa Polen oder baltische Staaten anzugreifen.»
Ein Nuklearschlag gegen Polen oder auch Deutschland ist jederzeit möglich. Die NATO könnte dem nichts entgegensetzen. Die Einnahme der baltischen Staaten würde nur wenige Tage dauern. Belarus wurde zur Vorbereitung bereits mit eigenen Atomwaffen abgesichert.
Gasche: «Deshalb gibt es nichts, aber auch gar nichts, das den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine rechtfertigt.»
Russland intervenierte auf Basis von UNO-Charta Artikel 51 im Zuge eines Hilfegesuchs der angegriffenen Donbass-Republiken. Daran ändern gegenteilige Behauptungen nichts, aber auch gar nichts…
Gemeint war, wie wohl den meisten Leserinnen und Lesern klar war, konventionell anzugreifen. Bei einem atomaren Angriff und entsprechenden Gegenschlägen sind auch die Schweiz und Deutschland machtlos.
Russland hatte nie und hat auch heute keine Schutzverantwortung für die russischstämmigen oder -sprachigen Bevölkerungen im Donbas, auf der Krim oder sonstwo in der Ukraine. Es gab nie international anerkannte unabhängige Donbas-Republiken. Sonst könnte jede unterdrückte Minderheit in einem Land eine ausländische Macht um militärische Hilfe bitten. Das wäre eine Verluderung des Völkerrechts.