Sperberauge

Hunger und Cholera in Jemen

Urs P. Gasche © Peter Mosimann

Urs P. Gasche /  Nach dem Uno-Notruf vom 9. November kommt das verdrängte Drama endlich in die Schlagzeilen. Infosperber informierte regelmässig.

«Es tobt ein Krieg, den die Welt zu ignorieren gelernt hat», kommentiert Auslandredaktor Daniel Steinvorth in der NZZ vom 10. November unter dem Titel «Hunger, Tod und Gleichgültigkeit». Die NZZ-Online-Ausgabe titelte «Dem Westen ist der Krieg und die Hungersnot in Jemen komplett egal».
Tatsächlich haben grosse Medien in der Schweiz mit Ausnahme etwa der NZZ, des Radio SRF und Infosperber völlig ungenügend über das Drama im Jemen informiert.
Die regelmässigen Berichte von Infosperber sind im Dossier «Der Krieg in Jemen» gebündelt.
Die stille Solidarität vieler westlicher Regierungen mit Saudi-Arabien [das den Krieg mit starker logistischer Unterstützung der USA mit einigen andern arabischen Ländern gegen den Jemen führt], sei nur einer von mehreren Gründen, warum dieser Krieg geduldet [und von Medien vernachlässigt] werde, meint Steinvorth:
«Wichtiger ist das Ausbleiben von Flüchtlingen: Weniger als 9000 Jemeniten schafften es im vergangenen Jahr, aus ihrer Heimat zu fliegen. Solange man sie in Europa nicht zu Gesicht bekommt, scheint es keinen Handlungsbedarf zu geben.»
Erst kürzlich hat Infosperber unter dem Titel «Darüber informiert die NZZ immer noch am besten» auf die NZZ-Berichte über den grausamen Krieg in Jemen hingewiesen.
Während Radio SRF ebenfalls immer wieder über Jemen informierte, ignorierte die SRF-Tagesschau diesen fürchterlichen Krieg weitgehend. Private TV- und Radiostationen griffen das Thema noch viel weniger auf.


Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors

Keine

War dieser Artikel nützlich?
Ja:
Nein:


Infosperber gibt es nur dank unbezahlter Arbeit und Spenden.
Spenden kann man bei den Steuern in Abzug bringen.

Direkt mit Twint oder Bank-App



Spenden


Die Redaktion schliesst den Meinungsaustausch automatisch nach drei Tagen oder hat ihn für diesen Artikel gar nicht ermöglicht.

2 Meinungen

  • am 10.11.2017 um 16:38 Uhr
    Permalink

    Es geht hier um wirtschaftliche Interessen der westlichen Staaten, inkl. Schweiz. Siehe Trumps Politik. Auch die Schweiz treibt Handel mit Saudiarabien, inkl. Export von Waffen und Munition, obwohl die islamistische Diktatur im Jemen Krieg führt. Im Sommer dieses Jahres pilgerte BR Schneider-Ammann nach Riad und hofierte den Machthabern. Auch darüber berichtete die Tagespresse kaum, einzig SRF berichtete: https://www.srf.ch/news/schweiz/schneider-ammann-verteidigt-besuch-in-saudi-arabien

  • am 10.11.2017 um 17:44 Uhr
    Permalink

    siehe dazu auch ARD Fakt «Saudi Arabien baut Zaun"

    https://www.youtube.com/watch?v=N4midUrYgSc

    Bundesregierung baut Zaun gegen Flüchtlinge rund um Saudi Arabien und entsendet Deutsche Polizisten

    und

    "Cholera-Epidemie im Jemen Mehr als 300.000 Verdachtsfälle – 1700 Tote

    Die Cholera breitet sich im Jemen unkontrolliert aus: Hunderttausende sind laut Rotem Kreuz bereits erkrankt. Dabei lässt sich die Krankheit eigentlich leicht behandeln."

    Meldete im Juni Spiegel Online

    aber auch

    https://www.welt.de/debatte/kommentare/article9783521/Der-vergessene-Krieg-gegen-Iraks-Zivilbevoelkerung.html

    "Richard Garfield, Professor für öffentliches Gesundheitswesen an der Columbia University, gelangte in seinen Untersuchungen zu dem Schluss, dass die Zunahme der Kindersterblichkeit zwischen 1991 und 2002 zum Tod von 345.000 bis 530.000 irakischen Kindern geführt hat. Ihm zufolge ist ein solch dramatischer Anstieg der Kindersterblichkeit „fast unbekannt in der Literatur zum Thema“. Zu noch erschreckenderen Zahlen kam Tim Dyson, Professor für Bevölkerungswissenschaften an der London School of Economics, in einer Studie von 2006. Er schätzt, dass zwischen 1990 und 2003 etwa 660.000 bis 880.000 irakische Kinder unter fünf Jahren aufgrund des Zusammenbruchs der irakischen Ökonomie gestorben sind. Wie viele Iraker anderer Altersstufen umkamen, ist nicht bekannt. Sicher ist, dass deutlich mehr Mütter im Kindbett starben."

Comments are closed.

Ihre Meinung

Lade Eingabefeld...