Fukushima: Schilddrüsenknoten bei 35% der Kinder
Am Mittwoch veröffentlichte das nationale japanische Strahlenschutzinstitut Schätzungen, wonach die Schilddrüsenbelastung von Kindern durch die Atom-Katastrophe von Fukushima unter dem japanischen Grenzwert von 100 Millisievert lägen und behauptete, für die Kinder seien deshalb keine Folgen zu erwarten. Die Umweltorganisation Global 2000 bezeichnet diese Folgerung als «schlicht falsch», weil flächendeckende Untersuchungen an Kindern aus der Präfektur Fukushima das Gegenteil beweisen: Demnach hatten von 38 114 untersuchten Kindern und Jugendlichen 13 384 oder umgerechnet 35 % Knoten in der Schilddrüse, davon 970 mit einem Durchmesser von über 5 Millimeter.
Uni-Professor hält weitere Untersuchungen für unnötig
Unter normalen Umständen sind Schilddrüsenknoten bei Kindern sehr selten (1,5 bis max. 3 % der Population) und sehr viel häufiger bösartig als bei Erwachsenen. Reinhard Uhrig, Atomexperte bei Global 2000 hält fest, dass der Zusammenhang zwischen Strahlenbelastung und dem Auftreten von Schilddrüsenknoten bei Kindern schon lange bekannt ist. «Schilddrüsenknoten sind unzweifelhaft ein Warnzeichen für die Entwicklung von Schilddrüsenkrebs.» Dennoch empfehle Prof. Dr. Shunichi Yamashita, der Leiter der offiziellen Untersuchungen und Vizepräsident der Fukushima Medical University, seinen Arzt-Kollegen, gegenüber verunsicherten Patienten weitere Untersuchungen für unnötig zu erklären. Stattdessen wäre laut Uhrig eine Feinnadelbiopsie und eine Untersuchung der Knoten auf Krebszellen nötig.
«Ein weiterer Schritt der pro-nuklearen Propagandamaschinerie»
Global 2000 verlangt, dass alle 360 000 Kinder in der Präfektur Fukushima untersucht werden. Dabei sei zu befürchten, dass die Zahl der von Schilddrüsenknoten betroffenen Kinder noch signifikant ansteigen werde. Dass die Zahlen dennoch heruntergespielt werden, ist für Uhrig «ein weiterer Schritt der pro-nuklearen Propagandamaschinerie in Japan, die auch vor der Verfälschung von bereits erwiesenen Daten zur Verstrahlung der verwundbarsten Opfer – von Kindern – nicht halt macht».
Laut Global 2000 liegt der von der WHO für Kinder vorgeschriebene Grenzwert bei 10 Millisievert, und selbst die WHO gebe mittlerweile zu, dass es auch unter diesem Wert zu Strahlenschäden komme. Uhrig ist empört: «Das nukleare Dorf von Betreibern, Behörden und Regierung in Japan hat anscheinend auch die Ärzteschaft zu Handlangern der Atom-Lobby gemacht. Die Verantwortung für die Menschen und die zukünftigen Generationen wird verleugnet.»
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keine