EU: Höhere Grenzwerte für Lebensmittel aus Japan
Nicht nur in Japan wird gemauschelt, was die Auswirkungen des Super-GAUs im AKW Fukushima angeht. Jetzt muss sich auch die Bevölkerung in der EU auf behördlich angeordnete Vertuschungsaktionen einstellen.
Still und heimlich hat die EU in einer Eilverfügung am Wochenende die Grenzwerte für Radioaktivität in Lebensmitteln hochgeschraubt.
Bisher war eine kumulierte Radioaktivität von Cäsium-134 und Cäsium-137 von maximal 600 Becquerel pro Kilogramm zulässig. Am Wochenende trat eine bis zu 20-fach höhere Obergrenzen von bis zu 12.500 Becquerel/Kilogramm für bestimmte Produkte aus Japan in Kraft.
Foodwatch kritisiert vorgehen scharf
Die Öffentlichkeit wurde über die Erhöhung des Grenzwerts bisher nicht informiert. Das führt in Deutschland zu Kritik an Verbraucherministerin Ilse Aigner, die schon beim Dioxin-verseuchten Fleisch eine schlechte Figur abgegeben hat.
«Die Ministerin redet nur von verstärkten Kontrollen und verschweigt, dass gleichzeitig die Sicherheitsstandards für japanische Lebensmittel gesenkt wurden. Frau Aigner enthält der Öffentlichkeit wichtige Informationen vor – so gewinnt sie sicher nicht das Vertrauen der Bürger», sagt Thilo Bode, Geschäftsführer der Verbraucherorganisation foodwatch.
Drastische Erhöhung bei Fischöl
Mit der Eilverordnung 297/2011, in Kraft getreten am 27. März 2011, hat die Europäische Kommission diese Grenzen für Produkte aus den betroffenen japanischen Regionen teilweise massiv heraufgesetzt: auf 400 Becquerel pro Kilogramm für Säuglingsnahrung und auf 1000 Becquerel pro Kilogramm für Milchprodukte.
Produkte wie Fischöl oder Gewürze dürfen diesen Wert sogar um das Zehnfache übersteigen, also bis zu 12.500 Becquerel pro Kilogramm belastet sein – ein 20-faches des bisherigen Limits.
Was macht die Schweiz?
Foodwatch fordert ein Importverbot für Produkte aus Japan statt eine Erhöhung der Grenzwerte. Auch in der Schweiz wird diese Forderung immer lauter gestellt. «Ein Importverbot wäre angezeigt», sagte SP-Nationalrätin Bea Heim am Wochenende in der Zeitung «Der Sonntag». «Auch wenn die Schweiz wenig Lebensmittel aus Japan importiert, braucht es konsequente Sicherheitsmassnahmen». Die gleiche Forderung kommt auch von der Stiftung für Konsumentenschutz.
Das Bundesamt für Gesundheit hatte letzte Woche angekündigt, dass nur noch Lebensmittel mit einem Zertifikat in die Schweiz eingeführt werden dürfen, das bestätige, dass die Produkte nicht verstrahlt sind. Damit hat die Schweiz eine Regelung der EU übernommen, die vergangenen Samstag in Kraft getreten ist.
Nach Angaben des BAG entsprechen die neuen, höheren EU-Werte den seit Jahren geltenden Schweizer Höchstwerten. Das heisst, die Maximalbelastung bei den meisten Lebensmitteln für Cäsium-134 und Cäsium-137 liegt bei 1250 Becquerel, für Milcherzeugnisse bei 1000 Becquerel.
In der Schweiz wurde keine solche Notsituation ausgerufen, wie die BAG-Sprecherin gegenüber der SDA sagte. Es seien «keine direkten gesundheitlichen Auswirkungen» für die Schweizer Bevölkerung zu erwarten. Was sie mit «direkten» gesundheitlichen Auswirkungen meint, hat das BAG nicht präzisiert.
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Keine