Bildschirmfoto20120228um17_55_38

Leichtathletin Noor al-Malki wird in London für Katar antreten © Red Saxon

Erstmals schickt Katar Frauen an eine Olympiade

Barbara Marti /  Katar will die Sommerspiele von 2020 und muss beweisen, dass es das Gleichberechtigungsgebot der Olympischen Charta einhält.

Der Schwimmerin Nada Arkaji und der Leichtathletin Noor al-Malki hat das Internationale Olympische Komitee (IOC) je eine Wildcard für London erteilt.

Mit gutem Grund: Katar bewirbt sich für die Durchführung der Sommerspiele 2020. Die Kandidatur eines Landes, das noch nie Frauen zu Wettkämpfen entsandt hat, hätte keine grossen Chancen.
Nur noch zwei reine Männer-Delegationen
In London werden nur noch Saudiarabien und Brunei mit reinen Männer-Delegationen antreten. Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch fordert das IOC auf, diesen beiden Länder eine Frist von einem Jahr zu setzen, um die Diskriminierung des Frauensports zu beenden, und den Frauensport mit staatlichen Mitteln intensiv zu fördern.
Für ambitionierte Sportlerinnen sei es demoralisierend, alle vier Jahre zusehen zu müssen, dass ihr Heimatland von reinen Männer-Teams repräsentiert wird, sagt Christoph Wilcke, Nahost-Experte von Human Rights Watch. «Dass Frauen und Mädchen nicht für die Wettkämpfe trainieren können, verletzt eindeutig das Gleichberechtigungsgebot der Olympischen Charta.»
Dort heisst es: «Jede Diskriminierung aufgrund der Rasse, Religion, Politik oder des Geschlechts ist unvereinbar mit der Zugehörigkeit zur Olympischen Bewegung.» In einem aktuellen Bericht schreibt Human Rights Watch, Katar und Brunei würden Frauen nicht systematisch vom Leistungssport ausschliessen und hätten Sportlerinnen schon die Teilnahme an internationalen Wettkämpfen ermöglicht. Katar habe den Frauensport in den letzten zehn Jahren sogar gefördert.

Keinen Sportunterricht für Mädchen
Saudiarabien hingegen hindere Mädchen und Frauen systematisch daran, Sport zu treiben. So gebe es an staatlichen Schulen keinen Sportunterricht für Mädchen. Das Ministerium für Jugend und Sport fördere ausschliesslich Sporteinrichtungen und Sportklubs für Männer. Nur Männer könnten hauptberuflich Trainer und Schiedsrichter werden. Für Sportlerinnen gebe es keine Förderprogramme.
Sport treiben könnten Frauen nur in teuren privaten Fitnessstudios, die für die meisten Frauen und Mädchen unerschwinglich seien. Dort gebe es nur selten ein Schwimmbecken, Laufbahnen oder Spielfelder für Mannschaftssport. In Saudiarabien würden sehr viele Frauen an krankhaftem Übergewicht leiden, weil sie keinen Sport treiben dürfen, heisst es weiter in dem Bericht.
IOC weist Sanktionen weit von sich
Doch das Olympische Komitee will nicht handeln. Das IOC verhänge keine Ultimaten oder Fristen, hatte IOC-Sprecherin Sandrine Tonge letztes Jahr erklärt. Man sei überzeugt, Veränderungen im Dialog erreichen zu können.


Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors

Redaktorin und Herausgeberin der Zeitschrift «FrauenSicht»

Zum Infosperber-Dossier:

Bildschirmfoto20130616um12_29_44

Frauen in Fundamentalisten-Staaten

Die Stellung und die Behandlung von Frauen sind ein starkes Indiz, wie fundamentalistisch ein Staat ist.

War dieser Artikel nützlich?
Ja:
Nein:


Infosperber gibt es nur dank unbezahlter Arbeit und Spenden.
Spenden kann man bei den Steuern in Abzug bringen.

Direkt mit Twint oder Bank-App



Spenden


Die Redaktion schliesst den Meinungsaustausch automatisch nach drei Tagen oder hat ihn für diesen Artikel gar nicht ermöglicht.