Kommentar

Die Zeit der Transatlantiker ist nach 80 Jahren vorbei

Klaus J. Stöhlker © zvg

Klaus J. Stöhlker /  Trump ruiniert die USA – er macht nur Musk&Milliardäre reicher. Die bringen ihr Geld zu uns, weil sie den Dollar-Zerfall fürchten.

upg. Argumente von Minderheiten hört man derzeit in grossen Medien und Talkshows selten. Wer beispielsweise gegen das allgemeine Aufrüsten argumentiert, kommt kaum noch zu Wort. Deshalb veröffentlicht Infosperber auch Gastbeiträge von «Aussenseitern», deren Argumente zur Meinungsbildung beitragen können. Heute vom PR-Spezialisten, Unternehmensberater und Autor Klaus Stöhlker.


Wer jetzt noch glaubt, Wladimir Putin würde über die Elbe und die Donau nach Westen marschieren, muss sich eines Besseren belehren lassen. Die russischen Truppen vor Kiew sind erschöpft, Verstärkungen sind innenpolitisch kaum durchsetzbar. 

Deshalb schlägt Putin vor, die Ukraine einige Zeit unter Uno- Verwaltung zu stellen, bis dort Wahlen stattfinden. Selensky, so geht die Rechnung, würde dann von seinem eigenen Volk abgewählt. Das wäre für Putin der Start echter Friedensgespräche im Osten. 

An einer solchen Lösung hat Donald Trump vorderhand kein Interesse. Er möchte aus der Ukraine eine Wirtschaftskolonie der Nordamerikaner machen, ganz wie er dies auch für die Grönländer vorsieht. 

Trump – kein Weltpolitiker, aber ein ausgebuffter Immobilien- und Grundstücksmanager – möchte für seinen kriegerischen Einsatz in der Ukraine, rund 125 Milliarden Dollar nach eigener Rechnung, über 400 Milliarden an Bodenschätzen herausholen. 

Dazu die Erstrechte für den Aufbau der Infrastruktur des Landes. 

Die Westeuropäer, allen voran EU-Präsidentin Ursula von der Leyen, die mehr als die Nordamerikaner an Hilfsleistungen erbracht haben, nämlich mindestens 160 Milliarden Dollar, stehen in diesem Grenzkrieg vorläufig mit leeren Händen da. 

Die Schweiz, die sich ihre Unterstützung auch für die weniger Fleissigen unter den Ukrainer(-innen) im eigenen Land bisher über vier Milliarden Franken kosten liess, wird von Wolodymir Selensky nicht einmal mehr begrüsst. Wir sind innert Wochen ein Nonvaleur für ihn geworden. 

US-Präsident Trump, in seiner Frechheit, will uns in dieser Woche das Messer an den Hals setzen. Das könnte den Untergang etlicher europäischer und einiger Schweizer KMU, die schon auf der Kante stehen, bedeuten. Autozulieferer allen voran. Einzig Walter Frey hat als Generalimporteur wieder einmal die goldene Karte gezogen, weil er als wichtiger europäischer Vertragspartner des chinesischen BYD-Konzerns den nunmehr weltweit grössten E-Auto- Hersteller der Welt an Land gezogen hat. 

Müssen wir uns vor den USA fürchten? Ich denke, nicht. 

Wie Donald Trump schlimmer noch als den Welthandel sein eigenes Land und dessen Menschen ruiniert, ist einmalig in der Geschichte. Er wird seinen Freund Elon Musk, einige Milliardäre und Finanzinstitute noch reicher machen. Dies immer dort, wo die weissen Männer für den Moment weiter am Ruder sind. Das verarmende Volk der USA, jeglicher korrekter Information entzogen, wird ihn weiter anbeten und auch wählen. Das Beispiel Argentiniens mit Javier Milei zeigt, wie derlei zustande kommt. 

Das untergehende Weltreich der Nordamerikaner, so bedauerlich dies für viele Menschen und unsere Konzerne als Absatzmarkt sein mag, muss uns wenig kümmern. 

Die Zeit der Transatlantiker, die 80 Jahre bestimmend waren, ist vorbei. 

Die Schweiz kann sich, vorerst, freuen. Wir wissen seit einiger Zeit, dass reiche Amerikaner jetzt mehr denn je ihr Geld bei uns in Sicherheit bringen. Dieser Trend wird sich im beginnenden Sturz des US-Dollars noch beschleunigen. Wir werden also nicht nur keinen Krieg haben, sondern auch noch reicher werden. 

Das Geld wird Immobilien- und Finanzanlagen, aber auch dem gewöhnlichen Konsum zugutekommen. Ich denke, dass sich Amerikaner auch bei Nestlé, Novartis, Roche und vielen anderen SMI-Firmen einkaufen werden.

Alles das sind gute Nachrichten für unser Land. 

Emmanuel Macron sieht sich als neuen Ritter der EU gegen Russland, unterstützt vom britischen Regierungschef Keith Starmer und der neuen deutschen Regierung. Getragen wird diese Bewegung von der europäischen Waffenindustrie, vor allem der französischen, italienischen und deutschen, die sich Einkünfte versprechen, auf die sie während Jahrzehnten verzichten mussten. 

Europa erlebt derzeit einen jungen Kriegsboom. 

Das ist keine gute Grundlage für einen baldigen Friedensschluss in der Ukraine. Aber auch Europas Völker sind müde und meist alt. Woher die Europäer die Soldaten nehmen wollen, die sich an den modernen Waffen bewähren sollen, ist rätselhaft.

Ein guter Freund meinte, man solle die Migranten heranziehen, um sie zu Soldaten zu machen. Das ist originell, aber kaum realistisch, denn diese modernen Reisläufer, wie sie in der Schweiz und in Deutschland verboten sind, werden Europa nicht freiwillig verteidigen. Wozu auch? 

Die teure Aufrüstung werden wir mit Schulden und sinkenden Sozialleistungen bezahlen müssen. Da sich die europäische wie die Schweizer Jugend kaum um derlei Fragen beschäftigen, also blind und unbekümmert in die Zukunft hineinleben, muss es die ältere Generationen auch nicht belasten. 

Ob China, Indien und die Länder Afrikas in diesem Jahrhundert ihren Aufstieg fortsetzen werden, bleibt ungewiss. Falls dies zutrifft, werden die Karten nochmals neu gemischt. Die verarmten USA werden sich mehr denn je auf ihre von zwei Weltmeeren umgebene Kontinental-Insel zurückziehen. 

Die Halbinsel Westeuropa wird überflutet werden von erlaubten und weniger erlaubten Zuwanderern. Wie wir einst die Welt erobert haben, wird nun die Welt, so sieht es aus, uns erobern. 

Das ist kein Grund zu ungetrübter Freude, sondern wird Belastungen sondergleichen zur Folge haben. Unsere Kinder und Enkel sind nicht zu beneiden. 

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Dieser Beitrag erschien zuerst auf InsideParadeplatz.


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