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Zwei Autoren der Friedensbewegung. Snowden kam 140 Jahre nach von Suttner zur Welt. © pd

Die Waffen nieder!

Heinrich Frei /  Bertha von Suttner und Edward Snowden schrieben Bücher über ihre kriegsverherrlichende Generation – dazwischen liegen 130 Jahre.

Red. Dieser Gastbeitrag von Heinrich Frei ist auf der Website der friedenspolitischen Organisation IFOR Schweiz erschienen. Heinrich Frei ist Mitglied der «Gruppe für eine Schweiz ohne Armee» GSoA und setzt sich für eine nachhaltige Friedenspolitik ein.

Bertha von Suttner wurde durch ihren Roman «Die Waffen nieder!» bekannt, der 1889 veröffentlicht wurde. Die erste Trägerin des Friedensnobelpreises schildert darin das Leben der aus Wien stammenden Gräfin Martha Althaus, eine in der Jugend «von allem Luxus umgebene Komtess». Martha erinnerte sich an ihre früheren Vorstellungen, «dass der höchste Begriff menschlicher Grösse mir in kriegerischem Heldentum verkörpert schien». Ihr Papa, ein General «war so stolz auf seine Kriegserlebnisse und sprach mit solcher Genugtuung von den ‹mitgemachten Campagnen›, das mir unwillkürlich um jeden Mann leidtat, der keine ähnlichen Erinnerungen besitzt.» Die Romanfigur Martha Althaus verliert im Alter von 19 Jahren im Krieg ihren ersten Mann. Sie wird daraufhin zur überzeugten Pazifistin. Der zweite Mann teilt ihre Ansichten, obwohl er selbst Offizier in der Armee Österreichs-Ungarns ist.

Bertha von Suttner zeigt in ihrem Roman «Die Waffen nieder!» die kriegsverherrlichenden Ansichten des Adels und auch des Klerus, als Grundlage, dass Menschen in jenen Zeiten so willig zur Schlachtbank geführt werden konnten. Den Friedensnobelreis, den sie selbst angeregt hatte, erhielt Bertha von Suttner im Jahr 1905. Sie starb 1914, kurz vor dem Ausbruch des Ersten Weltkrieges.

Bertha von Suttner, Schriftstellerin und Friedensforscherin

In ihrem Buch «Die Waffen nieder!» wird auch über die Grausamkeiten auf den Schlachtfeldern berichtet, über die Leiden der Verwundeten, die Verstümmelungen der Toten und den Schmerz der Angehörigen. Vernichtend kritisch schreibt von Suttner auch über die Rolle der Militärgeistlichen, die den Kriegen Gottes Segen geben. Auch heute noch sind Feldprediger, Militärbischöfe, Feldrabbiner und Militärimame hüben wie drüben wichtige Stützen von Armeen im Frieden wie im Krieg. Feldprediger reden noch heute Soldaten ein, sie müssten keine Angst haben. Gott sei mit ihnen, wenn sie gegen das Böse und für den Frieden kämpften. In Deutschland gibt es etwa 200 Militärgeistliche, etwa je zur Hälfte evangelisch und katholisch. Hinzu kommen etwa ebenso viele Pfarrhelfer. Für die aktiven 183’829 Soldaten der Deutschen Bundeswehr, gibt es also für rund 1000 Soldaten einen Geistlichen. (1)

Der Roman «Die Waffen nieder!» von Bertha von Suttner wurde in Österreich und Deutschland zum Signal für das Entstehen einer organisierten Friedensbewegung. Bis zu ihrem Lebensende war Bertha von Suttner für die Friedensbewegung tätig. Ihre letzten Worte waren: «Die Waffen nieder! Sagt’s vielen – vielen…»

Krieg ist kein Naturgesetz und nicht Vater aller Dinge

In dem Aufsatz von Bertha von Suttner «Der Krieg wird kämpfend überwunden», der die Zeitschrift Psychologische Menschenkenntnis 1967 abdruckte (2), schrieb Bertha von Suttner: «Nicht vom Frieden, wie es sonst meine Gewohnheit war, will ich heute sprechen, sondern vom Krieg und seiner Bekämpfung.» Sie stellte sich gegen die Meinung, der «Krieg sei Naturgesetz und der Krieg sei sogar Vater aller Dinge». «Vernunft und Güte sind keine leeren Worte», so von Suttner, «sie sind wirkende Kräfte. Schon viele Übel haben diese Kräfte weggefegt: Die Sklaverei, das Foltergericht, die Ketzer- und Hexenverbrennungen, das Faustrecht.»

107 Jahre nach dem Tod von Bertha von Suttner

Heute 107 Jahre nach dem Tod von Bertha von Suttner müssen wir leider sagen: Die Sklaverei wurde nicht abgeschafft. Millionen Hausangestellte, Bauern, Arbeiter, Kinder und Gefängnisinsassen in vielen Ländern vegetieren in Knechtschaft wie Leibeigene. Prostituierte leben heute als Sexsklavinnen in Bordellen oder unter der Fuchtel von Zuhältern und Menschenhändlern. Erinnert sei an Guantánamo, wo unter Folterungen Geständnisse abgelegt wurden. Statt des Faustrechtes sind heute aussergerichtliche Hinrichtungen von Verdächtigen mit Drohnen getreten.

Im Zeitalter als Bertha von Suttner sprach man noch von Kriegsministern und von Eroberungskriegen. Heute spricht man schönfärberisch von Verteidigungsministern, von Verteidigungskriegen, von humanitären Interventionen oder man will einem Land Demokratie bringen, wenn es um die Kontrolle von Ölquellen geht.

Seit 1996 gibt es einen Zivildienst für Kriegsdienstverweigerer in der Schweiz

Immerhin gibt es auch Erfolge: Nach langem Kampf wurde in der Schweiz 1996 ein Zivildienst eingeführt, für Männer, die sich weigerten in der Armee das Töten zu lernen. Vor der Einführung eines Zivildienstes wurden in der Schweiz Jahr für Jahr mehrere hundert Männer wegen Kriegsdienstverweigerung zu mehrmonatigen Gefängnisstrafen verurteilt. Vor 1996 gab es auch nicht wenige Dienstpflichtige die einen Psychiater fanden, der ihnen einen psychischen Defekt diagnostizierte, der sie als untauglich für den Kriegsdienst abstempelte. Vielleicht waren diese Männer nach dieser Diagnose dann für die Behörden auch nicht mehr tauglich als Lehrer? Am Schluss ihres Textes «Der Krieg wird kämpfend überwunden» lesen wir: «Die Siegesgewissheit, welche die führenden Friedenskräfte erfüllt, beruht auf ihrem Bewusstsein, dass ihre Sache das Leben versus Vernichtung darstellt und daher nach und nach alle vitalen Kräfte an sich ziehen und zur Macht gelangen muss.»

Warum meldete sich Edward Snowden freiwillig zur Armee?

Die Enthüllungen von Edward Snowden, als Mitglied des US-Geheimdienstes, gaben 2013 Einblicke in die geheimen weltweiten Überwachungs- und Spionagepraktiken der USA. Snowdens Eltern waren gute Patrioten. Der Vater war Beamter bei der US-Küstenwache und seine Mutter arbeitete bei der National Security Agency. 2002 meldete sich der 19-jährige Snowden freiwillig bei der Armee, um seine Heimat zu verteidigen, nach dem angeblichen Angriff von islamistischen Terroristen in den USA am 11. September 2001 auf das World Trade Center in New York und das Pentagon in Washington. Snowdens Eltern waren gegen den Eintritt ihres Sohnes in die Armee. Snowden verbrachte vier Monate als Rekrut bei den Special Forces. Bei einem Training brach er beide Beine und musste die Armee verlassen. Er wurde untauglich.

Am 7. Oktober 2001 begannen die USA mit ihren Alliierten mit dem Krieg gegen den Terror, zuerst mit dem Angriff auf das Taliban Regime in Afghanistan, das den vermeintlichen Drahtzieher der 9/11 Attacken, Osama Bin Laden, nicht ausliefern wollte. 2003 wurde der Krieg gegen den Terror mit der Invasion des Iraks fortgesetzt. Dort bedrohte angeblich Saddam Hussein die Welt mit Massenvernichtungswaffen.

«Links, rechts, links, rechts, kill, kill, kill! «

In seinem Buch «Permanent Record» schreibt Snowden: «Was ich in meinem Leben am meisten bedauere, ist meine reflexartige, unkritische Unterstützung dieser Entscheidung, dass Amerika nach dem 11. September 2001 in den Krieg zog. «Ich war ausser mir vor Empörung, aber das war nur der Beginn eines Prozesses, in dem meine Gefühle meine Urteilsfähigkeit vollkommen ausser Kraft setzten. Ich nahm all von den Medien kolportierten Behauptungen für bare Münze und betete sie herunter, als würde ich dafür bezahlt. Ich wollte ein Befreier sein. Ich wollte die Unterdrückten retten.» Die Stimmung war bei den Rekruten aufgeladen: Einige Kameraden Snowdens bei den Special Forces redeten noch bis spät in die Nacht darüber, was sie Bin Laden antun würden, sobald sie ihn gefunden hätten. Angeheizt wurde diese aggressive Stimmung wie Snowden schreibt bei den Special Forces mit Marschgesängen: «Ich ging in die Höhlen. Die Terroristen verstecken sich. Ich nahm eine Granate und warf sie hinein, links, rechts, links, rechts, kill, kill, kill! »

Das Beispiel Snowdens zeigt, wie der einzelne Mensch und ganze Bevölkerungen durch Falschinformationen manipuliert werden können, heute genauso wie im 19. Jahrhundert, im Zeitalter von Bertha von Suttner.
Auf die Ereignisse des 11. September 2001 soll an dieser Stelle nicht weiter eingegangen werden. Zu erwähnen ist: 3300 diplomierte Architekten und Ingenieure verlangen, dass die Terroranschläge vom 11. September 2001 neu untersucht werden. Piloten, Juristen, Angehörige der Opfer, Feuerwehr- und Katastrophenhelfer verlangen dies auch. (3)

Lügengeschichten, um Kriege zu rechtfertigen

Einige Lügengeschichten wurden entlarvt. 1964: Der von den USA inszenierte Tonkin-Zwischenfall diente zur Rechtfertigung der Ausweitung des Vietnamkrieges. 1990: Die von einer US-PR-Agentur fabrizierte Brutkastengeschichte in Kuwait half mit, den Angriff gegen den Irak der Öffentlichkeit zu verkaufen. 2003: Die Massenvernichtungsmittel von Saddam Hussein bedrohten angeblich die Menschheit. Die USA und ihre Kumpanen nahmen diese Story zum Anlass, gegen den Irak ein Präventivkrieg zu führen.

Auch schon früher wurden solche Lügen verbreitet. Am 30. November 1939 beschoss die russische Artillerie das auf eigenem Gebiet liegende Dorf Mainila und beschuldigte Finnland der Aggression. Kurz darauf wurde Finnland von der Sowjetunion angegriffen. Der Reichstagsbrand schoben die Nazis 1933 den Kommunisten in die Schuhe. Kurz darauf wurden Tausende Kommunisten, Sozialdemokraten und Oppositionelle verhaftet und in Konzentrationslager gesteckt.

Fussnoten

(1) Militärseelsorge (Bundeswehr) – Wikipedia

(2) Bertha von Suttner, «Der Krieg wird kämpfend überwunden» Psychologische Menschenkenntnis, Sept. 1967

(3) www.ae911truth.org und www.ae911truth.ch


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5 Meinungen

  • am 30.03.2021 um 12:36 Uhr
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    Frieden, kann nur im Frieden ergründet werden, niemals jedoch in dessen Abwesenheit.

  • am 30.03.2021 um 13:23 Uhr
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    Warum setzt man keine Denkmäler für Menschen welche sich für Frieden, soziale Gerechtigkeit und Konsens einsetzen? Das erste Opfer eines jeden Krieges ist die Wahrheit. Dann kommt die vierte Macht, und sagt uns, was die Wahrheit sei. Es war schon immer Krieg, im mindesten der stille Krieg. Die Peitsche der Existenzangst ist allgegenwärtig, was diese bewirkt, zeigen die hohen Suizidzahlen in unseren Nachbarsnationen. ( Bei uns werden diese verschwiegen, um Trittbrettfahrer zu verhindern) Dr. Ganser hielt kürzlich einen Vortrag über Angst und legte Suizidzahlen der umliegenden Länder offen. Wirtschaftskrieg fordert still und leise seine Opfer.

  • am 30.03.2021 um 14:40 Uhr
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    Wer sich allmählich vom Mit-Denker des «öffentlichen Allgemeinwissens» löst, und nach-denklich wird, begreift, dass wir nicht «die Guten» sind – sondern Friede und Freiheit auch von uns weltweit mit Füssen getreten wird!

    Dass wir, als schweigende Mit-Marchierer und schlemmende Mit-Nutzniesser von Not und Elend anderer Menschen -in armen Ländern, und weit weg- bestens profitieren.

    Unsere friedliche Schutzmacht, Amerika, führt seit Beginn durchschnittlich jedes Jahr einen neuen Krieg. Zu 99% gegen schwache Gegner, die anschliessend ausgebeutet werden.
    Nicht wie doofe Europäer, die meist gegen ähnlich starke Nachbarn kämpften.

    Europäische Krieger starben im Krieg. —

    Die an Grösse und Technik meist weit überlegenen Amerikaner bezahlten ihr grausames Abschlachten/Verbrennen/Vergiften der überfallenen Völker mit anderer Münze:
    Beim Vietnam-Krieg starben mittlerweile über doppelt so viele «Krieger» ( über 100 000 ! ) durch Selbstmord in der Heimat, als im Krieg ! Auch im Krieg brachten sie sich zum Teil selbst um: ein Offizier, auf dessen Ermordung 10 000 Dollar Prämie ausgesetzt war, überlebte dabei 6 Mord-Versuche.

    So viel zu unserer «freiheitlichen Schutzmacht».

    Auf «eigenes Militär» kann auch eine Schweiz nicht verzichten – denn sie wäre sonst eine zu leckere Beute für irgendeinen «Be-freier» von irgendeinem «frei» erfundenen Übel !

    Da nicht genügend «Zeichen» übrig, Ende Kommentar.

    Alles Gute – und freundliche Grüsse !
    Wolfgang Gerlach, Ingenieur

    • am 8.04.2021 um 20:06 Uhr
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      Sehr geehrter Herr Gerlach,

      Besten Dank für Ihre regelmässigen Kommentare. Das tolle am Infosperber ist, dass er so viele kluge Leser und Leserinnen hat, die die Beiträge ergänzen, vervollständigen und manchmal auch berichtigen.

      Mit freundlichen Grüssen,
      Ursula Aye

  • am 30.03.2021 um 16:07 Uhr
    Permalink

    Früher mussten Menschen töten, um zu überleben.
    Heute ist das nicht mehr der Fall.
    Nur verhalten sich einige von uns immer noch wie Neandertaler, um ihre Macht und Kontrolle zu behalten und auszubauen. Sie lügen, täuschen, manipulieren und bauen an Feindbildern statt an der Versöhnung und einem gerechten Geld- und Wirtschaftssystem.

    Frieden ist erst möglich, wenn wir alle – aber vor allem die Mächtigen und Einflussreichen – alle Formen von physischer und psychischer Gewalt abgelegt haben und wenn Gewalt geächtet, bestraft und nicht mehr akzeptiert wird.
    Daran sollten wir arbeiten.
    Aber was tun die Einflussreichen?
    Das Gegenteil.
    Sie müssen zur Verantwortung gezogen werden. Dazu bräuchte es eine unabhängige Justiz.

    Es gibt keine Alternative zur Gewaltlosigkeit, wenn wir in Frieden leben wollen.
    https://friedenskraft.ch/home

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