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Seine Firma hat Leugnern von Joe Bidens Wahlsieg bereits über 800'000 Dollar gespendet: AT&T-CEO Randall Stephenson am WEF 2015. © cc-by-nc-sa World Economic Forum

Die Heuchler von Davos

Red. /  147 US-Abgeordnete anerkennen Joe Bidens Wahlsieg immer noch nicht. Von den grössten US-Konzernen gibts trotzdem laufend Geld.

«Rebuilding Trust» – Vertrauen wiederherstellen. So heisst das Motto des diesjährigen World Economic Forums in Davos.

Mit dabei: die Teppichetagen der grössten US-Konzerne. Ausgerechnet.

«Man kann sich nur schwer eine andere Gruppe Amerikaner ausserhalb Trump und dessen Verbündeten vorstellen, die mehr getan haben, um das öffentliche Vertrauen zu zerstören, als die Top-Manager der grössten US-Unternehmen.» Dies schreibt Robert Reich, Professor für Public Policy an der University of California in Berkeley in seinem jüngsten Post auf dem Newsletter-Dienst Substack.

Diese Leute hätten die Demokratie korrumpiert, indem sie Geld in politische Kampagnen schütteten, Gewerkschaften bekämpften, Löhne drückten, ihre Märkte monopolisierten und fast alle Gewinne den Aktienbesitzern zuschanzten.

Stakeholder-Kapitalismus war einmal

In den 1990ern, so Reich weiter, habe das WEF aktiv die Idee des Stakeholder-Kapitalismus verfochten. Sie besagt, dass Konzerne auch die Interessen von Arbeitnehmenden, Konsumierenden, Gemeinschaften und der Umwelt vorantreiben sollen – nicht nur diejenigen der Anteilseigner. Das WEF nennt die Idee noch immer auf seiner Website.

Noch deutlicher heuchelten diejenigen WEF-Teilnehmer, welche sagten, sie fürchteten die Unruhen, welche eine zweite Amtszeit Donald Trumps bringen könnten. Einige von ihnen hatte nämlich öffentlich gesagt, sie würden die Resultate der diesjährigen Präsidentschaftswahlen als Risiko fürs Geschäft anschauen.

Dabei würden viele von ihnen dieses Risiko aktiv befeuern. Und zwar indem sie die 147 Abgeordneten im Kongress, welche sich weigerten, Joe Bidens Sieg bei den letzten Wahlen anzuerkennen, weiterhin finanziell unterstützen.

Zuerst Boykott verkündet – dann weitergespendet

«Erinnern wir uns, dass ein Haufen grosser Unternehmen nach dem Sturm aufs Kapitol in grossen Tönen verkündete, dass sie diesen 147 Abgeordneten kein Geld mehr spenden. Seither haben jedoch die meisten wieder Spenden getätigt. Und damit den Leugnern geholfen, wiedergewählt zu werden und die Stabilität der US-Demokratie zu gefährden.»

Alles zusammen, so rechnet Reich vor, hätten mindestens 228 der grössten US-Unternehmen (Fortune 500) in den Wahlkampfzyklen von 2021 bis 2023 Leugnern von Bidens Wahlsieg 26.3 Millionen US-Dollar bezahlt. Dies sind mehr als zwei Drittel der etwa 300 Unternehmen mit eigenen politischen Aktionskomitees.

Amazon gehört dazu, Boeing, Comcast, FedEx oder Delta. Sie alle haben je über 300’000 Dollar an Wahlleugner gespendet. Weitere Unternehmen und ihre Spenden: Home Depot, $602,500. Johnson & Johnson, $138,000. McDonald’s, $107,000. UPS, $575,000. Verizon, $250,500. Walmart, $297,000. Wells Fargo, $244,500. Und viele mehr.

Die Journalismus-NGO Pro Publica hat ein Tool programmiert, welches die Spenden laufend verfogt. Leader ist derzeit der Telekom-Konzern AT&T mit über 800’000 Dollar an Spenden.

Reich weist zudem darauf hin, dass diese Zahlen bloss die öffentlich deklarierten Spenden ausweisen. Verdeckte Geldflüsse werden nicht erfasst.

«Vielleicht überlegen Sie es sich besser noch einmal, bevor sie einer grossen Firma etwas abkaufen, welche einen Teil ihrer Einkünfte benutzt, um Vertrauen zu zerstören und die amerikanische Demokratie zu destabilisieren.»


Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors

Keine
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Meinungen in Beiträgen auf Infosperber entsprechen jeweils den persönlichen Einschätzungen der Autorin oder des Autors.

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4 Meinungen

  • am 19.01.2024 um 11:06 Uhr
    Permalink

    Es gibt auch viele Demokraten, darunter Hillary Clinton, die bestreiten den Sieg Trumps bei den Wahlen von 2016 noch heute. Und die Anhänger von Al Gore und er selbst sind auch heute noch der Meinung, Bush habe die Wahlen 2000 nicht gewonnen.
    Ich denke, in den USA gehören diese Vorwürfe des Wahlbetrugs zur politischen Rhetorik. Wirklich ernst nimmt sie niemand, und etwas am Wahlsystem ändern will auch niemand. Es scheint die Einstellung zu herrschen, dass ‹Betrug› ja nur dann schlecht sei, wenn er zu den eigenen Ungunsten stattfindet.

  • am 19.01.2024 um 11:14 Uhr
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    …und die Zahl der Obdachlosen, Arbeitslosen und Willkommenskulturellen steigt weiter….

  • am 19.01.2024 um 14:20 Uhr
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    Dass man Resultaten der US Präsidentschaftswahlen nur bedingt vertrauen kann hat uns der damalige Wahlkampf zwischen Al Gore und G.W. Bush ganz deutliche gezeigt. Unter diesem Gesichtspunkt erinnert das Wort Wahlleugner an den Gebrauch des Ausdrucks Coronaleugner, dem in einem Zeitabschnitt der Krise ganz undifferenziert auch alle Kritiker der Massnahmen zugeordnet wurden. Der Ausdruck «Leugner» wird offenbar vor allem dazu verwendet jemanden zu diffamieren und es empfiehlt sich Artikeln die diesen Ausdruck verwenden mit gesunder Skepsis zu begegnen und sich die Frage nach der Absicht des Verfassers zu stellen. Sicher ist allerdings dass sich überall Heuchler befinden wo es um viel Geld und Macht geht – der WEF ist diesbezüglich weder Ausnahme noch Einzelfall.

  • am 20.01.2024 um 10:51 Uhr
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    Eigentlich ein interessantes Thema und Artikel, leider ein etwas einseitiger Aufhänger. Auch Biden und Konsorten hätten es dringend nötig,wieder Vertrauen zu schaffen, nach dem Desaster was sie in den letzten 3 Jahren geboten haben. Eigentlich ist bei mir da die Erkenntnis gereift, dass Politik wohl nur ein Schmierentheater darstellt und grundsätzlich ist es egal, wer auf der Bühne herumhampelt. Am Ende des Tages profitieren genau die,welche sich letzte Woche am WEF getroffen haben und für den Rest der Weltbevölkerung wird die Lebensrealität härter.

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