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Im Juni nahm China das bisher grösste Solarkraftwerk Kela auf dem tibetischen Hochplateau in Betrieb, das sich über 16 Quadratkilometer erstreckt. © CGTN, Videoscreenshot

China will Wind- und Solarkapazität in drei Jahren verdoppeln

Daniela Gschweng /  Kohle bleibt ein Problem, trotzdem könnte China seine Klimaziele schon fünf Jahre früher erreichen als geplant.

Als zweitgrösste Volkswirtschaft der Welt ist China der weltweit grösste Energieverbraucher und der grösste Emittent von Treibhausgasen. Aber China ist auch der grösste und am schnellsten wachsende Produzent erneuerbarer Energien weltweit.

In Nachhaltigkeitsdiskussionen wird oft auf den grossen Klima-Fussabdruck Chinas hingewiesen. Dort leben allerdings auch 1,4 Milliarden Menschen, viermal so viele wie in den USA. Der Klima-Fussabdruck eines durchschnittlichen US-Amerikaners ist deutlich grösser als der eines Chinesen. Übersehen wird dabei oft das Potenzial Chinas, seinen Fussabdruck zu verringern.

Verdoppelung der Wind- und Solarkapazität bis in drei Jahren

Im ersten Quartal 2023 produzierte China 228 Gigawatt aus Sonnenenergie und mehr als 310 Gigawatt aus Onshore- und Offshore-Windanlagen. Bis 2025 will das Land die Kapazität verdoppeln und 1200 Gigawatt erneuerbare Energie aus Wind und Sonne generieren. Seine Klimaziele für 2030 wird China deshalb voraussichtlich schon 2025 erreichen.

Das berichtet der «Guardian» unter Bezug auf die NGO Global Energy Monitor, eine gemeinnützige Organisation, die weltweit die Solar- und Windenergiekapazitäten verfolgt. Global Energy Monitor arbeitet unter anderem mit der Internationalen Energieagentur (IEA), der OECD, den Vereinten Nationen und der Weltbank zusammen.

Die 2020 ausgegebenen Klimaziele Chinas sehen vor, dass das Land bis 2030 den Gipfel seines CO2-Ausstosses, Englisch: «Peak Carbon», erreicht haben wird und bis 2060 CO2-neutral wird. Derzeit stützt das Land sich noch hauptsächlich auf Kohleverbrennung. Geplant oder im Bau sind bis 2025 aber rund 371 Gigawatt an Windkapazität und 379 Gigawatt Solarkapazität.

Ausbau nicht ohne Opfer

Am 25. Juni hat China das Wasser-Photovoltaik-Kraftwerk Kela auf dem tibetischen Hochplateau in Betrieb genommen. Kela könne zwei Milliarden Kilowattstunden Strom im Jahr produzieren, schreibt der «Guardian». Tibetische Nomaden, die auf dem 16 Quadratkilometern grossen Kraftwerksgelände lebten, seien weder über den Bau des Megakraftwerks informiert noch entschädigt worden, berichten verschiedene Medien, darunter  «Radio Free Asia».

Bis 2030 wird China nach eigener Aussage mehr als ein Drittel seiner Energie aus Erneuerbaren gewinnen. Im vergangenen Jahr lag der Anteil von Wind- und Solarstrom am Energiemix in China noch bei 13,4 Prozent. Zum Vergleich: Im Durchschnitt 2022 trugen Windkraft 16 Prozent und Solarenergie 7 Prozent zur Nettostromerzeugung in der EU bei (Statista). Die EU will den Anteil erneuerbarer Energien bis 2030 auf 42,5 Prozent steigern und bis 2050 klimaneutral sein.

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Trotz Nachhaltigkeitsboom – der Energiemix der Welt besteht noch grösstenteils aus fossilen Energien und Chinas Energiebedarf ist in den letzten Jahrzehnten stark gewachsen.

China ist immer noch einer der der grösste Kohleverbrenner

Als zweitgrösste Volkswirtschaft der Welt verbraucht China allerdings auch die Hälfte der weltweit produzierten Kohle – deutlich mehr als jedes andere Land. Im ersten Quartal 2023 wurde dort mit 20,45 Gigawatt mehr Kohlekapazität genehmigt als im ganzen Jahr 2021.

Pro Kopf der Bevölkerung allerdings verbrennt China deutlich weniger Kohle als etwa Südafrika oder Australien und etwas weniger als Deutschland.

Beim Ausbau der Erneuerbaren gibt es Probleme mit veralteten oder ungenügenden Stromleitungen – Hindernisse, die Europa zwar kennt, die angesichts der Dimensionen Chinas aber nur bedingt vergleichbar sind.

Solarfarmen gibt es zum Beispiel vor allem im Norden und Nordwesten Chinas, in dünn besiedelten Provinzen wie Shanxi, Xinjiang und Hebei. Verbraucht wird der Strom aber in den dichter bevölkerten Gebieten im Osten. Dürren und Hitzewellen haben zudem in den letzten Jahren die Stromerzeugung aus Wasserkraft zeitweise einbrechen lassen.

«China macht Fortschritte», resümiert Martin Weil, einer der Autoren des Reports «A Race to the Top China 2023», «für eine sichere Energiezukunft braucht das Land [aber] grössere Fortschritte bei der Energiespeicherung und bei grünen Technologien».


Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors

Keine
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Zum Infosperber-Dossier:

SolaranlageBauernhof-1

Energiepolitik ohne neue Atomkraftwerke

Erstes, zweites und drittes Gebot: Der Stromverbrauch darf nicht weiter zunehmen.

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2 Meinungen

  • am 24.07.2023 um 17:24 Uhr
    Permalink

    Es tut richtig gut, wieder einemal einen angemessenen, nicht einseitig-pejorativen Artikel über China zu lesen. Vielen Dank!

  • am 24.07.2023 um 21:26 Uhr
    Permalink

    Danke für den interessanten Artikel.
    Ja, China ist momentan das Land das am schnellsten PV-Anlagen und Windkraft zubaut. Während wir uns in endlosem Palaver und Hick-Hack zerfleischen und überall Haare in der Suppe suchen. Wir sind immer noch Öl- Diesel- und Benzinverbrenner. In China wird gemacht was der Chef anordnet.
    Aber ich bin eigentlich selber intelligent genug, dass ich keinen Chef brauche der mir das befiehlt. Eigenverantwortung heisst das glaub ich…Ende Jahr wird die PV-Anlage auf meinem Haus in Betrieb gehen: Und nächstes Jahr gibt’s ein eAuto.

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