KPCh

Kommunistische Partei Chinas: Allmächtiges Staatsorgan © Wikimedia Commons/cc

85 Millionen Marxisten

Peter G. Achten /  Die Kommunistische Partei Chinas ist weltweit die grösste und reichste politische Organisation. Ein Blick auf 93 Jahre Geschichte.

Von geheimen Häschern der nationalistischen Regierung verfolgt, versammelten sich Ende Juni/Anfang Juli 1921 dreizehn Delegierte in Shanghai. Sie vertraten nicht einmal hundert Mitglieder. Mit von der Partie: zwei Vertreter der Kommunistischen Internationalen, Komintern. Vier Jahre nach der russischen Oktoberrevolution sahen die sowjetischen Führungsgenossen Lenin, Trotzki und auch schon Stalin Revolutionspotential im Reich der Mitte. Als Gründungstag der Kommunistischen Partei Chinas (KPCh) gilt der 1. Juli. Das heute bekannteste Gründungsmitglied war Mao Dsedong, damals jedoch noch einer unter vielen.
Lernfähiger als die Sowjet-Genossen
93 Jahre sind seither vergangen, und aus der bedeutungslosen linksextremen Kleingruppe wurde die weltweit grösste – und reichste – politische Organisation. Die chinesische Tageszeitung «Global Times», ein Ableger des Partei-Megaphons «Renmin Ribao» (Volkszeitung), bemerkte ganz ohne Ironie, dass der 93. Geburtstag der KPCh gleichzeitig jene Zahl darstelle, die den Sturz der Kommunistischen Partei der Sowjetunion (KPdSU) symbolisiert. Die KPdSU hatte von der Gründung 1898 bis zu ihrer Auflösung 1991 genau 93 Jahre Bestand, davon 74 Jahre als allmächtige Regierungspartei. Zwar ist die KPCh erst 65 Jahre an der Macht, doch der «Global Times»-Kommentator lässt keinen Zweifel offen, dass Chinas Kommunisten und Kommunistinnen länger regieren werden. Ganz einfach deshalb, weil sie nicht die Fehler der russischen Sowjet-Genossen begehen.
«Die KPCh», schreibt das Blatt, «hat es besser gemacht als die KPdSU». Die chinesischen Genossen seien volksnaher, vor allem aber lernfähiger als die sowjetischen Genossen. So habe man aus den eigenen Fehlern und jenen von anderen die richtigen Schlüsse gezogen. Folgerung: «Verglichen mit dem rigiden System der Sowjetunion hat China grundlegende Reformen erreicht und damit die Führung der KPCh nicht geschwächt.»
Fortschritt und menschliche Tragödien
Gewiss, die KPCh kann sich auf viele Erfolge berufen, insbesondere in den letzten 35 Reformjahren. Den Chinesen und Chinesinnen geht es heute so gut wie noch nie in ihrer Geschichte. Im Gegensatz zu den Verdiensten der Partei werden jedoch die dunklen Seiten der 93-jährigen Geschichte ausgeblendet. Der Grund ist einfach: Die Partei hat immer recht und steht – zwar nicht qua Verfassung aber de facto – über dem Gesetz. Und schreibt, wie alle Sieger, ihre Geschichte selbst.
Zu Recht kann die Partei auf den mutigen antiimperialistischen Kampf gegen die Japaner (1931–1945) verweisen, nicht zuletzt auch gegen die zögernde Haltung der damals mit den Kommunisten verbündeten Nationalistischen Guomindang von Chiang Kai-shek. Auch der legendäre Lange Marsch (1935) und der siegreiche Bürgerkrieg gegen die reaktionären Nationalisten lässt sich durchaus als Erfolg interpretieren. Die gnadenlosen, blutigen internen Säuberungen seit der Gründung der KPCh bis zur Staatsgründung 1949 dagegen, die schliesslich Mao als unangefochtenen Supremo an die Macht gespült haben, werden parteigeschichtlich in rosarotem Licht dargestellt.
Ohne KP und ohne Mao gäbe es gewiss nicht das moderne China von heute. Dennoch, die ersten dreissig Jahre der Volksrepublik waren gesamthaft betrachtet ein soziales Desaster voller menschlicher Tragödien. Die ersten Jahre nach 1949 brachten zunächst in den 1950er-Jahren industrielle Erfolge nach sowjetischem Muster, dann aber auch den Bruch mit der Sowjetunion. Mao hatte schon in den 1930er-Jahren den sowjetischen Genossen theoretisch widersprochen, die als Avantgarde der Revolution das Arbeiter-Proletariat dogmatisch festgelegt hatten. Für China, so die Erkenntnis des Bauernjungen Mao, sind Arbeiter zwar wichtig, die Bauern aber – wie die Eroberung der Macht im Bürgerkrieg dann zeigte – das entscheidende Element.
Vernichtung, Tod und Leid
Der von sozialistischen Utopien getriebene Mao allerdings führte das Reich der Mitte mit unzähligen, zum Teil blutigen politischen Kampagnen ins Chaos. Mit dem «grossen Sprung nach vorn» (1958–61) wollte der «grosse Steuermann» die Industriestaaten ein- und überholen. Das Resultat war die grösste von Menschen verursachte Hungersnot der Weltgeschichte mit geschätzten 35 bis 45 Millionen Todesopfern. Das beeindruckte Mao allerdings wenig. So apostrophierte er in den 1960er-Jahren etwa die USA als Papiertiger, denn China, so Mao, würde bei einem Atomkrieg einige Dutzend Millionen Tote in Kauf nehmen.
Die «Sonne des Ostens», den Verlust der Macht befürchtend, entfachte dann die grosse proletarische Kulturrevolution (1966–76), die Vernichtung, Tod und Leid über das Land brachte. Millionen von Roten Garden – Teenager und junge Studenten – «attackierten die Hauptquartiere». Ein Teil der Partei-Elite wurde öffentlich gedemütigt und als «Kapitalisten» diffamiert. Dazu gehörten u.a. Staatspräsident Liu Shaoqi, der spätere Reformer Deng Xiaoping und auch der Vater des derzeitigen Staats- und Parteichefs Xi Jinping. Doch bis auf den heutigen Tag wird Maos Wirken parteioffiziell zu siebzig Prozent als gut und zu dreissig Prozent als schlecht beurteilt. Chinas Schüler und Schülerinnen lernen noch heute, dass die grosse Hungersnot allein einer Naturkatastrophe zuzuschreiben war.
Der grosse Revolutionär und Reformer Deng Xiaoping – lange Zeit ein getreuer Vasall Maos – veränderte das Schicksal Chinas mit seiner Reforminitiative vom Dezember 1978 unwiderruflich. Die Partei verschrieb sich – immer unter dem Banner des Marxismus-Leninismus-MaoDsedong-Denkens – erfolgreich dem Staatskapitalismus nach dem Vorbild etwa von Südkorea, Japan, Singapur oder Taiwan. Wirtschaftlich, sozial, aber auch politisch wendete sich vieles zum Besseren. China befindet sich heute parteitheoretisch im «Anfangsstadium des Sozialismus» und betreibt eine «sozialistische Marktwirtschaft chinesischer Prägung». Mit Erfolg.
Qualität statt Quantität
Die KPCh ist unterdessen ins Unermessliche gewachsen. Mitte der 1990er-Jahre zählte die Partei etwas über 60 Millionen Mitglieder. Heute sind es 85 Millionen. Seit zehn Jahren dürfen selbst Unternehmer Parteimitglied werden, was fleissig genutzt wird. Ohne Beziehungsnetz läuft nämlich im chinesisch-kapitalistischen Business gar nichts. Mittlerweile will das Zentralkomitee den Zulauf etwas bremsen. Laut der amtlichen Nachrichtenagentur Xinhua (Neues China) soll die Auswahl «ausgewogen und vorsichtig» gehandhabt werden, «mehr Qualität statt Quantität» ist das Ziel. Das Partei-Organ Renmin Ribao (Volkszeitung) will die Bewerber und Bewerberinnen gar an ihrem «Glauben an den Marxismus» messen. Die Parteimitgliedschaft jedenfalls – Marxismus hin, Marxismus her – öffnet im Dschungel des chinesischen Kapitalismus Kanäle und entscheidende Kontakte. Die Tageszeitung «Global Times» warnt deshalb im Zusammenhang mit der Parteimitgliedschaft nicht von ungefähr vor «Cliquenbildung, Amtsmissbrauch, Korruption und Vetternwirtschaft».
Staats- und Parteichef Xi Jinping, seit anderthalb Jahren an der Macht, hat deshalb mit einer breit angelegten Anti-Korruptionskampagne grosse wie kleine Partei-Mandarine – im Partei-Jargon «Tiger» und «Fliegen» – im Visier. Ob es sich um einen genuinen Kampf gegen Amtsmissbrauch oder um politische Abrechnungen handelt, ist von aussen nicht feststellbar. Vermutlich ist es beides. Partei-Interna jedenfalls sind auch im 94. KP-Jahr streng geheim. Das Image der KPCh beim Laobaixing, dem Normalbürger, ist nach Beobachtungen manchmal positiv, meist aber lau. «Die KPCh», so meint die «Global Times» zum 93. Parteigeburtstag anerkennend, «teilt mit dem Land und seinen Bürgern das gleiche Schicksal».


Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors

Keine. Peter Achten arbeitet seit Jahrzehnten als Journalist in China.

Zum Infosperber-Dossier:

Flagge_China

Chinas Innenpolitik

Hohe Wachstumszahlen; riesige Devisenreserven; sozialer Konfliktstoff; Umweltzerstörung; Herrschaft einer Partei

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9 Meinungen

  • Portrait_Pirmin_Meier
    am 26.07.2014 um 11:12 Uhr
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    Der provozierende Titel wird vom sachlichen Inhalt glücklicherweise eher nicht bestätigt. So wie es in Europa oder Lateinamerika nicht 85 Millionen nach der kirchlichen Lehre orientierte Katholiken gibt, und die richtigen Protestanten gehen kaum mehr in die Millionen, was man für die Bedingungen eines ethischen Fortschritts vielleicht bedauern kann. Etwas weichsinnig geht Peter Achten mit den diplomatisch formulierten Andeutungen betr. die Opfer dieses Systems um, wohl von der weltweit kaum bestrittenen Annahme geleitet, dass gewiss noch mehr als genug Chinesen übrig geblieben sind.

  • am 26.07.2014 um 13:37 Uhr
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    Guten Tag Herr Meier.
    Ich habe es mir zur Angewohnheit gemacht, mit Menschen aus den betreffenden Gebieten direkt zu sprechen. Ich habe eine Nachbarin aus Kuba, und kenne 2 Studentinnen aus China. (Austauschprogramm eines grossen Chemiekonz., dessen Namen ich hier keinesfalls erwähne, weil deren Geschäftsgebaren zum kotzen ist) Ich konnte feststellen, dass das was mir diese Menschen über ihr Land erzählen, sich stark unterscheidet von dem, was uns hier erzählt wird über diese Länder. Derselbe Effekt wie damals beim Libanon und Gaddafi. Nun freut es mich sehr, hier im Infosperber einen Bericht zu finden, welcher dem sehr Nahe kommt was mir die 2 Studentinnen aus China erzählen. Beide stammen sie aus der politischen Mittelschicht, das heisst ihre Familien haben sich im Marxismus verdienstbar gemacht, zum wohle der Nation, was bis zu einem gewissen Grade die Förderung dieser Familien nach sich zieht. Nun, es würde zu weit gehen hier alles zu differenzieren, doch das marxistische Erfolgsmodell China, welches sehr starke geniokratische Züge trägt, sollte von der Schweiz nicht unbeachtet bleiben. Insbesondere auch in der Ausrichtung, wo unsere wirtschaftlichen Freunde sind. England und Usa hat uns bald mehr gekostet als gebracht. Nun, vielleicht tun wir gut daran, uns neue Freunde im Osten zu suchen. Russland und China, eventuell ein vereinigtes Europa ohne EU, bevor die Usa uns ins bodenlose reisst. Wer Erfolg hat, hat recht. China hat Erfolg, ohne andere zu überfallen.

  • Portrait_Pirmin_Meier
    am 26.07.2014 um 16:25 Uhr
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    Lieber B. Gubler, würde gerne mit Ihnen über China diskutieren, aber allzu konkrete kann ich da öffentlich nicht werden. Ich habe im Zusammenhang mit der Übersetzung eines Buches von mir ins Chinesische (die Umstände sind hier nicht zu schildern) gesehen, wie schwierig es in jenem Land um die Geistesfreiheit bestellt ist, Details gehören nicht hierher. Sie müssen auch nicht Gaddafi und Saddam H. rechtfertigen, nur weil einiges noch schlimmer gekommen ist usw. Ich äussere konkrete Kritik an China nicht öffentlich, würde aber erst recht nie irgendwelche Boykotte oder Nichtabschluss von Handelsverträgen usw. gutheissen. Was Sie mit «vereinigtem Europa» ohne EU «verzapfen", führt wohl kaum zum Ziel. Sicher ist, dass die faktische Ausschaltung konkreter Mitbestimmung des kleinen Bürgers in Sachen, die ihm wirklich wichtig sind, die Demokratie in der EU minimiert. Dass das Pack im 1. und 2. Weltkrieg schlimmer war, kann aber nicht als Vorwand für die dauernde Bevormundung des Bürgers, in dem man stets einen kleinen Hitler verdächtigt, hinhalten. Bei jenem «Pack» der Weltkriege ahnte man wenigstens, dass seine Tage gezählt sind, selbst wenn sie auf 1000 Jahre Phrasen machten. Ihre Vorstellungen von Marxismus kommen mir etwas gar gemütlich vor, so, wie wenn man eine liebe Gebetsgruppe von Frauen mit dem Katholizismus verwechselt. Danke trotzdem, dass Sie sich wieder mal beherzt zum Wort gemeldet haben.

  • Portrait_Pirmin_Meier
    am 26.07.2014 um 16:34 Uhr
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    PS. Die Beiträge von Peter Achten sind aus meiner Sicht absolut kompetent und wird von mir immer gleich zuerst gelesen bei is. Persönlich rechne ich noch meinen Studienkollegen Harro v. S. zu den vertrauenswürdigen Chinaexperten. Von seinen Publiktationen, z.B. die List betreffend, kann man jede Menge lernen, auch für das Verständnis Chinas und wie man sich für allfälige Verhandlungen usw. einrichten kann. Eine gewisse Berechenbarkeit scheint derzeit gegeben zu sein.

  • am 26.07.2014 um 21:27 Uhr
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    @Herr Pirmin Meier
    Wissen Sie, angesichts der akt. Weltlage, geht es, was EU und als Alternative ein vereinigtes Europa OHNE Eu betrifft, ganz pragmatisch mir nur um eines. Was ist besser für die Schweiz, welche Variante ist das kleinere Übel für die Schweiz. Die Eu ist sicher keine Option, obwohl einige versuchen die Eu durch die Hintertüre in die Schweiz zu bringen, was uns zu Lakaien der Usa machen würde. So denke ich, wäre als Option ein vereinigtes Europa mit dem Osten das kleinere Übel als die EU oder ein kompletter Alleingang. Von den Toten und Entmündigungen brauchen wir hier gar nicht zu reden, die Welt ist eine Räuberbande, welche noch lange brauchen wird um ihre Blutgeschichte auf zu arbeiten. Sie werden mir niemanden aufzählen können, an dessen Händen kein Blut klebt. Nicht einen einzigen, wenn auch bei einigen indirekt über Drittpersonen. Ihre Forschungen und ihre Fachkenntnisse in ehren, aber das wird alles nutzlos sein wenn der Teller leer bleibt, der nächste Crash kommt, oder irgendwer in den Usa beschliesst, dass sie nun einen Chip tragen müssen, damit sie Tram fahren dürfen. Als ehemaliger, hochausgebildeter Informatiker vor meinem Wechsel in den Soz. Bereich, weiss ich von was ich rede. Das wir noch weitere Optionen hätten ist Illusionär, gegenwärtig. gibt es nur Ost oder West. In 10 Jahren ist die USA das Armenhaus der Erde. Also sollten wir Wege finden mit dem Osten klar zu kommen. Ich empfehle die Bücher von Sänger, oder dass Sie mal nach China reisen.

  • Portrait_Pirmin_Meier
    am 27.07.2014 um 11:13 Uhr
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    Reisen ist gut, aber auch nicht zu überschätzen. Kant war nie in Paris, verstand aber besser, was in der französischen Revolution ablief als die meisten Akteure vor Ort. Wer 1935 und 1936 nach Deutschland reiste, war begeistert über den dortigen Aufbruch,die Abnahme der Arbeitslosigkeit, die gute Stimmung; es war also besser für die Aufklärung, zu Hause zu bleiben. Nach Canetti gilt noch zusätzlich: wer nichts gelesen hat, hat nichts erlebt, was natürlich trotzdem übertrieben ist.

  • Portrait_Pirmin_Meier
    am 29.07.2014 um 09:30 Uhr
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    Der Tagesanzeiger vom 29. Juli bringt einen Bericht vom angeblichen oder wirklichen Ende der Meinungs- und Medienfreiheit in Hongkong. Zu diesem Thema würde man von Peter Achten gerne etwas Kompetentes lesen.

  • Portrait_Pirmin_Meier
    am 31.07.2014 um 17:56 Uhr
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    Noch für Beatus Gubler und Werner T. Meyer: Wie wichtig Meinungsfreiheit in Hongkong wäre, beweist die Tatsache, dass dort der niederländische Sinologe Frank Dikötter lehrt. Sein Buch, soeben Deutsch erschienen bei Klett-Cotta «Maos grosser Hunger – Massenmord und Menschenexperiment in China» ist eine der informativsten Darstellungen dieser historisch nicht zu vergessenden Episode. Die Frage, ob dabei 35 Millionen Leute umgekommen seien (Peter Achten mal bei Infosperber) oder 45 Millionen (Dikötter) ist nicht das Wichtigste, weil mit Opferzahlen je nachdem, siehe auch die christlichen Hexenprozesse, Propaganda gemacht wird. Das Buch ist hervorragend lesbar geschrieben ist, erstklassig dokumentiert. U.a. zeigt Dikötter, warum Mao kein Interesse an der Demontage Stalins durch Chruschtschow hatte, weil er befürchten musste, selber dran zu kommen; was derzeit durch sein Bild auf chinesischen Banknoten immer noch widerlegt wird. Die Geschichte hängt auch mit der späteren Kulturrevolution zusammen, bei der Lin Piao als chinesischer Chruschtschow demontiert wurde. Gemäss Jürgen Osterhammel bringt jedoch im Vergleich zu Jang Jisheng, dem gründlichsten chinesischen Aufarbeiter dieser Geschichte, Dikötter nicht sehr viel Neues, doch ist die Darstellung fesselnd, fast wie Sebastian Haffners Hitlerbuch. Möglich, dass Dikötter und Jang Jisheng lesen ev. mehr bringt als 14 Tage Pauschalarrangement nach China. Auf Jang Jisheng hat Werner T. Huber im Blog schon mal aufmerksam gemacht.

  • am 2.08.2014 um 04:30 Uhr
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    @Pirmin Meier. Danke für die umfassende, geschichtshystorische Informationsarbeit.
    Wer aus der Vergangenheit nicht lernt, ist dazu verdammt die Fehler von damals zu widerholen. Nun einen Blick in die Zukunft, aus der gegenwärtigen, flüchtigen Gegenwart. Wie können wir dieses Raubtierverhalten und den Missbrauch des Kapitals beenden, und wie können wir dann das System schützen, dass sich dies was gegenwärtig passiert und früher geschehen ist, nicht mehr widerholt?

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