Mine Abbau

Die EU braucht als «kritisch» oder «strategisch» eingestufte Rohstoffe, die Ukraine hat sie (Symbolbild). © Bond / Depositphotos

Ukraine: Schlacht um Rohstoffe

Josef Estermann /  Die besetzten Gebiete sind eine «Goldgrube» für seltene Mineralien. Die EU möchte ebenfalls von den Bodenschätzen profitieren.

Am 16. Oktober 2024 stellte Wolodymyr Selensky seinen so genannten «Siegesplan» für die Beendigung des Krieges Russlands gegen die Ukraine vor. Neben drei Forderungen an die westlichen Staaten offerierte der ukrainische Staatspräsident auch zwei Angebote, darunter den Zugang zu «kritischen Rohstoffen».

Die Ukraine ist nicht nur ein Agrarland

Bisher galt die Ukraine vor allem als Agrarland mit einer grossen Produktion an landwirtschaftlichen Gütern. Eher weniger bekannt ist die Tatsache, dass die Ukraine viele Mineralien und Metalle besitzt, die noch unter dem Boden schlummern. Der bekannte US-Senator Lindsey Graham soll die Ukraine als «Goldmine» bezeichnet haben, wobei er nicht Gold im wörtlichen Sinne meinte.

Tatsächlich kommen im ukrainischen Boden 117 der insgesamt 120 meistverwendeten Mineralien und Metalle vor, davon viele Seltene Erden und Lithium, das für die Umstellung von fossiler Energie auf nachhaltige Energiequellen von entscheidender Bedeutung ist. Die Ukraine könnte eines der reichsten Länder der Welt sein, fügte Senator Graham an. Wenn nur der Krieg bald beendet würde.

Ukraine Eisen Batterierhstoffe.
Lagerstätten verschiedener wichtiger Rohstoffe in der Ukraine: Vor allem Eisen und Rohstoffe für Batterien. Etwas grössere Auflösung hier.

Die Energiewende im Westen braucht ukrainische Bodenschätze

Die europäischen Staaten, insbesondere Deutschland mit seiner Automobilindustrie, suchen händeringend nach alternativen Fördergebieten für Lithium und Seltene Erden. Bisher ist China der Hauptförderer dieser Mineralien und Metalle. Nachdem der von Deutschland stark forcierte Deal mit Bolivien zur Förderung von Lithium nicht zustande gekommen ist, ist die Bundesrepublik insbesondere mit Serbien in Verhandlungen um eine Förderung des dort vorkommenden Metalls getreten.

Allerdings ist die serbische Karte alles andere als unproblematisch, da es sich um eine russland-freundliche Regierung handelt, und zudem eine starke Umweltbewegung gegen das Projekt mobil macht (Infosperber berichtete). Um sich im Kampf um die Elektromobilität weiter aus der Abhängigkeit von China zu begeben, kommt das Angebot von Selensky gerade recht. Nun, da Donald Trump US-Präsident wird, dürfte die alternative Rohstoffversorgung angesichts eines drohenden Handelskriegs an Bedeutung gewinnen.

Ukraine strategisch wichtige Rohstoffe
Lagerstätten ausgewählter und für die Ukraine strategisch wichtiger Rohstoffe.

Die Abhängigkeit von China und Russland beenden

Die vielen Kriege und Konflikte der letzten Zeit, aber auch die Corona-Pandemie haben eindringlich vor Augen geführt, wie wichtig vertrauenswürdige und kurze Lieferketten für unabdingbare Rohstoffe für Deutschland und Westeuropa insgesamt sind. Die Energiewende ist ohne diese «kritischen Rohstoffe», wie Selensky sie genannt hat, nicht zu schaffen. Dabei handelt es sich um Mineralien und Metalle für Hightech-Produkte, für Batterien für Elektroautos, für Beschichtungen für Solarpanels und Windturbinen und vieles mehr.

«Die Ukraine hat tatsächlich für uns elementar wichtige Rohstoffvorkommen und seltene Mineralien anzubieten», sagte Miriam Kosmehl von der Bertelsmann-Stiftung gegenüber dem «ZDF». «Ein Sieg über Russland hätte immense positive Auswirkungen auf die Wirtschaft in Deutschland und in der EU», heisst es dort. Der Marktwert der «Goldgrube» Ukraine werde auf mindestens 7,1 Billionen Euro geschätzt und umfasse neben Lithium und Seltenen Erden begehrte Metalle wie Titan, Nickel, Beryllium und Zirkonium.*

Diese rosigen Aussichten haben allerdings einen entscheidenden Haken: Sie liegen teilweise unter dem Boden von durch Russland besetzten Gebieten oder solchen, in denen im Moment intensive Kämpfe stattfinden.

Ob der Deal zustande kommt?

Ob sich die westlichen Staaten, allen voran Deutschland, von Selenskys Köder locken lassen, ist im Moment alles andere als sicher. Die Forderungen, die dem Angebot gegenüberstehen, sind äusserst umstritten: Sofortige Einladung zur Nato-Mitgliedschaft der Ukraine; die Erlaubnis, mit westlichen Waffen nach Russland zu schiessen; stärkere Luftabwehr.

Aber die wirtschaftliche Not könnte insbesondere im krisengeschüttelten Industriestandort Deutschland den Ausschlag für eine Wende in der eher ablehnenden Haltung der Bundesregierung zu den von Selensky erhobenen Begehren führen.

kritische und strategische Rohstoffe EU
Ausschnitt aus der Grafik der Rohstoffe, welche die EU als «kritisch» oder – gelb unterlegt – als «strategisch» erachtet.

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*In einer früheren Version stand hier auch Neon. Dabei handelt es sich um ein Edelgas, kein Metall.

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Keine
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5 Meinungen

  • am 15.11.2024 um 14:24 Uhr
    Permalink

    Nasowas? Ich habe immer gemeint die Urkainer verteidigen unsere Demokratie.

  • am 15.11.2024 um 15:28 Uhr
    Permalink

    Interessante Aussage im Artikel: «Nun, da Donald Trump US-Präsident wird, dürfte die alternative Rohstoffversorgung angesichts eines drohenden Handelskriegs an Bedeutung gewinnen.» Könnte wohl sein, dass der Geschäftsmann und Präsident Donald Trump und seine Milliardärs-Berater erkennen könnten, dass die Ukraine ein gigantisches Geschäft werden könnte, wenn man die politischen Weichen so stellt, dass aus der Ukraine ein zweites Kongo-Geschäftsmodell wird: grenzenloses Ausplündern eines Landes. Bürgerkriege angezettelt werden, damit man in ungestört Butteln kann und die Rüstungskonzerne auch etwas verdienen können. Unter dem Motto das Geschäft steht über allem und Konferenzen abgehalten werden können, wie man einen Frieden finden könnte.
    Gunther Kropp, Basel

  • am 15.11.2024 um 16:26 Uhr
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    Die Ukrainer kämpfen äusserst entschlossen gegen die russischen Invasoren. Ohne diese Entschlossenheit wären sie schon längst überrannt worden. Ihre Motivation ist sicherlich nicht, Rohstoffe in die EU zu liefern. Ihre Motivation ist, nicht von den Russen annektiert zu werden.
    Wenn es europäische Politiker gibt, welche die Ukraine nur wegen der Rohstoffe unterstützen wollen, dann ist das armselig. Es ist aber immer noch besser, als sie gar nicht zu unterstützen.

  • am 16.11.2024 um 05:25 Uhr
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    Entgegen dem Wahlversprechen bei der Kandidatur damals von Selensky, Kauf von Agrarland durch das Ausland zu unterbinden, hat er als UKR-Präsident die Weichen gestellt für ein Gesetz im 2020, welches Landkauf durch das Ausland erlauben soll nebst auch durch Ukrainer selbst der Kauf bis zu 100 Hektar Agrarland. Diese Gesetzänderung benannte Selensky «Landreform». Da aber viele Kleinbauern für Landkauf das Geld fehlt, um sich Ackerland zu kaufen, wurde durch dieses Gesetz der Ausverkauf von Land ermöglicht an grosse Agrarkonzerne im Ausland. Konkret: USA Agrarkonzerne.
    Nun geht es um seltene und sehr wichtige Rohstoffe im Ukraine Angebot. Der Slogan «Ausverkauf der Heimat» ist negativ konnotiert (SVP Schweiz), aber das ist, was in der Ukraine ist. Dies ist auch mit ein Kriegsgrund nicht nur von Russland, sondern eben auch vom Westen. Vorwiegend den USA. Als Dank für diese «Landreform» erhielt die Ukraine ein Vieles an Waffen aus den USA unter Biden. Dies immer noch. Nennt sich Deal.

  • am 16.11.2024 um 06:00 Uhr
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    Auch Russland «hat Bodenschätze», die «den Westen interessieren». Bereits Margaret Thatcher (UK; übrigens, Zitat Internet: Wem gehört das meiste Land auf der Erde? Der größte Landbesitzer der Welt ist derzeit König Charles III. von England. Wie viel Land besitzt die königliche Familie? Er und die britische Königsfamilie besitzen weltweit mehr als 6.600.000.000 Acres Land. Technisch gesehen besitzen sie viele Territorien rund um den Globus, die 1/6 der Erdoberfläche ausmachen) und Madeleine Albright (USA) fanden, es sei ungerecht, dass Sibirien nur Russland gehört.
    Buch: Hermann Ploppa, «Der Griff nach Eurasien». Die Hintergründe des ewigen Krieges gegen Russland.
    Halford John Mackinder: «Wer das Herzland beherrscht, beherrscht die Welt.» (…) müssen wir uns nur vorstellen, was sich allein in diesem geografisch umrissenen Gebiet für eine Menge an Bodenschätzen befinden. Hinzu gedacht die immense strategische Bedeutung für diejenige Macht, welche das Gebiet beherrscht.

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