Kommentar

UBS völlig losgelöst, erpresst die Schweiz

Lukas Hässig ©

Lukas Hässig /  Die UBS droht mit Wegzug, falls Politik auf 25 Milliarden mehr Eigenkapital beharrt. Bern sollte zurückschlagen.

Red. – Dieser Kommentar erschien zuerst auf «Inside Paradeplatz».

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Die schon heute angelsächsisch dominierte UBS, die im Notfall vom Schweizer Steuerzahler gerettet werden muss, zeigt ihr wahres Gesicht.

Sie erpresst faktisch das Land. Die UBS würde ihren Hauptsitz von Zürich ins Ausland verschieben, wenn die Schweiz auf 25 Milliarden Franken mehr Kapital beharre.

Das brachte Bloomberg am 20. März, ein Finanz-Newsdienst mit besten Verbindungen.

Bankchefs wissen genau, wie gefährlich ihr Geschäft ist

Selbst mit diesem Zusatzpuffer wäre die UBS immer noch viel zu gross für die Schweiz. Statt mit fünf Prozent Kapital ihrer Aktiven würde sie mit etwa sieben durch die Landschaft rasen.

Ihre Bilanz umfasst das Doppelte der jährlichen Wirtschaftsleistung aller Bürger und Unternehmen des ganzen Landes.

CEO Sergio Ermotti und sein Präsident Colm Kelleher, der aus Irland stammt, aber an der Wall Street hochgekommen ist, wissen genau, wie gefährlich ihr Business ist.

Kellehers Morgan Stanley stand in der Subprime-Krise vom Herbst 2008 am äussersten Rand des Abgrunds. Es fehlte noch ein Schritt, dann wäre die stolze US-Bank pleitegegangen.

Einzig weil der Konkurs der Lehman Brothers vier Wochen zuvor das ganze Finanzsystem aus dem Lot gebracht hatte, liessen die Amerikaner Kellehers Bank am Leben.

Die UBS bereitete den Deal von langer Hand vor

Sergio Ermotti kennt derweil die Geheimnisse rund um die CS-«Rettung» vor 2 Jahren. Kelleher und dessen Angelsachsen-Kollegen im UBS-VR hatten den Jahrhundert-Deal monatelang vorbereitet.

Am Schluss spielten sie die Unschuldslämmer.

Grosses Kino – ab nächster Woche auch im CS-Movie «Game Over» in allen drei Sprachregionen zu bestaunen.

Sergio Ermotti
Sergio Ermotti droht der Schweiz mit einem Wegzug der UBS, falls seine Forderungen nicht erfüllt werden. Aufnahme beim WEF 2016.

Ermotti: In vier Jahren schätzungsweise 100 Millionen mehr im Sack

Ermotti hat bereits 70 Millionen in UBS-Aktien im Depot. Wenn er nächstes Jahr als CEO zurücktritt – vermutlich will er danach auf den Präsidenten-Thron –, dürfte er 100 Millionen reicher sein.

In knapp vier Jahren.

Jetzt nimmt seine Bank die Schweiz in Geiselhaft.

Die Bank verweist auf eine Aussage Ermottis in einem Bloomberg-Interview (Min. 8:50) in Davos am Rande des WEFs von Anfang Jahr.

«Swissness is helping us, it’s a quite differentiating element», meinte der UBS-Chef damals. Und fuhr fort: «The Swiss business is one of the pillars of our strategy. We want to continue to be successful operating out of Switzerland. (…) So, I don’t think for me it’s a topic to even consider at this stage to move away from Switzerland.» (Übersetzt etwa: «Das Schweizerische hilft uns, es unterscheidet uns von anderen. Das Schweizer Geschäft ist eine der Säulen unserer Strategie. Wir wollen weiterhin von der Schweiz aus erfolgreich sein. (…) Deshalb ist es für mich kein Thema, zum jetzigen Zeitpunkt auch nur zu erwägen, die Schweiz zu verlassen.»)

Schweizer Politiker sollten sich die Drohung nicht gefallen lassen

Wenn jetzt aber die aktuelle Bloomberg-Story mit dem Auszugs-Szenario stimmt, dann sollten die zuständigen Politiker Helvetiens zurückschlagen.

Ihr könnt schon gehen, aber die UBS Schweiz gehört uns. Nicht rechtlich, aber was das Funktionieren der systemrelevanten Teile angeht.

Also Zahlungsverkehr, Sicherstellung der Spareinlagen, Versorgung der Firmen mit Krediten, Garantie, dass in der Krise der Devisen- und Wertschriftenhandel im Land weiterläuft.

Genau dafür steht der Schweizer Steuerzahler mit seiner faktischen Staatshaftung für die Grossbank gerade. Und das hat seinen Preis.

Ermotti würde nicht auf die beste Kuh verzichten

Die UBS sollte entsprechend ihre Schweizer Tochter mit einem dicken Kapitalpolster ausstatten. Und die Sollbruch-Stellen für den Fall der Fälle kristallklar vorbereiten.

Ermotti, Kelleher und Co. dürften alle diese Forderungen eins zu eins akzeptieren. Sie würden nie auf ihre beste und hochrentable Schweizer Kuh im Stall verzichten.

Es ist Zeit, den UBS-Kapitänen klarzumachen, wer im Land am Schluss das Sagen hat.

Sich mal schnell mit 257 Milliarden Rettungsgeld die CS zum Ausverkaufspreis unter den Nagel reissen, um dann zwei Jahre später Bürger und Politik zu erpressen: Will Bern das wirklich brav hinnehmen?

«Was ist, wenn die UBS wegzieht?»

Ein Kommentar von Erich Heini, ehemaliger Pressechef der Schweizerischen Nationalbank, in der «NZZ»:

Bei der Bedeutung der UBS für die Realwirtschaft muss man sich doch fragen, weshalb Dänemark, halb so gross wie die Schweiz, mit seinen sowohl sehr grossen als auch auffallend prosperierenden Grösstunternehmen mittlerweile mindestens ebenso erfolgreich auf den Weltmärkten unterwegs ist wie die Schweiz, wenn nicht gar erfolgreicher. Und dies ohne Grossbank.

Ich vernehme auch nirgends, dass erfolgreiche Länder wie die Niederlande, Belgien und Irland unter der Absenz einer Bank leiden würden, die wegen ihrer Grösse auch als Standortrisiko betrachtet werden müsste.

Umgekehrt kann der überregulierte und überbürokratisierte Standort Deutschland nicht durch die Deutsche Bank zur Blüte gebracht werden. Und ebenso können mehrere sehr erfolgreiche Grossbanken in Frankreich Schäden, die durch die Politik angerichtet wurden, nicht ausbügeln.

Auch vom erwähnten internationalen Einfluss der Banken, den wir der CS und jetzt der UBS zu verdanken haben sollen, bin ich wenig überzeugt. Gibt es Beispiele, bei denen die Schweiz als Folge der UBS-Grösse ihre wirtschaftspolitischen Interessen direkt und effektiv geltend machen konnte? Ist es nicht eher umgekehrt so, dass wir mehrfach das Gegenteil erlebt haben?

Für die USA war die CS und bleibt die UBS ein Moloch, den man unter Druck setzt und immer wieder zur Kasse bittet. Wenn es nicht die Regierung tut, sind es einschlägig bekannte Anwälte.

«Ich glaube nicht, dass es keinen solchen Crash mehr geben kann» – Interview von Lukas Hässig mit Arthur Rutishauser. Rutishauser hat zum Fall der Credit Suisse ein Buch verfasst. Seine Recherche lieferte das Drehbuch für einen Kinofilm, der nächste Woche anläuft.

Weiterführende Informationen


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Keine
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Zum Infosperber-Dossier:

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Credit Suisse im Mosambik-Skandal

Mit einer russischen Bank hat die CS zwei Milliarden Kredit gesprochen – ohne geforderte Sorgfaltspflicht.

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Die Macht der Grossbanken

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4 Meinungen

  • am 22.03.2025 um 11:17 Uhr
    Permalink

    Weg nach New York: das Beste für die Schweiz! Die UBS könnte im Krisenfall unser Land ruinieren

  • am 22.03.2025 um 13:28 Uhr
    Permalink

    Der Fall ist wirklich klar. Die Schweiz ist zu klein für die global systemrelevante UBS. Das Schweizer Geschäft wird die amerikanische UBS als Auslandbank in der schweizerischen Tochtergesellschaft betreiben. Diese untersteht dem schweizerischen Bankenrecht und der Aufsicht durch die FINMA. 57 Prozent der Leser des Artikels auf IP sind auch der Meinung: Die UBS soll gehen. Der beliebteste Kommentar mit 250 «Daumen hoch» fordert «Die UBS soll jetzt endlich mal gehen».

  • am 22.03.2025 um 17:16 Uhr
    Permalink

    Wozu die Aufregung? Was denn geht vergleichsweise bei Sunrise (Liberty Global) ab? Verschuldet, Verluste und Personalabbau. Trotzdem exorbitante Boni an die Teppichetage. Sowas soll man noch verstehen? Manager mit Verantwortung, ohne diese jemals übernehmen zu müssen, muss eine besondere, von der Justiz geschützte Spezis sein.

  • am 22.03.2025 um 19:12 Uhr
    Permalink

    Möglich, dass Herr Ermotti von dem Satz in der Tragödie Hamlet, Prinz von Dänemark von William Shakespeare, 3. Aufzug, 1. Szene. „Sein oder Nichtsein, das ist hier die Frage“ beeindruckt ist und erkannte, seine UBS muss Stärke zeigen und dem Bundesrat klarmachen, dass die Herren des Geldes die wahre Macht im Staate sind und die Befehlsgewalt haben. Die Polit-Administratoren im Bundeshaus müssen die gehorsamen Befehlsempfänger sein, damit es allen gutgeht.
    Auch möglich, dass nun der Bundesrat doch noch erkennen könnte, dass es um «Sein oder nicht sein» geht und Herrn Ermotti den Marsch bläst, damit allen klar ist wer das Sagen im Staate hat.
    Gunther Kropp, Basel

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