Kommentar
Von Österreich lernen!
Ältere Semester erinnern sich: Vor 20 oder 30 Jahren gab es noch die sogenannten Österreicher Witze. Mit diesen machten sich Herr und Frau Schweizer über die – vermeintliche – Dummheit der Österreicher lustig. Der Anstand verbietet es, hier ein Beispiel anzufügen.
Zwischenzeitlich ist Herrn und Frau Schweizer das Lachen über die Österreicher vergangen. Man hat gelernt, dass die Österreicher einiges auch deutlich besser verstehen als die etwas allzu selbstsicheren Schweizer – insbesondere im Tourismus. Da in der habsburgischen k. und k. Doppelmonarchie das Dienen nämlich eine ehrenwerte Beschäftigung war – wer diente denn nicht gern einem Fürsten oder gar einem König? – ist Dienen und Bedienen auch heute noch nicht unter der «Würde» der fleissigen Österreicher – im Gegensatz zur Schweiz, wo Dienen Mangels hierarchischem Denken zu jenen Arbeiten gehört, die für Menschen mit dem roten Pass unzumutbar sind. Zum Nachteil der Schweiz! Denn wer in Österreich Skiferien verbringt und Mitte Nachmittag von der Piste ins Hotel zurückkommt, wird freundlichst gefragt, ob ein Bier oder auch ein Glas Weisser nicht zum glücklichen Augenblick passen würde, während der müde Skifahrer in der Schweiz im Nobel-Hotel vergeblich nach jemandem sucht, der zu dieser Zeit bereit ist, Erfrischungsgetränke zu servieren. So verbringen halt immer mehr Schweizer, die es gewohnt sind, das Preis-/Leistungsverhältnis zu beachten, ihre Ferien nicht mehr in den eigenen Bergen, sondern im dienstfertigen Österreich. Der Spott ist einer unausgesprochenen Hochachtung gewichen! (Kleiner Tipp für Weinliebhaber: Auch die österreichischen Weine sind heute auf einem sehr hohen Niveau, ohne dass deshalb ihre Preise ebenfalls in den Himmel gewachsen sind!)
Doch lassen wir das…
Jetzt macht uns Österreich vor, wo man endlich bei den Steuern ansetzen muss: Bei jenen, die Geld aus Geld machen, ohne etwas dafür zu tun. In der Schweiz sind Gewinne aus Aktien immer noch steuerfrei. Warum eigentlich? Die Männer von der Müllabfuhr, die bei jedem Wetter, bei jeder Temperatur, und fast zu jeder Tages- und Nachtzeit im Einbsatz sind, müssen ihre schwer verdienten Franken ganz normal versteuern. Der NZZ-Leser aber, für den die Kravatte immer noch ein Symbol der Seriosität ist und der vom Handy aus sein Geld verschiebt, der darf sich ins Fäustchen lachen, wenn sein Konto wächst. Er muss dafür keine Steuern zahlen!
Warum denn eigentlich? Die Psychologie liefert die Erklärung: Da Herr und Frau Schweizer als gute Eidgenossen ohne fremde Vögte das Dienen zwar verabscheuen, dafür aber still davon träumen, selber einmal ein paar Franken mit Wertpapieren verdienen zu können und diese dann unbeschädigt am Steuervogt vorbeischleusen zu können, «gönnen» sie es auch den Reichen.
Wann endlich wird der Devisenhandel besteuert?
Im letzten Herbst haben es einige Zeitungen immerhin als «erstaunlich» vermeldet: Weltweit werden täglich (!) 4000 Milliarden Dollar Devisen gehandelt, 20 Prozent mehr als noch vor der Krise. 4000 Milliarden Dollar werden täglich im Netz der Banken und Börsen herumgeschoben, damit Leute, die Geld aus Geld machen wollen, aus den Währungsdifferenzen Gewinne machen können! 4000 Milliarden Dollar im Tag, das ist etwa 8 mal mehr, als die 7 Millionen Einwohner der Schweiz in einem ganzen Jahr ausgeben (privater und staatlicher Konsum zusammengerechnet)!
Wenn heute der Franken auf einem historischen Höchstwert liegt und dadurch ein EURO gerade noch CHF 1.18 wert ist und ein USDollar 0.83, so liegt das zwar nicht nur, aber auch daran, dass weltweit mit Währungen spekuliert wird. Um aus Währungsdifferenzen Gewinne zu ziehen, sind speziell schnelle Computer entwickelt worden, mit denen Millionen von EUROs, Dollars und Franken in Tausendstel-Sekunden hin- und hergeschoben werden – so schnell, dass mittlerweile der Abstand des Computers von der Börse schon eine Rolle spielt.
»Normale» Casinos zahlen Steuern
Glaubt denn wirklich jemand daran, dass diese weltweite Lotterie etwas zum Wohl der Menschheit beiträgt? Wohl kaum. Dieses Super-Casino für die reichsten der Reichen müsste endlich besteuert werden. Auch wenn da zum Beispiel nur 0.5 Promille des verschobenen Geldes als Steuer belastet würde, wären das weltweit immerhin 2 Milliarden Dollar am Tag oder mehr als 700 Milliarden Dollar im Jahr. Und 0.5 Promille wären ja nicht gar so viel. Wenn nämlich Otto Normalverbraucher auf seiner Bank ein paar tausend Franken in Dollar oder EUROs wechselt, oder auch umgekehrt, nimmt die Bank zwischen 1 und 2 Prozent, also zwischen 20 und 40 mal mehr, für sich selber. Auch hier gilt halt: Die Kleinen werden geschröpft, die Grossen werden freigehalten.
Aber ich weiss schon, was die Gegner einer solchen Steuer sagen: Das würde dem Finanzplatz Schweiz schaden, weil die Geldverschieber einfach auf einen anderen Finanzplatz ausweichen würden.
Ja, die Einzelstaaten haben längst kapituliert, die internationalen Banken und Konzerne haben heute das Sagen.
Leider.
Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors
Keine
Das ist jetzt aber ein ziemlich erbärmlicher Artikel. Aber: natürlich wissen wir Schweizer schon längst, dass österreichische Weine Spitze sind, aber was dies mit einer Kapitalsteuer zu tun hat, kann ich mit bestem Wissen nicht nachvollziehen. Es braucht diese Steuer bei uns nicht, da wir neben Einkommens- und Vermögenssteuern auch Kapitalgewinnsteuern bezahlen, wenn Börsengewinne gewerbsmässig erzielt werden. Dazu hat die Eidg. Steuerverwaltung Merkblätter herausgegeben, wo die Kriterien genau erklärt sind. Recherchieren sollte man noch etwas! Nun noch zum Anfang zurück: Es gibt sogar gute Österreicherwitze, die nicht beleidigend sind, die Österreicher erzählen diese auch über die Schweizer. Gut so, denn wer über sich selbst lacht, lacht am Besten.