Sperberauge

Versteckspiel mit NR Eichenberger

Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des AutorsDer «Beobachter»-Redaktor Otto Hostettler ist Co-Präsident von «Lobbywatch.ch», einer Plattform, welche Transparenz in die Lobby-Tätigkeiten bringen ©

Otto Hostettler /  FDP-Nationalrätin Corina Eichenberger hat ihren Gästen den Zutritt zum Bundeshaus gesperrt. Das genügt nicht.

Red. Der «Beobachter»-Redaktor Otto Hostettler ist Co-Präsident von «Lobbywatch.ch», einer Plattform, welche Transparenz in die Lobby-Tätigkeiten bringen will, und auf der dieser Beitrag zuerst erschien.

Ihren beiden «Gästen» hat FDP-Nationalrätin Corina Eichenberger den Zutrittspass zum Bundeshaus gesperrt. Schade, denn Daniel Heller, Eichenbergers zweiter Gast neben Marie-Louise Baumann, hätte auch noch Nachholbedarf was die Transparenz anbelangt.
Und plötzlich sind alle für mehr Transparenz: Seit der Affäre Markwalder, die eigentlich eine Affäre Burson-Marsteller ist, fordern Politiker von rechts bis links mehr Transparenz. Zu verdanken ist diese Diskussion Marie-Louise Baumann, ehemalige CEO und Verwaltungsratspräsidentin der Lobbyfirma Burson-Marsteller. Sie instrumentalisierte FDP-Nationalrätin Christa Markwalder im Auftrag eines Politikers aus Kasachstan. Baumann, seit Ende Jahr nur noch Mitarbeiterin des multinationalen PR-Konzerns, hat inzwischen ihren Zutrittsausweis verloren. Ihren Badge hatte sie von der Aargauer Nationalrätin Corina Eichenberger. Die FDP-Nationalrätin entzog auch gleich ihrem zweiten zutrittsberechtigten Gast den Zutritt zum Bundeshaus – Daniel Heller von Farner Consulting.

Schade, denn die PR-Firma Farner, gemäss der Branchenplattform Persönlich.com die umsatzstärkste Agentur der Schweiz, hätte in Sachen Transparenz noch einiges beizutragen. Bei Farner sieht man oft erst hinter die Kulissen, wenn man Postfächer zurückverfolgt, Vereinigungen analysiert und Personenrochaden vergleicht.

Mit ihrem ehemaligen Gast Daniel Heller verkehrt Eichenberger nun halt über andere Verbindungen. So sitzt sie beispielsweise zusammen mit ihm im Vorstand des Energieforums Nordwestschweiz, Heller präsidiert dieses Gremium. Bei Farner Consulting, wo Heller als Senior Consultant arbeitet, ist unter anderem auch der Arbeitskreis Sicherheit und Wehrtechnik (asuw) domiziliert. Diese Lobbyvereinigung wird von Eichenberger präsidiert. Ebenfalls bei Farner ist die Nuklearlobby Aktion für eine vernünftige Energiepolitik (Aves) beheimatet, bei der Eichenberger Mitglied ist.

Auch mit Burson Marsteller bleibt Eichenberger trotz des Bruchs mit Lobbyistin Baumann weiterhin verbunden. Etwa über das Nuklearforum, das Eichenberger bis letztes Jahr präsidierte und der Organisation bis heute angehört. Dass diese Atomkraft-Befürworter-Vereinigung bei Burson-Marsteller domiziliert ist, wird allerdings nur indirekt ersichtlich: Aufschluss gibt nur die Postfachadresse der Organisation. Das gleiche Postfach gab ein gewisser Beat Bechtold an, als er den Internet-Domain-Namen der Lobbyorganisation registrierte. Bechtold wiederum ist Senior Consultant von Burson-Marsteller.

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4 Meinungen

  • am 19.05.2015 um 17:40 Uhr
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    Die FDP scheint mit der Unterscheidung von Demokratie und Unternehmertum besondere Schwierigkeiten zu haben. Der freie Markt löse alle Probleme…. und im Markt gibt es nur Abstimmungen mittels Geld-Geboten. Also ist das Parlament in deren Augen ein Marktplatz, die Demokratie ein lästiges Beiwerk.
    Ich verstehe trotzdem nicht, weshalb es schade sein soll, dass den Exponenten dieses Marktes die Zutritt-Pätschis genommen wurden. Transparenz wird es mit oder ohne nicht geben.
    Die FDP ZH regt sich auf über zu hohe Gebühren, das mach› ich auch. Sie verkennen aber eine der Ursachen der Gührenerhöhungen: es ist der Steuerwettbewerb.
    Vor ein paar Jahren versichte die FDP eine Volksinitiative gegen die Gesetzesflut zu lancieren, einen Verfassungsartikel und in seiner Folge ein neues Gesetz… zu Eindämmung der Gesetzesflut.
    Glücklichwerweise gab es zu wenig Unterschriften, sonst hätten wir heute – der FDP sei’s gedankt ein weiteres unnötiges Wachstum der Gesetzesflut!
    Ob solche Ansinnen nur unredlich oder auch dumm sind?
    Die Kontrapoduktivität ist in andern Parteien ähnlich ausgeprägt, die LobbyistInnen haben da gewiss ihren Anteil!

  • Portrait_Pirmin_Meier
    am 20.05.2015 um 12:04 Uhr
    Permalink

    Wenn schon, müsste in dieser Sache in Bern flächendeckend «gemistet» werden. Natürlich ist Markwalder nur die Spitze des Eisberges. Wie viele mittelmässige Politiker eine instrumentalisierbare Persönlichkeit.

    Als Kenner der Aargauer Politik seit 50 Jahren, als ich damalige Regierungsräte interviewte, glaube ich – ohne Feindbild – personell durchzusehen. Daniel Heller würde im Prinzip am besten selber ins Parlament gehören, sein Hintergrundwissen wie auch sein Gesamtformat (doktorierte über den umstrittenen Dr. Eugen Bircher) ist mutmasslich höher als das von Frau Eichenberger und seine politische Allgemeinbildung breiter als die von Philipp Müller, der nichtsdestotrotz über weit mehr politischen Instinkt verfügt als diejenigen, die sich überheblich über ihn äussern. Es wäre wohl transparenter, wenn im Parlament jeweils das Original sässe. Was bei C.B. immerhin der Fall war. Ob allerdings ein Daniel Heller, im AG-Grossen Rat jeweils ein versierter Bildungs- und Gesundheitspolitiker, das Zeug zum freisinnigen Wahlmagneten hätte, darf füglich bezweifelt werden. Natürlich könnte man ihn, wenn er sich politisch je ganz durchgesetzt hätte, auch im Vergleich zu Schneider-Ammann und Leuthard als im Prinzip tüchtigen Bundesrat gebrauchen. Er verschaffte sich aber den dazu nötigen Vertrauensbonus nie. Vielleicht auch, weil er bei Farner arbeitet, dessen Image durch den fast einzig gelungenen Roman «Das Verhör des Harry Wind» von Walter Matthias Diggelmann in die Literatur einging.

  • Portrait_Pirmin_Meier
    am 20.05.2015 um 12:04 Uhr
    Permalink

    Wenn schon, müsste in dieser Sache in Bern flächendeckend «gemistet» werden. Natürlich ist Markwalder nur die Spitze des Eisberges. Wie viele mittelmässige Politiker eine instrumentalisierbare Persönlichkeit.

    Als Kenner der Aargauer Politik seit 50 Jahren, als ich damalige Regierungsräte interviewte, glaube ich – ohne Feindbild – personell durchzusehen. Daniel Heller würde im Prinzip am besten selber ins Parlament gehören, sein Hintergrundwissen wie auch sein Gesamtformat (doktorierte über den umstrittenen Dr. Eugen Bircher) ist mutmasslich höher als das von Frau Eichenberger und seine politische Allgemeinbildung breiter als die von Philipp Müller, der nichtsdestotrotz über weit mehr politischen Instinkt verfügt als diejenigen, die sich überheblich über ihn äussern. Es wäre wohl transparenter, wenn im Parlament jeweils das Original sässe. Was bei C.B. immerhin der Fall war. Ob allerdings ein Daniel Heller, im AG-Grossen Rat jeweils ein versierter Bildungs- und Gesundheitspolitiker, das Zeug zum freisinnigen Wahlmagneten hätte, darf füglich bezweifelt werden. Natürlich könnte man ihn, wenn er sich politisch je ganz durchgesetzt hätte, auch im Vergleich zu Schneider-Ammann und Leuthard als im Prinzip tüchtigen Bundesrat gebrauchen. Er verschaffte sich aber den dazu nötigen Vertrauensbonus nie. Vielleicht auch, weil er bei Farner arbeitet, dessen Image durch den fast einzig gelungenen Roman «Das Verhör des Harry Wind» von Walter Matthias Diggelmann in die Literatur einging.

  • am 20.05.2015 um 15:36 Uhr
    Permalink

    Ganz tragisch finde ich, wenn die Lobbyisten-innen als objektive Quelle des Wissens und der Zusammenhänge in Sachgeschäften gesehen werden, welche zum Wohle und zu Qualitätssteigerung von Parlamentsbeschlüssen nützlich wenn nicht gar unabdingbar seien…. mangels Informationsstand der VolksvertreterInnen…
    Gestern in der Diskussion am Radio SRF1 von Lucretia Meier-Schatz ernsthaft so vertreten! Auf eine Gegenftrage wurde Frau Meier nachdenklich…. ich hoffe, diese Gegenfrage hat einen Denkprozess ausgelöst!

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