Kommentar
UN-watch agiert erfolgreich gegen Jean Ziegler
Zwar haben sich rund 60 Nichtregierungsorganisationen mit Ziegler solidarisiert. Trotzdem zeigt die von den Medien aufgenommene Kampagne der israelnahen UN-watch, die eine Freundschaft zwischen Ziegler und Gaddafi suggeriert, bereits ihre Wirkung. Vor wenigen Tagen wurde der Soziologe und Bestsellerautor von den Veranstaltern der Salzburger Festspiele, wo er eine Rede über die Rolle der Kunst im Kampf gegen den Hunger hätte halten sollen, wieder ausgeladen. Die sozialdemokratische Regierungschefin Gabi Burgstaller befürchtet, dass anstelle des Inhalts von Zieglers Ausführungen vielmehr dessen Beziehung zum libyschen Revolutionsführer Muammar al-Gaddafi ins Zentrum der Aufmerksamkeit rücken könnte.
Gaddafi war an Ziegler interessiert
Ziegler wurde insgesamt sieben Mal von Gaddafi nach Libyen eingeladen. Der exzentrische Autokrat hat die Bücher von Ziegler gelesen, wurden doch einige auch ins Arabische übersetzt. Der Gründer des «Bundes freier Offiziere», der 1969 König Idris mit einem Putsch stürzte, hatte als Autodidakt schon immer theoretische Ambitionen. Die Einladungen zu diesen Diskussionen habe er nicht aus freundschaftlichen Gefühlen, sondern aus seinem Interesse als Soziologe heraus Folge geleistet, sagt Ziegler. Mit seinem Spezialgebiet Entwicklungsländer hat er seine Gesprächspartner natürlich nicht nach Sympathie oder Antipathie auszuwählen. Bei diesen Begegnungen, die oft im Untergeschoss der Aziza-Kaserne im Osten von Tripoli oder in Gaddafis Beduinenzelt stattfanden, ging es jeweils sehr formell zu und her. Gaddafi zog für diese Diskussionen immer einen Dolmetscher bei. Wenn dieser nicht schnell genug übersetzte, beschimpfte er ihn aufs gröbste und setzte das Gespräch ohne ihn einfach in Englisch fort. Der Dolmetscher war immer reine Staffage.
Ende der Achtzigerjahre rief Gaddafi einen «Menschenrechtspreis» mit 10 Millionen Dollar ins Leben. Für den Stiftungsrat wurde auch Ziegler angefragt. Da Genf als Sitz der Stiftung vorgesehen und diese damit schweizerischem Recht unterstellt war, glaubte Ziegler etwas blauäugig, damit sei auch eine gewisse Unabhängigkeit gewährleistet. Der erste Preisträger war Nelson Mandela.
»Kein Freund des libyschen Regimes»
Ziegler betonte schon damals gegenüber der Westschweizer Zeitschrift «L’Hébdo»: «Ich bin kein Freund des libyschen Regimes.» Er sei sich voll bewusst, dass er mit dieser Mitarbeit ein gewisses Risiko eingehe, doch dies sei bei seinem Kampf für die Interessen der armen Länder unvermeidlich. Ab Anfang der Neunzigerjahre, als sich Libyens Rolle beim Anschlag auf das Pan-American-Flugzeug bei der Stadt Lockerbie abzeichnete und Gaddafi sich immer mehr international isolierte, ging Ziegler auf Distanz. Er schickte jeweils seinen aus Burkina Faso stammenden Assistenten Raoul Ouedraogo nach Libyen, wenn er von dort eine Einladung erhielt.
Ziegler lehnte Preis von Gaddafi ab
Im Jahre 2002 sollte Ziegler den von Gaddafi gestifteten Preis erhalten. Doch er lehnte ab, mit der Begründung, dies sei mit seiner Funktion als UNO-Sonderbeauftragter für das Recht Nahrung unvereinbar. In den Medien wurde dies damals als diplomatische Ausrede ausgelegt. Fest steht, dass Ziegler auf das Preisgeld von 100 000 Franken verzichtet hat.
UN-watch dürfte es hier allerdings kaum um Zieglers Verbindung zu Gaddafi gehen. Die Organisation interveniert immer dann, wenn es um Personen geht, die sich kritisch mit der israelischen Politik gegenüber den Palästinensern auseinandersetzen. Erstmals zu deren Zielscheibe wurde Ziegler 2003, als er als Sonderberichterstatter für das Recht auf Nahrung nach einer Mission in den besetzten palästinensischen Gebieten einen äusserst kritischen Bericht über die dort herrschende katastrophale humanitäre Situation vorlegte. Als der Bundesrat Ziegler 2008 als Kandidat für den Sitz im Konsultativausschuss des UNO-Menschenrechtsrates portierte, wurde das Departement für auswärtige Angelegenheiten von der Lobbyorganisation mit rund 1400 e-mails bombardiert. UN-watch hatte bereits vor rund zehn Jahren ein Kesseltreiben gegen die UN-Hochkommissarin für Menschenrechte und ehemalige irische Staatspräsidentin Mary Robinson veranstaltet, als sie die Menschenrechtssituation in Pälästina thematisierte.
Problematische Beziehungen zu Gbagbo
Viel problematischer als seine Beziehung zu Gaddafi sind hingegen Zieglers Verbindung zum bisherigen Staatspräsidenten der Elfenbeinküste. Laurent Gbagbo betrachtet er immer noch als engen Freund, obwohl sich dieser in einem blutigen Bürgerkrieg mit Waffengewalt gegen die Amtsübernahme des rechtmässig gewählten Alassane Ouattara wehrt. Ziegler begründet dies politisch: Gbagbo habe während seiner Amtszeit viele soziale Reformen zugunsten der armen Bevölkerung durchgeführt. Attare sei hingegen durch seine ehemalige Mitarbeit beim Internationalen Währungsfonds und dessen neoliberalen Reformprogrammen kompromittiert.
Jürg Wegelin
(R.L) In «Der Sonntag» vom 10. April 2011 steht auf Seite 7 ein Artikel zu lesen, der das Kesseltreiben jüdischer Organisationen gegen Jean Ziegler bestätigt. Der Schweizerische Israelitische Gemeindebund SIG fordert in einem Brief an Aussenministerin Calmy-Rey eine deutliche Distanzierung der Schweiz von Jean Ziegler. Das EDA winkt allerdings ab. Jean Ziegler sitze im Beratenden Ausschuss des UNO-Menschenrechtsrates als unabhängiger Experte, nicht als offizieller Vertreter der Schweiz.
Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors
Der Autor schreibt aufgrund von Interviews mit Drittpersonen eine Biografie über Jean Ziegler, die im Herbst bei Nagel & Kimche erscheinen wird. Wie alle ehemaligen Studenten ist er mit Ziegler auf du.
Manchmal hat auch die zionistische Lobby recht, diesmal vermutlich nicht. Es ist gewiss eine Retourkutsche für Zieglers Einsatz in Palestina. Er ist eben ein unbequemer Kritiker, der seine Meinung stets gut begründen kann. Zur Zeit der Geiselaffaire hatte Ziegler den Lybischen Diktator in keiner Weise geschont, hat ihn als das bezeichnet, was er ist. Ziegler ist vertrauenswürdig, hat sich immer für die Schwächsten eingesetzt, eben… auch für die hungernden Palästinenser, auch die Hamas bekam ihr Fett ab. Wer ohne Fehler ist, der werfe den ersten Stein…. die Pharisäer von damals liessen die Steine fallen!
@ Lachenmeier: «Zionistische Lobby»? Diese Wortwahl lese ich immer auf Blogs von Rechtsradikalen, Neonazis, Islamisten und Verschwörungstheoretikern. Aber es ist ja nichts Neues, dass die Linksextremen mit diesen reaktionären Gruppen eine grosse Schnittmenge hat.
Und was die Fehler angeht und das Steine werfen, so dürfen wohl nicht viele Menschen so viele Diktatoren zu ihren Freunden zählen wie Jean Ziegler. Ich jedenfalls nicht. Er hängt ja noch mit seinen bald 80 Jahren in postpubertärer Revoluzzer-Attitüde ein Poster von Che auf, obwohl ja nun mittlerweile jedes Kind weiss, dass Che in Kuba Straf- und Arbeitslager einführte und persönlich über die Ausführung von (wahrscheinlich Hunderten von) Todesurteilen wegen «Verbrechen gegen die Revolution» gewacht hat. Von seiner Homophobie gar nicht zu reden.
Im Übrigen hat Ziegler nie bestritten, Gaddafis «Menschenrechtspreis» «als Schritt der Öffnung» unterstützt zu haben.
Ansonsten halte ich die Recherchen von UN Watch für glaubwürdiger, als jener Artikel oben. Aber man sehe selbst:
http://www.youtube.com/watch?v=3p4lWkkjiuw&feature=player_embedded
@Loew
Zionismus ist nicht gleich Judentum!
Dieser Begriff wird insbesondere unter den Juden selbst diskuttiert.
Du möchtest mich, nur weil ich Deine Meinung nicht teile und diesen Begriff brauche
in eine rechtsradikale Schublade stecken? Ein Wort von mir, und Du weisst wer ich bin: ein Feind….?
Gehts auch etwas differenzierter?
Die Erkenntnis kommt durchs Herz, (Prophet Hosea).
@Loew
"Zieglers ….Schritt der Öffnung…» Schritte der Öffnung braucht es allenthalben. Diese Schritte haben Potential von Erfolg und von Misserfolg, soll man nur tun, was den Erfolg auf sicher bringt?
@ Lachenmeier: Ich stecke Sie nicht in die «rechtsradikale Schublade». Das tun Sie schon selber, wenn Sie rechtsradikales/islamistisches Vokabular benutzen. Googlen Sie doch einfach mal den Begriff «Zionistische Lobby», dann sehen Sie ja in welch ehrenwerter Gesellschaft Sie sich bewegen.
Und natürlich kann es gut sein, dass Sie noch den einen oder anderen von Neonazis hofierten Alibi-Juden finden wie Norman Finkelstein. In der National-Zeitung beispielsweise.
https://www.national-zeitung.de/shop/page/1?sessid=0Jr1amBuWEkpy1vromJjE0jcqFYOrSGW2Lzf0kV0zqZjv1dhShrxSWpzXfNFs8L8
Dort schreibt übrigens auch der Jude Gerard Menuhin, Sohn des Violinisten Yehudi Menuhin.
Oder auf Thiazi wird auch immer von der «Zionistischen Lobby» schwadroniert: http://forum.thiazi.net/showthread.php?t=134558
Sorry, Leute, wenn ich hier so unappetitliche Websites verlinke, aber hier von «Zionistischer Lobby» lesen zu müssen, find ich auch echt zum K…..
@Loew
Danke, dass Du mich nicht schubladisierst! … oder doch? schon die Verwendung eines Wortes eine Ettikette verpasst?
Ich selbst begebe mich weder in eine Rechts- noch in eine Links-Schublade, bitte um etwas Respekt!
Gewiss habe auch ich Bildungslücken, Dein Link ist wohl wenig geeignet, diese zu schliessen.
Meine Informationen beziehe ich gerne von DRS2 und auch von der Sternstunde. Beide stehen für Menschlichkeit und Konzilianz.
Aus WIKIPEDIA (wo jeder hineinschreiben kann):
Der erste Zionistenkongress vom 29. bis 31. August 1897 in Basel formulierte im Basler Programm:
„Der Zionismus erstrebt die Schaffung einer öffentlich-rechtlich gesicherten Heimstätte in Palästina für diejenigen Juden, die sich nicht anderswo assimilieren können oder wollen.“
Um dieses Ziel zu erreichen, gründeten die 204 Abgesandten von jüdischen Gemeinden aus aller Welt die WZO und wählten den Tagungsleiter und Initiator Theodor Herzl zu deren erstem Präsidenten. Das Programm folgte Herzls politischer Vorstellung, den jüdischen Staat nicht durch ungesicherte Besiedlung Palästinas, sondern durch diplomatische Verträge mit den europäischen Großmächten zu erreichen.
Für mich ist Zionismus nicht einfach nur «schlecht", sonder auch eine Notwendigkeit. Das heisst aber weder, dass ihre Vertreter (Lobbyisten) immer recht haben… und Zionismus ist ein anerkannter Begriff, der keine extreme Seite für sich gepachtet hat.
@ Lachenmeier: Es ist anmassend von Ihnen, mir erklären zu wollen, was Zionismus ist. Zumal Ihr Wissen ja nicht über Wikipedia hinauszugehen scheint. In historischen Zusammenhängen zu denken, ist Ihnen offensichtlich völlig fremd.
In Sternstunde Philosophie wird nie von «Zionistischer Lobby» geredet. Denn der Begriff «Zionistische Lobby» ist ein in rechtsextremistisch-antisemitischen Kreisen verwendetes politisches Schlagwort, und greift in zeitgemässer Form die alte Verschwörungstheorie des Weltjudentums auf, an das bekanntlich auch Linke glauben. Das hätten Sie alles selber erfahren können, wenn Sie sich die Mühe gemacht hätten, den von Ihnen benutzten Begriff «Zionistische Lobby» zu recherchieren.
http://www.google.ch/search?hl=de&client=firefox-a&rls=org.mozilla%3Ade%3Aofficial&q=%22zionistische+lobby%22&aq=f&aqi=&aql=&oq=
Wenn Sie immer noch nicht merken, in welcher Gesellschaft dieses Vokabular Verwendung findet, dann sind Sie entweder lernresistent oder Sie fühlen sich offenbar wohl in Gesellschaft von Antisemiten.
Aber verlangen Sie bitte nicht Respekt von mir. Vor Leuten, die von «zionistischer Lobby» schwadronieren, habe ich keinerlei Respekt.
Werden Sie glücklich mit sich selber.
@Loew
aber bitte, ein klein bischen Respekt.
Mit dem WIKI-Zitat wollte ich Dich nicht belehren, sondern aufzeigen, welche Informationen über den Begriff «Zionismus» zugänglich sind. Für mich ist Zionismus keineswegs ein Unwort. Wenn Du findest, man sollte diesen Begriff nicht mehr verwenden, dann lerne ich gerne von Dir, falls Du gute Gründe nennen kannst.
Ich möchte mich aber nicht im rechtsextremen Sumpf «weiterbilden".
Der Begriff «Lobby» kommt von der Wandelhalle, welche ans Parlament angrenzt. Dort versuchen die «Lobbyisten» die Parlamentarier für ihre Sache zu gewinnen.
Findest Du auch dies ein Unwort? -weshalb? (oder nur die Kombination beider Begriffe?)
was «schwadronieren» bedeutet weiss ich nicht so genau, vermute, es kommt von einem Schadron, ein Begriff der in der Kavallerie verwendet wurde…
Du kannst mir auch für die «UN-Watch» einen passenden und verständlichen Begriff nennen. «UN-Watch» impliziert eine offizielle Organisation, und das ist sie meines wissens nicht.
Eines haben Jean Ziegler, UN-Watch, Du und ich gemeinsam: wir sind alle nicht fehlerfrei…
@ Lachenmeier: Der Unterschied zwischen mir und Leuten wie Ihnen und Jean Ziegler ist folgender: Ich lerne aus meinen Fehlern. Sie und Jean Ziegler hingegen geniert Euch nicht, Euere Ignoranz öffentlich zu Markte zu tragen.
Aber bitte, verwenden Sie weiterhin die Codewörter aus rechtsextremistisch-antisemitischen Kreisen, wenn es Sie glücklich macht. Die Affinität zu diesen antisemitischen Kreisen teilen Sie ja offenbar mit Ihrem Helden Jean Ziegler.
Jean Ziegler hat den wegen Leugnung des Holocausts, rassistischer Verleumdung und Anstachelung zum Rassenhass rechtskräftig verurteilten Roger Garaudy ja auch öffentlich über den grünen Klee gelobt: «Ich bin empört über den Prozess, den man gegen Sie führt. Ihr ganzes Werk als Schriftsteller und Philosoph bezeugt Ihre analytische Strenge und unbestechliche Lauterkeit Ihrer Absichten. Es macht Sie zu einem der wichtigsten Denker unserer Epoche… Aus diesen Gründen versichere ich Sie meiner Solidarität und meiner bewundernden Freundschaft.»
Aber über die Verbundenheit Jean Zieglers mit bekennenden Antisemiten werden Sie sicher in Jürg Wegelins Ziegler-Biographie lesen können. Wenn er diese Information nicht unterschlägt.
@Loew
Wenn Du einmal Zeit hast meine Fragen zu beantworten, dann konzentriere Deine ganze Anti-Ignoranz und erlöse mich gnädigst aus meiner Ignoranz.
Du lernst aus Deinen Fehlern, das ist gut! das will ich auch versuchen, bitte hilf mir!
Da lese ich: «israelnahen UN-watch» und muss nur noch lachen… ob der reinen Zeitverschwendung, sparen Sie (Redaktoren) die Druckerschwärze für so einen Unsinn.
Aber wieso denn Druckerschwärze sparen, Herr Reiss? Wenn Infosperber von «Kampagne der israelnahen UN-watch» und vom «Kesseltreiben jüdischer Organisationen» schreibt, dann weiss wenigstens jeder gleich, wes Geistes Kind diese Leute sind.
Was der Löwe und die Lachenmeier Nummer, die sie beide hier abzieht. ist wirklich eine «Lachnummer"… lol
Die «UN-Watch» ist nun mal keine Organisation der UN, sondern ein davon unabhängige, die sehr wohl jüdischen Hintergrund besitzt. Dafür kann man «Mission & History» auf http://www.unwatch.org/ lesen und erfährt dann auch gleich, dass sie der «Global Jewish Advocacy» (www.ajc.org) angegliedert ist. Juden vertreten nun mal wie andere Menschen auch ihre Interessen – auch im Bezug auf Israel.
Wie würden denn die «Kesselrassel"-Kritiker den Satz politisch korrekt ausdrücken? Jean Ziegler stand ja tatsächlich im Fokus jüdischer Organisationen. «Agitation» jüdischer Organisationen?
Hier noch der Artikel in «Der Sonntag":
http://www.swissjews.ch/pdf/de/medien/sig_inderpresse/nahostpolitik/ziegler.pdf
@Florian Steurer
Danke! – Sachlichkeit tut gut!