Trotz Krise: Die Strombarone melken kräftig weiter
Im letzten Jahr mussten die beiden Schweizer Stromriesen Alpiq und Axpo Milliardenabschreiber vornehmen und kündigten Hunderte von Entlassungen an. Bei den Vergütungen der Verwaltungsräte und Manager hingegen richten die Stromkonzerne immer noch mit der grossen Kelle an. Trotz der Krise stiegen ihre Vergütungen zum Teil massiv an. Dabei sind die beiden Stromkonzerne mehrheitlich in öffentlicher Hand.
Der Alpiq-Verwaltungsrat strich insgesamt fast vier Millionen Franken ein
Die Alpiq Holding AG verzeichnete im Jahr 2010 noch einen Gewinn von 645 Millionen. 2011 musste die Alpiq 1,7 Milliarden Franken Abschreibungen und Wertberichtigungen vornehmen, so dass ein Verlust von 1,3 Milliarden resultierte. Die Alpiq-Verantwortlichen hatten sich mit ihrer verfehlten Auslandstrategie massiv verspekuliert. Allein mit ihrer Beteiligung am italienischen Stromkonzern Edipower setzte die Alpiq 435 Millionen in den Sand. Ende September 2011 warf der Alpiq-Chef Giovanni Leonardi das Handtuch.
Trotz dem finanziellen Fiasko erhöhten sich die Gesamtvergütungen des Alpiq-Verwaltungsrates von 3,43 Millionen Franken (2010) auf 3,7 Millionen (2011). Das ist ein Plus von 7,8 Prozent. Hinzu kommen noch 216 000 Franken Spesen. Damit kostete der Alpiq-Verwaltungsrat im Jahr 2011 total 3,916 Millionen, was 3,2-mal mehr ist als der Axpo-Verwaltungsrat (siehe weiter unten).
Allein Alpiq-Präsident Schweickardt kassierte über eine Million Franken
Alpiq-VR-Präsident Hans E. Schweickardt konnte trotz miserablem Geschäftsjahr seine bereits sehr hohen Vergütungen* innert Jahresfrist noch von 1,011 Millionen auf 1,064 Millionen erhöhen, was einem Plus von 5,3 Prozent entspricht. Allein seine Jahresspesen betrugen 47 500 Franken und stiegen innert Jahresfrist um 18 500 Franken an. Noch stärker konnte der Alpiq-Vizepräsident Christian Wanner zulegen. Seine Vergütungen kletterten von 225 000 auf 304 000 Franken, was einer Erhöhung von 35 Prozent entspricht. Wanner ist gleichzeitig Regierungsrat im Kanton Solothurn. Das Amt des Regierungsrates ist ein Vollamt und das jährliche Bruttogehalt beträgt 265 610 Franken. Wie der Solothurner Staatsschreiber Andreas Eng bestätigt, muss Regierungsrat Wanner sein VR-Honorar «vollumfänglich in die Staatskasse abliefern».
Alpiq-Chef Leonardi sackte 2010 horrende zwei Millionen Franken ein
Alpiq-Chef Giovanni Leonardi erhielt im Jahr 2010 ein fixes Gehalt von 525 000 Franken und einen sagenhaften Bonus von 1,228 Millionen Franken. Zusammen mit den Vorsorgeleistungen ergibt das ein Jahresgehalt von 1,996 Millionen Franken. Damit verdiente er mehr als das Doppelte von Axpo-Chef Heinz Karrer (siehe weiter unten). Ende September 2011 nahm Leonardi vorzeitig den Hut und kassierte für die neun geleisteten Monate immer noch ein fixes Gehalt von 1,050 Millionen und einen Bonus von 88 300 Franken. Zusammen mit den Vorsorgeleistungen ergab das 1,413 Millionen. Auf ein ganzes Jahr hochgerechnet, kommt Leonardi auf 1,884 Millionen. Das sind bloss 100 000 Franken weniger als im Vorjahr. Trotz grandiosem Misserfolg konnte er also seinen hohen Standard ungefähr halten. Im Jahresbericht 2011 ist von «Bonusanpassungen» die Rede, ohne aber die gleichzeitige Verdopplung des fixen Gehalts Leonardis speziell zu erwähnen.
Axpo-Chef Karrer kassierte 15,7 Prozent mehr als im Vorjahr
Aufgrund von Abschreibungen von 860 Millionen schmolz der Axpo-Gewinn von 409 Millionen Franken im Vorjahr auf 45 Millionen im Jahr 2011 zusammen. Ohne Tariferhöhung um 1,2 Rappen pro Kilowattstunde wäre der Axpo-Konzern wie die Alpiq tief in die roten Zahlen gerutscht. Die Axpo leitete Massnahmen zur Kostensenkung ein, unter anderem werden 140 Arbeitsplätze gestrichen.
Bei den Vergütungen für die Konzernleitung und den Verwaltungsrat hingegen war von der Krise überhaupt nichts zu spüren. Die Vergütungen für die gesamte Konzernleitung stieg von 3,413 Millionen im Vorjahr auf 3,798 Millionen an, was einer Erhöhung um 11,3 Prozent entspricht. Besonders stark konnte Axpo-Chef Heinz Karrer zulegen. Während er im Vorjahr noch 762 000 Franken bezog, waren es 2011 schon 882 000 Franken, also 120 000 Franken oder 15,7 Prozent mehr.
FDP-Ständerat Freitag: 46 000 Franken für 70 Tage
Demgegenüber zeigte sich der Axpo-Verwaltungsrat geradezu bescheiden: Die Gesamtvergütungen stiegen von 1,176 Millionen auf 1,223 Millionen an. Axpo-Präsident Robert Lombardini erhielt 291 000 Franken. Tausend Franken mehr als im Vorjahr. Zum Vergleich: Alpiq-Präsident Schweickardt kassierte mit 1,064 Millionen Franken rund 3,7-mal mehr.
Ein schönes Zubrot verdiente sich der Glarner FDP-Ständerat Pankraz Freitag, der abtretende Vize-Präsident der Axpo: Für seine restliche Amtszeit von 70 Tagen bezog er happige 46 000 Franken, was auf ein Jahr hochgerechnet rund 240 000 Franken ausmacht. Im Geschäftsjahr 2010 erhielt er 90 000 Franken für das ganze Jahr. Somit kassierte er im Geschäftsjahr 2011 rund das 2,7-fache seines bisherigen Ansatzes.
Die öffentliche Kontrolle funktioniert schlecht
Es ist offensichtlich, dass bei den Schweizer Stromkonzernen, welche den Kantonen und Städten gehören, also dem Schweizer Volk, die öffentliche Kontrolle schlecht funktioniert. Es haben sich Gepflogenheiten eingeschlichen, welche auch in der Privatwirtschaft zu Kritik Anlass geben. Erstaunlich ist, dass dabei auch die Vertreter der Kantone munter mitmischen.
*Alle Vergütungen inklusive AHV/IV und Pensionskasse
Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors
keine
Eines kann ich nicht verstehen, wenn die beiden Konzerne mehrheitlich in öffentlicher Hand sind wieso machen denn eben diese öffentliche Hand keinen Strich unter diese überrissene Bezahlung der Mangerlöhnen und fordern bei diesen Verlusten alle zuviel bezahlten Löhne und Vergütungen zurück. Wer stellt die Verträge aus und wer kontrolliert denn diese.