Sperberauge

SRF am SEF: Mangelnde Distanz

Kurt Marti © Christian Schnur

Kurt Marti /  Der Auftritt des Schweizer Fernsehens am Wirtschaftsforum zeigt erneut die fehlende Distanz zur Wirtschaft.

Auch dieses Jahr dient das Schweizer Fernsehen (SRF) dem Swiss Economic Forum (SEF) in Interlaken als Haus-Sender. Das geht aus dem SEF-Programm-Heft hervor (siehe Link unten). Anfangs Juni treffen sich in Interlaken über tausend MeinungsführerInnen aus Wirtschaft, Wissenschaft, Politik und Medien, wie es in der Selbstdarstellung heisst. Für die zwei Tage «Networking» blättern die Teilnehmenden 1790 Franken auf den Tisch. Die Attraktivität des Wirtschaftsforums für die Firmenwerbung gründet hauptsächlich auf den SRF-Live-Übertragungen, in denen die sieben Hauptsponsoren UBS, swisscom, pwc, amag, BKW, IBM und Allianz mit Gratiswerbung präsent sind.

Im SEF-Beirat sitzt erstaunlicherweise auch SRG-Generaldirektor Roger de Weck und am SEF-Anlass treten die SRF-Moderatoren Franz Fischlin und Rainer Maria Salzgeber, der SRF-Reporter Reto Brennwald, sowie die SRF-Moderatorin Sonja Hasler als SEF-ModeratorInnen auf. Die Diskussions-Runden sind extrem einseitig zusammengesetzt. Beispielsweise am Podium «Welche Wachstumspolitik braucht die Schweiz?» unter der Leitung von SRF-Reporter Reto Brennwald nehmen Lukas Gähwiler (UBS), Hans Hess (Swissmem), Marie-Gabrielle Ineichen-Fleisch (Staatssekretärin) und Prof. Lino Guzzella (ETH-Rektor) teil.

Infosperber kritisierte bereits letztes Jahr die «unerträgliche Nähe zur Wirtschaft». Auch das diesjährige Programm und die erneute Medienpartnerschaft von SRF und SEF lassen keine Besserung bezüglich der Prinzipien der Unabhängigkeit, der kritischen Distanz und der Ausgewogenheit erwarten, wie sie in den hehren «Publizistischen Leitlinien» von SRF festgehalten sind.

Am besten lässt sich die Anbiederung an die Wirtschaft veranschaulichen, wenn man/frau sich vorstellt, SRF hätte eine solche Medienpartnerschaft beispielsweise mit den Gewerkschaften oder den Umweltverbänden. Zurecht ginge dann ein Aufschrei der Empörung durchs Land!


Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors

keine

Zum Infosperber-Dossier:

srf_nur_logo11

Kritik von TV-Sendungen

Fehler passieren überall. Beim nationalen Fernseh-Sender sind sie besonders ärgerlich. Lob und Tadel.

War dieser Artikel nützlich?
Ja:
Nein:


Infosperber gibt es nur dank unbezahlter Arbeit und Spenden.
Spenden kann man bei den Steuern in Abzug bringen.

Direkt mit Twint oder Bank-App



Spenden


Die Redaktion schliesst den Meinungsaustausch automatisch nach drei Tagen oder hat ihn für diesen Artikel gar nicht ermöglicht.

3 Meinungen

  • am 21.02.2014 um 12:16 Uhr
    Permalink

    Tja da spielt das Propagandamodell der Medien (Herman/Chomsky) ab Filter 2:
    Filter 1: Medien im Konzernbesitz ist zwar nicht aktiv aber:
    Filter 2: Inserenten bringen das Geld motiviert das Ganze und
    Filter 3: Die Wirtschaft bietet billige Quellen im Überfluss.
    Filter 4: «FLAK» gegen missliebiges ist nicht nötig und
    Filter 5: Anti-Kapitalismuskritische Selektion ist überperfekt.
    Bis nächstes Jahr im gleichen Theater. Oder erwartet jemand da eine Ü

  • am 21.02.2014 um 12:19 Uhr
    Permalink

    Oder erwartet jemand da zum Ausgleich eine Übertragung vom Sozialforum? (hätte ich von dem Korrekturlesen noch tippen wollen)

  • am 23.02.2014 um 23:49 Uhr
    Permalink

    Bravo Herr Marti, auf einen solchen Artikel haben wir sehnlichst gewartet, vielen Dank!

Comments are closed.

Ihre Meinung

Lade Eingabefeld...