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NZZ-Feuilleton-Chef Martin Meyer (mey.) als Redner an der Max-Frisch-Preisübergabe an Robert Menasse © cm

NZZ: mey. mischelte mit

Christian Müller /  Der NZZ-Coup – Spillmann raus, Somm rein – war von langer Hand vorbereitet. Feuilleton-Chef Martin Meyer war mit von der Partie.

Man hat es gewusst und weiss es: Martin Meyer (mey.), Chef des Ressorts Feuilleton der NZZ, legt Wert darauf, mit seinen Oberen – mit den Obersten seiner Oberen – gute Beziehungen zu pflegen. Nicht zuletzt mit dem Verwaltungsrat und dem Verwaltungsratspräsidenten. «Wenn etwa der Feuilleton-Chef der NZZ, Martin Meyer, ein absolut brillanter Kopf, der (total langweiligen) Zeitschrift Der Monat eine halbe Zeitungsseite widmet und dazu sogar selber in die Tasten greift, und wenn er dabei nicht in erster Linie analysiert oder konstruktiv kritisiert, sondern vor allem lobt, dann kann es dafür nur einen Grund gegeben haben: dass nämlich in genau der besprochenen Ausgabe des Monats auch ein Artikel von NZZ-Verwaltungsratspräsident Konrad Hummler abgedruckt war… (Zitat aus einem Infosperber-Artikel vom 29.10.2011).

Dass Martin Meyer allerdings auch die ganzen Pläne des (neuen) Verwaltungsrates der NZZ unter VRP Etienne Jornod zur Auswechselung der Chefredaktion vom liberalen Markus Spillmann zum nationalkonservativen Blocher-Mann Markus Somm intensiv – wenn auch klammheimlich – begleitet hat, nicht zuletzt offensichtlich im Hinblick auf einen weiteren Karrieresprung, das hätte man vielleicht doch nicht erwartet oder für möglich gehalten.

Christof Moser, Medienjournalist der Schweiz am Sonntag, hat nach der gescheiterten Inthronisierung des Blocher-Mannes Markus Somm in die Chefredaktion der NZZ nicht Ruhe gegeben. Konnte der VR der NZZ so naiv und so weltfremd sein, sozusagen aus dem Handgelenk heraus mit einer personellen Neubesetzung der Chefredaktion den Kurs der NZZ nach rechts zu verlegen? War da nicht ein längerer Plan dahinter?

Der Rotary-Lunch im «Widder» als Treffpunkt der Konspiration

Nein, es war ein gut vorbereiteter Plan, und auch die Rollen waren verteilt, wie die erwartete (wenn auch völlig unterschätzte) Kritik an der Neubesetzung «abgefedert» werden sollte. Denn immer am Freitag treffen sich die Stadtzürcher Rotarier 1, zu denen die NZZ-Verwaltungsratsmitglieder Isabelle Welton, Christoph Schmid, Dominique von Matt, Carolina Müller-Möhl und eben auch NZZ-Feuilleton-Chef Martin Meyer gehören, im Hotel Widder zum Lunch. Hier wurde offensichtlich nicht nur diskutiert, sondern auch konspiriert, geplant und letztlich inszeniert – begleitet vom begnadeten Pianisten und zur Beförderung vorgesehenen Martin Meyer alias (mey.).

Die NZZ-Story in der heutigen Schweiz am Sonntag ist ziemlich brisant. Sie dürfte die «Lösung» des Führungsproblems an der Falkenstrasse nochmals erschweren, denn das Wissen um das Doppelspiel eines karrieresüchtigen Mannes innerhalb der Redaktion dürfte den Widerstand der Gesamtredaktion gegen die politischen Machenschaften des Verwaltungsrates eher stärken als schwächen.

Aber auch rückwirkend wird einiges verständlicher. Dass sich das eigentlich zuständige Ressort Feuilleton um den Skandal des UBS-gesponserten Finanz-Institutes an der Universität Zürich stets gedrückt und den Fall an das Lokalressort abdelegiert hat, ist nun noch besser erklärbar (siehe dazu «Der Fall UBS/Uni Zürich ist auch ein Fall NZZ» auf Infosperber). Und warum Martin Meyer in seiner Laudatio von Robert Menasse anlässlich der Max-Frisch-Preisverleihung an den in Europa-Fragen äusserst engagierten Wiener Autor ausgerechnet im Punkt «Europa» auf Distanz ging, was vor Ort zumindest Kopfschütteln auslöste, ist nun nachvollziehbar. Sich als Redner an der gesellschaftlich hochpositionierten Veranstaltung im Zürcher Schauspielhaus zu profilieren, war dem blitzgescheiten, beredten und schreibgewaltigen Feuilleton-Chef willkommen, inhaltlich aber musste er sich in Anbetracht eines tendenziell nationalkonservativen Verwaltungsgrates der NZZ von einem Jubilar, der sich für eine stärkere EU – unter Einbezug der Schweiz – einsetzt, doch abgrenzen. Man stelle sich vor: Martin Meyer und nicht auf der Linie seiner obersten Vorgesetzten!


Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors

Keine

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6 Meinungen

  • am 18.01.2015 um 14:38 Uhr
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    Nun muss leider an Christian Müller wiederum sackstarke Kritik geübt werden, nachdem ich ihn für seinen letzten Artikel lobte! Klar, psychologische Kriegsführung gehört zum Geschäft, lieber Christian Müller, aber bitte nicht auf diese Art!
    Setzen Sie sich doch bitte mal ins Bild, sind Sie Aktionär der NZZ? Wahrscheinlich kaum, darum sollten Sie hinter Ihre Bücher! Auch wenn die Ressortleiter die «Meuterei auf der Bounty» nicht mit unterschrieben haben. Das heisst noch lange nicht, dass sie zu den «Papabili» gehören. Man könnte auch andere Namen erwähnen.
    Angestellte haben ein Problem, auch Martin Meyer ist ein Angestellter, sie dürfen nicht frei reden, andernfalls gefährden sie sich und ihren Arbeitsplatz selbst! Da haben es Journalisten wie Christian Müller bedeutend einfacher…….
    Man sollte sich allerdings darüber Rechenschaft abliefern, was man mit seinen Worten gefährdet!…….
    Nein, bitte Herr Christian Müller, denken, drücken, schlucken, sprechen, dies gilt für Journalisten jeglichen Zuschnitts!

  • am 19.01.2015 um 00:13 Uhr
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    Dank an den Autor für seine interessanten Hintergrundinformationen. Wo liegt Düggelins wirkliches Problem?

  • am 19.01.2015 um 09:32 Uhr
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    @Hans Roggwiler: Das Problem liegt darin, dass Journalisten die Probleme oft nicht sehen wollen. Mit Christian Müller habe ich bereits mich ausgetauscht, nicht das erste Mal.

  • am 19.01.2015 um 12:11 Uhr
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    @Hans Roggwiler: Sie verstehen mich völlig falsch und geben erst noch die falschen Kommentare ab, aber Sie dürfen mich jederzeit anrufen, meine Nummer steht im Telefonbuch, Ihre leider nicht, warum? Wollen Sie gar die Meinungsäusserungsfreiheit einschränken? Ich heisse nicht Charlie! Freue mich auf Ihr Telefon.

  • am 19.01.2015 um 12:29 Uhr
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    Sie haben Herr Müller öffentlich angeprangert und so können wir das Thema auch öffentlich abhandeln . Weshalb ich meine Nummer nicht mehr publiziere? Weil ich von unbedarften Anrufern überhäuft worden bin. Wer will , kann mir schreiben, rund um die Uhr. Sonne7@gmx. Ch

  • am 20.01.2015 um 16:53 Uhr
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    Ich wurde vor einigen Jahren mit dem Herrn Martin Meyer an einer Veranstaltung bekannt gemacht. Er stellte sich mit den Worten vor: «Wissen Sie, ich bin eben verrückt!» Wer sich so charakterisiert, will seine Mediokrität aufwerten. Von Brillanz habe ich an seinen weltanschaulichen Artikeln nie etwas gemerkt: Es handelte sich um eine Anhäufung von Allgemeinplätzen und historischen Kenntnissen. Dann kommt hinzu, dass solches Geschwätz sowie Quoten für Popmusik, Film und TV-Serien unter Meyers Ägide Einzug in die «liberale» NZZ gehalten hat, so dass man fast meint, die Alt-68er hätten das Ruder beim Feuilleton übernommen.

    Nachdem ich Meyers kürzliche Selbstverteidigung auf SRF 2 Kultur gehört habe, weiss ich auch, auf welchem Mist die Idee, dass Schriftsteller über ihr Land schreiben müssen anstelle eines Porträts über deren Werk, gewachsen ist. Kurzum, der Name Martin Meyers und dessen Feuilleton steht nicht heute nicht mehr für Qualität, sondern für seichtes Geplapper. Es wäre also ein Fehler, wenn er bei der NZZ plötzlich noch mehr Macht bekäme.

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