Volkswind_Deutschland

Windenergie-Anlage von Volkswind in Aderstedt/Deutschland © volkswind

Mehr Windstrom für Axpos Pumpspeicher-Kraftwerk

Hanspeter Guggenbühl /  Der Kauf der deutschen Firma Volkswind durch die Axpo dient auch der Stromveredelung im neuen Glarner Pumpspeicher-Kraftwerk.

«Der Fokus der Investitionen wird verstärkt auf profitable Geschäfte ausgerichtet. Dazu zählen in erster Linie Projekte mit erneuerbaren Energien vorwiegend im Ausland.» Das kündigte der staatliche Schweizer Stromkonzern Axpo vor einem halben Jahr an. Einen Schritt innerhalb dieser Strategie hat die international tätige Axpo jetzt vollzogen: Sie kaufte, wie sie gestern mitteilte, die deutsche Volkswind GmbH. Der Kaufpreis bleibt geheim.

Die Firma Volkswind mit ihren 60 Mitarbeitern entwickelt, baut und betreibt Windkraftwerke in Deutschland und Frankreich. Durch den Kauf erhält die Axpo ab sofort eine zusätzliche Windkraft-Leistung von 154 Megawatt. Damit kann sie ihre jährliche Produktion von Windstrom in Europa um 25 Prozent auf künftig annähernd eine Milliarde Kilowattstunden (kWh) steigern. Zum Vergleich: Die Schweiz verbraucht pro Jahr rund 60 Milliarden kWh Strom.

«Profitabel» dank Subventionen

Wesentlicher als der kurzfristige Produktionszuwachs sind langfristige Perspektiven: Mit «Volkswind» erhält die Axpo zusätzlich Zugang zu bereits bewilligten Windkraft-Projekten mit einer Gesamtleistung von 460 Megawatt. Darüber hinaus kann die Produzentin und Händlerin von Strom ihr Know-how und ihre Tätigkeit erweitern: «Wir erhalten neu Zugang zur Entwicklung und zum Bau von Windkraftwerken», betont Axpo-Sprecher Tobias Kistner.

«Profitabel» ist die Investition deshalb, weil Strom aus Windkraftwerken in Deutschland, Frankreich und weiteren Staaten mit kostendeckenden Einspeisevergütungen quer subventioniert wird. Das bringt die Axpo kommunikativ etwas ins Dilemma: Einerseits beklagt sie immer wieder, dass die «marktverzerrenden Subventionen» für erneuerbare Energie die Stromschwemme vergrössern, die Marktpreise drücken und damit die Rentabilität von (noch) nicht subventionierten Wasserkraftwerken gefährden. Andererseits kassiert die Axpo mit ihren Beteiligungen an Windkraftwerken eben solche Subventionen.

Windstrom dient als Pumpstrom

Energiewirtschaftlich ist das Engagement in die Windenergie für die Axpo ebenfalls sinnvoll. Denn Windkraft kann einen Teil der Atomkraft ersetzen. So wird die Produktion von Atomstrom in der Schweiz langfristig abnehmen, nachdem Bundesrat und Parlament den Bau von neuen AKW verboten und die BKW Energie AG die Abschaltung ihres alten AKW Mühleberg beschlossen hat.

Zudem kann die Axpo zusätzlichen Windstrom brauchen, um in ihrem Pumpspeicher-Kraftwerk «Linthal 2015», das 2016 den Betrieb aufnimmt, Band- zu Spitzenstrom zu veredeln. Konkret: Wenn viel Wind weht, lässt sich der überschüssige und damit billige Bandstrom nutzen, um Wasser in das Speicherbecken hochzupumpen. In Zeiten, in denen die Nachfrage die Produktion von Bandstrom übersteigt, kann Axpo mit dem im Linthal hochgepumpten Wasser Spitzenstrom produzieren und zu höheren Preisen verkaufen. Diese finanzielle Veredelung funktioniert in der Schweiz schon seit Jahrzehnten, bislang vor allem zwischen Bandstrom aus Atom- sowie Kohle- und Spitzenstrom aus alten Wasserkraftwerken.


Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors

keine

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