Kein Geld für Psychotherapien mit Goldfischen
«Jene, die dann noch einer Arbeit nachgehen, würden jene finanzieren, die es sich vom staatlichen Einkommen wohl sein lassen.» Empört sich Chefredaktor Martin Spieler in der «SonntagsZeitung» vom 17. November 2013 über das «Lohn ohne Arbeit – Geld ohne Leistung». Was einen wie mich an den zentralen Lehrsatz seiner Jugend erinnert: Zuerst arbeiten, dann leben.
Es soll hier, obwohl durchaus bedenkenswert, nicht darüber philosophiert werden, welches die bessere aller Welten wäre – jene, in der sich der Mensch seine Existenz erst «verdienen» muss, oder jene, in der sie ihm einfach so «geschenkt» würde.
Zu fragen aber ist, wie die auf den ersten Blick einleuchtende Forderung «Kein Geld ohne Leistung», wie die populäre Absage an «Sozialschmarotzer» real, das heisst materiell und ökonomisch einzulösen wäre – in Zeiten zunehmender Produktivität, wachsender Bevölkerungszahlen und steigender Lebenserwartung. Es braucht keine höhere Mathematik, um abschätzen zu können, dass unsere Wachstums- und Wegwerfgesellschaft demnächst den Punkt erreicht oder ihn bereits überschritten hat, an dem es nur noch einen sinkenden Teil der erwerbsfähigen Bevölkerung braucht, um die für die Befriedigung menschlicher Bedürfnisse notwendigen Güter und Dienstleistungen bereitzustellen.
Nichtstun? Nicht mal für viel Geld
Längst werden zur Aufrechterhaltung des Prinzips «Kein Brot ohne Arbeit» in einem Teil der Welt Bedürfnisse befriedigt, von denen wir nicht einmal wussten, dass wir sie uns erträumen könnten. Seepferdchen in 15 Milliliter Meerwasser und Bauplastik als Schlüsselanhänger, in Gold gefasste Diamanten als Kniepiercing oder Psychotherapien mit Goldfischen beispielsweise. Leistung, die zum Leben berechtigt, besteht unter anderem darin, potentielle KonsumentInnen zum Kauf von Nahrungsmitteln ohne Nährwert und Kleidern zu bewegen, die modisch schon veraltet sind, wenn sie diese zu Hause auspacken. Erfolgsprämien und Boni werden an Leute ausbezahlt, die andere anfixen, ihr Geld arbeiten zu lassen – während sie selbst in der Südsee ihre Seele baumeln lassen und Arbeitsplätze im Tourismus generieren –, das heisst, faule Tausender und Millionen in Aktienfonds zu investieren, die Milliardenvermögen ohne Rückstände verbrennen, oder regelmässig Versicherungsprämien für Wertpapiere zu bezahlen, die sie gar nicht besitzen. Bei Verteidigungsministerien wird für Waffen, die sie im Kriegsfall nicht brauchen dürften, und Notvorräte geworben, die im Ernstfall längst verschimmelt wären und deshalb, Geschäft ohne Ende, laufend ersetzt werden müssen.
Aus dem Blickwinkel ökologischer, sozialer und ökonomischer Nachhaltigkeiten könnten wir uns einiges ersparen, wenn wir einen Teil der Arbeitenden dafür bezahlten, dass sie nichts tun. Aber das würden die für 2500 Franken im Monat wahrscheinlich nicht machen. Einige nicht einmal fürs Zwölffache.
Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors
Der Autor ist Mitglied Verein für soziale Gerechtigkeit.
«Jene, die dann noch einer Arbeit nachgehen, würden jene finanzieren, die es sich vom staatlichen Einkommen wohl sein lassen.» ==> wie geht das für CHF 2’500.00?
Vielleicht unter der Brücke? Wo bleibt da das Wohlsein? Da läuft zur Zeit eine Initiative für ein Mindestlohn von CHF 4’000.00, wie steht dieses Begehren im Verhältnis zu den CHF 2’500.00 die für faule Leute das Paradies darstellen sollten?
Herr Lengweiler, Banker und Bauland-Bauern haben ja ein Grundeinkommen durch Zinsen die wir als Bewohner zahlen. Das Volk hat noch nicht begriffen das wir politisch legal bestohlen werden weil kein Politiker uns in Bern vertritt.