«Infront Ringier» vermarktet, «Blick» propagiert
Im Monat Mai machte der «Blick» mächtig Wind für die Olympia-Kandidatur «Sion 2026» und zwar mit PR-Stories mit folgenden Titeln:
- Adolf Ogis flammender Appell für Sion 2026: «Das sind wir den Jungen schuldig»
- Eishockey-Legende Mark Streit sagt Ja zu Sion 2026: «Wir können der Welt etwas beweisen»
- Swiss-Olympic-Präsident Jürg Stahl will die Spiele in die Schweiz holen: «Ein Nein zu Olympia ist egoistisch»
- Brennpunkt Sion 2026 mit Denise Biellmann: «Olympia in der Schweiz wäre ein Traum»
- Brennpunkt Sion 2026: Darum sagt Del Curto «Ja» zu Olympia
Am 6. Juni folgte eine flammende Abstimmungs-Empfehlung an die «lieben Walliser»:
Und am 7. Juni titelte der Blick: «Die Schweizer Sportler wünschen sich eine Walliser Zusage: ‹Wir sagen Ja zu Olympia‹». Und im Kommentar werden erneut die «lieben Walliser» bemüht, die der «Blick» vor einer «persönlichen Frustbewältigung» warnt.
Denn hier gehe es um «ein visionäres Zukunftsprojekt» und um «die Jugend dieses Landes». Dass es dabei auch um ein Zukunftsprojekt der «Ringier AG» geht, die den «Blick» herausgibt, darüber steht allerdings nichts im Boulevard-Blatt.
Denn ganz besondere Freude über den medialen Support des «Blick» dürfte die Sportmarketing-Firma «Infront Ringier Sports & Entertainment Switzerland» (Infront Ringier) haben, die ein 50/50 Joint Venture zwischen «Infront Sports & Media» und der «Ringier AG» ist.
«Swiss Olympic» hat nämlich das exklusive Vermarktungsmandat für die Olympiakandidatur von «Sion 2026» an «Infront Ringier» übertragen. «Infront Ringier» wird laut eigenen Angaben «Partner akquirieren, welche die Kandidaturphase von ‹Sion 2026› begleiten und gleichzeitig bei erfolgreichem Abschluss Project Partner von Swiss Olympic werden».
Der «Ringier»-CEO Marc Walder ist gleichzeitig Verwaltungsrats-Präsident der «Infront Ringier» und der Sepp-Blatter-Neffe Philippe Blatter tritt als Vize-Präsident auf. Das prominenteste Mitglied des Verwaltungsrats ist Economiesuisse-Präsident Heinz Karrer.
Frage der redaktionellen Unabhängigkeit
Bei solchen Synergien der «Ringier»-Zeitung «Blick» mit «Infront Ringier» stellt sich nicht zum ersten Mal die Frage der redaktionellen Unabhängigkeit und Glaubwürdigkeit.
«Infront Ringier» mischte nämlich schon bei der gescheiterten Bündner Olympia-Kandidatur mit. Schon damals leistete der «Blick» medialen Support. Dasselbe taten auch die Zeitungen des Bündner «Somedia»-Verlags.
Somedia-Verleger Hanspeter Lebrument brachte damals die Sachlage aus Sicht der Verleger in einem Interview mit dem «Regionaljournal Graubünden» auf den Punkt. Auf die Frage, weshalb in den «Somedia»-Zeitungen auffallend viele Pro-Olympia-Kommentare erschienen sind, antwortete er vielsagend mit einer Gegenfrage: «Gibt es denn Gründe gegen Olympische Spiele?»
Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors
keine
Wie so oft, wenn es um sportliche Grossprojekte geht, ist dieselbe Versager-Koalition am Werkeln: Infront Ringier (Exlusivrechte der beiden letzten gescheiterten Büdner Olympiaprojekte, jetzt auch des Projektes Sion 2026), die abgehobenen Schweizer IOC-Exekutivmitglieder und einige apolitische Sportlis von Swiss Olympic. Diese Herren (Damen sind nicht dabei) bewegen sich in einer Filterblase, deren Existenz die Aufnahme jeglicher kritischer Feedbacks von aussen unterbindet – bis zum Platzen einer weiteren Olympia-Illusion (das nächste mal schon am 10. Juni). Wann endlich werden die Konsequenzen aus diesem Sportli-Dilettantismus gezogen, die da wären: Entweder verlässt man den Sportli-Filz und lässt unverbrauchte Kräfte mit ihren durchaus tauglichen Konzepten ans Werk (es gab sie bereits im Verfahren rund um die Bewerbung 2026) oder man lässt es für alle Zeiten bleiben.