Heisse Spekulationen um die NZZ
NZZ-Verwaltungsratspräsident Etienne Jornod tritt zurück: So oder ähnlich könnten die Headlines in den Schweizer Sonntagszeitungen vom nächsten Wochenende lauten. Die Hoffnungen, gerade auch innerhalb der NZZ, sind gross, die Erwartungen haben ihren Grund.
Wirklich?
Es gibt ein NZZ-Papier, in dem folgendes steht:
«Misserfolg darf, wenn er nicht grobfahrlässig oder vorsätzlich herbeigeführt wird, weder rechtlich noch moralisch bestraft werden. Jedes Management ist frei, Fehler zu machen, ein Unternehmen schlecht zu führen, nichts aus den eigenen Fehlern zu lernen. Aber in einer Marktwirtschaft wird ein solches Verhalten über kurz oder lang bestraft. Manager müssen ihren Stuhl räumen ().»
Und an anderer Stelle:
«Es bleibt der Appell an die Eigenverantwortung. Wenn die Dinge aus dem Ruder laufen und die Verunsicherung auf Kunden und Mitarbeiter übergreift, sollte ein verantwortungsvoller Manager seinen Stuhl räumen ().»
Das Papier stammt aus dem PC von NZZ-Wirtschaftsredaktor Ermes Gallarotti, der seit 1988 hilft, den Leserinnen und Lesern des Blattes die Zusammenhänge von Erfolg, Misserfolg und Verantwortung von Management und Verwaltungsrat zu erklären.
Hat sich die NZZ-Redaktion innerhalb weniger Wochen zum zweiten Mal zusammengefunden, um bei der Besetzung ihrer Vorgesetzten mitzuentscheiden? Hat die NZZ-Redaktion nach ihrem erfolgreichen Aufstand gegen die Ernennung von Markus Somm zum Chefredaktor nun auch beschlossen, den Rücktritt von Verwaltungsratspräsident Etienne Jornod zu fordern?
Nein, die hier zitierten Sätze stammen nicht aus einem im Auftrag der Gesamt-Redaktion verfassten offenen Brief an den eigenen Verwaltungsrat. Sie stammen aus einem Kommentar von Ermes Gallarotti zur Credit Suisse vom Juli 2014. Aber warum sollten sie nur im Falle der Credit Suisse treffend und gültig sein? Die Situation der NZZ ist ja die gleiche: Die oberste Instanz hat Mist gebaut, ein vermutlich letaler Absturz des ganzen Unternehmens konnte nur dank der Initiative der eigenen Mitarbeiter, in diesem Fall der Redaktion, verhindert werden.
Es rumort hinter den Kulissen
Tatsächlich gibt es nicht wenige NZZ-Aktionäre, die von VR-Präsident Etienne Jornod erwarten, dass er seine Verantwortung wahrnimmt und zurücktritt. Die überstürzte, unprofessionelle Absetzung von Chefredaktor Markus Spillmann, die langfristig geplante Einsetzung des Blocher-Vasallen Markus Somm bzw. das Scheitern dieses Plans aufgrund schweizweiter Proteste, und schliesslich die Einsetzung eines Mannes, der im doppelten Sinne des Wortes nur zweite Wahl war: das Vorgehen des Verwaltungsrates der NZZ in den letzten Monaten und Wochen war das reine Desaster.
Durchwursteln statt Neustart
«Ein Rücktritt zur richtigen Zeit erleichtert es einem in Schwierigkeiten steckenden Institut oft, aus den Schlagzeilen zu kommen, neue Kräfte zu sammeln, die Weichen neu zu stellen. Sesselkleber hingegen lähmen die Bank, werden zu einem immer grösseren Hindernis, stehen einem Neuanfang entgegen. In vielen Fällen können sie ihren Rücktritt ohnehin nur hinauszögern, nicht aber vermeiden.» Auch diese Sätze stammen von NZZ-Wirtschaftsredaktor Ermes Gallarotti, aus dem gleichen Artikel zur Credit Suisse. Und auch diese Sätze treffen massgeschneidert die Situation der NZZ: Etienne Jornod hat das Vertrauen verloren, als Sesselkleber kann er dem Unternehmen nicht mehr helfen, wohl aber schaden.
Der Oligarch wartet auf den richtigen Zeitpunkt
Die geplante – wenn auch missglückte – Inthronisierung von Markus Somm hat gezeigt, dass die Tentakel des Oligarchen von Herrliberg schon weit bis in den VR der NZZ vorgedrungen sind. Dass die Gefahr aber einer politischen Wende der NZZ hin zum nationalkonservativen Credo der Rechtspopulisten unter ihrem Vordenker Blocher mit dem Rückzug Somms bereits der Vergangenheit angehöre, wäre eine vorschnelle Beurteilung der Situation. Ja, die NZZ selber wird kaum auf Blocher-Kurs einschwenken, die Redaktion hat gezeigt, dass sie sich nicht alles bieten lässt. Und die Proteste aus dem Umfeld der NZZ haben gezeigt, dass auch die Leserinnen und Leser sich nicht alles bieten lassen würden.
Aber es gibt ein Szenario, das gefährlicher und – leider – wahrscheinlicher ist: Das Unternehmen NZZ ist finanziell angeschlagen, da ist man offen für Offerten von Leuten mit einer guten Portokasse. Was, wenn Blocher und/oder seine Hintermänner dem Unternehmen NZZ den Vorschlag machen, die beiden zur NZZ-Gruppe gehörenden Regionalzeitungen St. Galler-Tagblatt und die Neue Luzerner Zeitung zu übernehmen?
Das St. Galler Tagblatt mit seinen Kopfblättern St. Galler Tagblatt Ausgabe Rorschach, Thurgauer Zeitung, Appenzeller Zeitung, Toggenburger Tagblatt, Wiler Zeitung, Wiler Zeitung Hinterthurgau und Der Rheintaler hat im Lesermarkt Nordostschweiz de facto ein Meinungsmonopol. Die Neue Luzerner Zeitung mit ihren Kopfblättern Neue Zuger Zeitung, Neue Nidwaldner Zeitung, Neue Obwaldner Zeitung und Neue Urner Zeitung hat im Lesermarkt Zentralschweiz de facto ebenfalls ein Meinungsmonopol. Nehmen wir den «Worst Case», den schlimmsten Fall: Es gelänge Blocher & Co., sich diese beiden Zeitungen mit ein paar Dutzend Millionen Franken – für Blocher ein Trinkgeld – unter den Nagel zu reissen: Zusammen mit der bereits zum eigenen Imperium gehörenden Basler Zeitung wären drei von sechs Regionen der deutschsprachigen Schweiz medienmässig fest in Blochers Hand! Nur Zürich und Bern blieben in der Hand der Tamedia und der Aargau, Solothurn und das Basel-Land blieben mit der AZ unter der Kontrolle der AZ Medien von Peter Wanner (dessen tägliche Ausgaben mit Inland-Chef Stefan Schmid zwar einen hervorragenden Politkopf haben, dessen «Schweiz am Sonntag» aber mit Chefredaktor Patrik Müller auch nicht mehr so weit weg ist von der SVP). Das St. Galler Tagblatt und die Neue Luzerner Zeitung in Blochers Hand: für die Schweiz ein pressepolitisches Horrorszenario!
Die VR-Wahlen werden die Machtverhältnisse deutlich machen
Die «Freunde der NZZ», eine Gruppe von Aktionären, die aus dem Unternehmen NZZ so schnell wie möglich eine Dividenden produzierende Aktien-Gesellschaft machen möchten und politisch deutlich rechts der bisherigen Aktionärsmehrheit der NZZ angesiedelt sind, haben für die GV den Antrag eingebracht, die Amtszeit der Verwaltungsräte sei von vier auf ein Jahr zu verkürzen. Die Absicht dahinter dürfte der Wunsch sein, die von ihnen selber in den VR gebrachte, aber zwischenzeitlich in Ungnade gefallene Carolina Müller-Möhl abzuschiessen und auch andere gewünschte Änderungen in der personellen Zusammensetzung des Verwaltungsrates schneller «umsetzen» zu können. Am nächsten Samstag, 11. April, wird an der Generalversammlung der NZZ über diesen Antrag abgestimmt. Da wird man sehen, wie weit solvente, der SVP zugeneigte Akteure und Aktionäre in der geplanten Kontroll-Übernahme der NZZ schon vorangekommen sind.
Mit oder ohne Etienne Jornod…
Die Erwartungen, dass der jetzige VR-Präsident Etienne Jornod für sein Debakel die Verantwortung übernimmt und, wie von den NZZ-Wirtschaftsjournalisten bei anderen Firmen gefordert, den Weg des freiwilligen Abgangs wählt, sind naturgemäss hoch. Nach aussen allerdings hüllen sich die Betroffenen und Entscheidenden – und auch die Redaktion – in Schweigen.
Aus Sicht der Leser und Leserinnen ist die NZZ eh schon auf einem neuen Kurs. Leitartikel wie etwa der von Peter A. Fischer in der NZZ gestern Samstag zumindest, eine Woche vor der GV, lassen alle roten Warnlämpchen hell aufleuchten: «Die Schweiz muss damit rechnen, dass der Franken längerfristig stark bleibt. Nicht mehr wettbewerbsfähige Strukturen künstlich am Leben zu erhalten, wäre da kontraproduktiv. Gefragt sind weder sektorspezifische strukturerhaltende Stützungsmassnahmen noch Konjunkturpakete. Doch es braucht marktgerechte Flexibilität auf dem Arbeitsmarkt und bei den Löhnen () (Auszeichnung durch cm).» Aha, die Löhne in der Schweiz sollen dem «Markt» angepasst, also gesenkt werden. Und wie soll das möglich werden. Peter A. Fischer, Chef der NZZ-Wirtschaftsredaktion, wörtlich: «Der vor einer Woche versprochene bürgerliche Schulterschluss lässt aufhorchen. Die Lage ist ernst, aber nicht hoffnungslos.»
Im Klartext: Der Schulterschluss der bürgerlichen Mitteparteien mit der SVP rechts aussen gibt Anlass zur Hoffnung. Eine bemerkenswerte Aussage. Sie hätte problemlos auch unter einem Chefredaktor Markus Somm publiziert werden können …
Kleiner Nachtrag:
Im Geschäftsbericht für das Jahr 2014 der AG für die Neue Zürcher Zeitung, der immerhin 100 Seiten stark ist und in dem neben vielen Zahlen immer wieder die publizistische Aufgabe der NZZ und deren publizistische Qualität hervorgehoben werden, kommt die 2014 erfolgte Entlassung von Chefredaktor Markus Spillmann nicht vor. An gerademal einer Stelle wird sie angetönt. Im Vorwort des Verwaltungsratspräsidenten und des CEO stehen die folgenden Sätze: «Unsere Redaktionen arbeiten inzwischen völlig anders als noch vor wenigen Jahren. Wir produzieren heute Inhalte nicht nur im Wochen- und im Tagesrhythmus, sondern rund um die Uhr und 365 Tage im Jahr. Dieser Übergang von der Zeitungs- zur multimedialen Redaktion ist schon ein gutes Stück weit bewältigt, es bleibt allerdings noch viel zu tun. Diesem Zweck dient unter anderem die Neuordnung der publizistischen Leitung der NZZ.»
Namentlich erwähnt wird Markus Spillmann auf Seite 90, der letzten Seite des Kapitels Corporate Governance. Dort steht: «Markus Spillmann, 1967, war von April 2006 bis Ende 2014 Chefredaktor der «Neuen Zürcher Zeitung» und Leiter Publizistik NZZ. Bis Ende 2011 trug er in der NZZMediengruppe für den Geschäftsbereich Zürich auch die Gesamtverantwortung. Seit 2007 nahm er Einsitz in der NZZ-Unternehmensleitung; bis September 2008 amtete er zudem als Vorsitzender der Geschäftsleitung NZZ. ()»
Ein für die NZZ weittragender Entscheid wird im Geschäftsbericht schlicht unter den Teppich gekehrt.
Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors
Keine
"Il n´a pas de fumé sans feu», dies ist wahrscheinlich alles, was an diesem Beitrag von Christian Müller wahr sein kann. Warum sollte denn Etienne Jornod zurücktreten? Es findet sich ja gar kein Nachfolger! Natürlich hat das Zuckerpapier bei der NZZ mächtig abgeschlagen, was durchaus Begehrlichkeiten wecken kann. Aber die Bastion NZZ ist gegen das Blocher-SVP-Lager gut gerüstet, SVP-Parteimitglieder können nicht Aktionäre werden und zudem ist durch die Vinkulierung die Eintragung ins Aktienregister auf 1 %, sprich 400 Aktien beschränkt. Es wird aus diesem Grunde auch niemand auf eine Übernahme der NZZ spekulieren. Also, die Angst vor der SVP ist völlig unberechtigt! Es könnte aber sehr wohl sein, dass die «Wilhelm Gustloff NZZ» ein zweites Mal von einem eigenen Torpedo getroffen wird, nicht zur Freude der Aktionäre, Leser und Abonnenten dieses noch immer berühmten Presseerzeugnisses von der Zürcher Falkenstrasse!
Das Zitat von Herrn Fischer lautet korrekt: «Doch es braucht marktgerechte Flexibilität auf dem Arbeitsmarkt und bei den Löhnen, damit die Schweizer Wirtschaft kein italienisches Schicksal erleidet."
Das Zitat wurde ohne entsprechenden Hinweis abgebrochen und damit aus dem Kontext von Fischer entfernt, damit es in die eigene Argumentation passt. Oder wird nur gesehen, was gesehen werden will?
Anmerkung cm: Der User Dominik Roelli hat recht. Die Klammer, die anzeigt, dass da etwas fehlt, ist vergessen worden. Jetzt ist das korrigiert. Die Leserinnen und Leser haben auch die Möglichkeit, den ganzen Kommentar von Ermes Gallarotti zu lesen, da er jetzt verlinkt ist. Die Argumentation trifft so oder so genau auch auf das Unternehmen NZZ selbst.
Das vervollständigte Zitat (»… damit die Schweizer Wirtschaft kein italienisches …") ist insofern hilfreich, weil es zeigt, dass Schwarzweiss-Denken seitens Peter A. Fischer mit im Spiel ist. So etwas suggeriert, dass man ohne marktgerechte Flexibilität (Arbeitsmarkt, Löhne) bei italienischen Verhältnissen landen würde, denn es heisst im Text «DAMIT».
Aufhorchen lässt das Wort «marktgerecht». Es gibt keine Marktgerechtigkeit – ein Märchen. Das, was unter diesem Label verkauft wird, läuft auf «der Markt wird’s schon richten» hinaus. Der Markt ist keine Maschine mit Hebeln und Knöpfen, sondern ist von Menschen besetzt, die den Markt zu ihren Gunsten beeinflussen, manchmal sogar manipulieren oder sagar im Markt wüten.
Wie so oft, wenn ein Verwaltungsratspäsident, ein Unternehmenschef (heute ‹CEO›) oder sonst eine hochrangige Führungsperson Mist gebaut hat, nimmt er (selten eine sie) die «Verantwortung wahr» und tritt zurück. Wenn nun Aktionäre der NZZ erwarten, dass VR-Präsident Etienne Jornod «seine Verantwortung wahrnimmt» und zurücktritt, ist der Sache nur zum Teil Genüge getan.
"Verantwortung wahrnehmen», heisst nicht nur, zurückzutreten – und womöglich noch eine ordentliche «Abgangsentschädigung» zu kassieren – sondern «Verantwortung wahrnehmen» heisst auch, Fehler zuzugeben und die KONSEQUENZEN des eigenen Handelns zu tragen. Konsequenzen sind nicht nur Gesichts- oder Imageverlust, sondern zum Beispiel auch Strafen, Schadenersatzzahlungen, Rückerstattung zu Unrecht bezogener Boni etc.
– Davon, dass grobe Fehlhandlungen mit spürbaren Konsequenzen sanktioniert werden, sind wir in unserer Wirtschafts- und Politwelt allerdings noch weit entfernt. Dass die GV der NZZ am kommenden Samstag in dieser Hinsicht Überraschungen bringen wird, ist nicht anzunehmen.
Nehmen wir an, dass Etienne Jornod zurücktritt. Dann stellt sich die Frage, wer das vakante Amt übernehmen will. Früher war das Präsidium der NZZ bestimmt attraktiv. Aber heute? Die Wahrscheinlichkeit, dass man in einem Jahr auch zum Rücktritt aufgefordert wird, ist grösser, als die Chance für einen Blumenstrauss.
Die Wahrscheinlichkeit, dass Etienne Jornod zurücktreten wird, ist etwa so gross wie dass sich Papst Franziskus zum Islam bekennen wird. Danke Hans Geiger!
Die Spekulationen wegen eines möglichen Rücktritts von Etienne Jornod sind nicht so wichtig. Ob Jornod oder sein Nachfolger: Nebst möglicher politischer Richtungsweisung ist die NZZ ein Wirtschaftsunternehmen. Und da wird mit allen Bandagen gekämpft, bei der die Wirtschaftlichkeit im Vordergrund steht. Für sie wird einiges geopfert, unter Umständen der Qualitätsjournalismus.
Wer die Printmedien über die letzen drei Jahrzehnte verfolgt hat, wird feststellen müssen: Inserate fangen die Wirtschaftlichkeit nicht mehr auf, Auflagen sinken, Leserzahlen sind rückläufig, Fusionen reduzieren die Medienvielfalt und Personal usw. Man kann sich durchaus fragen, ob es angesichts des Kostendrucks noch echte verlegerische Aufgaben gibt oder geben kann. Und den ewigen Beteuerungen der Printmedien, Qualitätsjournalismus zu liefern, glaube ich nicht mehr, denn schlecht bezahlte Journalisten haben Grenzen.
Auf Journal 21 ruft auch dessen Gründer (und u.a. auch einmal NZZ-Redaktor) Heiner Hug Etienne Jornod zum Rücktritt auf, weil er nich in der Lage sei, für die NZZ taugliche Journalisten zu finden.
Werner T. Meyer
@Werner Meyer: Da Journal 21 offenbar nicht Willens ist, meinen Kommentar auf die Meinung von Herrn Hug zu veröffentlichen, tue ich dies nun auf Infosperber!
Noch ist die «Meuterei auf der Bounty» in vollem Gange. Leider decken sich aber die Interessen der NZZ-Redaktoren nicht unbedingt mit jenen der NZZ-Leser und -Aktionären! Die NZZ hat ihre DNA längst verraten, es gäbe durchaus Platz für eine liberal-konservative NZZ klar abgegrenzt vom verpönten Blocher-Lager. Ihr Aufruf, Herr Hug wird verhallen, denn die DNA der Aktionäre unterscheidet sich zwar von jener der Redaktoren, aber dieses Mal wird es an der GV keine Palastrevolution geben. Die Meuterei auf der Bounty NZZ wird sich hinziehen, dürfte aber gleich tragisch enden wie auf der richtigen Bounty!
Die Fragen an Sie, Herr Düggelin: Worin würde der Mehrwert einer liberal-konservativen NZZ bestehen? Rückschritt oder Fortschritt? Watum nicht liberal-progressiv?
@Düggelin
"Da Journal 21 offenbar nicht Willens ist, …"
Nach meiner Nachprüfung: Ihr Kommentar steht aber dort (12:25 Uhr).
https://www.journal21.ch/herr-jornod-treten-sie-zurueck
@Uwe Pawlowski, danke für die Mitteilung betreffend Journal 21. Da war ich offenbar zu ungeduldig! Der Mehrwert einer liberal-konservativen NZZ, ürigens die eche DNA der NZZ (im 236 Jahrgang) besteht darin, dass sich diese beiden Begriffe nicht ausschliessen.
„Wer die Vergangenheit nicht kennt, kann die Gegenwart nicht verstehen und die Zukunft nicht gestalten.» Liberal heisst zwar freiheitlich, das heisst allerdings nicht, dass meine seine gesamte Vergangenheit verleugnen und über Bord werfen muss.
Es heisst auch nicht, dass man um jeden Preis neue Werte kreieren und die alten bestandenen über Bord werfen muss. Liberal heisst zwar Offenheit, aber Konservativ heisst keinesweg Verschlossenheit. Liberal ist deshalb nicht absolut mit Fortschritt gleichzusetzen!
Die meisten Medien wollen liberal-progressiv sein, das ist doch «Mainstream"! Die Mehrheit der Medien kann sich auch irren.
Lieber Herr Müller
Ich bin einer der drei Initianten der IG Freunde der NZZ. Weder ich noch meine zwei Kollegen hatten je wissentlich Kontakt mit Ihnen. Wie kommen Sie dazu, aus dem Nichts Behauptungen über uns in die Welt zu setzen, die jeglicher Grundlage entbehren? Wenn ich Ihre Mutmassungen über uns lese, muss ich davon aus gehen, dass der Rest der Textes von ebenso schlechter Recherchequalität ist. Melden Sie sich doch einmal bei uns, wenn Sie sich eines seriösen Journalismus verpflichtet fühlen. Wir haben jederzeit Zeit für Sie. Oder besuchen Sie zumindest einmal unsere Website, um das Elementarste nachzulesen.
Mit nachdenklichem Gruss, Edwin van der Geest
Sehr geehrter Herr van der Geest
Selbstverständlich kenne ich Ihre Website und ich verfolge Ihre Aktivitäten schon seit längerem. Auch Ihr neues Interview auf persoenlich.com habe ich bereits gelesen. Es sei mir deshalb erlaubt, aus Ihren Informationen und aus denen von Anderen meine eigenen Schlüsse zu ziehen.
MfG, Christian Müller
Ich bin Abonnent der NZZ seit ca. 60 Jahren. Die redaktionelle Richtung der Zeitung ist für mich etwa so klar wie das Programm der FdP deren Mitglied ich fast 50 Jahre war. Es scheint, dass das Produkt NZZ nicht mehr besonders gefragt ist, und dafür wäre in erster Linie die Redaktion zuständig. Nach der Wahl von R. Dreifuss in den BR gab es einen kleinen Aufstand der Mitglieder. An der folgenden Delegiertenversammlung hörte ich von NR Spoerry zum ersten Mal vom bösen Blocher. Die FdP hat seither an Substanz verloren und die SVP unter Blocher markant Substanz gewonnen. Für mich ist der heutige Mainstream-Journalismus inkl. NZZ in seinen eigenen linken Verteufelungen von Blocher gefangen. Man setzt sich nicht mit ihm auseinander, man verharrt geradezu krankhaft in der selber gezüchteten Blocher-Aversion. Möglicherweise hat man nicht mehr zu bieten.
@ Ulrich Hertig: Waren Sie heute an der GV? Ihr Kommentar könnte treffender nicht sein. Leider wird in der Kommando-Zentrale der FDP nicht realisiert, dass es nur eine Zukunft mit der SVP geben kann. Wählt man die Zukunft mit der SP, dann freut dies zwar die SP aber schadet dem bürgerlichen Gedankengut. Man kann mit der SVP durchaus zusammenarbeiten, wenn man sich richtig abgrenzt um seine eigene DNA nicht zu verleugnen.
@Pawlowski: «Aufhorchen lässt das Wort «marktgerecht». Es gibt keine Marktgerechtigkeit – ein Märchen."
"marktgerecht» bedeutet, für eine Nachfrage eine Leistung zu erstellen. Eine Marktleistung mit hohen Absatzchancen (= absatzfähig / marktfähig / verkäuflich / marktorientiert / marktkonform).
@Bregy
Sie führen eine Menge Eigenschaften auf, die richtigerweise mit dem Markt zu tun haben. Wenn ich aber uns Abnehmer als Teil des Marktes betrachte – ohne sie gibt es keinen Markt -, dann erwarte ich eine Gerechtigkeit sowohl für den Konsumenten als auch für den Anbieter. Wir können auch von Angebot und Nachfrage sprechen, den ich als ein vermeintlichen Mechanismus betrachte. Dieser ist aber in der Tat kein Mechanismus, weil er willkürlich von Menschen gestaltet werden kann. So ist es marktungerecht, ein Produkt willkürlich zu verknappen, um willkürlich einen höheren Preis zu erzielen. Oder denken Sie an ungerechtfertigte Wetten auf Währungen, oder die Fleisch- und Produktbetrügereien. Alte Mieter raus, neue Mieter rein im Zusammenhang mit der Gentrifizierung – auch ein Thema der Marktungerechtigkeit oder -ungerechtigkeit.
Ich denke, «marktkonform» ist ein guter zusammenfassender Begriff, was dann offen lässt, ob marktkonformes Handeln marktgerecht oder -ungerecht ist. Für mich ist «marktgerecht» zu absolut. Es lohnt sich auch, http://de.wikipedia.org/wiki/Tauschgerechtigkeit zu lesen, wenn Sie sich vor Wikipedia nicht fürchten. Es gibt ein paar Ideen über den (Tausch)Markt, das heisst Geld gegen Waren. Darüber zu streiten lohnt sich jedoch nicht.
@Pawlowski: Ich erwarte ihr Lebenswerk:
"Der Grosse Pawlowski: Meine liberal-progressive Semantik und Rechtsauffassung"
Es sieht so aus, dass Sie an einem Austausch von Überlegungen nicht interessiert sind. Sollte ich mich täuschen? Ich – der Grosse? Ich bin genau sowenig gross wie Alexander, Friedrich oder Karl der Grosse, mit dem Unterschied allerdings, dass ich mich nie «marktgerecht» auf dem Schlachtenmarkt getummelt habe.
Gross sind Sie in Ihrer Deutungsfreiheit. Um mit Ihnen zu diskutieren, müsste Sie zuerst zu jedem Wort Ihre Definition veröffentlichen.
Und natürlich lohnt es sich nicht mit Ihnen zu streiten, dass Sie an der Migroskasse lieber mit Fischen bezahlen und statt Cumulus-Punkte lieber Muscheln bekommen.
@Bregy
"Gross sind Sie in Ihrer Deutungsfreiheit."
Endlich mal ein Kompliment. Allerdings geht es mir nicht um Deutungen, sondern um um zu hinterfragen, ob das, was Sie schreiben, eine Meinung ist, den Tatsachen entspricht, eine Scheinwelt beschreibt. Ob Sie wollen oder nicht: Der Markt ist ein einzigartiges Tauschgeschäft. Insfern sind wir nicht einmal über den ursprünglichen Tauschhandel hinausgekommen. Aber lassen wir’s, wenn es Ihrer Deutungshoheit entgegenkommt.