Ex-Buwal-Direktor Roch kritisiert den WWF
«Der WWF stellt heute vermehrt Manager an als Umweltschützer mit einem Herz für die Natur», kritisiert Philipp Roch, langjähriger WWF-Direktor und Direktor des Bundesamts für Umwelt, der heute als Berater tätig ist.
Die welsche Zeitung «Le Temps» befragte nicht nur Roch, sondern veröffentlichte gestern eine WWF-Recherche mit dem Titel «Der WWF sucht Mitarbeiter, die diplomatischer sind». Der Fall der Kündigung des langjährigen Walliser WWF-Verantwortlichen Ralph Manz, über den die Plattform Infosperber als erste berichtet hatte, steht nicht allein da.
«Eine Zwei auf dem Rücken»
Die WWF-Zentrale in Zürich hat Manz durch Kurt Eichenberger ersetzt, der in Zürich wohnt und nur zwei Tage pro Woche ins Wallis reist. Für Thierry Largey, der im Wallis Pro Natura vertritt, ist dies unverständlich: «Wer den Oberwalliser Dialekt nicht spricht und im Wallis über kein Netzwerk verfügt, hat bei Diskussionen und Verhandlungen mit lokalen Akteuren eine Zwei auf dem Rücken.»
Doch bei der Zürcher Zentrale des WWF hat die Fernsteuerung der Regionen neuerdings offensichtlich System. Wie «Le Temps» berichtet, lebt der neue WWF-Regionalsekretär des Kantons Waadt in Genf, der Verantwortliche für den Jura ist in Neuenburg installiert, und derjenigen für Fribourg in Lausanne.
Cathrine Martinson, die als WWF-Direktorin in Zürich für die Regionen zuständig ist, meint dazu «Wir suchen Vertreter, die nicht nur Fachkompetenz, sondern auch Sozialkompetenz haben.» Sie müssten fähig sein «zuzuhören» und «Dialoge zu führen».
«Der Graben hat sich vergrössert»
«Früher war der WWF im Wallis gefürchtet», sagt der linke Peter Bodenmann. Doch dies habe sich geändert. Der WWF Schweiz werde heute von den Freisinnigen dominiert. Damit spielt er auf den soeben ausgeschiedenen WWF-Geschäftsführer Hans-Peter Fricker an.
Auch der soeben pensionierter WWF-Regionalsekretär des Kantons Waadt, Serge Ansermet, befürchtet, dass «das Image des WWF sich verschlechtert, weil er immer weniger kämpferisch auftrete. Der Graben zwischen der älteren WWF-Generation und der Regionalpolitik des WWF habe sich in den letzten Jahren vergrössert. Im Wallis herrsche eine «tödliche Stimmung», seit die WWF-Zentrale dem Walliser Regionalsekretär Ralph Manz «aus völlig unverständlichen Gründen» gekündigt hat, sagt Ansermet.
WWF: Professionalisierung fordert seinen Tribut
WWF-Geschäftsleitungsmitglied Martinson wollte gegenüber «Le Temps» nicht näher auf diese Kritik eingehen. Die «Professionalisierung» einer Organisation, die von der Basis her geschaffen wurde, führe auch in andern NGOs oder bei den Grünen zu Konflikten. Aus ihrer Sicht ist der riesige, alte WWF offenbar erst daran, professionell zu arbeiten.
Mutiger Einsatz im Unterwallis
Laut «Le Temps» versucht der WWF, seine Organisation zu zentralisieren. Anders Philippe Roch, bis 1992 langjähriger Direktor des WWF: Er hatte auf die regionalen Verankerungen der Umweltschutzorganisation gesetzt. Er findet es schade, wenn der WWF heute die geltenden Umweltgesetzen nur noch selten auf dem Rechtsweg durchzusetzen versuche. «Es gibt keine andere Organisation mit ähnlichen Zielen, die über so viele Mittel verfügt wie der WWF», sagt Roch. Zum Beispiel habe der mutige Einsatz der Unterwalliser WWF-Sekretärin Thérèse Sangra sehr viel erreicht in einem Kanton, der mit Gesetzen in der Manier eines ‹Cow-Boys› umgehe.
Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors
keine
Das Problem beim WWF ist weder eine «Professionalisierung» noch die Installierung von Leuten «die zuhören können» oder «diplomatischer sind". Es bestand schon bei der Gründung, dass der WWF nämlich von der Hochfinanz gegründet wurde und noch immer von ihr gegängelt wird. Das kann jeder wissen, der es wissen will (man google bloss mal nach WWF und Bilderberger). Einer der Gründer und erster Präsident war Prinz Bernhard der Niederlande.
Der WWF möchte zwar die Natur schützen, auch mal auf Kosten der Menschen, denn von denen «gibt es ja zu viele» (wie Prinz Philip von GB, Ehrenpräsident des WWF, in einem Interview im ITV1 erklärte). Der WWF möchte aber keinesfalls mit der Wirtschaft in Konflikt kommen. Vor diesem Hintergrund erklärt sich vieles.