Blocher+Ospel: Das Schweigen der Verleger

Robert Ruoff /  Zeitungsverleger müssten für die Unabhängigkeit ihrer Zeitungen einstehen. Edito-Chefredaktor Cueni stellt fest: sie schweigen.

Das schweizerisch volksparteiliche Bundesrats-Wahltheater drängt alle anderen Themen in die zweite Reihe. Obwohl mit Christoph Blochers Würgegriff auf die «Basler Zeitung Medien» – im Verein mit anderen Geldgebern – einen wesentlichen Wert der Schweizer Demokratie in Frage stellt: Die Unabhängigkeit freier Medien für die Demokratie. Transparenz der Besitzverhältnisse gehört dazu.

Philipp Cueni, Chefredaktor des EDITO + KLARTEXT Medienmagazin, nimmt in seinem Kommentar Stellung zum Schweigen der Verleger, die eigentlich Garanten der Unabhängigkeit der Presse und ihrer Redaktionen sein sollten. Infosperber veröffentlicht hier Philipp Cuenis Kommentar.

DAS BaZ-VERSTECK-SPIEL SOLLTE DIE VERLEGER AUFSCHRECKEN

Von Philipp Cueni

Also doch: Der Tages-Anzeiger legt überzeugende Indizien dar, dass entgegen allen Dementis eben doch Kreise um Christoph Blocher hinter der Basler Zeitung stehen. Mehr noch: Offenbar ist der nominelle Besitzer und Verleger Moritz Suter in seinen Entscheiden abhängig von den Hintermännern. Damit wird die Basler Zeitung, aber auch ein traditionelles Basler Verlagshaus definitiv zum Spielball der Politik. Und damit ist ausgerechnet im Namen des «Liberalismus» ein Verlag gefährdet, der sich immer wieder auf einen echten Liberalismus im Sinne der Meinungsfreiheit berufen hat.

Das Versteckspiel in Basel ist beschämend für eine Zeitung, welche die Aufgabe hat, Transparenz herzustellen. Und der politische Würgegriff gegenüber der Zeitung durch Blocher und Co über das Mittel der ökonomischen Erpressung kommt einer Verhöhnung der ganzen Region Basel gleich.

Was sich in Basel abspielt, sollte die ganze Verlegerbranche alarmieren. Die Verleger warnen immer wieder, dass die Medienhäuser absolut unabhängig von jeder Art von staatlicher Bevormundung oder Abhängigkeit bleiben müssen – und malen den Staatsvogt manchmal an die Wand, wo weit und breit keiner zu sehen ist. Aber grundsätzlich haben sie absolut Recht. Denn es geht um die politische, wirtschaftliche und publizistische Unabhängigkeit der Medienunternehmen. Wo aber, muss man sich fragen, bleiben die Stellungnahmen der Verleger zum Fall «Basler Zeitung». Kann es den Zeitungsunternehmern egal sein, wenn ein Medienhaus aus politischen Motiven erpresst und allenfalls sogar gekillt wird? Wenn ein Verleger als Marionette vorgeführt wird?
In Basel werden auch die Unabhängigkeit der Medienunternehmen und die Glaubwürdigkeit des Verlegergeschäftes beschädigt. Wer sagt etwas?

PS: Inzwischen hat sich Verlegerpräsident Hanspeter Lebrument in der SonntagsZeitung 11.12.11) so geäussert: «Ich finde die ganze Geschichte stossend. Es ist eigentlich die Hauptaufgabe der Presse, Transparenz zu schaffen, Wahrheiten aufzudecken. Was sich derzeit in Basel abspielt, ist aber das genaue Gegenteil.»

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Philipp Cueni ist Chefredaktor des EDITO + KLARTEXT Medienmagazin und Vizepräsident des Stiftungsrats des Schweizer Presserats.

Zum Infosperber-Dossier:

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Eine Meinung zu

  • am 11.12.2011 um 11:44 Uhr
    Permalink

    Blocher sei die Verkörperung allen Übels – und da behauptet man, die SVP vertrete ein einfältiges Weltbild :-). Zum guten Glück ist es noch immer Privatsache, welche Zeitung man abonniert und liest. Insofern kann Dr. Blocher Zeitungen drucken lassen, so viele er will. Er wird niemand dazu zwingen können, eine solche zu lesen. Die SVP ist keine «Ein-Führer-Partei» und die Parteimitglieder können stimmen und wählen, wie sie wollen. Das haben sie auch anlässlich der letzten Wahlen getan. Insgesamt sind diese Volksverhetzungstheorien ziemlich lächerlich.

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