Auch Schweizer Firmen werben auf «Breitbart News»
Etliche Schweizer Unternehmen werben auf der rechtsextremen Internet-Plattform «Breitbart News», die während des US-Wahlkampfs bekannter geworden ist. Als Maximilian Stern, Mitgründer des Think-Tanks «Foraus», dies feststellte und am 22. November einen Screenshot mit «Breitbart»-Werbung der Schweizer Post vertwitterte, löste er genug Empörung aus, um das Unternehmen zum Handeln zu bewegen.
Die Post reagierte umgehend auf Nutzerproteste und nahm «Breitbart News» am folgenden Tag von ihrer Werbung aus. «Wir platzieren Werbung nach Personenprofilen, deshalb haben wir davon zunächst gar nichts bemerkt», gibt Jacqueline Bühlmann, Mediensprecherin der Post Schweiz, dazu Auskunft. «Nach Personenprofilen» heisst: Im Internet bekommen Nutzer Werbung gezeigt, die zu dem passt, worauf sie sonst klicken, wonach sie als letztes gesucht haben und Ähnliches. Die Auswahl geschieht durch «GoogleAdWords», den Werbe-Arm der globalen Suchmaschine. Wer dort wirbt, hat keine Kontrolle darüber, wo die Anzeigen erscheinen – solange er nichts tut. Bestimmte Webadressen lassen sich mit wenig Aufwand aber gezielt ausschliessen.
Vertwittert: Werbung der Schweizer Post auf «Breitbart News».
Inzwischen haben auch die SBB, der Elektronik-Verkäufer Conrad, Digitec und andere auf Nutzeraufforderungen reagiert und «Breitbart» auf die schwarze Liste gesetzt. Zuvor hatten sich erste US-Unternehmen geweigert, bei der «alt-right»-Seite Werbung zu schalten. Prominentestes Beispiel ist die Firma Kelloggs (Cornflakes und mehr), die von «Breitbart» deshalb als «unamerikanisch» beschimpft und mit der Boykott-Kampagne #dumpkellogs bekämpft wird.
«Breitbart News» ist eine bedeutende, auf Provokation und emotionale Zuspitzung spezialisierte Nachrichtenorganisation im Internet und ein Sprachrohr der extremen Rechten. Sie wurde mehrmals wegen misogyner, rassistischer und antisemitischer Äusserungen kritisiert. «Breitbart News» hat Donald Trumps Wahlkampf massgeblich unterstützt, der Vorstandsvorsitzende Steven Bannon wurde von Trump zum strategischen Chefberater im Weissen Haus ernannt. Die Trump-Kampagne hat dem Unternehmen einen gewaltigen Aufschwung verschafft. Die Verbreitung stieg um ein Drittel, die Anzahl «pageviews» liegt über 1 Milliarde. Nun ist eine Expansion nach Europa. geplant
Nachdem Kelloggs keine Werbung mehr schalten will, führt «Breitbart» eine Kampagne gegen das Unternehmen. (Popup auf «Breitbart News»)
Auch nach dem Rückzug von SBB, und Post lassen Schweizer Firmen weiterhin bei «Breitbart News» werben. Auf der Seite findet sich bei kurzem Augenschein beispielsweise Werbung einer Kantonalbank und eines lokalen Unternehmens. Vielen Unternehmen ist vermutlich gar nicht bewusst, dass sie oder ihre Agentur Werbung auf «Breitbart» veröffentlichen. Denn ausserhalb der schwarzen Listen der Auftraggebenden wählt Google autonom nach mehreren Kriterien aus, wo die Werbung der Auftraggeber erscheint: kommt die Analyse beispielsweise aufgrund der Browsereinstellungen zum Schluss, dass es sich bei dem Besucher einer Webpage um einen Nutzer aus der Deutschschweiz handelt, wird ihm Werbung in deutscher Sprache oder auch Werbung von Schweizer Unternehmen gezeigt. So kann es sein, dass selbst bei Webpages aus exotischen Gegenden Werbung eines lokalen Unternehmens erscheint. Eingegrenzt wird die Zuordnung von Werbung weiter nach Stichworten oder Themenschwerpunkten sowie weiteren Eigenschaften der Nutzer wie Alter und Geschlecht.
Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors
keine
Wir brauchen dringend eine aufgeteilte Wirtschaft: Unternehmen nur für Linke einerseits und Unternehmen nur für Rechte andererseits. Aber dann bitte konsequent: Wer nicht bei Breitbart wirbt, sollte auch nicht an Breitbart-Zuschauer oder Trump-Versteher verkaufen!