Auch die «NZZ am Sonntag» soll nach rechts drehen
Der Hilferuf kommt aus den Büros der NZZ-Redaktion: Nachdem vor Jahresfrist Markus Somm, der Chefredaktor von Christoph Blochers Basler Zeitung, auf Wunsch des Verwaltungsratspräsidenten Etienne Jornod neuer Chefredaktor der NZZ hätte werden sollen und nur dank einem Aufstand der Redaktion, der Leserinnen und Leser und auch vieler NZZ-Aktionäre verhindert werden konnte, soll nun Philipp Gut, Inland-Chef und Stellvertretender Chefredaktor der SVP-Journaille Weltwoche, neuer Inland-Chef der NZZ am Sonntag werden. Und, so befürchtet die Redaktion, dies nur als Startbahn für den Posten des Chefredaktors. Felix E. Müller, jetziger Chefredaktor der NZZ am Sonntag, tritt Ende 2017 in den Ruhestand…
Die Redaktion der NZZ am Sonntag ist schockiert. Verlässlichen Quellen zufolge ist auch Felix E. Müller, der (noch) zuständige Chefredaktor der NZZ am Sonntag, total gegen die Einstellung von Philipp Gut. Verständlich: Welcher Chef, der eine Zeitung über viele Jahre hinweg aufgebaut und zum Erfolg gebracht hat, schaut gerne zu, wie ein Journalist das Ruder übernimmt, der in Medienkreisen als – zumindest politisch – höchst problematischer Kollege gilt?
Hinter den Kulissen, so meinen etliche NZZ-Leute zu wissen, sei erneut Martin Meyer, der Ende Jahr abgetretene NZZ-Feuilleton-Chef, der Strippenzieher. Meyer sitzt mit am Tisch, wenn sich die Mitglieder des Zürcher Rotary Clubs 1 zum regelmässigen Essen treffen. Und in diesem Rotary Club sitzen auch Mitglieder des Verwaltungsrates der Neuen Zürcher Zeitung NZZ.
«Affaire à suivre» würde der sich gerne als besonders gebildet gebende Martin Meyer mit Kürzel mey. wohl schreiben…
Nachtrag: Mit Mail um 20.52 Uhr verlangt die für die NZZ zuständige Leiterin der Unternehmenskommunikation Myriam Käser, der Artikel sei umgehend vom Netz zu nehmen und an Stelle dessen ein Korrigendum zu veröffentlichen. Myriam Käser wörtlich: «Nichts daran ist wahr. Philipp Gut zur NZZaS zu holen, stand nie auch nur ansatzweise zur Debatte. Das ist von A bis Z völlig frei erfunden.»
Nach den Erfahrungen im Fall von Markus Somm, der zur NZZ geholt werden sollte, sieht Infosperber keine Veranlassung, den Artikel umgehend vom Netz zu nehmen. Damals bewahrheiteten sich die Infosperber zugespielten Informationen sehr wohl. Infosperber nimmt im vorliegenden Fall aber zur Kenntnis, dass nicht «die Redaktion» schockiert ist, sondern einzelne Redaktionsmitglieder, die von dem Vorhaben, Philipp Gut in die Redaktion der NZZaS zu holen, Kenntnis haben.
Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors
Keine.
Unglaublich!
Sollte die NZZ tatsächlich einen rassistischen, homophoben und – wie von der Weltwoche bekannt – faktenfrei argumentierender Autor an Bord holen, werde ich zum Boykott der NZZ aufrufen. Schon Eric Gujer hat nun die Journalisten zu Meinungsmachern herabgewürdigt, indem sie dem Leser in den ersten 3 Bünden pseudoliberales Geschwurbel aufnötigen. Die Wissenschaftsredaktion wurde ins Offside verbannt. Und René Scheu degradiert das Feuilleton zur Kinoagenda und lässt Autoren der Neuen Rechten schreiben, um rechtskonservativen Pseudodebatten Raum zu bieten. Bald sind die Tage der NZZ gezählt. Man muss sich von arroganten Funktionären und ideologischen Verwaltungsräten nicht alles gefallen lassen. Schade um die guten Journalisten!
Sollte der Artikel trotz allem Interesse geweckt haben die NZZ-Sonntagsausgabe zu abonnieren:
Ich rate ab. Sie gleicht selbst der Werktags-NZZ wenig. Sie ist eine Ausdehnung der Samstags-Frontseite: Ideologie ganz ohne Substanz.
MfG
Werner T. Meyer
Lieber Infosperber, wieder einmal der Gesinnungspolemik verfallen. Es ist doch einem Unternehmen, auch einer Zeitung unbenommen, Personen frei und nach eigenem Gutdünken anzustellen, insbesondere, wenn ich eine grosse Produkt-/Zeitungsauswahl, habe, es der Markt also richten kann. Es kann doch nicht sein, dass wir in einem freiheitlichen Land Denk- und Arbeitsverbote verlangen. Gerade von einem Journalisten. Der Widerspruch und die sich wiederholende Polemik von Ch. Müller und «den» Redaktoren gegen Andersdenkende unterscheidet sich im Kern nicht vom Gehabe von Diktatoren. Es ist eine Errungenschaft, dass Andersdenkende hier zu Lande weder auf dem Gehsteig abgeknallt noch mit den Angehörigen ins Arbeitslager gesteckt werden. Leider ist der Pranger aber noch nicht abgeschafft; er wird subtil über die Medien und mit Stigmatisierung im Arbeitsmarkt oder missbräuchlicher Kündigung modernisiert weiter betrieben. Hat eine Meute Redaktoren Angst vor einem neuen Kollegen und sind sie nicht bereit, sich dem Diskurs zu stellen, ist diese Redaktion eigentlich bereits jetzt mein Abo nicht mehr wert. Schade!
Ich denke, es wäre an der Zeit, dass die Qualitätskontrolle von «Infosperber» einschreiten und unbedachte Kommentare und Verunglimpflichungen von Bloggern aus dem Netz zu nehmen. Aber natürlich Infosperber befieht, immerhin man soll dort befehlen, wo man zu befehlen imstande ist!
Es ist Zeit, den 30% SVP-Wählenden auch eine starke Medienstimme zu geben.
@Alex Schneider: Sie sehen das richtig, nur argumentieren Sie mit den falschen Zahlen, es sieht viel, viel extremer aus! Neben den 30 Prozent SVP-Wählern wünschen sich auch viele CVP- und FDP-Wähler eine starke Medienstimme. Dies war einmal die NZZ, seit dieser Zeit haben viele treuen Leser ihre Abonnente aufgekündigt, haben heute aber auch ein E-Abonnent, nein sie sind abgewandert, weil enttäuscht. Es ist deshalb auch falsch immerwährend bei der SVP-Politik von Oppositionspolitik zu sprechen.
@Alex Schneider: Die SVP hat schon die Weltwoche, die BaZ, auch Tamedia (nicht erst seit Rutishausers Bekenntnis auf persönlich.com) und vor allem 20Minuten, die mit SVP-Schreibwerkstätten den demokratischen Diskurs manipuliert, und die NZZ, die mit Eric Guter deutliche rechtskonservative Propaganda bis ins dafür dank René Scheu missbrauchte Feuilleton hinein verfertigt. Was wollen Sie also noch mehr?