Sperberauge
Russland und seine Führung
«Russland war und bleibt ein Imperium, und Imperien zerfallen bekannterweise früher oder später.» – «Was aber Politiker und Generäle betrifft, so scheinen sie überhaupt alles vergessen zu haben – sonst wären sie nicht derart unüberlegt aggressiv.»
Die beiden Sätze, während der Niederwalzung Tschetscheniens geschrieben, haben nichts von ihrer Aktualität verloren. Sie stammen aus dem Sammelband «Kaukasus – Verteidigung der Zukunft», herausgegeben 2001 von Freimut Duve und Heidi Tagliavini für die OSZE (Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa, gibt’s immer noch). Mit dem ersten Satz machte der kaukasische Autor Bilal Lajpanow sich und andern Mut; das Urteil über die Führungskräfte fällte – mit einer heute in Moskau undenkbaren Offenheit – Anatoli Pristawkin, Schriftsteller und damaliger Präsident der Begnadigungskommission im Kreml.
Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors
Keine
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Nach den tschetschenischen Attentaten 1999 mit mehr 300 Toten in Russland wäre dies im Westen unter Terrorismusbekämpfung gelaufen und kein Hahn hätte danach gekräht. Aus Sicht des Westens und der OSZE wird der zweite Tschetschenien-Krieg jedoch eine «Niederwalzung». Damit wäre wieder mal das Vorurteil Russlands bestätigt, dass die OSZE westlich orientiert und dominiert ist.
Bis jetzt ist das Imperium leider noch nicht zusammengebrochen. Was den zweiten Satz betrifft: aus Sicht dieser Leute war der Tschetschenienkrieg ein Erfolg. Die Lehre, die sie daraus ziehen, ist deshalb: machen wir es doch einfach wieder gleich. Nicht unlogisch.