Sperberauge
Ungarns «Pester Lloyd» hält durch
Handstreichartig wurde am 8. Oktober 2016 die regierungskritische ungarische Tageszeitung «Nepszabadsag» geschlossen. Kaum jemand glaubt an die vorgeschobenen wirtschaftlichen Gründe des Schliessungsentscheids, denn Ministerpräsident Viktor Orban geht schon seit einiger Zeit mit diversen Mitteln gegen unbotmässige Medien vor. «Nepszabadsag» hat sich immer wieder mit gut recherchierten Korruptionsgeschichten aus dem Umfeld des Regierungschefs hervorgetan.
«Unter widrigsten Umständen»
Umso erfreulicher ist es, dass sich nach längerem Schweigen die deutschsprachige Budapester Online-Tageszeitung «Pester Lloyd» wieder zu Wort meldet. Dieser Tage zerstreute die Redaktion Befürchtungen, Orban greife bereits zur Internet-Zensur. Die Unterbrechung der Berichterstattung des ebenfalls regierungskritischen Mediums sei allein auf personelle Engpässe zurückzuführen und nicht zuletzt auch auf «materielle Erfordernisse, die einen Weiterbetrieb der Online-Zeitung für eine Weile unmöglich machten.» Die Reaktionen der Leserschaft, aber «auch die Situation Ungarns haben uns dazu gebracht, unsere Kräfte erneut zu bündeln und die kritische Stimme aus Ungarn weiter erklingen zu lassen.» Man werde für ein europäisches, humanes, demokratisches Land eintreten, «wie es diese Zeitung seit 1854 – auch unter widrigsten Umständen – immer tat!» Kenntnis- und detailreich sind denn auch die jüngsten Berichte zur Schliessung der Zeitung «Nepszabadsag».
Prominente Autoren
Der «Pester Lloyd» ist nicht nur eine alte, traditionsreiche europäische Zeitung, sie konnte auch immer wieder prominente Autoren gewinnen, wie Theodor Herzl, Thomas Mann, Stefan Zweig, Joseph Roth, Alfred Polgar, Egon Erwin Kisch, György Konrad und Peter Esterházy. 2009 wurde die Printausgabe eingestellt.
Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors
Keine