Gleiche Familie wirbt für NPD, FDP und Quarkmarke
In einem 90-Sekunden-Film mit FDP-Spitzenkandidat Rainer Brüderle ist für einen kurzen Moment eine vierköpfige Familie zu sehen, die eine idyllische Allee entlang radelt. Exakt dieses Bild verwendet auch die NPD in ihrem Spot.
Ursprünglich machte die gleiche Familie mit der gleichen Velo-Sequenz ausgerechnet Werbung für einen Quark.
Ein deutscher Blogger kommentiert: «Das passt alles so gut zusammen, das es eigentlich kein Zufall mehr sein kann.»
Verantwortlich für die FDP-Kampagne ist die Werbeagentur Reinclassen aus Hamburg. Sie hüllt sich bisher in Schweigen.
Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors
Keine
Das ist nun wirklich ein völliger Nebenkriegsschauplatz und nicht analysefähig. Das absolut Einzige, was am deutschen Wahlkampf noch interessieren kann, ist der noch nicht ausgeschlossene Einzug einer weiteren Partei ins Parlament, nämlich der EU-kritischen Alternative für Deutschland. Paradoxerweise wäre dies wohl die letzte Hoffnung der Linken, weil es dann und nur dann für Merkel knapp würde; die Alternative für Deutschland macht wohl nur deshalb nicht die eigentlich normalen zwanzig Prozent der EU-ablehnenden Deutschen, weil sie einerseits von den grösseren Medien fast systematisch totgeschwiegen wird, natürlich auch von Merkel und Steinbrück, nicht vom klugen Gysi. Andererseits ist bei dieser Partei die Umarmung durch Rechte und Allzurechte nicht ausgeschlossen, was berechtigtes Misstrauen generiert; denn die deutsche Rechte ist nun mal im Innersten nicht demokratisch. Sowieso wissen ältere Frauen und Internetmuffel und Menschen in abgelegenen Gegenden von dieser Partei noch nichts. Wäre deren zahmer Führer, dessen Namen sich die Mehrheit der Deutschen nicht merken kann, auch nur schon etwa mit dem halben finanziellen und politischen Potenzial von Herrn Blocher ausgestattet, müsste sich Frau Merkel warm anziehen.
PS. Ich meide die Diskussion mit den keineswegs dummen deutschen Rechtsintellektuellen nicht. Dass sie sich z.B. an den Büchern von Altbanker Sarrazin orientieren, stört mich weniger, als dass sie Rousseau und Marx in den gleichen Kübel werfen. Hier kommt, wie mir leider schon bei Otto von Habsburg selig aufgefallen ist, ein hartgesottener antidemokratischer Kern zum Vorschein. Die NPD wird bei diesen Wahlen keine nennenswerte Rolle spielen. Für die FDP aber könnte es gerade wegen der Alternative für Deutschland eng werden. Ich habe definitiv den Eindruck, dass die tonangebenden deutschen Meinungsmacher, falls sie noch beten, hauptsächlich dafür beten, es möge sich ja nichts verändern. «Mutti» soll, wie bisher, die Lage in einem Europa, mit dem sich dessen Bürger nicht identifizieren, weiterhin unter Kontrolle behalten.
Das Totschweigen der AfD wurde von Wolfgang Schäuble 24 Stunden nach dem von mir oben publizierten Kommentar per Interview beendet, überdies noch vom Vorsitzenden der katholischen Bischofskonferenz. Dies mag demokratisch in Ordnung gehen, war aber als Nichteinhalten einer einmal gewählten Taktik und Strategie zumal in der mittelsympathischen Kombination Schäuble/Bischof genau die Werbung für den unberechenbarsten Gegner, welche das Regierungslager tunlichst hätte vermeiden müssen. Die Zeche muss eher die FDP als die von Merkel relativ geschickt aufgestellte Union bezahlen. Bei Merkel hat ferner das Glück immer mitgespielt, während für Steinbrück das Napoleon-Diktum, sonst noch auf Fussballtrainer anwendbar, zu gelten scheint: «Ein General, der regelmässig Pech hat, ist unfähig."