Sperberauge
Das Thema ist überfällig!
Schon vor ein paar Wochen hat Infosperber darauf aufmerksam gemacht: Die Leute aus reichen Ländern können fast überall hinreisen, in sehr viele Länder sogar ohne Visa. Umgekehrt werden die Menschen aus armen Ländern bewusst ausgesperrt. Die will man auch für Reisen nicht im Land haben, sie könnten sich ja sonst anders entscheiden und hier überraschend «sitzen bleiben»! «Sind auch Sie ein Weltenbummler?» Hier anklicken.
Jetzt hat sich verdankenswerterweise auch das «Echo der Zeit» dem Thema angenommen und auf einen wichtigen und schwerwiegenden weiteren Punkt hingewiesen: auf den blühenden Handel mit Staatsbürgerschaften und Pässen. Das Problem dabei ist nicht, dass einzelne Staaten auf diesem Weg zu ein «bisschen» Geld kommen – es geht meistens um ein paar hunderttausend Euro – , das Problem ist, dass damit diese Reichen und Superreichen, die sich das leisten können, anschliessend ihre Steuern dort zahlen können, wo sie wollen – nämlich dort, wo sie tief oder sogar verhandelbar sind. Es ist der «legale» Weg der Steuerhinterziehung. Und es geht um Millionen und Milliarden.
Spitzenreiter in diesem noch recht intransparenten Markt innerhalb der EU sind Malta und Zypern. Wer sich dort einkauft, wird gleichzeitig zum EU-Bürger und kann danach in über hundert Länder visafrei einreisen. Zum Beispiel, um weitere schmutzige Geschäfte zu machen.
- «Wettbewerb um Millionärs-Migranten» im «Echo der Zeit» vom 30. Oktober 2018. Hier anklicken.
- «Reiche kaufen das Recht, keine Steuern bezahlen zu müssen» im «Echo der Zeit» vom 31. Oktober 2018. Ausführlicher Text und die Sendung zum Anhören: Hier anklicken.
- «Zypern und seine Millionärs-Migranten» im «Echo der Zeit» vom 1. November 2018. Hier anklicken.
- «Reiche in der Schweiz willkommen» im «Echo der Zeit» vom 1. November 2018. Hier anklicken.
- Siehe auch «Schengen: Personenfreizügigkeit wird pervertiert», auf Infosperber. Hier anklicken.
- Und siehe auch «So einfach kommen Millionäre zu einem EU-Pass», auf Infosperber. Hier anklicken.
Einmal mehr: Die Reichen und Superreichen haben nicht nur mehr Geld, sie können sich mit ihrem Geld auch das zu ihnen passende «Recht» kaufen. Ein Skandal – als transnationales Problem aber kaum lösbar, zumindest nicht in unserer immer noch national organisierten Welt.
Patrick Chappatte brachte das gleiche Thema schon am 14. Januar 2007 in der NZZ am Sonntag auf den Punkt.
Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors
Es gibt keine Interessenkollision. Der Autor hat nur einen Schweizerpass.
Danke Herr Müller, dass Sie dieses sensible Thema aufgreifen…
Ein Gedankengang beschäftigt mich: Wenn jemand durch eine Handlung oder durch das Unterlassen einer Handlung wissentlich das Leben eines oder mehrerer Menschen verkürzt, dann ist dies im Endeffekt das gleiche wie eine Tötung. Denn eine Tötung verkürzt das Leben des betroffenen Lebewesens. Ob ein Mensch direkt getötet wird, oder ob man ihn indirekt tötet, indem man Umstände erzeugt, die ihn oder sie um 10, 20 oder 30 Jahre ihres Lebens berauben, wo ist da der Unterschied? Das eine wird geahndet und justiziell verfolgt, das andere nicht, man lässt Superreiche welche auf Kosten Dritter immer reicher werden, gewähren. Die heutigen Statistiken zeigen klar und deutlich auf, das Reiche und Superreiche viel länger leben als solche, die nicht reich sind (Aktuell im Mittel 10 Jahre Differenz). Die einzige Alternative, um ebenso alt zu werden wie die Reichen, wäre in ein Kloster zu gehen (Quellen: Klosterstudien: Marc Luy und weitere Forscher. Statistiken: Tagesschau ARD Armutsbericht: Reiche leben im Schnitt 10 Jahre länger als alle anderen, vom 2. März 2017). Bedauerlich, dass ich beim Bundesamt für Statistik Neuchatel/Schweiz keine Erhebungen finden konnte über dieses Thema. Die Fragen, welche für mich noch offen sind: Ab wann ist man (finanziell) reich? Ist reich und reich immer dasselbe, oder gibt es ein konstruktives Reichsein? Danke und Gruss Beatus Gubler
Wir haben anlässlich unseres letzten Griechenlandbesuches auch etwas gestaunt, als uns angeboten wurde mit dem Minimaleinsatz von 250’000 Euro eine Liegenschaft zu kaufen und dadurcht, nach einer Wartefrist, die griechische Staatsbürgerschaft zu erlangen. Das Angebot betonte insbesondere die Vorteile geschäftlicher Art durch den Besitz eines EU-Passes.