Zweiter Weltkrieg: Was nie vergessen werden darf
(Red./cm) Die Bekanntgabe am 17. April einer vermuteten Beteiligung des russischen Geheimdienstes an einer Explosion in einem privaten tschechischen Munitionslager vor sieben Jahren hat zu einer dramatischen Verschlechterung der Beziehungen zwischen Prag und Moskau geführt (Infosperber hat darüber berichtet). Eine in der Vergangenheit eher latent spürbare Russophobie kommt seit einem guten Jahr immer deutlicher zum Ausdruck und hat seit dem 17. April sogar zu grossen Demonstrationen gegen den vermeintlich zu russlandfreundlichen tschechischen Präsidenten Miloš Zeman geführt. Das hat den ehemaligen Präsidenten der tschechischen Sozialdemokratischen Partei und späteren Ministerpräsidenten Jiří Paroubek nun veranlasst, seine Landsleute mit einem Artikel zur Geschichte des Endes des Zweiten Weltkrieges am 9. Mai 1945 daran zu erinnern, wie dankbar das Land sein sollte, dass Hitlers Truppen von der Roten Armee in Stalingrad und Kurks in äusserst verlustreichen Schlachten besiegt wurden – und wie es gekommen wäre, wenn Hitlers Truppen siegreich geblieben wären. Infosperber hat Jiří Paroubeks Artikel übersetzt.
«Zur 76. Befreiung der Republik im Mai 1945»
«Am 8. und 9. Mai feiern die europäischen Länder den 76. Jahrestag des Endes des Zweiten Weltkriegs. Die meisten Länder feiern den Jahrestag des Kriegsendes (in Erinnerung an die Kapitulationserklärung in Reims in Frankreich) am 8. Mai, die Russen am 9. Mai. Am 9. Mai 1945 wurde in Berlin von den höchsten Vertretern der deutschen Streitkräfte, Marschall Keitel und General Jodl, die formelle Kapitulation des deutschen Oberkommandos unterzeichnet.
Die führende Figur auf alliierter Seite bei der Kapitulation war Stalins Stellvertreter im sowjetischen Oberkommando, der «Architekt» der überwältigenden militärischen Siege der Roten Armee während des Krieges, Marschall Georgi Schukow. Die Russen machten damit für alle Zeiten klar (natürlich unter Anerkennung ihrer damaligen westlichen Alliierten), wer der Hauptsieger des Zweiten Europäischen Krieges war. Es ist angemessen, eines solchen Jubiläums und eines solchen Anlasses zu gedenken. Und weil ich finde, dass ein Artikel, den ich vor einem Jahr (zum Jubiläum nach 75 Jahren) zu diesem Thema geschrieben habe, so zutreffend ist, wie ich ihn nicht hätte besser schreiben können, veröffentliche ich ihn nun auch ein Jahr später erneut.
Der Kampf um die Interpretation der Ergebnisse des Zweiten Weltkriegs
Ich kann mich nicht erinnern, dass es in den letzten dreissig Jahren unseres nun demokratischen Staates derartige Versuche gegeben hat, die Ursachen und Ergebnisse des Zweiten Weltkriegs falsch zu interpretieren, wie es heute der Fall ist.
Hierfür gibt es mehrere Gründe. Es hat keinen Sinn, sie alle zu sehr zu diskutieren, ich werde nur einige davon erwähnen. Ein gewisser Teil der sogenannten tschechischen politischen Elite, ich meine damit die traditionelle tschechische Rechte und die neue Partei der «Piraten», überdeckt ihren völligen Mangel an politischem Programm mit verspätetem Antikommunismus und antirussischen Haltungen. Diese Leute haben einfach nichts anderes zu bieten. Deshalb suchen sie nach äusseren Feinden, bösen Imperien usw. und übertragen historische Ereignisse auf die heutigen Verhältnisse. Aber die Welt hat sich zwischenzeitlich verändert. Zum anderen hat sich eine junge Generation von Historikern herausgebildet, die ihre ideologischen Vorstellungen und Vorurteile in die Analyse historischer Ereignisse hineinprojizieren. Und drittens gibt es in unserem Land praktisch kein einflussreiches Medium mehr, das Historikern und Politikwissenschaftlern mit abweichenden Interpretationen und Erkenntnissen in ihrer wissenschaftlichen Analyse Raum und Gelegenheit zur Publikation bietet.
Es ist für die meisten objektiven Beobachter, Politiker, Historiker und Politikwissenschaftler international klar, dass Adolf Hitler und Nazideutschland mit ihrer Aggressions- und Expansionspolitik den Zweiten Weltkrieg verursacht haben. Deutschland hat für diese aktive schreckliche Vergangenheit mit dem Verlust von mindestens zehn Millionen Menschenleben bezahlt, Soldaten, aber auch unter der Zivilbevölkerung, und auch mit der Zerstörung von unendlich hohen Sachwerten in Deutschland selbst.
Die Sowjetunion befand sich seit Juni 1941 im Kriegszustand mit Deutschland. Nazideutschland hat, zusammen mit seinen Verbündeten, die Sowjetunion auf einer Front, die sich von der finnischen Grenze im Norden bis zum Schwarzen Meer im Süden erstreckte, überraschend überrannt. Die Sowjetunion verlor in diesem Krieg 27 Millionen Menschenleben. Davon waren ‹nur› 12 Millionen Soldaten, meist sehr junge Menschen, die die Zukunft ihres Landes repräsentierten, so verachtenswert auch immer das damalige Regime war, unter dem sie lebten. Stalin war jedoch vom ersten Moment an, als die Sowjetunion von Hitler militärisch angegriffen wurde, ein Verbündeter der westlichen Demokratien. Darunter war in erster Linie ein kämpfendes und isoliertes Grossbritannien. Der alte Antikommunist Churchill, damals britischer Premierminister, frohlockte, dass er endlich einen fähigen Verbündeten habe. Dies in einer Situation, in der alle kontinentalen Verbündeten Grossbritanniens, nicht zuletzt auch Frankreich, zusammengebrochen waren. Ab Juni 1940 hatte Hitler faktisch ganz West- und Mitteleuropa unter seiner Kontrolle.
Anfang Dezember 1941 wurden die USA von Japan in Pearl Harbour brutal überfallen. Dadurch verlagerte sich der Krieg auf einen anderen Kontinent und wurde zu einem echten Weltkrieg. Bald darauf erklärte Deutschland auch den Vereinigten Staaten in grossem Stil den Krieg. Dennoch muss Hitler klar gewesen sein, dass das wirtschaftliche Potenzial der Vereinigten Staaten von Amerika um ein Vielfaches grösser war als das von Deutschland. Deutschland spielte jedoch ein anderes Spiel. Deutschland erwartete, dass Japan im Rahmen seiner Verpflichtungen aus dem Antikominternpakt mit Nazideutschland von 1936 militärisch in der Region Primorje im äussersten Südosten gegen die Sowjetunion vorgehen würde, um die Sowjetunion in die Knie zu zwingen, während die deutschen Armeen vor Moskau standen und Leningrad einkesselten. Die japanische Armee war jedoch bereits stark gebunden, vor allem in China, wo sie sowohl Soldaten als auch modernste militärische Ausrüstung hatte und wo auch blutige Schlachten geschlagen wurden.
Übrigens ist dieses ferne Schlachtfeld den Europäern auch nach mehr als fünfundsiebzig Jahren noch nahezu unbekannt. Die meisten von uns haben keine Ahnung, dass bis zu 20 Millionen Chinesen im Kampf gegen die Japaner umgekommen sind. China, wie auch die Sowjetunion, erlitt durch die Schlachten des Weltkrieges unermesslichen wirtschaftlichen Schaden. Allerdings machten die Japaner mit ihren Operationen in China einen schweren strategischen Fehler. Sie hatten nicht genügend Potenzial, um die grossen Zentren dieses Landes mit damals 550 Millionen Einwohnern zu kontrollieren und gleichzeitig eine Expansion der Kriegsführung in Indochina, Indonesien, den Philippinen und anderen Gebieten zu betreiben. Es war deshalb positiv für den Ausgang des Krieges in Europa, dass Japan es unter diesen Umständen nicht wagte, auch die Sowjetunion anzugreifen, während bereits vier Millionen seiner Truppen in China gebunden waren. Sicherlich, wenn Moskau gefallen wäre, wären auch die Japaner zum Angriff auf die Sowjetunion ermutigt worden. Aber weil sie diesen Angriff nicht riskieren konnten und weil der militärische Zusammenbruch der chinesischen Kuomintang und der chinesischen Kommunisten auf den fernöstlichen Kriegsschauplätzen nicht wie erwartet stattfand, konnten die Japaner den Deutschen nicht helfen. So konnten Marschall Schukow und Stalin frische und hervorragend bewaffnete und ausgebildete sibirische Divisionen zur Hilfe nach Moskau verlegen.
Im Dezember 1941 kam es vor Moskau mit einer grossen russischen Gegenoffensive zur ersten Niederlage der deutschen Bodentruppen im Krieg. Später im Krieg, nach den überwältigenden Niederlagen in der ersten Phase des Krieges 1941 und 1942, siegten die Russen aber in phänomenaler Weise in der Schlacht von Stalingrad und in der Panzerschlacht von Kursk und schafften es, unter enormen menschlichen und materiellen Kosten das zweitgrösste Zentrum des Landes, Leningrad, zu verteidigen. Ab Mitte 1943, also ab dem Wendepunkt der Schlacht von Kursk und nach dem Sturz von Mussolinis faschistischem Regime in Italien (im Herbst 1943) und der anschliessenden Besetzung Italiens durch die Deutschen (siehe «Repubblica Sociale Italiana», genannt «Repubblica di Salò»), war es nur noch eine Frage der Zeit, bis Deutschland besiegt war. Die sowjetischen Armeen rückten unaufhaltsam nach Westen vor, auch weil die Sowjetunion 1942 zum ersten Mal Deutschland im Umfang ihrer Kriegsproduktion überholt hatte. Ein grandioser Kraftakt, denn vorausgegangen war eine Verlagerung des Schwerpunkts der industriellen Produktion und der Produktionsstätten aus dem Westen des Sowjetlandes nach Sibirien und Zentralasien – mitsamt all den Arbeitern und ihren Familien.
Auch russische Frauen spielten eine wichtige Rolle bei der Kriegsführung. In keiner anderen Armee der Welt gab es so viele Soldatinnen wie in der Roten Armee. Darüber hinaus arbeiteten sowjetische Frauen oft unter unerträglichen Bedingungen in der Kriegsindustrie und zur Ernährungssicherung auch in der Landwirtschaft. Die Armeen der westlichen Alliierten zerstörten nach und nach den Widerstand der Deutschen und Italiener in Nordafrika. Sie fielen in Sizilien und Süditalien ein. Im Juni 1944 kam es schliesslich zur gigantischen Invasion in der Normandie. Diese Invasion der Alliierten war die grösste Kriegsoperation ihrer Art in der Geschichte der Menschheit. Sie ermöglichte es, den Schwerpunkt der Kämpfe nach Frankreich zu verlagern, und innerhalb weniger Monate nach der Befreiung Frankreichs erreichten die Truppen der Westalliierten die deutsche Grenze. Das Ende des Zweiten Weltkriegs in Europa rückte näher.
Der Krieg endete faktisch mit der sowjetischen Einnahme von Berlin im April und Mai 1945. Im belagerten Berlin mussten die sowjetischen Soldaten von Haus zu Haus kämpfen, wo die verbissenen Nazis und vor allem die SS unglaublichen Widerstand leisteten. Am 8. Mai 1945 unterzeichnete die deutsche Führung die bedingungslose Kapitulation mit den Alliierten in Reims. Am folgenden Tag wurde dieser Akt in Anwesenheit von Marschall Keitel und General Jodl und von Marschall Schukow, dem stellvertretenden Oberbefehlshaber der sowjetischen Armeen und Chefstrategen der Sowjetarmee, direkt in Berlin wiederholt. In Anbetracht dieser endgültigen Kapitulation in Berlin trug die Sowjetunion als Hauptsieger dann auch die Hauptlast des Krieges. Dies allein schon deshalb, weil die Kämpfe an der Ostfront in ihrer Brutalität, Unerbittlichkeit und Unnachgiebigkeit alles übertrafen, was man während des Krieges anderswo gesehen hat. Vor allem wenn man bedenkt, dass die Sowjetunion als Folge von Hitlers «Politik der verbrannten Erde» alle wichtigen Industriezentren der Vorkriegszeit in den vom Krieg betroffenen Gebieten westlich des Urals infolge der Zerstörung durch die Nazis verloren hatte. Auch die Brutalität der deutschen Armee, vor allem der Soldaten der SS, aber auch der UPA-Kämpfer (in der Ukraine) gegenüber der Zivilbevölkerung war in Europa nicht wirklich bekannt.
In Asien, insbesondere in China, verhielten sich die japanischen Truppen jedoch ähnlich. So wurden nach der Einnahme von Nanking nicht nur die 30’000 gefangenen Kuomintang-Soldaten, sondern auch Zehntausende wehrlose Zivilisten auf oft äusserst brutale Weise abgeschlachtet (es ist die Rede von bis zu 300’000 Opfern des japanischen Terrors). Und Zehntausende chinesische Frauen wurden während des sechswöchigen Amoklaufs durch japanische Soldaten in Nanking vergewaltigt.
Die Tschechoslowakei verlor im Zweiten Weltkrieg 365’000 ihrer Bürger, vor allem Juden. Diese Opferzahlen sind vergleichbar mit denen viel grösserer Länder wie Frankreich (562’000 Tote), den USA (419’000 Tote) und Grossbritannien (450’000 Tote).
Das heutige Russland ist verständlicherweise stolz auf seine Leistungen im Zweiten Weltkrieg, da es sich zu Recht als Hauptsieger dieses Krieges betrachtet. Deshalb reagieren die Russen sehr empfindlich darauf, dass in einigen Ländern ihr Beitrag zum Sieg über das verbrecherische Naziregime im Zweiten Weltkrieg heute in Frage gestellt wird. Es ist peinlich, Stalins Regime mit dem Nazi-Regime zu vergleichen, wie es einige Politiker und ideologisierte Historiker heute versuchen. Stalin war ein Verbündeter des Westens. Und für unser Land (also Tschechien) hat das kommunistische Regime zwar nicht das gebracht, was sich die breiten Schichten der tschechischen und slowakischen Bevölkerung nach dem Krieg erhofft hatten, aber es fand kein Völkermord an der slawischen Bevölkerung statt. Hätten die Nazis den Krieg gewonnen, wäre der Völkermord an den Juden in Europa vollendet worden. Es wäre dann zum Völkermord an den nicht germanisierbaren Teilen der slawischen Völker gekommen. Ein Teil dieser Völker, darunter auch die Tschechen und Slowaken, wären aus Mitteleuropa in neue Siedlungen in Sibirien oder Zentralasien vertrieben worden. Ein Teil von ihnen wäre eingedeutscht und ein Teil wäre liquidiert worden. (Siehe Reinhard Heydrichs Absichtserklärung in «Die Hitler-Verehrer sind zurück – erneut auch in Prag», auf Infosperber).
Es ist gut für alle unsere Geschichtsrevisionisten, sich dessen bewusst zu sein, bevor sie zu ihrer endgültigen politischen Bewertung kommen.»
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Dieser Artikel erschien zuerst in tschechischer Sprache auf «vasevec.parlamentnilisty» (Übersetzung durch Infosperber)
Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors
Zum Autor Jiří Paroubek
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Meinungen in Beiträgen auf Infosperber entsprechen jeweils den persönlichen Einschätzungen der Autorin oder des Autors.
Am 24. Juni 1941, zwei Tage nach dem Angriff NS-Deutschlands auf die Sowjetunion, sagte der kaum bekannte Senator Truman in der New York Times: «If we see that Germany is winning, we ought to help Russia, and if Russia is winning we ought to help Germany, and that way we let them kill as many as possible.» Nach dem Sieg über Hitlerdeutschland setzte Truman dies als US-Präsident 1947 in der „Truman-Doktrin“ mit dem Ziel der „Eindämmung“ (containment) der Sowjetunion um. Die CIA wurde gegründet und 2 Jahre später die NATO als „Verteidigungsbündnis“ ausdrücklich gegen die Sowjetunion, die weder damals noch heute als Russland einen „Angriff“ gegen irgendeinen der UNO-Charta verpflichteten Staat plante. Die Sowjetunion wurde weder gegen die kriegsverbrecherische Blockade Leningrads, noch in Stalingrad oder Kursk durch Errichtung einer zweiten Front unterstützt, um die Stalin wiederholt gebeten hatte. Diese kam erst im Juni 1944, als die Rote Armee sich Deutschland immer weiter näherte. Für Hitler galt es, sinnlos Städte wie Budapest oder Breslau bis zum letzten Mann zu verteidigen, was unzählige Opfer auf beiden Seiten mit sich brachte. Wien und Prag waren vergleichsweise leichter zu befreien. Die Appeasement-Politik in München 1938 fand ohne die Sowjetunion und die Tschechoslowakei statt, als Hitler im März 1939 in Prag einmarschierte, bot die Rote Armee die Befreiung an, Polen und Rumänien ließen den Durchmarsch nicht zu. Diese Befreiung hätte einen Weltkrieg wohl verhindert.
Alle schön und gut, aber war da nicht zu Beginn ein Hitler-Stalin-Pakt zur Besetzung und Teilung Polens? Und wie war das mit dem Angriff von Russland auf Finnland, die Annexion von Bessarabien usw?
«Es ist peinlich, Stalins Regime mit dem Nazi-Regime zu vergleichen, wie es einige Politiker und ideologisierte Historiker heute versuchen. Stalin war ein Verbündeter des Westens», schreibt der Autor. Nun, ich weiss nicht genau, wie Stalin reagierte, als Hitler 1938 in Prag einmarschierte. Ich weiss, dass er mit Hitler im Sommer 1939 einen Pakt abschloss und wenig später sowjetische Truppen in Polen und den baltischen Staaten einmarschieren liess. In Finnland stiessen diese Truppen auf Gegenwehr und mussten sich letztlich mit etwas Geländegewinn zufrieden geben. Damals war Stalin vermutlich noch nicht ein Verbündeter des Westens. Ein Garant für Zuverlässigkeit und Treue war er für ein Land wie die Tschechoslowakei wohl nie.
In Tschechien gab es neben vielen Opfern des Stalinismus auch viele Mitläufer und Nutznießer des Stalinismus. Denen spricht Paroubek natürlich aus der Seele – aber wenn das die zukünftige europäische «Sozialdemokratie» sein soll, dann gnade uns Gott. Übrigens: Die Russen sind zu Recht stolz auf ihre Landesverteidigung – verbinden das aber nicht, wie Paroubek, mit dem Versuch, die imperialistische Politik.Stalins als «Befreiung» schönzureden.
Man darf nicht vergessen, dass sowohl Hitler wie Stalin von ein und demselben internationalem Grosskapital geschaffen und finanziert wurden. Die zynische Rolle, die Briten und Amerikaner zufällt, deren Ziel seit dem ersten Weltkrieg (und bis heute) einzig und alleine darin besteht Deutsche und Russen gegeneinander aufzuhetzen, um die Bildung eines Eurasischen Gegengewichts zur eigenen imperialen Macht zu verhindern. Nun, Deutschland und andere europäische Länder wurden bis heute als eigenständige Nationen ausgeschaltet und Dank der Nato und dem EU-Konstrukt in demütigendem Vasallentum gehalten. Dasselbe passiert mit Japan. Nur Russland (dank Putin) hat diesen Kräften einen Strich durch die Rechnung gemacht, weshalb er ja auch so abgrundtief gehasst wird. Zudem sitzen heute auch die Chinesen wieder am Tisch, die sich noch genau an die 150 jährige Zeit der Demütigung durch imperiale Kräfte erinnern. (Opiumkriege, geführt von den Briten, deren Stachel im Fleisch Chinas die Piraten-Hochburg Hong Kong war) Sie stellen wegen ihrem Projekt der neuen Seidenstrasse eine weitere Gefahr für die Anglo/Amerikanische Vormachtstellung dar. Man darf gespannt sein, ab wann wieder ein umfassender Krieg angezettelt werden wird. Gezündelt wird ja schon lange.
Jiří Paroubek liefert eins sehr selektive Darstellung der historischen Ereignisse. Es gab noch ein paar mehr Ereignisse mehr, z.B. https://de.wikipedia.org/wiki/Deutsch-sowjetischer_Nichtangriffspakt. Nach dem Willen Stalins hätte es keinen Krieg gegeben zwischen dem deutschen Reich und der Sowjet-Union. Mehr Infos zum Autor des Artikels: https://de.wikipedia.org/wiki/Jiří_Paroubek#Kritik
@ Pestalozzi Der sowjetische Außenminister Litwinow äußert auf der Völkerbundstagung vom 21. September 1938 seine Besorgnis darüber, dass die CSR von ihrem Nachbarstaat (Hitler) bedroht sei. Gemeinsam mit Frankreich will die SU geeignete Maßnahmen erörtern, um ihren vertraglichen Verpflichtungen gegenüber der 1918 gegründeten CSR nachzukommen. Die CSR habe dafür auf Anfrage an die SU eine klare Zusicherung bekommen. Im März 1938 war Hitler in Österreich einmarschiert, er hatte Reichskanzler Schuschnigg gedroht, keine Wahl zu haben, Mussolini stünde auf seiner Seite und England würde für Österreich „keinen Finger rühren“. Schon Ende Mai gab Hitler die Weisung „Fall Grün“, Angriff auf die CSR, wonach es sein unabänderlicher Wunsch sei, die CSR „militärisch zu zerschlagen“. Die Tschechoslowakei musste am 29. September 1938 dem Münchner Abkommen, an dem sie nicht beteiligt war, zustimmen, das Hitler mit England, Frankreich und Italien als „Appeasement“ ausgehandelt hatte. „Peace for our time“ jubelte Chamberlain, doch schon im März 1939 scheiterte die Appeasement-Politik mit der „Zerschlagung der CSR“. Polen und Ungarn beteiligten sich an der Beute. Viele Versuche seitens der SU, diese Entwicklung zu stoppen bzw. rückgängig zu machen, scheiterten. Litwinow wurde durch Molotow ersetzt und im August schloss Stalin mit Hitler den Nichtangriffspakt mit geheimem Zusatzprotokoll Polen betreffend, wobei es der SU um die Gebiete ging, die sie im Bürgerkrieg 1920 an Polen verloren hatte.
@ Daniel Bracher und @ Manuel Pestalozzi
Ja, es gab den Nichtangriffspakt zwischen der UdSSR und Deutschland. In der westlichen Geschichtsbetrachtung ist es leider trotz besseres Wissen «normal», diesen Pakt ohne seinen historischen Kontext zu betrachten. Wer die dazu relevanten Ereignisse dazu in eine Zeitleiste stellt, wird zwangsläufig zu der Erkenntnis kommen müssen, dass die UdSSR sich damit Zeit kaufte, NACHDEM sämtliche anderen Bemühungen fehlgeschlagen sind. Frankreich und GB schickten auf Drängen der UdSSR Tage (!!) vor der Unterzeichnung eine Delegation per Schiff in die UdSSR, besetzt mit niederrangigem ausdrücklich ohne Verhandlungsmandat ausgestattetem Personal mit dem Auftrag, die Gegenseite hinzuhalten. Erst daraufhin hat Stalin den Pakt unterzeichnet. Man brauchte die Zeit.
Hierbei haben wir jedoch noch mit keinem Wort die Politik aggressive Polens gegenüber der UdSSR und der CSR betrachtet. Polen besetzte nach 1918 in einem mehrjährigen Krieg erhebliche Teile Weissrusslands, die zu Zeiten der Polnisch-Litauischen Union – also vor 1795 zum damaligen Reich gehörten, aber eben ethnisch nie polnisch oder litausich waren. Selbst Churchill betrachtete die Wiedereingliederung dieser Gebiete in die UdSSR als völlig berechtigt. Polen war daneben direkter Nutznießer des Münchner Abkommens. Auch Bessarabien gehörte bis zum 1. Weltkrieg zum Russischen Reich.
Paroubeks Artikel ist also im Wesentlichen historisch korrekt.