Sperberauge
Erdogan: Flirten mit zwei Seiten kann daneben gehen
Man weiss es: Der türkische Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan flirtet politisch gerne mit verschiedenen Seiten. Obwohl NATO-Mitglied, kaufte die Türkei zum Beispiel von Russland die gefürchteten – weil präzisen – Flugabwehrraketen S-400, zum nachvollziehbaren grossen Ärger der USA und der NATO. Doch das Doppelspiel Erdogans hat seine Tücken.
Am 10. April weilte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj in Istanbul zu Besuch bei Erdogan. Es ging dabei vor allem um die wirtschaftlichen Beziehungen der Türkei und der Ukraine. Unter anderem erklärte sich die Türkei bereit, der Ukraine Kampfdrohnen zu verkaufen, wie sie schon im Krieg Aserbaidschans gegen Armenien im letzten Herbst zum Einsatz kamen. Vor den Medien äusserte sich Erdogan dann besonders Ukraine-freundlich: Er unterstütze (als NATO-Mitglied) die Ukraine und ihre Forderung, die Krim von Russland zurückzuerhalten.
Das kam in Russland nicht gut an. Mit der Begründung der stark zunehmenden Covid-Neuinfektionen in der Türkei stoppte Russland sofort alle Charterflüge zwischen Russland und der Türkei, vorerst bis zum 1. Juni. Wobei man wissen muss: Die russischen Touristen bringen der Türkei einen substanziellen Teil des Tourismus-Umsatzes. Normalerweise machen jedes Jahr etwa sieben Millionen Russen Ferien in der Türkei. Selbst im Covid-Jahr 2020 waren es noch über zwei Millionen. Der Anteil des russischen Tourismus in der Türkei wird auf etwa 16 Prozent des türkischen Tourismus-Umsatzes geschätzt.
In Kiev wurde der «Türkei-Tourismus-Stop» durch Russland sofort verstanden. Der Chefredaktor der «Kyiv Post», der US-Amerikaner Brian Bonner, rief nun seinerseits die Ukrainer auf, in der Türkei Ferien zu buchen. (Nicht, ohne bei dieser Gelegenheit Deutschland und anderen EU-Staaten wegen viel zu schwacher Unterstützung der Ukraine eins auszuwischen, siehe seinen Kommentar, der an Deutlichkeit nichts zu wünschen übriglässt: hier anklicken.)
Aber auch Erdogan scheint das Signal aus Russland zwischenzeitlich verstanden zu haben. Die Türkei werde in der Auseinandersetzung zwischen Russland und der Ukraine um die Krim und den Donbass keine Partei ergreifen, meldete der türkische Aussenminister Mevlüt Cavusoglu, wie gestern Abend – neben Anderen – Strana.ua (Minute 1.13) berichtete.
Man merke: Auch Geld spielt in der Politik eine Rolle …
Interessant ist in diesem Zusammenhang auch die Frage, was genau die USA veranlasst hat, die bereits angemeldeten Kriegsschiffe doch nicht ins Schwarze Meer einlaufen zu lassen. Zwar setzt die russophobe Propaganda samt immer weiteren Sanktionen auf Eskalation, Biden unterschreibt sogar ein Dekret, mit dem wegen des „bösartigen Verhaltens Russlands“ der „nationale Notstand“ ausgerufen wird, aber es scheint, dass das Mittel, innere Unruhen auf einen außenpolitischen Konflikt oder gar Krieg abzulenken, nicht mehr so einfach wie bisher anwendbar ist. Ebenso aufmerken lässt, dass Hinterbliebene der Opfer der MH 17 nun in den Niederlanden eine Schmerzensgeldklage gegen die Ukraine eingereicht haben, da die Ukraine den Luftraum hätte sperren müssen. Entweder verfügt Russland über Drohpotential, das es ermöglicht, den zunehmenden Wahnsinn zu stoppen oder – was weniger wahrscheinlich ist – die Entscheider im Westen kommen endlich von selbst zur Vernunft. Die USA / NATO können nicht kämpfen, sie können nur wehrlose Länder bombardieren. Die USA haben in den Weltkriegen und den vielen Angriffskriegen nie ihr eigenes Territorium riskieren müssen, das scheint jetzt für sie doch ein ernst zu nehmendes Risiko geworden zu sein.
Da gäbe es wohl auch noch ein paar territoriale Interessen des Klosters Kikkos in Zypern, welches immerhin als einer der grössten Ländereienbsitzer in der Ukraine gilt.
Wer selbst über andere Menschen öffentlich urteilen möchte,
sollte nicht per Fakten-Verfälschen beginnen, sehr geehrter Autor.
Denn Fakt ist: Erst nachdem die Amerikaner der Türkei amerikanische Raketen verweigerten, wurden die russischen Raketen bestellt !
Ausserdem:
Die Türkei sitzt «zwischen den Stühlen» , weil die EU die Türkei einerseits lockt und andererseits in der Warteschleife kreisen lässt. «Man» ist also quasi (durch die EU) heimatlos geworden und somit darauf angewiesen, sich mit EU, Amerika, Russland, China,
Arabien, …, …, …, vernünftig zu verständigen.
Was die Türkei sehr gut macht,
denn sie muss -trotz dieser schwierigen Lage- nicht «betteln gehen»,
sondern wird freundlichst und höflichst respektiert –
weil sowohl ihre aussenpoltischen Haltungen und Handlungen als auch ihre «Macht» beeindrucken !
Ich meine, an der Kritik des Autors ist «nichts dran !
Klar bin ich etwas subjektiv, weil ich seit über 10 Jahren in der Türkei lebe und es mir in dieser neuen Heimat sehr gut geht-
aber ich war und bin der festen Überzeugung, dass die EU sich selbst ins Knie geschossen hat, als der Türkei zugemutet wurde, Jahrzehnte Warteschleifen zu drehen
Und ich bin der Meinung dass die Türkei aus dieser -eigentlich besch..eidenen- Situation das Beste machte – und dafür grosse Anerkennung statt Demontage verdient !
Wolfgang Gerlach, Ingenieur