Yanis Varoufakis

Der frühere griechische Finanzminister Yanis Varoufakis (hier bei einer Medienkonferenz im Jahr 2019) durfte in Deutschland nicht am Palästina-Kongress sprechen und erhielt ein Einreiseverbot. © cc-by-sa-4 DTRocks via Wikimedia Commons

Die Rede, die Yanis Varoufakis in Berlin nicht halten durfte

Red. /  Der frühere griechische Finanzminister erhielt vom deutschen Innenministerium ein Betätigungsverbot.

Red. – Der frühere griechische Finanzminister Yanis Varoufakis, Professor für Ökonomie an der Universität Athen und Gründer der Partei «MeRA25», durfte am vergangenen Wochenende am Palästina-Kongress in Berlin nicht sprechen. Das Handelsblatt zitierte Sicherheitskreise, wonach gegen Varoufakis ein Einreiseverbot verhängt worden sei. Seine Rede dürfe am israel-kritischen Palästina-Kongress auch nicht per Zoom oder Video übertragen werden, sonst werde der Kongress aufgelöst. Das taten die Behörden dann auch wegen einer per Video übertragenen Rede eines anderen Mannes, der wegen Hasstiraden gegen Israel bekannt sei.

Varoufakis wirft Israel eine Apartheidpolitik vor. Doch anders als im früheren Südafrika, als dunkelhäutige Menschen beispielsweise in Spitälern nicht behandelt wurden, werden Palästinenser in israelischen Spitälern behandelt – falls sie es bis dorthin schaffen. Der Vorwurf der Apartheid lässt sich teilweise widerlegen. Vier US-Professoren und Israel-Experten nennen es eine «apartheidähnliche Politik».

Gegen das verhängte Redeverbot protestierte Varoufakis auf «Instagram» und veröffentlichte die Rede auf seiner Website.

Bei der Redefreiheit geht es um ein hohes demokratisches Gut. Die Öffentlichkeit soll beurteilen können, ob man Meinungen wie diejenige von Varoufakis nicht mehr tolerieren soll. Deshalb dokumentiert Infosperber im Folgenden seine Rede ungekürzt. Zwischentitel von der Redaktion.

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Freunde,

Herzlichen Glückwunsch und herzlichen Dank, dass ihr hier seid, trotz der Drohungen, trotz der gepanzerten Polizei vor dem Veranstaltungsort, trotz des Aufgebots der deutschen Presse, trotz des deutschen Staates, trotz des deutschen politischen Systems, das euch verteufelt, weil ihr hier seid. 

«Warum ein palästinensischer Kongress, Herr Varoufakis?», fragte mich kürzlich ein deutscher Journalist. Weil, wie Hanan Ashrawi einmal sagte: «Wir können uns nicht darauf verlassen, dass die zum Schweigen gebrachten Menschen uns von ihrem Leid berichten.» Heute ist Ashrawis Begründung deprimierenderweise noch stärker geworden: Weil wir uns nicht darauf verlassen können, dass die zum Schweigen gebrachten, die ebenfalls massakriert werden und hungern, uns von den Massakern und dem Hungertod berichten. 

Aber es gibt noch einen anderen Grund: weil anständige Menschen, die Deutschen, dazu gebracht werden, einen gefährlichen Weg Richtung herzloser Gesellschaft zu beschreiten, indem ein weiterer Völkermord im Namen dieses Landes und in seiner Mitschuld verübt wird. 

Für universelle Menschenrechte

Ich bin weder Jude noch Palästinenser. Aber ich bin unglaublich stolz, hier unter Juden und Palästinensern zu sein – meine Stimme für Frieden und universelle Menschenrechte mit den jüdischen Stimmen für Frieden und universelle Menschenrechte zu vereinen – zusammen mit den palästinensischen Stimmen für Frieden und universelle Menschenrechte. Dass wir heute hier zusammen sind, ist der Beweis dafür, dass Koexistenz nicht nur möglich ist, sondern dass sie bereits stattfindet. Schon jetzt. 

«Warum kein jüdischer Kongress, Herr Varoufakis?», fragte mich derselbe deutsche Journalist, der sich wohl einbildete, schlau zu sein. Mir machte seine Frage nichts aus. 

Denn wenn auch nur eine einzige Jüdin oder ein einziger Jude bedroht wird, nur weil sie oder er Jude ist, werde ich den Davidstern an meinem Revers tragen und meine Solidarität anbieten – koste es, was es wolle. 

Um es noch deutlicher zu sagen: Wenn Juden irgendwo auf der Welt angegriffen werden, wäre ich der Erste, der sich für einen jüdischen Kongress einsetzen würde, um unsere Solidarität zu bekunden.

Ebenso: Wenn Palästinenserinnen und Palästinenser massakriert werden, weil sie Palästinenserinnen und Palästinenser sind – nach dem Dogma, dass sie Hamas gewesen sein müssen, wenn sie jetzt tot sind – werde ich meine Keffiyeh tragen und meine Solidarität bekunden, koste es, was es wolle. 

Die universellen Menschenrechte sind entweder universell oder sie bedeuten nichts. 

Die acht Gegenfragen

In diesem Sinne habe ich die Frage des deutschen Journalisten mit ein paar eigenen Fragen beantwortet:

  • Werden 2 Millionen israelische Juden, die vor 80 Jahren aus ihren Häusern in ein Freiluftgefängnis geworfen wurden, immer noch in diesem Freiluftgefängnis gehalten, ohne Zugang zur Aussenwelt, mit minimaler Nahrung und Wasser, ohne Chance auf ein normales Leben, ohne Möglichkeit, irgendwohin zu reisen, und seit 80 Jahren regelmässig bombardiert? Nein. 
  • Werden israelische Juden absichtlich von einer Besatzungsarmee ausgehungert, während sich ihre Kinder auf dem Boden winden und vor Hunger schreien? Nein.
  • Gibt es Tausende von jüdischen verletzten Kindern ohne überlebende Eltern, die durch die Trümmer ihrer ehemaligen Häuser kriechen? Nein. 
  • Werden israelische Juden heute von den modernsten Flugzeugen und Bomben der Welt bombardiert? Nein.
  • Erleben die israelischen Juden einen totalen Ökozid an dem bisschen Land, das sie noch ihr Eigen nennen können, keinen einzigen Baum mehr, unter dem sie Schatten suchen oder dessen Früchte sie kosten können? Nein. 
  • Werden heute israelische jüdische Kinder auf Befehl eines UN-Mitgliedsstaates von Scharfschützen getötet? Nein. 
  • Werden israelische Juden heute von bewaffneten Banden aus ihren Häusern vertrieben? Nein. 
  • Kämpft Israel heute um seine Existenz? Nein. 

Wenn die Antwort auf eine dieser Fragen «Ja» wäre, würde ich heute an einem jüdischen Solidaritätskongress teilnehmen. 

Freunde, 

Heute hätten wir gerne mit Menschen, die anders denken als wir, eine anständige, demokratische und von gegenseitigem Respekt geprägte Debatte darüber geführt, wie wir Frieden und universelle Menschenrechte für alle Menschen, Juden und Palästinenser, Beduinen und Christen, vom Jordan bis zum Mittelmeer erreichen können. Leider hat das gesamte deutsche politische System beschlossen, dies nicht zuzulassen. In einer gemeinsamen Erklärung haben sich nicht nur die CDU-CSU oder die FDP, sondern auch die SPD, die Grünen und bemerkenswerterweise zwei Vorsitzende der Partei Die Linke zusammengetan, um sicherzustellen, dass eine solche zivilisierte Debatte, in der man durchaus unterschiedlicher Meinung sein kann, in Deutschland niemals stattfinden wird. 

Ich sage ihnen: Ihr wollt uns zum Schweigen bringen. Uns verbieten. Uns dämonisieren. Uns anklagen. Deshalb lasst ihr uns keine andere Wahl, als euren Anschuldigungen mit unseren Anschuldigungen zu begegnen. Ihr habt euch das ausgesucht. Nicht wir. 

Replik auf die Vorwürfe

  • Ihr beschuldigt uns des antisemitischen Hasses 

Wir werfen euch vor, die besten Freunde der Antisemiten zu sein, indem ihr das Recht Israels, Kriegsverbrechen zu begehen, mit dem Verteidigungsrecht der israelischen Juden gleichsetzt. 

  • Ihr beschuldigt uns, den Terrorismus zu unterstützen 

Wir werfen euch vor, legitimen Widerstand gegen einen Apartheidstaat mit Gräueltaten gegen Zivilisten gleichzusetzen. Gräueltaten, die ich immer verurteilt habe und verurteilen werde, egal wer sie begeht – Palästinenser, jüdische Siedler, meine eigene Familie, wer auch immer. 

Wir werfen euch vor, dass ihr die Pflicht der Menschen in Gaza nicht anerkennt, die Mauer des offenen Gefängnisses einzureissen, in dem sie seit 80 Jahren eingeschlossen sind, und dass ihr diesen Akt des Einreissens der Schandmauer – die genauso wenig zu verteidigen ist wie die Berliner Mauer –mit Terrorakten gleichsetzt.

  •  Ihr werft uns vor, den Terror der Hamas am 7. Oktober zu bagatellisieren. 

Wir werfen euch vor, die 80 Jahre andauernde ethnische Säuberung der Palästinenser durch Israel und die Errichtung eines gepanzerten Apartheidsystems in Israel-Palästina zu verharmlosen. 

Wir werfen euch vor, zu verharmlosen, dass Netanjahu über Jahre die Hamas unterstützte, um die Zweistaatenlösung, die ihr angeblich befürwortet, zu zerstören. 

Wir werfen euch vor, den beispiellosen Terror der israelischen Armee gegen die Menschen in Gaza, im Westjordanland und im Osten Jerusalems zu verharmlosen. 

Ihr werft uns, den Organisatoren des heutigen Kongresses, vor, dass wir, ich zitiere, «nicht daran interessiert sind, vor dem Hintergrund des Krieges in Gaza über Möglichkeiten des friedlichen Zusammenlebens im Nahen Osten zu sprechen». Ist das euer Ernst? Habt ihr den Verstand verloren? 

Wir beschuldigen euch, einen deutschen Staat zu unterstützen, der nach den USA der grösste Waffenlieferant der Netanjahu-Regierung ist, die damit Palästinenserinnen und Palästinenser massakrieren will, um eine Zweistaatenlösung und ein friedliches Zusammenleben zwischen Juden und Palästinensern unmöglich zu machen. 

Wir werfen euch vor, dass ihr nie die Frage beantwortet, die jeder Deutsche beantworten muss: Wie viel palästinensisches Blut muss noch fliessen, bevor euer – berechtigtes – Schuldgefühl für den Holocaust weggewaschen ist? 

Um es klar zu sagen: Wir sind hier in Berlin mit unserem palästinensischen Kongress, weil wir, im Gegensatz zum deutschen politischen System und den deutschen Medien, Völkermord und Kriegsverbrechen verurteilen unabhängig davon, wer sie verübt. Weil wir die Apartheid im Land Israel-Palästina ablehnen, egal wer die Oberhand hat – genauso wie wir die Apartheid in den amerikanischen Südstaaten oder in Südafrika abgelehnt haben. Weil wir für universelle Menschenrechte, Freiheit und Gleichheit unter Juden, Palästinensern, Beduinen und Christen im alten Land Palästina eintreten. 

«Ich verurteile nicht bewaffneten Widerstand gegen ein Apartheid-System»

Und damit wir uns noch klarer über die berechtigten und bösartigen Fragen sind, die wir immer bereit sein müssen zu beantworten: 

Verurteile ich die Gräueltaten der Hamas? 

Ich verurteile jede einzelne Gräueltat, unabhängig davon, wer der Täter oder das Opfer ist. Was ich nicht verurteile, ist bewaffneter Widerstand gegen ein Apartheidsystem, das als Teil eines langsam brennenden, aber unaufhaltsamen Programms der ethnischen Säuberung konzipiert wurde. Anders ausgedrückt: Ich verurteile jeden Angriff auf Zivilisten, während ich gleichzeitig jeden feiere, der sein Leben riskiert, um die Mauer einzureissen. 

Befindet sich Israel nicht in einem Krieg um seine Existenz? 

Nein, ist es nicht. Israel ist ein nuklear bewaffneter Staat mit der vielleicht fortschrittlichsten Armee der Welt und dem ganzen Arsenal der US-Militärmaschine im Rücken. Es gibt keine Symmetrie mit der Hamas, einer Gruppe, die Israelis ernsthaften Schaden zufügen kann, die aber in keiner Weise in der Lage ist, Israels Militär zu besiegen oder Israel daran zu hindern, den langsamen Völkermord an den Palästinensern im Rahmen des Apartheidsystems, das mit langjähriger Unterstützung der USA und der EU errichtet wurde, fortzusetzen. 

Haben die Israelis nicht zu Recht Angst, dass die Hamas sie ausrotten will? 

Natürlich haben sie das! Juden haben einen Holocaust erlitten, dem Pogrome und ein tief verwurzelter Antisemitismus vorausgingen, der Europa und Amerika seit Jahrhunderten durchdringt. Es ist nur natürlich, dass Israelis in Angst vor einem neuen Pogrom leben, wenn die israelische Armee einknickt. Indem der israelische Staat seinen Nachbarn die Apartheid aufzwingt und sie wie Untermenschen behandelt, schürt er das Feuer des Antisemitismus, stärkt Fanatiker unter den Palästinensern und Israelis, die sich nur gegenseitig vernichten wollen, und trägt letztlich zu der schrecklichen Unsicherheit bei, die Juden in Israel und der Diaspora verzehrt. Die Apartheid gegen die Palästinenser ist eine äusserst schlechte Idee, wenn es um die Selbstverteidigung Israels geht. 

Was ist mit Antisemitismus? 

Der Antisemitismus ist immer eine klare und gegenwärtige Gefahr. Und er muss ausgerottet werden, besonders in den Reihen der Globalen Linken und der Palästinenserinnen und Palästinenser, die für palästinensische Bürgerrechte kämpfen – überall auf der Welt. 

Warum verfolgen die Palästinenser ihre Ziele nicht mit friedlichen Mitteln? 

Das taten sie. Die PLO erkannte Israel an und verzichtete auf den bewaffneten Kampf. Und was haben sie dafür bekommen? Absolute Erniedrigung und systematische ethnische Säuberung. Das hat die Hamas hervorgebracht und sie in den Augen vieler Palästinenserinnen und Palästinenser als einzige Alternative zu einem langsamen Völkermord unter Israels Apartheid erscheinen lassen. 

Was sollte jetzt getan werden? Was könnte Frieden in Israel-Palästina bringen? 

  • Ein sofortiger Waffenstillstand.
  • Die Freilassung aller Geiseln: die der Hamas und die Tausende, die von Israel festgehalten werden. 
  • Ein Friedensprozess unter der Schirmherrschaft der Vereinten Nationen, der durch die Verpflichtung der internationalen Gemeinschaft unterstützt wird, die Apartheid zu beenden und gleiche Bürgerrechte für alle zu gewährleisten. 
  • Bei der Frage, was an die Stelle der Apartheid treten soll, müssen Israelis und Palästinenser zwischen der Zwei-Staaten-Lösung und der Lösung eines einzigen föderalen, säkularen Staates entscheiden. 

Die Pflicht, den Diskurs zu verändern

Freunde, 

Wir sind hier, weil es faul ist, Rache zu nehmen statt zu trauern. 

Wir sind hier, um nicht für Rache, sondern für Frieden und Koexistenz in Israel und Palästina zu werben. 

Wir sind hier, um den deutschen Demokratinnen und Demokraten, einschliesslich unserer ehemaligen Genossinnen und Genossen von der LINKEN, zu sagen, dass sie sich lange genug mit Schande bedeckt haben – dass Unrecht plus Unrecht kein Recht ergeben – und dass es nicht zur deutschen Vergangenheitsbewältigung beiträgt, wenn wir zulassen, dass Israel mit Kriegsverbrechen davonkommt. 

Über den heutigen Kongress hinaus haben wir in Deutschland die Pflicht, den Diskurs zu verändern. Wir haben die Pflicht, die grosse Mehrheit der anständigen Deutschen davon zu überzeugen, dass die universellen Menschenrechte das Wichtigste sind. Dass «Nie wieder» wirklich «Nie wieder» bedeutet. Für niemanden, egal ob Jude, Palästinenser, Ukrainer, Russe, Jemenit, Sudanese, Ruander – für alle, überall. 

In diesem Zusammenhang freue ich mich, ankündigen zu können, dass die deutsche politische Partei MERA25 von DiEM25 bei den Wahlen zum Europäischen Parlament im kommenden Juni auf dem Stimmzettel stehen wird – um die Stimme der deutschen Humanisten zu bekommen, die sich nach jemandem im Europäischen Parlament sehnen, der/die Deutschland vertritt und die Komplizenschaft der EU beim Völkermord anprangert – eine Komplizenschaft, die Europas grösstes Geschenk an die Antisemiten in Europa und darüber hinaus ist. 

Ich grüsse euch alle und schlage vor, dass wir nie vergessen, dass niemand von uns frei ist, solange auch nur eine(r) von uns in Ketten liegt.

Die Übersetzung stammt von der Webseite diem25.org

Das Redeverbot stört die NZZ nicht

upg. Unter dem Titel «Deutschland lässt Varoufakis nicht einreisen» kritisiert die NZZ am 16. April weder dieses Einreise- noch das Redeverbot für Janis Varoufakis. Indirekt begrüsst Redaktorin Elena Panagiotidis sogar das Redeverbot, indem sie alle seine Sünden aufzählt, etwa sein «langjähriges Agitieren gegen Israel». Varoufakis befürworte sogar die Zerstörung des «Apartheidstaates Israel», behauptet die NZZ. (Tatsächlich allerdings plädiert Varoufakis für die Abschaffung des Apartheid-Systems wie in Südafrika und nicht für die Zerstörung des Staates Israel.) Varoufakis behaupte auch, Israel begehe einen «Genozid an den Palästinensern». Er verurteile den Hamas-Terroranschlag nicht.
Als «Enfant terrible» der griechischen Politik habe er die Geldgeber der EU und des IWF «mit seiner Arroganz auf die Palme getrieben». Die Welt habe erstaunt bis fasziniert «auf den glatzköpfigen Mann mit dem markanten Gesicht geblickt, der meist in seiner schwarzen Lederjacke auf einem schweren Motorrad zu Terminen vorfuhr». Auch habe er keine «obligate Krawatte» getragen.

Das mag zutreffen. Die NZZ beantwortet jedoch die Frage nicht, ob dies in einem demokratischen Staat ein Einreise- und Redeverbot rechtfertigt.


Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors

Keine
_____________________
Meinungen in Beiträgen auf Infosperber entsprechen jeweils den persönlichen Einschätzungen der Autorin oder des Autors.

Weiterführende Informationen

Zum Infosperber-Dossier:

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Atommacht Israel und ihre Feinde

Teufelskreis: Aggressive Politik auf allen Seiten festigt die Macht der Hardliner bei den jeweiligen Gegnern.

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Meinungsfreiheit

Wo hört sie auf? Wie weit soll sie gehen? Privatsphäre? Religiöse Gefühle? Markenschutz? Geheimhaltung?

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16 Meinungen

  • am 16.04.2024 um 12:01 Uhr
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    Kann man hier noch von einer Demokratie sprechen? Rede- und Einreiseverbot für den früheren griechischen Finanzminister Yanis Varoufakis, Professor für Ökonomie – nur weil er sich israelkritisch äussert? Auch der Arzt Ghassan Abu Sitta, Palästinenser mit britischer Staatsangehörigkeit, der für Medecins sans Frontiere schon oft im Einsatz war und in Gaza nach Kriegsbeginn im Oktober operiert hat, durfte nicht einreisen, wurde 3,5 Stunden im Keller des Flughafens verhört. Seinen Pass erhielt er erst wieder, als er das Flugzeug zurück bestieg. Redeverbot für einen, der in Gaza Leben gerettet und das Grauen und Morden vor Ort erlebt hat. Veranlasst ein demokratischer Staat so etwas? Mein politisches Verständnis sagt mir: Nein, ein demokratischer Staat macht so etwas nicht.

    • am 17.04.2024 um 02:09 Uhr
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      hinter diesem krieg stehen grosse wirtschaftliche interessen. israel hätte gerne zugang zu den gasfeldern vor der palästinensischen küste. der deal könnte lauten: deutschland zahlt israel die waffen und bekommt dafür das gas.

  • am 16.04.2024 um 12:06 Uhr
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    Danke für die Veröffentlichung.

  • am 16.04.2024 um 12:45 Uhr
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    als Zeitzeugen der Ressourcenkriege in Folge der letzten Jahrzehnte bleibt uns eine gewisse Urteilsfähigkeit nicht ohne Gewissensbeteiligung, die Gretchenfrage schlechthin.Zum Überfall am Oktober 7. unterstützen Berichterstattungen und Aussagen lebendiger Kompetenzen, jüdischer wie palestinensischer Herkunft Historiker, Journalisten, Politologen, Bürger : Norman Finkelstein, Gabor Maté, Prof.Mearsheimer, Prof Chomsky, Miko Peled, Hanan Ashrawi, Rabbi Weiss, Prof.Jeffrey Sachs, Holocaust survivors seit 1948 u.a.
    Waffenlieferung ist Kriegsbeteiligung

  • am 16.04.2024 um 13:20 Uhr
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    Ich bin froh dass Leute wie Varoufakis den Mund aufmachen, auch wenn Polemik und Wiederlegbares in seiner Rede steckt. Deutschland ist wieder auf dem besten Weg in einen chauvinistischen Obrigkeitsstaat – ironischerweise unter Führung von SPD, «Grünen» und FDP – also Parteien die sich in der Vergangenheit für ein anderes Herrschaftsverständnis einsetzten. Ein rotgrün lackiertes Preußentum mit all den falschmäuligen Nutznießern, den bezahlten Hurrapatrioten und opportunistischen von-Papens, die schon einmal Deutschland in den Untergang geführt hatten. Meinungsfreiheit wird nicht als Freiheit aller Meinungen, sondern als Freiheit der richtigen Meinung verstanden. Varoufakis wurde damals von Schäuble und anderen entschlossen fertig gemacht, flankiert von allerlei geschmäcklerischen Zuschreibungen wie Motorrad und Krawattenlosigkeit; einige Anekdötchen für die Masse. Die Anlegerinteressen mussten siegen und dafür wurde erfolgreich gesorgt.

  • am 16.04.2024 um 16:19 Uhr
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    Schön, dass Sie die Rede veröffentlichen! Danke.
    Man darf über Varoufakis und sein Auftreten geteilter Meinung sein, das ist seine Persönlichkeit.
    Wichtig bleibt aber, er legt den Finger in die Wunde, die offener mit daliegen könnte. Er hat schlicht recht mit seinen Fragen und wird deswegen verteufelt. Ähnlich ergeht und erging es allen, die kritische Fragen politischen Entscheidungen stellen, z.B. Corona.
    Unsere leitenden Politiker stellen sich ihr Armutszeugnis selbst aus und werden zu recht als macht = geldhörige Funktionäre gesehen.
    Wundert sich jemand über politikverdrossenheit?
    Dass die NZZ die Rede nicht veröffentlicht bzw. dazu und zum Rede- bzw Einreiseverbot kritisch Stellung nimmt ist wohl der Tatsache geschuldet, es sich mit der einhelligen Meinung der deutschen Politiker nicht zu verderben. Sei diese nun gerechtfertigt oder nicht.
    Ob diese Art «vorauseilenden Gehorsams» nicht vielleicht eher schädlich wirkt? Jedenfalls zeugt es von Rückgratlosigkeit.

  • am 16.04.2024 um 18:20 Uhr
    Permalink

    Infosperber sei gelobt dafür, dass er bereit ist, bisweilen die Mauer der medialen Zensur zu durchbrechen. Zwei Dinge verstehe ich jedoch nicht. Weshalb der Hinweis auf einen nicht namentlich genannten Mann, «der wegen Hasstiraden gegen Israel bekannt sei». Der betreffende Herr Salman Abu Sitta mag «Hass» gegen Israel geäussert haben. Aber wer mag «Hass» auf DIESES Israel einem palästinensischen Chirurgen, der das Morden und Verstümmeln im Gazastreifen hautnah mitbekommen hat, verübeln? Und wozu der Satz, in Israel würden, im Unterschied zum damaligen Südafrika, Palästinenser behandelt? Wie viele der Zigtausenden zum Teil schwerverletzten BewohnerInnen des Gazastreifens, liegen derzeit in israelischen Spitälern?
    Was mir partout nicht in den Kopf geht ist, dass tausende Schweizer Medienschaffende offenbar nicht befähigt sind, den journalistischen Kodex der Ausgewogenheit in der Berichterstattung zu befolgen.

  • am 16.04.2024 um 18:24 Uhr
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    Red.@: «Bei der Redefreiheit geht es um ein hohes demokratisches Gut. Die Öffentlichkeit soll beurteilen können, ob man Meinungen wie diejenige von Varoufakis nicht mehr tolerieren soll.»

    Meinungen wie diejenige von Varoufakis sind für Regierungen nicht tolerierbar da diese deren
    Doppelmoral und Lügen offen legen.
    Gut, dass über das Internet der Machtmissbrauch von Herrschenden (noch) sicht- und hörbar gemacht werden kann.

  • am 16.04.2024 um 22:09 Uhr
    Permalink

    Es ist kaum zu glauben, dass ein renommierter Wissenschaftler und Politiker wie Janis Varoufakis ein Einreiseverbot nach Deutschland bekommt! Es ist unglaublich, dass die, die für den Frieden und das miteinander Reden einstehen, in den Medien niedergemacht werden.
    Es sollte mehr solcher PolitikerInnen geben wie ihn, die sich nicht verbiegen und nicht kaufen lassen. Meinen Respekt hat er!

  • am 17.04.2024 um 02:04 Uhr
    Permalink

    Die eindrucksvolle Rede von Varoufakis lässt niemanden kühl, er nimmt unseren Medien und Politiker den Wind aus den Segeln! Entsetzt bin ich hingegen über das Verhalten Deutschlands und der NZZ, die nicht auf die Substanz eingeht, sondern triviale Aspekte hervorhebt. Ein Zeichen, dass Europa langsam aber sicher zu einem diktatorischen Kontinent abdriftet. Wo ist das Volk? Desinformiert und völlig abgebrüht? Es ist höchste Zeit zu erwachen!

  • am 17.04.2024 um 14:49 Uhr
    Permalink

    Diese Rede von Varoufakis enthält im wesentlichen nichts Neues. Für einen Palästinakongress könnte man sie als gemäßigte Rede einstufen, auch wenn sie in Deutschland das Prädikat «antisemitisch» erhalten muss.
    Die rhetorischen Fragen kann man aushalten. Die Belichtung des Themas ist dennoch einseitig, links.
    Varoufakis drückt sich darum, den 7. Oktober schlicht als schreckliche Gräueltat zu bezeichnen, für die niemand aus Hamas die persönliche Verantwortung übernehmen will. Und alle diese Täter schauen ruhig zu, wie die eigene Bevölkerung nun massenhaft zu Tode kommt. Und was Varoufakis auch bewirkt: er erklärt auf diese Weise zynisch, dass die Bevölkerung offenbar weiterhin geduldig den Kopf hinhalten muss, weil der Kampf der Hamas durch ihn legitimiert wird.

    Bei seinem Punkt «Was sollte jetzt getan werden?» rechnet er wohl eher nur mit einer Verweigerung Israels; aber hat er daran gedacht, was die Hamas wohl zu «2-Staatenlösung» oder «föderalen, säkularen Staat» sagt?

    • am 18.04.2024 um 05:21 Uhr
      Permalink

      Könnten Sie mir bitte erklären, warum in Deutschland diese Rede das Prädikat antisemitisch erhalten muss?

      • am 19.04.2024 um 09:51 Uhr
        Permalink

        s.DIEM 25 – die stellvertretende Pressesprecherin Dr.S.K der Bundesregierung bringt Antworten

    • am 18.04.2024 um 22:36 Uhr
      Permalink

      Sie schreiben «Varoufakis drückt sich darum, den 7. Oktober schlicht als schreckliche Gräueltat zu bezeichnen». Muss man immer alles explizit sagen? Varoufakis Aussage «Die universellen Menschenrechte sind entweder universell oder sie bedeuten nichts» spricht doch für sich!

      • am 19.04.2024 um 10:27 Uhr
        Permalink

        Das ist Machtgehabe der Denkfaulen: «Sag, was ich hören will, oder du bist raus.»

  • am 18.04.2024 um 12:25 Uhr
    Permalink

    „Die Wahrheit kennt keine Heimat und keine Partei.“
    ―Pierre Bourdieu
    Und mit dem Problem des Umgangs mit Heimatlosen hat Deutschland schon genug zu kämpfen.

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