«Wow! Wow! Kann mich hier mal jemand kneifen?»
Das Spiel war eigentlich längst entschieden. Die Zürcher Grasshoppers führten gegen die Berner Young Boys mit 3:1. Da rannte YB-Captain Fabian Lustenberger den GC-Verteidiger Tomas Ribeiro im Strafraum über den Haufen. Lustenberger hatte nur Augen für den Gegner; der Ball interessierte ihn überhaupt nicht.
Schiedsrichter Mirel Turkes konnte gar nicht anders. Er musste auf Penalty entscheiden.
«Kann man geben»
Und was erzählte uns SRF-Sportreporter Dani Kern? «Ah, harter Entscheid.» «Ich find’s einen streng gepfiffenen Elfmeter.» Und gönnerisch zum Schiedsrichter: «Kann man geben. Ist aber streng.»
Anders tönte es bei den Westschweizer und bei den Tessiner Kollegen. Auf RTS sagte der Reporter: «Faute inutile.» Also: «Unnötiges Foul.» Dass der Schiedsrichter richtig entschieden hatte, stand für den Reporter ausser Zweifel.
Auf RSI hiess es: «Lustenberger abbatte Ribeiro in area. E andato a disinteressarsi del pallone.» Also: «Lustenberger reisst Ribeiro im Strafraum nieder. Der Ball hat ihn nicht interessiert.»
«Kann mich jemand kneifen?»
Dani Kern hingegen kompensierte seine mangelnde Kompetenz mit übertriebener Theatralik: «4:1. Wow! Wow! Kann mich hier mal jemand kneifen?»
Ein Ärgernis waren wie schon am letzten Wochenende die Interviews mit den YB-Spielern. Fabian Lustenberger erschien nach dem Spiel als Erster zum Interview. Er hatte ein kurioses Eigentor erzielt und den erwähnten Penalty verschuldet. Doch Reporter Calvin Stettler stellte dazu keine Frage. Weil er Angst vor Lustenberger hatte? Weil es so abgesprochen war?
Stattdessen fragte Stettler: «Pünktlich zum Schluss dieses Abends setzt der Regen ein. Passt das irgendwie symbolisch?» Er tat dies in bester Smalltalk-Manier. Wenn man nicht weiss, worüber man sprechen soll, oder wenn man sich nicht getraut — dann redet man halt ein bisschen übers Wetter.
Weiterführende Informationen:
Infosperber: Fussball-WM: Unser «Ausruefer» (3)
Infosperber: Ohrenweh vor dem «Fernseh»
Infosperber: Das Interview als Strafaufgabe
Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors
Keine
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Ich habe mir angewohnt Sportevents «ohne Ton» anzuschauen. So muss ich mich nicht unnötig ärgern.
Die Sportberichterstattung auf SRF wird tatsächlich zunehmend zum Ärgernis. Statt fachkundiger, emotional zurückhaltender und gewandter Kommentierung tritt mehrheitlich dümmliche und sprachlich einfältige Sprücheklopferei und Phrasendrescherei. Als Konsument sehnt man sich wehmutig an die Zeiten beispielsweise eines Kommentatorenduos Bürer/Günthardt zurück, die nicht nur punkto Fachkunde, sondern auch punkto sprachlicher Eleganz Weltklasse verkörperten. Und heute?
– Eine Radkommentator kannte jahrelang als Vergangenheitsform ausschliesslich das Plusquamperfekt («Er hatte gestern gewonnen»).
– Eine Leichtathletikexpertin beweist ihr Expertetum vornehmlich darin, dass sie bei Schweizer Teilnehmenden mit überschlagender Stimme «Hopp, hopp» ins Mikrofon brüllt.
– Und dann die angesprochenen unsäglichen Interviews. Die Reporter meinen wohl, die Worthülsen der Spieler mit supergscheiten Fragen kompensieren zu müssen.
Auf derlei Unfug kann ohne Not verzichtet werden.
Diese Inkompetenz zieht sich bei SRF seit Jahren durch und zwar bei allen Fussball-Kommentatoren. Ich bin überrascht, dass nicht mehr Kommentare dazu erfolgen. Ich schalte regelmässig auf den Tessiner oder welschen Kanal, da dort bedeutend kompetentere Leute sitzen.
Wir hatten das auch beim Tennis zu Zeiten von Herrn Bürer, welcher nur das sagte, was man ohnehin sehen kann, die Zwischenresultate. Dafür benötige ich keinen sogen. Sportjournalisten. SRF sollte sich in Sachen Sport mal an den deutschen Sendern orientieren, und insbesondere an Eurosport. Dort bringen die Sportjournalisten Hintergrund in die Kommentare, Dinge die der Normalzuschauer nicht weiss.
Eine qualitative Totalrevision der Sportkompetenz bei SRF ist von Nöten.
… da kann ich nur empfehlen, um- oder auszuschalten bzw. das Thema in der Publicviewing-Zone zu diskutieren…
Für mich ein klares Foul. Das noch klarere Foul begeht das SRF indem sie die Untertitel oben platzieren und damit einen erheblichen Teil des Geschehens verdeckt wird.