Wo Satire endet und Rassismus beginnt
Die Gipfel-Zytig ist ein Davoser Gratis-Blatt. Unter dem Deckmantel der Satire verbreitet Heinz Schneider, Verleger und Alleinredaktor der Publikation, seit Jahren geschmacklose Witze und rassistische Texte. Das Gefäss dafür heisst «Hitsch Bärenthaler’s Schnellschüsse».
Die Schnellschüsse, die Schneider abfeuert, sind meistens geschmacklos und wenig geistreich. Doch das Zeug dazu, den Presse-Kodex zu verletzen, haben sie in der Regel nicht. Denn der Presserat betont immer wieder, er sei nicht der Hüter der «politischen Korrektheit».
Doch bei aller Freiheit der Satire: Dieser Witz ging auch dem Presserat zu weit: In den «Schnellschüssen» waren zwei Fotos zu sehen: Auf dem einen halten zwei schwarze Menschen deutsche Pässe vor die Kamera. Daneben ist zu lesen: «Wir sind Deutsche.» Darunter das zweite Foto mit zwei Löwen und dem Satz «Und wir sind Vegetarier.»
Klar ist, dass Löwen keine Vegetarier sind. Daraus soll folgen, dass Schwarze keine Deutschen sein können. Schwarze, die von sich sagen, sie seien Deutsche, werden somit als Lügner dargestellt.
Der Presserat kam deshalb zum Schluss: «Indem die Legitimität ihrer Staatsbürgerschaft in Frage gestellt wird, werden schwarze Menschen mit deutschem Pass in ihrer Menschenwürde verletzt.»
Der Verleger Heinz Schneider argumentierte gegenüber dem Presserat dürftig: Er verwies auf die Presse- und Meinungsfreiheit. Gewissen Personen passe die Art und Weise, wie die Gipfel-Zytig gemacht werde, nicht. Jedes Bild könne letztlich verschieden interpretiert werden. Es sei nie die Absicht gewesen, irgendjemanden mit dem Bild zu diskriminieren.
Die Gipfel-Zytig ärgert viele Davoser. Einerseits wegen ihrer teilweise rassistischen Inhalte, andererseits, weil sie ungewollt im Briefkasten landet.
Dreimal gerügt, zweimal verurteilt
Der Presserat hat Schneider und seine Zeitung nun schon zum dritten Mal wegen Diskriminierung gerügt. Und selbst zwei richterliche Verurteilungen wegen Rassendiskriminierung – die letzte aus dem Jahr 2018 – halten ihn offenbar nicht von weiteren Schnellschüssen ab.
Schon wieder eine Anzeige am Hals
Verleger Heinz Schneider hat sich erneut eine Anzeige eingehandelt. Laut der Sonntagszeitung hat sie der Schweizerische Israelitische Gemeindebund SIG eingereicht. Der Grund ist ein Artikel, der vergangenen Dienstag erschienen ist. Die Gipfel-Zytig schrieb unter dem Titel «Davos: Ein Scheissdreck auf der Terrasse» über den Vermieter einer Ferienwohnung, der eine unappetitliche Hinterlassenschaft auf seinem Balkon entdeckt hatte. Das Problem dürfte folgender Abschnitt sein: «…diese Schweinerei, die unzweifelhaft von einem menschlichen Wesen mit jüdischer Abstammung stammt.» In Davos diskutiert man schon längere Zeit über das Verhalten der streng gläubigen Juden, die den Sommer im Bündner Ferienort verbringen.
Schon 2013 rügte der Presserat eine rassistische Tiermetapher in der Zeitung. Schneider veröffentlichte damals Fotos eines Wildschweinrudels, welches «am Sonntagmorgen einen Ausflug mit der ganzen Familie» mache. Dann folgte eine Aufzählung, in der die guten Eigenschaften der Wildschweine betont werden: «Sie benützen den Fussgängerstreifen, sie benützen das Trottoir, sie tragen keine Kopftücher, sie benützen keine geklauten Fahrräder, Roller oder BMWs, sie zeigen Disziplin, sie tragen keine Messer, sie gehen nicht in fremde Häuser, sie spucken nicht auf den Boden und sie machen keine fremden Frauen an!» Und am Schluss: «Aber: Auf die darf geschossen werden!»
2015 ging es weiter. Schneider veröffentlichte das Bild eines Hundes und den Text: «Ich ging mit meinem Hund zum Sozialamt, um zu erfragen, welche Leistungen ihm zustehen. Der Mitarbeiter erwiderte: «Sie Idiot, wir vergeben keine Gelder an Hunde!» Ich widersprach ihm: «Und warum nicht? Er ist schwarz, faul, stinkt, in seinem ganzen Leben hat er noch keinen einzigen Tag gearbeitet und spricht kein Wort Deutsch.» Daraufhin antwortete der Mann: «Die erste Überweisung erfolgt gleich am Montag.»
Damit handelte er sich gleich fünf Anzeigen bei der Bündner Staatsanwaltschaft ein.
«Alles intolerante Leute»
Er räumte damals ein: Das Bild mit dem Hund tue ihm leid, das sei ein Fehler gewesen. Es sei unter Zeitdruck in die Zeitung gerutscht. Dennoch sagte er gegenüber 20 Minuten: «Da wird von einigen Leuten ein Riesentheater gemacht, nur weil es nicht ihrer politischen Gesinnung entspricht.» In Davos gebe es eben einige frustrierte Politiker und Linke. «Alles intolerante Leute, das regt mich auf.»
Rassist sei er übrigens keiner. «Ich war 25 Jahre lang mit einer Afrikanerin verheiratet – und die Afrikaner sind noch rassistischer als wir.» Er berichte objektiv über die Geschehnisse in der Schweiz «und über das, was in der Asylpolitik noch auf die Schweiz zukommen» werde.
Manchmal müsse man «Grenzwertiges produzieren», um «ein Echo» zu erhalten. Er wolle sich aber künftig für die redaktionelle Arbeit «mehr Zeit» nehmen, gelobte er damals.
Was man Schneider zugutehalten kann: Von seinen Inserenten lässt er sich nicht beeinflussen. Vor zweieinhalb Jahren stiess er auch das Davoser Gewerbe vor den Kopf. In ihrer Ausgabe vom 16. Dezember veröffentlichte die Zeitung unter dem Titel «Klaus Schwab versucht, mit Visionen eines transhumanistischen Überwachungsstaats an seine Kindheit in Hitlerdeutschland anzuknüpfen» einen Hetzartikel gegen den WEF-Gründer.
Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors
Keine
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Kann man das Hetzblatt gegen Klausi Schwab noch käuflich erwerben? Also gegen oben treten sollte in der Satire eigentlich usus sein. Deshalb ists unterdessen kaum mehr möglich heutzutage irgendwelchen Comedians zuzuhören,denn viele haben mit grossem Eifer gegen unten getreten,in den letzten 3 Jahren. Da wurde viel verbrannte Erde hinterlassen,auf Namen verzichte ich hier,waten leider eh viel zu viel
…in diesem Fall schauen sie mal über den Tellerrand hinaus und geniessen doch die ZDF-Satire «heute-show»… sehr zu empfehlen für Nachdenker…
Wenn ich etwas schade finde am INFOSPERBER dann ist es diese verbissene Political Correctness.