Wie Milliardäre ihren Reichtum in mediale Macht umwandeln
upg. Der milliardenschwere Hedgefondsmanager Bill Ackman ist ein Beispiel dafür, wie Superreiche via Medien ihre Macht ausspielen. Kürzlich trug Ackman dazu bei, dass Harvards Präsidentin Claudine Gay wegen Plagiatsvorwürfen und öffentlichen Äusserungen abgesetzt wurde. In den Social Media setzt er sich zudem dafür ein, dass Sally Kornbluth als Präsidentin des M.I.T. abgesetzt wird. Bei X hat Ackman 1,2 Millionen Follower.
«Reiche Menschen sind zunehmend in der Lage, Finanzkapital in gesellschaftlichen Einfluss umzuwandeln», erklärt William D. Cohan in einem Gastbeitrag der New York Times. Der frühere Wall-Street-Banker Cohan ist heute Finanzjournalist und Buchautor. Als weitere Beispiele nennt er Donald Trump und Elon Musk. Sie hätten entdeckt, dass Social-Media-Plattformen ein ungefiltertes Paradies seien für Menschen, die unkonventionelle Meinungen haben.
Tatsächlich würden die normalen Bürgerinnen und Bürger in den Social Media nicht von den gleichen Freiheiten profitieren wie Superreiche.
Cohan führt dies unter anderem darauf zurück, dass ein enormer Reichtum die Reichen von den Folgen ihrer Äusserungen abschirmt: «Selbstständige Milliardäre wie Ackman, Musk und Trump können in den Social Media sagen, was sie wollen, ohne wirtschaftliche oder politische Konsequenzen befürchten zu müssen.»
Superreiche könne man nicht entlassen. Und selbst wenn man es könnte, würde es ihrem Lebensstil keinen Deut schaden.
In einem CNBC-Interview vom 12. Januar meinte Bill Ackman selber: «Wenn man jemanden beleidigt, kann man seinen Job verlieren. Man kann angeschwärzt werden. Man kann gekündigt werden.» Er fügte hinzu: «Ich habe keine Angst. Ich habe keine Angst, dass man mir kündigt, ich habe keine Angst, dass ich meinen Job verliere. Die finanzielle Unabhängigkeit gibt mir das nötige Kleingeld, um zu meine Meinung öffentlich zu sagen.»
Ackman stört sich nicht daran, dass Claudine Gay, Elizabeth Magill und Sally Kornbluth keine ähnlichen Privilegien haben. Für diese würden ein paar unglücklich gewählte Worte genügen, die sie öffentlich verbreiten, um gefeuert zu werden, meint William D. Cohan. Er erwähnt auch den Twitter-Mitarbeiter Yao Yue, den Elon Musk gefeuert hatte, weil er seine Anordnung zur Rückkehr ins Büro öffentlich kritisiert hatte.
Meinungsfreiheit gilt nicht für alle
«Was bedeutet Meinungsfreiheit wirklich, wenn es sich praktisch nur die Superreichen leisten können, sich frei und ohne Konsequenzen zu äussern?», fragt Cohen. Die Reichen würden unverhältnismässig davon profitieren, wenn die Social-Media-Plattformen die Leitplanken für das lockern, was auf diesen Plattformen geteilt werden kann.
Fazit von William D. Cohan: «Wenn es Menschen ohne Reichtum und Megaphon nicht wagen können, Ackman und seinesgleichen zu antworten, ohne erhebliche Repressalien befürchten zu müssen, drohen wir auf eine Welt zuzusteuern, in der freie Meinungsäusserung ein weiterer Luxus ist, den sich nur die Reichen leisten können.
Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors
Keine
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Das ist nicht erst seit Social-media so, dass nur Privilegierte ihre Meinung offen verkünden können. Das war schon lange vorher so. Welche Zeitung wagte es früher auch einen längeren Artikel eines «big shot» nicht zu veröffentlichen? Im Gegenteil die Schere im Kopf von Journalisten war häufiger an der Tagesordnung als man sich das denkt