Sperberauge
Wie Instagram und Tiktok die Gesundheitkosten hochtreiben
Die meisten Laien gehen davon aus, dass medizinische Untersuchungen nur zu ihrem Vorteil sind – je mehr, desto besser. Diesen weit verbreiteten Irrtum nützen auch Influencer auf Instagram und Tiktok aus, wie eine Auswertung von rund 1000 Posts aus den Jahren 2021 bis 2024 zeigt.
Wissenschaftler suchten dabei gezielt nach Posts zu fünf medizinischen Untersuchungen, bei denen es keinen Beweis gibt, dass sie gesunden Menschen mit üblichem Risiko etwas nützen. Dazu zählen Testosteron-Messungen, Analysen der Darmflora oder Multikrebs-Tests, die im Blut nach 50 verschiedenen Tumoren fahnden, ebenso wie das Ganzkörper-MRI, das die Milliardärin und «Medienpersönlichkeit» Kim Kardashian schon 2023 auf Instagram bewarb.
Damals rief Kardashian ihre angeblich über 360 Millionen Instagram-Fans auf, sich dieser «lebensrettenden» Untersuchung für den Preis von rund 2500 Dollar zu unterziehen. Als «schreckliche Idee», bezeichnete ein Experte dies damals gegenüber «Forbes», andere warnten vor den möglichen Schäden und der Geldvergeudung.

Nutzen ist nicht bewiesen, wird in den Posts aber fast immer behauptet
Laut der nun vorliegenden Analyse standen solche ehrlichen Warnhinweise aber nur in einem bis zwei von zehn Posts zu den für Normalsterbliche überflüssigen fünf medizinischen Tests. Der behauptete Nutzen dagegen wurde in fast neun von zehn Posts hervorgehoben.
Etliche der Posts auf Instagram und Tiktok priesen die medizinischen Untersuchungen an. Dabei bringen diese gesunden Menschen nichts. Sie können ihnen sogar schaden, weil sie weitere kostspielige Untersuchungen nach sich ziehen und/oder zu völlig unnötigen Behandlungen führen.
Trotz dieser schweren Nachteile wurden die insgesamt über 194 Millionen Leserinnen und Leser bei rund der Hälfte der etwa 1000 Posts sogar aufgefordert, sich testen zu lassen, mit Sätzen wie: «Du VERDIENST es, gesund zu sein. Diese Tests werden uns mit SICHERHEIT sagen, was deine Gesundheitsprobleme verursacht.» – «Wenn du mit Niedergeschlagenheit kämpfst, überlege dir, deine Testosteronwerte untersuchen zu lassen.» – «Wissenschaftler haben den heiligen Gral der Krebserkennung entdeckt.»
Anekdoten sollen die Leser dazu verleiten, sich auch testen zu lassen
Fast ein Drittel der Posts benützte Anekdoten, um die Follower zu motivieren, zum Beispiel: «In meinen frühen 20-ern liess ich einen Bluttest machen und fand heraus, dass ich Testosteronwerte wie ein 70 Jahre alter Mann habe.» Bei fast zwei Dritteln der Posts waren finanzielle Interessen des Absenders im Spiel.
Die Wissenschaftler, welche die Posts auswerteten, fordern: Irreführende medizinische Hinweise müssen auf Social Media dringend strenger geregelt werden.
Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors
Keine
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