Tierheim Genfer Tierschutz in Bernex

Eine der 6348 Katzen, die in Bernex registriert sind. © SPA Genève

Warum es nirgends so viele Katzen gibt wie in Bernex

Esther Diener-Morscher /  Eine sensationelle Meldung: «Bernex hat die höchste Katzendichte». Doch die Statistik ist für die Katz.

Die Katzendichte in der kleinen Genfer Gemeinde Bernex ist schier unglaublich: 490 Katzen pro Quadratkilometer soll es dort geben. «Wir haben uns die Zahlen genauer angeschaut», schrieben die Tamedia-Zeitungen dazu.

Doch genau das haben sie nicht gemacht. Denn sonst hätten sie nicht ohne weitere Erklärung behauptet, dass in Bernex auf 100 Einwohnerinnen und Einwohner 62 Katzen kommen.

In fast allen anderen Gemeinden – auch in den sehr katzenreichen ländlichen – gibt es maximal 25 Katzen auf 100 Bewohner.

Die geheimnisvolle «Katzenbesitzerin»

Spätestens dann hätten die Alarmglocken läuten sollen. Kann das sein? Ja, aber es gibt eine einfache Erklärung für den krassen Ausreisser. Es sind nicht die knapp 11’000 Einwohner von Bernex, die so grosse Katzenliebhaber sind wie nirgends sonst in der Schweiz.

Der Grund für die hohe Katzendichte ist ein anderer: Der Genfer Tierschutzverein hat seinen Sitz in Bernex und nimmt sich dort herrenloser Katzen an. Diese Katzen werden in Bernex gepflegt, sterilisiert und dann registriert – und zwar auf den Tierschutzverein. Von den 6348 Katzen, die angeblich auf 13 Quadratkilometern leben sollen, ist nichts zu sehen. Denn die meisten Katzen sind nur vorübergehend im Heim, bleiben aber weiterhin beim Tierschutzverein registriert.

Auch in Milvigne: eine unglaubliche Katzendichte

Wie in Bernex ist es übrigens auch in der Neuenburger Gemeinde Milvigne am Neuenburgersee: 3758 Katzen soll es dort geben – 427 Tiere pro Quadratkilometer. Auch in Milvigne herrscht aber in der Realität keine so hohe Katzendichte. Für den Ausreisser sorgt der Neuenburger Tierschutzverein, der in dieser Gemeinde die herrenlosen Katzen registriert.

Nun könnte man sagen: Was die Zeitungen machten, ist nur eine unbedeutende Zahlenspielerei. Es spielt keine Rolle, wenn Bernex und Milvigne fälschlicherweise zu den Schweizer Katzenhochburgen werden.

Für die «Anti-Büsi-Initiative»

Aber es spielt sehr wohl eine Rolle. Denn mit den Zahlen wird Politik gemacht. Die Statistik erschien in den Tamedia-Zeitungen, weil derzeit eine so genannte «Anti-Büsi-Initiative» diskutiert wird. Der Verein Klimaschutz Schweiz will die Hauskatzenpopulation eingrenzen.

Mit den angeblich Tausenden von Katzen, die in Bernex und Milvigne Jagd auf aussterbende Vogel-, Amphibien- und Reptilienarten machen, lässt sich gut werben. Dass die Statistik für die Katz ist, merkt ja niemand.


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Eine Meinung zu

  • am 6.09.2024 um 08:06 Uhr
    Permalink

    Hier im appenzellischen Outback gibt es in fast jedem Haus eine bis mehrere Katzen.
    Das sind unsere grössten Nutztiere, die fangen und fressen nämlich all die Mäuse, die sonst zur Plage würden.
    Die Dezimierung der Mäuse durch die Katzen ist viel umweltfreundlicher als durch Gift.

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