Peter Schellenberg: Klarstellung zu „Schawinski“
Vorbemerkung
Zur «Schawinski»-Kritik von infosperber anlässlich des Schlagabtausches zwischen Roger Schawinski und Roger Köppel hat der ehemalige Fernsehdirektor Peter Schellenberg einen User-Kommentar publiziert (siehe: Weiterführende Informationen). Darin brachte er seinen Unmut zum Ausdruck über die Missachtung der journalistischen Massstäbe durch Roger Schawinski und fragte nach den redaktionell Verantwortlichen. Wörtlich:»Stellt sich die Frage, wem Schawinski unterstellt ist. Ich meine gelesen zu haben, dass er absolute Carte Blanche hat und, wie Figura zeigt, offenbar alle journalistischen Regeln eines Interviews oder Gesprächs missachten kann.»
»blick.ch» machte daraus:»Ex-SF-Boss Peter Schellenberg fordert: Setzt die Sendung ‹Schawinski› ab!» (siehe auch die Wiedergabe des Screenshots in der Bildstrecke) «blick.ch» hatte offenbar Infosperber nicht genau gelesen und mit Schellenberg auch nie darüber gesprochen.
Heute meldet sich Peter Schellenberg mit einem weiteren User-Kommentar zu Wort. Es ist eine Klarstellung, die alle Aufmerksamkeit verdient. Infosperber gibt ihr deshalb den angemessenen Raum als redaktioneller Beitrag.
Stellungnahme von Peter Schellenberg
Die Schlagzeile bei Blick.ch hiess am Sonntagnachmittag «Ex- SF-Boss Peter Schellenberg fordert:»Setzt die Sendung Schawinski ab!». Einige Zeit vorher hiess sie noch anders. Da ich keine Screenshots mache, kann ich nur feststellen, dass offenbar «die Sendung» reingeflickt wurde. Inzwischen ist die erste Schlagzeile im Internet nicht mehr auffindbar. Auch in den «Headlines des Tages» vom vergangenen Sonntag sucht man vergeblich. Infosperber hat glücklicherweise einen Screenshot der Lüge Nummer 2 gemacht.
Ich wurde nie von Blick.ch oder einem anderen Presserzeugnis kontaktiert, auch nicht mit Gedankenübertragung. Blick.ch hat nie die Quelle für das erfundene Zitat genannt. Es gibt von mir einzig und allein die Aeusserungen, die man hier nachlesen kann. Am gleichen Tag hatte schon die «Sonntags-Zeitung» diesen Fake in einem Interview mit Ruedi Matter eingebaut, der darauf souverän reagierte.
Ich habe noch nie die Absetzung einer Sendung oder eines Moderators gefordert und werde es auch nie machen.. Das gestehe ich mir nicht zu. Mein Schwerpunkt lag auf der Frage, nach dem in der SRG üblichen Unterstellung von Programmschaffenden in der Verantwortungshierarchie. Sie wurde, meines Wissens, nie publiziert, müsste aber in einem Organigramm intern festgelegt sein. Es gilt wohl immer noch die Regelung in der Konzession: «Niemand hat das Recht auf Kamera und Mikrophon». Das heisst, dass Programmschaffende zwar Selbstverantwortung haben, eine endgültige, nachträgliche Beurteilung aber von einem Vorgesetzten verpflichtend vorgenommen werden muss. Die SRG, deren oberster Programmverantlicher der Generaldirektor ist, ist nicht verpflichtet, auf eine solche Frage öffentlich zu antworten und ich habe sie auch nicht fordernd gestellt. Es gibt letztlich eine Programmkommission, die zwar richtigerweise nur beratend wirkt, aber des Recht hat, hier Aufklärung zu verlangen. Aber nur, wenn sie es will. Ihr ist auch der Ombudsmann angegliedert, der richtigerweise nur auf Beschwerden reagiert.
Bei der SRG ist es seit einigen Jahren zum Prinzip geworden, in Stellungnahmen einem Pressesprecher die Parole zu überlassen, mit Anführungszeichen, sozusagen als Hausmeinung, ohne den Verantwortungsträger zu nennen.
Somit ist die Sache für mich erledigt und ich werde nichts unternehmen, weder bei Blick.ch, der SoZ oder der SRG.
Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors
Robert Ruoff war von 1989 bis 2004 Mitarbeiter des Schweizer Fernsehens, unter anderem von 1991 - 1996 Pressechef bei Fernsehdirektor Peter Schellenberg. Über die Beiträge zu "Schawinski" haben Schellenberg und Ruoff vor der Publikation jeweils keinen Austausch gepflegt.
@) Peter Schellenberg: That’s entertainment. Nachdem der Chef von Ringier-Schweiz sein Medienunternehmen selbst zur «Entertainment-Company» deklariert hat, verhalten sich dort die Journalisten eben auch so: Entertainer. Darf man einfach nicht mehr so ernst nehmen. Publizistische Grundsätze sind für Entertainer eher Lachnummern.