Sperberauge

«Echo der Zeit» – zum Geburtstag!

Christian Müller © zvg

Christian Müller /  Es gibt sie noch, gute Nachrichten aus dem Bereich der Medien: Das «Echo der Zeit» soll bleiben, wie es ist.

Es ist keine Selbstverständlichkeit: Eine tägliche Informationssendung, die es seit 75 Jahren gibt und die nicht nur ihrem Namen, sondern auch ihrem Konzept treugeblieben ist. Und die – zu Recht – auch vom Publikum noch immer die besten Noten erhält.

Das «Echo der Zeit» – täglich um 18 Uhr auf Radio SRF 1 und um 19 Uhr auf SRF 2 (oder danach wann auch immer als Podcast) ist, wie es der Name sagt, ein Echo: Es lebt nicht von «Breaking News», nicht von «Primeurs» und nicht von spektakulären Resultaten heimlicher Recherchen. Es «spiegelt» auch nicht die Welt, denn es kommt ohne Bilder aus – zu seinem grossen Vorteil: Im Gegensatz zum Fernsehen, wo immer nach Themen gesucht werden muss und wird, die man im Bild auch zeigen kann, kann sich das «Echo der Zeit» auf die Relevanz eines Themas konzentrieren. Und das «Echo» kommt nicht von Nachrichtenagenturen, die nur nach News Ausschau halten, sondern von – fast ausschliesslich hervorragenden – Journalisten und Journalistinnen, die meist vor Ort und im Gespräch sind: im Gespräch nicht mit der Prominenz, wie in der Boulevard-Presse, sondern mit den unterschiedlichsten Leuten, die zu einem wichtigen Thema etwas zu sagen haben.

Am Donnerstag, 17. September 1945, ging die erste «Echo der Zeit»-Sendung über den Äther – damals über Radio Beromünster – mit einem Bericht zu einem Zweit-Weltkrieg-Thema. Wobei damals ein Thema eben auch noch «aktuell» sein konnte, das sich vor Wochen oder Monaten abspielte. Heute geht es meist um Tage, vielleicht auch mal um Wochen, oder aber um laufende Entwicklungen, auf die aufmerksam gemacht wird. Bei der Inland-Berichterstattung allerdings geht’s oft nur noch um Stunden.

Infos zum eigenen Geburtstag

Gestern hat das «Echo der Zeit» also seinen 75. Geburtstag gefeiert – und sich aus diesem Anlass ausnahmsweise mit sich selbst beschäftigt. Nicht zufällig kamen der Korrespondent aus Deutschland, Peter Voegeli, und die Korrespondentin aus dem Nahen Osten, Susanne Brunner, zu Wort: zwei Journalisten, wie man sie sich kaum besser vorstellen kann: informativ, verständlich, massvoll kommentierend, mit dem Gespür für die befragten Personen vor Ort und mit dem Gespür für die interessierten Hörerinnen und Hörer zuhause. Aber es hätten auch Franco Batell aus Italien oder Karin Wenger aus Südostasien sein können. Und andere.

Die gute Nachricht der Geburtstagssendung: Das «Echo der Zeit» soll weiter existieren und konzeptionell bleiben, was es ist: eine Sendung für Menschen, die nicht die Unterhaltung suchen – um Zeit totzuschlagen also –, sondern die die Einordnung des politischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Geschehens suchen – und im «Echo» eben auch finden.

Das «Echo der Zeit» zu hören ist stets gut investierte Zeit. Während das Fernsehen mit der – etwas zugespitzt formuliert: totalitären – Kombination von Bild und Ton eigenes Mitdenken wenn nicht verunmöglicht, so doch deutlich erschwert, ist das «Echo der Zeit» die Informationsquelle, die Wert auf Relevanz legt, ohne die stets nötige Distanz zur mitgelieferten persönlichen Kommentierung zu gefährden.

Gratulation also zum Geburtstag und danke für gute journalistische Arbeit.

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PS: Und noch etwas: Auch bestechlich ist die «Echo der Zeit»-Redaktion überhaupt nicht. Schon anlässlich des 70. Geburtstages vor 5 Jahren schrieb ich einen Artikel zur dieser Sendung: «Für einmal eine – platonische – Liebeserklärung». Und ich schrieb der Redaktion einen Brief – einen Schreibebrief auf Papier: Sie sollen mir doch bitte mitteilen, wann und wo sie die nächste grosse gemeinsame Sitzung hätten. Ich würde ihnen dazu gerne eine Kiste Prosecco aus dem Süden, wo ich meistens lebe, zusenden. Eine Antwort darauf habe ich nie erhalten …


Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors

Keine.

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