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Von SRF TV verweigerter TV-Spot mit Anita Fetz © exit

Diese Spots hat das Schweizer Fernsehen verboten

Red. /  Im Jahr 2010 wurden Exit-Spots noch ausgestrahlt. Jetzt sollen sie «ethisch-moralisch bedenklich» sein. Urteilen Sie selbst!

Infosperber zeigt im Folgenden kurze Exit-Spots, deren Ausstrahlung das Schweizer Fernsehen verboten hat. Die privaten TV-Stationen strahlen sie diese Woche aus.
TV-Spot von Exit mit Anita Fetz:

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TV-Spot von Exit mit Peach Weber:

Insgesamt fünf verschiedene Werbespots hat die Sterbehilfe-Organisation Exit mit den Prominenten Anita Fetz, Peach Weber, Rolf Knie, Esther Girsberger und Rolf Lyssy gedreht. Das Schweizer Fernsehen hat alle abgelehnt.
Die Thematik sei nicht nur politisch, sondern auch gesellschaftlich stark umstritten und die Zuschauer müssten geschützt werden. Die Werbespots könnten einen «nicht unerheblichen Teil des Publikums» in seinen Gefühlen verletzen.
Auf die Frage von Infosperber, ob das Schweizer Fernsehen etwa vermeiden wollte, vor der Billag-Abstimmung CVP-Kreise zu verärgern, lag bis Dienstag 11.00 Uhr keine Antwort von SRF vor. Patrizia Stähli von der SRG-Vermarktungsfirma Admeira ging diese Frage nicht ein.
Die Spots sind seit Montag bis am 25. November auf TeleZüri, Tele M1, Telebasel, TV Ostschweiz, Tele 1 und TeleBärn zu sehen.

Im Jahr 2010 hatte das Schweizer Fernsehen ganz ähnliche Exit-Spots ausgestrahlt. Damals sei es anschliessend zu «verschiedenen negativen Rückmeldungen» gekommen, erklärte Patrizia Stähli von der Vermarktungsfirma Admeira den jetzt ablehnenden Entscheid. Wie stark das Publikum tatsächlich reagiert hat, gab SRF nicht bekannt. Auch Admeira will sich über die «verschiedenen negativen Rückmeldungen» nicht weiter äussern.

Hier zwei der Exit-Spots, welche das Schweizer Fernsehen im Jahr 2010 ausgestrahlt hatte, und die angeblich bei einem «nicht unerheblichen Teil des Publikums» die Gefühle verletzten.:
Spot mit Walter Andreas Müller

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Spot mit Elisabeth Schnell

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«Realitätsverlust oder religiöse Verflechtungen beim SRF?»
Unter diesem Titel kritisierte die Sterbehilfe-Organisation Dignitas am 2. November 2017, dass dem SRF mit der Begründung «politisch und gesellschaftlich umstritten» einen von Gegnern der Selbstbestimmung im Leben und am Lebensende gerne missbrauchten Slogan kopiere. Die Spots seien keine Werbung für die Freitodbegleitung, sondern Aussagen für das Recht auf Selbstbestimmung und persönliche Entscheidungen mit Eigenverantwortung im Leben und am Lebensende. Die Worte «Freitodbegleitung» oder «Sterbehilfe» kämen in diesen Spots gar nicht vor.

Angesichts von vielen Umfrageergebnissen, die eine Gutheissung von Selbstbestimmung am Lebensende und Sterbehilfe von bis zu über 80 Prozent der Befragten belegen, sowie angesichts der Abstimmungsresultate der beiden kantonalzürcherischen Volksinitiativen «Nein zum Sterbetourismus» und «Stopp der Suizidhilfe!», welche mit wuchtigen 78 respektive 84 Prozent der Stimmen bachab geschickt wurden, erscheint die Behauptung des SRF, dies sei «gesellschaftlich stark umstritten» als Realitätsverlust.


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5 Meinungen

  • am 31.10.2017 um 12:11 Uhr
    Permalink

    Wirklich unglaublich, was an diesen Spots verletzend sein soll; eine grandiose Fehlleistung des Schweizer Fernsehens.
    Aber trotzdem: Nein zur No-Billag-Initiative.
    Christoph Rüegg

  • am 31.10.2017 um 14:26 Uhr
    Permalink

    Hiermit erkläre ich, dass die vom Schweizer Fernsehen gezeigte Werbung über Slipeinlagen, Waschmittel und Antifaltencrème meine Gefühle als denkendes Wesen verletzen. Es dürfte nicht schwierig sein, für die nötige Anzahl negativer Rückmeldungen zu sorgen, um die entsprechenden Spots zum Verschwinden zu bringen.

  • am 31.10.2017 um 17:09 Uhr
    Permalink

    @C. Benz. Richtig, Frau Benz. Hinzuzufügen wären noch all die unsäglichen Werbespots, in denen Kinder Dinge sagen oder tun müssen, die ein gesundes, psychisch unbeschädigtes Kind niemals von sich aus sagen oder tun würde, und die ich daher als «Kindsmissbrauch» einstufe.

  • Portrait_Christoph_Pfluger_18
    am 2.11.2017 um 15:26 Uhr
    Permalink

    Ich finde es irgendwie bedenklich, dass die Selbstbestimmung für das Lebensende mit einem Giftbecher, verabreicht von Exit, gleichgesetzt wird. Es wäre an der Zeit, auch die natürliche Methode, das Leben selbstbestimmt zu verlassen, gewürdigt wird: das terminale Fasten. Dazu braucht es kein Exit, es ist bis ganz zum Schluss umkehrbar und wird seit Jahrtausenden von Abermillionen praktiziert.

  • am 2.11.2017 um 23:56 Uhr
    Permalink

    zu Christoph Pfluger: Das ist sicher eine weitere Möglichkeit. Ich finde aber, man soll die eine nicht gegen die andere ausspielen, denn weder die eine noch die andere ist für jeden Menschen die richtige.
    Christoph Rüegg

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