BBC wegen Nordkorea-Reportage in der Kritik
Die Reportage «North Korea Undercover» ging am Montag über den Sender (siehe Ausschnitt auf YouTube). Es ist die Dokumentation über ein Land, das BBC-Reporter John Sweeney als «mad, bad and sad» empfand – als «verrückt, böse und traurig».
Sweeney tarnte sich und sein Team, indem er eine Gruppe von Studenten, die er mit einem Trick anwarb, quasi als menschliche Schilde einsetzte. Jetzt tobt die Debatte darüber, ob die BBC den Beitrag überhaupt ausstrahlen sollte. Die renommierte Wirtschaftsuniversität London School of Economics (LSE) hatte von der BBC einen Verzicht auf die Ausstrahlung und eine formelle Entschuldigung verlangt.
Eng begleitete Reisegruppe
Vom 23. bis zum 30. März 2013 hatte eine Studentengruppe der LSE Nordkorea bereist. Die staatlichen Behörden genehmigten und unterstützten die Reise. Staatlich bestellte Führer begleiteten die Studenten zu ausgesuchten Sehenswürdigkeiten, die nicht nur besichtigt, sondern auch fotografiert und gefilmt werden durften.
Aber die Studentengruppe wie die Reise waren nicht von der LSE organisiert worden, sondern von der BBC – als Tarnung für ein Filmteam.
Die Frau des Sweeney, laut «Spiegel online» selbst bis 1980 Studentin an der LSE, hatte über die Mitteilungen des Grimshaw International Relations Club, eines studentischen Vereins an der LSE, die Möglichkeit einer Reise nach Nordkorea beworben. Es kamen genug Teilnehmer zusammen, Sweeney verstärkte die Gruppe durch sich, seine Frau und einen BBC-Kollegen. Die Studenten, sagte Sweeney in einem BBC-Interview, habe er durchaus darüber informieren lassen, dass «ein Reporter» unter ihnen sein würde.
Genau das erregt nun sowohl die Leitung der London School of Economics, als auch das Gros der britischen Medien. Nach vergeblichen Versuchen, Einfluss auf die Veröffentlichung des Filmmaterials zu nehmen, hatte sich die Wirtschaftsschule an die Öffentlichkeit gewandt. Auch der Grimshaw Club distanzierte sich von der Reise. Die Universität befürchtet persönliche Nachteile für die Studenten, die mitgereist waren. Sie seien «absichtlich irregeführt» und in «ernste Gefahr» gebracht worden.
Erschreckende Alltagsrealität
Jenseits der medienethischen Kontroverse zeigt der BBC-Film aber augenscheinlich eine erschreckende Alltagsrealität in einem von der Aussenwelt völlig abgeschotteten und verarmten Land, dessen Führer Kim Jong-un mit dem Einsatz von Atomwaffen droht.
Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors
keine