«Wir veröffentlichen, was die LeserInnen wollen»
Der «Tages-Anzeiger» veröffentlicht stolz, dass der Tamedia-Konzern bereits rund 20’000 Online-Abos verkaufe. Der langfristige Erfolg des Medienkonzern hänge davon ab, ob die Einnahmen der Online-Ausgaben die sinkenden Inserate- und Aboeinnahmen der Print-Ausgaben kompensieren können.
Das scheint eine Illusion zu sein, wie Zahlen aus den USA zeigen, die der Komödiant John Oliver in seiner TV-Sendung «Last Week Tonight with John Oliver» präsentierte.
Der verzweifelte Versuch, kommerziell zu überleben, führe dazu, dass inhaltlich mehr denn je nur noch zähle, was die Leserschaft wolle. Bei den Auswahlkriterien der Nachrichten, Informationen, Hintergrundberichte oder Kommentare spiele es überhaupt keine Rolle mehr, ob ein Inhalt gesellschaftlich, politisch oder wirtschaftlich relevant sei und eine informierte demokratische Mitbestimmung ermögliche. Es gelte fast nur noch die Kurzformel «Relevanz ist für uns das, was von den meisten Leuten am liebsten gelesen wird».
Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors
Keine
Die miserable Qualität der Medien als Opfer des miserablen Lesers. 😉
Der Leser liest am liebsten, was ihn in seiner guten Meinung über sich selbst und über seine gute Welt bestätigt. Aufklärung über das Schlechte in uns selbst und über das Schlechte in der Welt ist vorübergehend sehr schmerzhaft. Es läge in der Verantwortung der Medien, uns diese Schmerzen 24/7 zuzufügen, bis wir aus der multimedial induzierten Dauernarkose erwacht sind.