Sperberauge

Satireseite führt «Bild»-Chef vor

Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autorskeine ©

D. Gschweng /  Fake-News sind schlimm genug, richtig peinlich kann es aber werden, eine Satireseite zu teilen.

«Das ist der endgültige Beweis» postete Julian Reichelt, Digitalchef der deutschen «Bildzeitung» am 13. Mai auf dem Kurznachrichtendienst Twitter. Dazu verlinkte er einen Bericht mit dem Titel «Update kommt: Bill Gates kündigt Covid-20 an». Ob Reichelt damit nur ein ironisches Statement abgeben wollte, weiss man nicht.

Auf jeden Fall setzte er sich damit gehörig in die Nesseln. Die von Reichelt geteilte Meldung stammte von der Satireseite «Der Postillon». In der deutschsprachigen Medienlandschaft ist dieser bekannt als oft amüsante und meist treffende Satireseite. In seinen Artikeln nimmt er aktuelle politische und gesellschaftliche Ereignisse auf die Schippe.

Die Redaktion des «Postillon» bekam Wind von Reichelts Tweet und änderte in Folge mehrmals Titel und Titelbild des Artikels. So war auf dem Titel beispielsweise ein Affe zu sehen, der die «Bild» liest, ein paar Schlümpfe, die brennenden Twin Towers in New York und ein Foto von Reichelt selbst, versehen mit den Titeln «Lügen haben kurze Beine, Brille und Dreitagebart», «Bild-Chefredaktoren verdienen zu viel» oder «Schlümpfe gibt es überhaupt nicht».


Eine der Postillon-Kreationen auf dem Twitterprofil von Julian Reichelt

Da sich das verlinkte Titelbild auf dem Kurznachrichtendienst Twitter ständig aktualisiert, gab es in Folge einiges zu sehen. Der Facebook-Nutzer «Gernot Hassknecht», eine fiktive Person, sammelte einige der Postillon-Kreationen als Screenshots ein.

«Der Postillon» macht die Änderung auf seiner Seite vorbildlich transparent mit dem Text «Hier steht eigentlich eine andere Schlagzeile, aber wir wollen Bild-Chef-Hetzer Julian Reichelt ein bisschen trollen, weshalb wir die Meldung zwischenzeitlich geändert haben (Ergebnis: https://twitter.com/jreichelt/status/1260558951583748096).» und fügt dazu den Originalartikel an.
Das Faktenchecker-Portal «Mimikama» erklärt hier, wie das technisch möglich ist.


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