Ergänzende Online-Zeitungen im Aufwärtsgang
Ergänzende Informations-Plattformen, die das gängige Informations- und Meinungsangebot mit Relevantem erweitern, stossen auf steigendes Interesse.
Das Fernsehen bevorzugt bei den Informationen das, was Einschaltquoten bringt. Grosse Zeitungen leiden an stark sinkenden Inserateeinnahmen. Deshalb kommen sie Inserenten im redaktionellen Teil mit PR und Verarbeitung von Schönwetter-Communiqués entgegen. Sie gewichten die Informationen immer weniger nach gesellschaftlicher oder politischer Relevanz und vernachlässigen damit ihre Rolle zur Meinungsbildung in einer Demokratie.
Dazu professionelle Beobachter der Medienszene:
«Es gilt, die Zivilgesellschaft vom sich auftürmenden Infomüll zu befreien und stattdessen mit ‹hochwertigem› Journalismus zu versorgen, der professionellen Standards genügt, sich von wachsender PR-Abhängigkeit befreit und sowohl politisch als auch von Medienkonzernen unabhängig ist.» Professor Stephan Russ-Mohl, Universität der italienischen Schweiz, Lugano, in NZZ vom 9.4.2013
«Die Medien sind beeinflusst bis manipuliert von immer zahlreicheren PR-Beratern und Fassadenmalern…Ein wesentlicher Teil der redaktionellen Inhalte sind mittlerweile ‚Convenience Food aus den PR-Küchen.» Karl Lüönd, Publizist, in seinem Buch «Die Macht der Ehrlichkeit», Rüegger-Verlag 2010
«Der öffentliche Diskurs gerät zunehmend unter den Einfluss der PR-Industrie. Akteure, die über grosse finanzielle Mittel verfügen und ganz bestimmte Interessen verfolgen, aber meist anonym bleiben, gewinnen an Definitionsmacht.» Pietro Supino, Verleger Tamedia, im Magazin 42/2010
«Aus leidvoller Erfahrung als Leser, aber auch als Werber, muss ich sagen: Bitte erhalten und schützen wir die redaktionelle Unabhängigkeit, solange es nur irgendwie geht.» Geri Aebi, CEO der Wirz-Gruppe.
«Der Teufel sind die Unwissenden – jene, die eine Meinung haben, aber keine Ahnung. Fatih Akin, Filmproduzent, NZZ am Sonntag 12.10.2014
Um diesem Trend etwas entgegen zu setzen, sind in den letzten Jahren sogar in der kleinen Deutschschweiz gleich mehrere Internet-Zeitungen entstanden, die sich einem relevanten Journalismus verschrieben haben. Die Ambitionen waren und sind gross, doch für wirklich grosse Sprünge fehlt noch das Geld und das Nutzen von Synergien.
Immerhin stossen diese Online-Portale auf ein wachsendes Interesse bei Bürgerinnen und Bürgern, die sich mit Tagesschau, «Blick am Abend» oder der regional dominierenden Zeitung nicht zufrieden geben möchten. Bei den Besucherzahlen beschränken wir uns auf die sogenannten «Einmaligen Besucher», weil die einzelnen Plattformen andere Zahlen wie Mehrfachbesuche oder Seitenaufrufe unterschiedlich erheben. Alle erwähnten Internet-Zeitungen geben an, dass sich deren Leser- und Leserinnenzahlen in den letzten drei Jahren ständig und markant erhöht haben. Es gibt sie erst seit kurzem: Zentral+ (seit 2013), WoZ-Online (2012) TagesWoche (2011), Infosperber (2011) und Journal21 (2010).
Diese ergänzenden Informations-Plattformen unterscheiden sich wie folgt:
Die TagesWoche gehört der «Stiftung für Medienvielfalt», Zentral+ der «MMV Online AG» und die WoZ der «Genossenschaft Infolink». TagesWoche und WoZ verbreiten auch eine Printausgabe, welche die Online-Zeitungen zum Teil mittragen. Diese drei Portale zahlen ihrer Redaktion ordentliche Löhne oder Honorare.
Die beiden andern Internet-Zeitungen unterscheiden sich wesentlich: Die Redaktionen arbeiten vorwiegend ehrenamtlich. Journal21 hat die Redaktion in einem Verein gleichen Namens vereint, während hinter Infosperber die gemeinnützige «Schweizerische Stiftung zur Förderung unabhängiger Information» SSUI steht. Infosperber finanziert sich fast nur mit Spenden.
Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors
Der Autor ist Mitglied der Redaktionsleitung bei Infosperber.ch und Präsident der Stiftung SSUI.
Sehr geehrter Herr Gasche, es steht Ihnen natürlich frei, sich bei Ihrem Artikel einzig auf die Besucherzahlen und auf die Angaben der betreffenden Betreiber zu stützen. Aber wenn Sie im Kontext der mangelnden Information und der damit einhergehenden Gefahr für die direkte Demokratie die Tages-Woche als positives Beispiel aufführen, frage ich mich schon, was es mit dem Slogan von Info-Sperber «Sieht, was andere übersehen» auf sich hat. Haben Sie all die Negativ-Berichte über die Tageswoche (Fragwürdige WEMF-Zahlen, Drahtzieher im Hintergrund, Umgang mit Personal – ja, ich bin eine der Rausgeschmissenen, nehme mir aber trotzdem das Recht heraus, mich zu äussern) übersehen oder einfach ausgeblendet? Ist es für die Glaubwürdigkeit eines Mediums unwichtig, was intern abgeht? Hier noch, falls Sie ihn tatsächlich übersehen haben, der Artikel aus der WOZ: http://www.woz.ch/1418/tageswoche/das-phantom
@Monika Zech. Dieser Beitrag macht keine Inhaltsanalysen und keine Unternehmenskritik. Ich habe festgestellt, dass die Ambitionen gross waren und sind, jedoch für wirklich grosse Sprünge das Geld fehlt und das Nutzen von Synergien. Die unrühmliche Geschichte mit den Wemf-Zahlen betrifft die Print-Ausgabe und hat mit den Online-Portalen nichts zu tun. Es ist bemerkenswert, dass diese Online-Zeitungen trotz ganz verschiedenen Ausgangslagen als Nischen bisher so erfolgreich waren.
Es sollte nach meiner Meinung auch aufgezeigt werden, wer hiter diesen Stiftungen steht, also bei Tageswoche z.B. nach Austritt T.Tettamanti nun nur noch der «Heilsbringer v. Herrliberg» und Folchspartei-Guru Ch.Blocher!
Und sind Chr. Hug von «Zentral+» und Heiner Hug von «Journal21» miteinander verwandt?
Da lese ich doch lieber «watson» auch wenn die mir dem deutschen «Spiegel» verbandelt sind.
Und eine Empfehlung an die Redaktion; sichern sie sich doch bitte die Mitarbeit des ausgezeichneten Journalisten W. Vontobel , Kolumnist bei «BlickamAbend"
@Zbinden. Sie verwechseln die TagesWoche mit der Basler Zeitung. Die beiden Hugs sind nicht verwandt. Wer hinter den Stiftungen steht, können Sie im Internet nachschauen.
"Wer hinter den Stiftungen steht, können Sie im Internet nachschauen» – das stimmt betreffend der Stiftung hinter Infosperber jedenfalls nicht. So fehlt die wichtige Transparenz der Finanzen (also wer in die Stiftung Einlagen macht). Weiter fehlt die für eine Stiftung öffentlichen Interesses auch wichtige Trustdeklaration (Deed of Trust, Declaration of Trust), mit den Signaturpersonen und den jeweiligen Einlagen. Etwas, das hierzulande im Countyregister und öffentlich ist und damit selbstverständlich.
Also hören Sie auf, hier Transparenz vorzutäuschen, anderen Intransparenz vorzutäuschen und uns auf Google, Moneyhouse u.ä. zu verweisen, nur um Ihre und anderer macher hier Verstrickungen hinter einem Smokescreen zu verbergen, Herr Gasche.
Methodisch ist ein Beleg von Unique Clients zwar der richtige Weg, gilt aber nur, wenn die Quelle eine unabhängige Verifizierungsstelle ist.
Facebook followers ist keine Kennzahl für Relevanz.
Sebst die unique client metrik zieht nicht, besonders nicht für Platformen wie hier, wo angenommen werden muss, dass all die Tracker im Browser ausgeschaltet sind.
‹anderen Intransparenz vorzutäuschen› sollte ‹anderen Intransparenz vorzuwerfen› sein.
@Buholzer. Wie im Artikel ersichtlich arbeiten die Redaktionen von Infosperber und Journal21 vorwiegend ehrenamtlich und haben entsprechend wenig Ausgaben. Infosperber erzielt ganz bescheidene Banner-Einnahmen und finanziert sich sonst praktisch ausschliesslich mit Spenden. Sie verlangen hoffentlich nicht, dass wir die paar Hundert Spenderinnen und Spender öffentlich auflisten.
@Gasche: O doch, es geht sehr wohl um Inhalt, wenn Sie schreiben, die neuen Informationsplattformen würden das gängige Angebot «mit Relevantem» erweitern. Und ich gebe Frau Buholzer absolut Recht, dass die FB-Follower-Zahlen keine Kennzahl für Relevanz ist. Genauso wenig wie die sogenannten Unique Clients. Denn sind die etwas anderes als Einschaltquoten? Gemäss Ihrem Artikel ist doch das ständige Schielen auf die selbigen dafür verantwortlich, dass wir nur noch mit irrelevantem Zeugs gefüttert werden. Oder gilt Ihre Kritik nur fürs Fernsehen ? Zudem bleibe ich dabei, dass gerade im Fall der TagesWoche das «stetig steigende Interesse» eine Behauptung ist. Zumindest fehlt ohne Vergleichszahlen der Vorjahre der Beweis. Mein Eindruck ist nämlich ein anderer: Dass dieser Stern seit einem guten Jahr eher am Sinken ist. Aber vielleicht irre ich mich und die spärlich gewordenen Leser-Kommentare sind einfach Ausdruck der Zufriedenheit und des Einverständnisses mit dem Gebotenen.
Herr Gasche: Auf Infosperber.ch gibt es eine Rubrik ‹über uns›. Dort ist ein Link auf die Stiftung (’ssui.ch›) hinterlegt. Klicke ich diesen an, ergibt sich folgendes Resultat:
‹Server not found
Firefox can’t find the server at ssui.ch.›
So viel zu Transparenz, wenn die Stiftung ihre eigene Webpräsenz abschaltet.
Hierzulande ist es übrigens gesetzlich vorgeschrieben, dass auch Spenden an Interessenvertreter oberhalb eines Schwellenwertes öffentlich sein müssen. – Der Grund, warum hier eben die Kapitalgeber von PACs und SuperPACs bekannt sind. Ich rede nicht von den Spenden im Bereich kleiner dreistelliger Beträge – aber auch diese sollten summarisch offen deklariert sein. Ich rede von den vier- fünf oder mehrstelligen Beträgen, die an Lobbies gespendet werden.
So ist , als Nebenthema, etwa bekannt, wieviel die Schweizerbanken an die Wahlkommitees der Präsidentenwahl spendeten und spenden – was belegt, dass der Darling der Europäer, Obama, auch von den Schweizer Finanzinstituten gekauft wurde, mit mehrstelligen Millionenbeträgen. Kann im Web nachgelesen werden auf Dollar und Cents ausgewiesen. Ich verweise Sie nun auch auf Ihre eigene Webrecherche dazu.
Nur zu dumm, dass die Eradikation des Phänomens Steuerflüchtlinge immer Programm Barack Obamas war. You guys got what you asked for lulz.
2: Auch wenn ich für Medien Vielfalt, unabhängigen Journalismus und die Rolle guter Journalisten als Reliable Source bin, so muss ich auch sagen, dass alle hier genannten Alternativen eine hidden Agenda haben. Dies lässt sich durch eine kurze Recherche der namentlich erwähnten Macher schnell feststellen. Ausgenommen das nur als Kürzel auftretende Wesen.
@Buholzer. Leben Sie wirklich in Los Angeles und verfolgen auch dort die «Hidden Agenden»? Schreiben Sie uns doch einmal, was Sie über die «Hidden Agenden» im tollen Kalifornien herausgefunden haben. Dort ist zum Beispiel der Stromverbrauch pro Kopf seit vierzig Jahren konstant und heute niedriger als in der Schweiz. Ist doch nachahmenswert, oder? Infosperber hatte darüber berichtet.
Der Link zur Stiftung SSUI funktioniert tatsächlich seit kurzem nicht. Wir haben reklamiert. Deshalb habe ich im Artikel auf «Über uns» verlinkt. Wir werden das Problem mit dem SSUI-Link lösen. Sie finden dort u.a. Stiftungsurkunde und Reglement der Stiftung.